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Frag den Bestatter

Ablauf einer Gruft

Mich beschäftigt seit längerem viele Fragen zum Thema Gruftbestattung.
Meine Großmutter und mein Opa sind in einer 1960er Jahren erbauten Familiengruft beigesetzt. Was passiert eigentlich mit den Leichen, wenn Sie in so einem Metallsarg eingelötet sind? Werden daraus automatisch Mumien? Was ist wenn die Gruft dann voll ist? Theoretisch haben ja nur 6 Särge Platz. Ich habe aber schon ähnliche Grüfte gesehen, wo am Grabstein viel mehr Namen oben stehen. Werden die Toten dann „zusammengelegt“?
Was ist eigentlich, wenn die Grabstätte aufgelassen wird, und die Gruft neu vermietet wird?
Müssen dann alle exhumiert werden?

Aus der Beantwortung dieser Fragen ergibt sich, warum viele Friedhöfe solche Grüfte nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen anbieten. Aus Deinen richtig gestellten Fragen gehen nämlich die problematischen Punkte schon sehr gut hervor.

Wird ein Leichnam nahezu unter Luftabschluss beigesetzt, wird er -ohne Kontakt zu Feuchtigkeit und Erdreich- nicht so vergehen, wie es bei einer normalen Erdbestattung der Fall wäre. Das ist mit ein Grund dafür, daß gemauerte Grüfte in den meisten Fällen auch nur für sehr lange Zeiträume abgegeben werden. Die Genehmigung für eine Gruft erhält man oft nur, wenn man diese Grabstätte für 40 oder gar 60 Jahre fest bucht und bezahlt.

Im Gegensatz zur Zersetzung des Leichnams durch Mikroorganismen, bei der letztlich nur die großen Knochen des Skeletts übrig bleiben, wie es bei der Erdbestattung der Fall ist, kommt es bei einer Gruftbestattung eher zu einer Austrocknung des bestatteten Körpers.
Während bei der Bestattung mit Erdkontakt also nach Jahren nur noch die Knochen, ein paar Sargbretter und eventuell Reste der Totenkleidung übrig sind, kommen bei einer Gruftbestattung noch die getrocknete Haut und eingeschrumpftes Gewebe hinzu.

Es ergibt sich in beiden Fällen die Problematik, was irgendwann mit den verbliebenen Resten zu geschehen hat.
Während bei einer Erdbestattung die Knochen durch allgemeine Erdtätigkeit und Grabungsarbeiten dann oft ungeordnet und nur noch mit Restfragmenten vom Sarg im Erdreich liegen, steht der Sarg in der Gruft zumeist vollkommen intakt.

Auch so eine Gruft hat nur eine begrenzte Zahl von Stellplätzen für Särge. Irgendwann kann sie aber rein physikalisch voll sein, rein rechtlich aber schon wieder als leer gelten. Das kommt durch die Mindestruhezeiten.
Diese sind für die dort Bestatteten abgelaufen, sie gelten also rechtlich als vergangen, obwohl sie tatsächlich noch vorhanden sind.
Im Falle einer herkömmlichen Erdbestattung wird beim Ausheben des Grabes für neue Bestattungen darauf geachtet, daß eventuell vorhandene Knochen am Boden der Grube verbleiben, was nicht immer ganz einfach ist, weil oft das gesamte ausgehobene Erdreich mit kleineren Knochenfragmenten durchsetzt ist.
Wir haben hier ja schon zur Genüge davon gelesen, daß bei Beerdigungen Knochen zu sehen waren.

Diese Problematik verstärkt sich natürlich, wenn -wie bei einer Gruftbestattung- wesentlich mehr erhalten ist.
Man wird also, gemeinsam mit der Friedhofsverwaltung und evtl. einem Friedhofsgärtner, Bestatter oder dem für den Grabbau zuständigen Unternehmen sorgfältig planen müssen, was nach so vielen Jahren mit den sterblichen Überresten geschehen soll.

Zunächst einmal muß man dem Umstand Rechnung tragen, daß die in einer Gruft bestatteten Personen das ja genau aus dem Grund so haben wollten, weil sie eben nicht in der nassen Erde verwesen wollten. Ob man nun, Jahrzehnte später, von diesem Wunsch abweichen möchte, muß jede Familie selbst entscheiden.
So kommt es, daß sehr viele Gräber dieser Art über hundert Jahre und länger erhalten bleiben. Auf manchen Friedhöfen musste man solche Gräber sogar mit unglaublich hohen Summen „für die Ewigkeit“ ankaufen.

