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Anonym oder nicht anonym?

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Eine Bekannte war in diesen Tagen auf der Suche nach einem Grab. Bei der Friedhofsverwaltung nannte man ihr Grabnummer, Gräberfeld und Reihe, so konnte sie das Grab dann finden. Jedoch hat das Grab weder Namen noch Grabstein, es wird aber gepfelgt.
Um welche Art von Bestattung handelt es sich? Anonym kann das ja nicht sein, denn die Verwaltung gibt ja die Lage bekannt. Auch wenn möglicherweise ein Grabstein nicht verpflichtend ist, müsste nicht dennoch in irgendeiner Form eine namentliche Kennzeichnung am Grab zu finden sein, beispielsweise in Form eines Holzkreuzes o.ä.?

Unter einer anonymen Bestattung versteht man im Allgemeinen eine Bestattung, bei der weder Zeitpunkt noch Ort der Bestattung bekannt sind. Doch gibt es hiervon zahlreiche Abweichungen. In manchen Städten ist zumindest die ungefähre Lage des Grabes bekannt, in anderen bleibt die Lage unbekannt, wohingegen der Tag der Beisetzung mitgeteilt wird.

Hintergrund: Insbesondere durch das Nichtbekanntgeben der genauen Grablage verhindert man, daß die Angehörigen einen zunächst als Gemeinschafts- oder Anonymgrabstätte gedachten Platz doch in gärtnerische Pflege nehmen. Hierdurch würden der Verwaltung nicht unerhebliche Folgekosten entstehen und der Gedanke der anonymen Bestattung ins Gegenteil verkehrt.

Bei der hier geschilderten Bestattung scheint es sich nicht um eine anonyme Bestattung zu handeln, sondern um einen ganz normalen Graberwerb. Je nach Friedhofssatzung besteht durchaus die Möglichkeit, auf einen Grabstein zu verzichten, eine Verpflichtung zur namentlichen Kennzeichnung besteht dann nicht.

Manche Angehörige kennen die Regelungen der jeweiligen Friedhöfe recht genau und nutzen diese in ihrem Sinne aus.
Auf einem Friedhof hier in der Nähe ist es so, daß die Verwaltung nach einer Beerdigung, wenn sich innerhalb eines Jahres am Grab nichts getan hat, dieses Grab einebnet und Gras einsät.

Wenn also keine gärtnerische Gestaltung erfolgt, keine Einfassung gesetzt wird und auch kein Stein angebracht wird, entsteht nach einem Jahr ein reines Rasengrab. Es ist also eine leere, grasbewachsene Stelle zwischen den anderen Gräbern. Das Rasenmähen übernimmt die Verwaltung im Rahmen der turnusmäßigen Instandhaltung des Friedhofes.

Auf diese Weise kommen die Angehörigen an ein nicht näher sichtbares Grab, wissen aber sehr wohl die genaue Lage. So bleibt es dann bis zum Ablauf des Grabes in etlichen Jahren.

Es gibt aber natürlich auch vollkommen andere Beweggründe, warum man ein ansonsten gepflegtes Grab namenlos läßt. Entweder entspricht dies dem Wunsch des Verstorbenen oder die Angehörigen wollen das so. Manchmal möchte man einen negativ belasteten Namen nicht angeschrieben sehen, um dem Verstorbenen wenigstens im Tod die Ruhe zu gönnen usw.


Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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Lesezeit ca.: 3 Minuten
| Tippfehler melden | © Revision: 19. April 2016 | Peter Wilhelm 19. April 2016

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Lars
15 Jahre zuvor

Würde ich nicht sagen das es ein „übliches Motiv“ ist um die Grabpflege zu wollen.

Ich denke mal eher das es ein Motiv für Diejenigen ist die zwar einen Trauerort haben möchten mit Erdbestattung, wo aber die anschliessenden Kosten wie Grabeinfassung und Grabstein unbezahlbar bleiben.

Sorum hat man doch immerhin eine persönliche Anlaufstelle anstatt einer allgemeinen Gedenktafel an einem Gräberfeld für Anonyme Bestattungen.