Die Alternative besteht darin, daß man den Sarg aufhebelt und die „Mumie“ direkt ins Erdreich gibt. Das wird sehr unterschiedlich gehandhabt. Manchmal werden die Reste auch in einer einfachen Gebeinekiste oder einem Schlichtsarg an anderer Stelle des Friedhofs beigesetzt. Natürlich ist auch eine Einäscherung denkbar.

Alles in allem ist die Gruftbestattung eine der teuersten Varianten. Zu den recht hohen Kosten für die Erstellung der Gruft kommen, wie man hier sieht, irgendwann hohe Kosten auf die Familien zu, wenn die Gruft nicht einfach in der ursprünglichen Form erhalten, sondern aufgelöst oder weiterbelegt werden soll.

Viele Namen auf einer Familiengruft deuten schließlich nicht darauf hin, daß in dieser Gruft so viele Särge eingestellt sind. Als doch recht lang bestehende Grabstätte werden den Namen der tatsächlich dort bestatteten Personen oft auch noch die Namen derjenigen Familienmitglieder hinzugefügt, deren normale Gräber bereits abgelaufen sind. Auch könnten noch zusätzlich eine ganz beachtliche Anzahl von Urnen in einer Gruft vorhanden sein.


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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 17. August 2012 | Peter Wilhelm 17. August 2012

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10 Kommentare
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Claudia
14 Jahre zuvor

Da kommen mir ganz neue Geschäftsideen für Halloween *denk*

14 Jahre zuvor

Ich will auch sowas 🙂 Aber ne gruselige mit so ner Treppe in die Tiefe wo dann ganz viele gruselige Särge stehen 😀

Avarion
14 Jahre zuvor

Und bei der nächsten Flut paddelst du dann über den Friedhof? 🙂

14 Jahre zuvor

Ich denk, wenn schon mit Kellerstiege, dann auch mit gehörigem Fundament inklusive Abdichtung 😉

Außerdem sollten Friedhöfe wohl nicht im „Gefährdungsgebiet“ liegen, oder? 😉

Kitten
14 Jahre zuvor

In New Orleans liegen alle Grüfte überirdisch, eben weil das Grundwasser so hoch ist und bei starkem Regenfall die Särge wieder hochgeschwemmt werden könnten.

14 Jahre zuvor

@ DeserTStorM jaa und viele Spinnweben von der Decke hängend, Fledermäuse und alles ws dazu gehört. Cool.
Ich glaub die Gruft von Karl Flick könnte man getrost wieder belegen. Der ist ja unbekannt verzogen 😉

Hans
14 Jahre zuvor

#4: In den 80er Jahren schwammen bei einem Rhein-Hochwasser einmal Särge über die Insel Niederwerth (gegenüber Vallendar bei Koblenz). Entsprechende Fotos habe ich damals in der Zeitung gesehen. Die Särge stammten nicht einmal aus Grüften, sondern aus Erdgräbern, bei denen der Boden noch relativ locker war und deshalb leicht ausgeschwemmt wurde.

Soviel zum Gefährdungsgebiet 😉

Gastgrufti
14 Jahre zuvor

zur Frage der Metallsärge Ein gut befreundeter italienischer Totengräber erzählte mir mal ausführlich vom zustand der Toten nach mehreren Jahren Zinksarg. Sein Kommentar: „Wenn man eine Kultur daran beurteilt, wie sie mit ihren verstorbenen umgeht, sind die Italiener ziemlich weit hinten“ Weitere Details erspare ich uns.

mike
14 Jahre zuvor

@Gastgrufti: „Wenn man eine Kultur daran beurteilt, wie sie mit ihren verstorbenen umgeht, sind die Italiener ziemlich weit hinten“ – wie ist das denn genau zu verstehen. Ich bekomme da leider keine Sinn / Zusammenhang daraus. Bin vielleicht auch nur Laie. Danke für die Erklärung!!

erich
13 Jahre zuvor

findet man demnach in einer gruft von 1700 auch heute noch menschliche knochen, oder bleibt von uns allen irgendwann nur
noch staub?




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