Find ich persönlich nicht schlecht das so zu machen.

noctua
15 Jahre zuvor

Erst mal vielen Dank für die schnelle Antwort, Tom. 🙂

Wenn ich Dich richtig verstehe, ist ein übliches „Motiv“, auf einen Grabstein zu verzichten, die Möglichkeit, die Kosten für die Grabpflege nicht zu haben? Ich habe einfach noch nie gehört, dass man keinen Grabstein wünscht…

noctua
15 Jahre zuvor

@ Lars

Da hast Du natürlich Recht. Ich hatte im Hinterkopf, das prinzipiell genügend Geld vorhanden wäre für eine Grabpflege, und da Gräber ohne Grabstein im Vergleich doch nicht so häufig vorkommen, wollte ich verstehen, was die Gründe sein können. Dass es mit dem Wunsch nach anonymer Bestattung nichts zu tun hat, hatte ich von Tom verstanden. Dass es mit Kosteneinsparung zu tun hat, war mir bis dato neu – die persönlichen Gründe hierfür liegen dann natürlich bei den Angehörigen…

/me
15 Jahre zuvor

Ehrlich, was soll ich mit Firlefanz wie einem Grabstein. Meine Frau weiß was ich will: Verbrennen, anonymes Urnengrab, Ruhe.

Was soll ich meine Angehörigen noch auf Jahre mit Grabpflege belasten?

lya
15 Jahre zuvor

Bei uns gibt es noch die teil-anonyme Bestattung. Da steht auf dem Stein noch ein Name drauf.
Wer sowas macht? Meine Oma zum Beispiel. Die war sehr bescheiden und sparsam. Sie wollte ihren Kindern wenig Kosten aufbürden.
Eben so wie #4 es sagt.

Lobo
15 Jahre zuvor

@/me
Eigentlich bin ich ganz deiner Meinung, habe nur inzwischen gelernt das viele ohne einen „Ort der Trauer“ Schwierigkeiten haben das Ganze zu verarbeiten.
Ich möchte andererseits aber auch niemandem die Pflege meines Grabes auflasten.
Deshalb hab ich die Alternative Friedwald gewählt und denke es damit allen recht zu machen.

15 Jahre zuvor

…habe schon die Erfahrung gemacht, dass Leute die von sich behaupten sie wollten niemanden belasten und auch nicht zu viel Geld ausgeben ihre Meinung komplett ändern, sobald einer ihrer Liebsten vor ihnen stirbt … dann kaufen sie Prunksteine und pflanzen Rosen. Es ist wohl doch so, dass der Mensch einen Ort zum Trauern braucht, und auch eine Möglichkeit, den Verstorbenen irgendwie vielleicht noch etwas „Gutes“ tun zu können.
Ich zumindest hab bei der WM ’94 meinem Opa immer die Fußballergebnisse hintern den Grabstein gesteckt 😉
… außerdem, und das tut vielleicht grad nix zur Sache, denk ich ab und zu dran, dass Oma sich vielleicht doch lieber um einen Platz auf der Sonnenseite hätte kümmern sollen. Opa liegt seit Jahren total im Schatten … irgendwie eine ungemütliche Vorstellung 😉

Keiner
15 Jahre zuvor

Ein nicht seltener Grund von schmucklosen Gräbern besteht darin, dass die Berechtigten nicht wollen und die Wollenden nicht dürfen.
-> verlassene Ehefrau vs. Nachfolgerin

15 Jahre zuvor

Würde auch eher sagen, dass es sich bei der Mail um eine teilanonyme Beerdigung handelt.
Mein Vater wurde auch so beerdigt und liegt momentan noch ohne Grabstein neben 40 anderen Menschen, die auch nur zum Teil eine Platte haben.
Bei uns ist es einfach ein finanzieller Faktor und eine Mutter die mit dem Tod des Partners nicht klarkommt, weswegen dort noch keine Platte liegt. Aber er ist wenigstens nicht der einzige da, nur ca. 1/3 hat überhaupt einen Stein.

verlorenes enkelkind
13 Jahre zuvor

wie genau funktioniert eine teilanonyme bestattung? Kann man sich als „interessierte“ irgendwo genaustens im Netz erkundigen? Hab noch nichts gefunden. vielleicht kennt ihr hier ja irgendwelche spez. seiten.

wie lange dauert es bis ein körper nach dem tod…verbrennung…usw zur bestattung kommt? Sicher mehr als eine woche?
darf man dann noch irgendwie persönliche teile mitgeben? sie hatte die brille ihres bruders aufgehoben. sie wäre sicherlich glücklich wenn diese mit gehen dürfte.




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