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Ärzte und Leichenschau

In den letzten Tagen ging es ja ein paar Mal schon um Ärzte und Leichenschau.
Ich muß aber mal eine Lanze für die Ärzte brechen. Im Großen und Ganzen arbeiten diese völlig korrekt und erledigen die gesetzlich vorgeschriebene Leichenschau schnell, zuverlässig und machen auch kein unnötiges Theater wegen der Leichenschaugebühr. Ja manche verzichten bei eigenen Patienten sogar völlig auf die Berechung. Das muß einfach mal gesagt werden.
Auch die Ärzte müssen ja, ebenso wie wir Bestatter, bei Tag und Nacht, werktags wie wochenends und an allen Sonn- und Feiertagen bei Wind und Wetter raus, um diese Arbeit zu erledigen. Jede Mühe verdient ihren Lohn, sage ich immer und gemessen am Aufwand einer Leichenschau ist das was ein Hausarzt u.U. nur berechnet, aus meiner Sicht durchaus viel zu wenig.

Neulich war an unserer privaten Spülmaschine der sogenannte Sumpfboden kaputt. Dieser Sumpfboden, von dessen Existenz ich bislang überhaupt keine Ahnung hatte, den ich aber jetzt durchaus mit Wohlwollen und der gebotenen Freundlichkeit in unserem Haushalt begrüße, sitzt ganz unten in der Maschine, ist im Grunde nichts anderes als eine Gummitasse mit mehreren Anschlüssen und führt irgendwelche Anschlüsse zusammen. Dieses Gummiteil ist recht unspektakulär, nicht besonders kompliziert, aber ohne es geht es eben auch nicht.
Der freundliche Mann vom Kundendienst tauschte den Gummidödel aus, meinte noch, der sei besonders günstig und berechnete für das Teil 8 Euro, für eine Schelle 2 Euro und für Anfahrt und Arbeit 120 Euro.
Für ganze 20 Minuten!

Ein Arzt muß ggfs. seine Nachtruhe unterbrechen, sich ankleiden, sein Handwerkszeug mitnehmen und bis zu 20 Kilometer oder mehr fahren, die Fragen der Angehörigen beantworten und natürlich auch Trost zusprechen. Dann entkleidet er den Verstorbenen und schaut sich den Leichnam von oben bis unten sorgfältig an. Er untersucht die Körperöffnungen, die Körperoberfläche und vieles mehr. Das kann, wenn es routiniert durchgeführt wird, zwischen 15 und 30 Minuten dauern. Danach füllt der Arzt die Totenpapiere aus, muß noch eine detaillierte Rechnung schreiben, sein Werkzeug wieder einpacken, nochmals mit den Angehörigen sprechen und wieder nach Hause oder in die Praxis fahren. Dort steht dann noch die Reinigung der benutzen Geräte, das Auffüllen des Koffers und später noch die Zahlungsüberwachung und evtl. Abrechnung mit der Kasse, Absprache mit Kollegen usw. auf dem Programm.
Für alles das gibt es zwischen gut 30 und 50 Euro…
Kein Handwerker rückt für ein solches Geld an.

Wer das nicht glaubt, der kann ja mal nachts einen Schlüsseldienst oder Abflussreiniger rufen und dem werden -selbst wenn er an ein ganz seriöses Unternehmen ohne überzogene Preise gerät- die Augen übergehen.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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Knud
14 Jahre zuvor

Vollste Zustimmung. Habe unfreiwillig das Vergnügen, privat Krankenversichert zu sein (glaubt der bescheuerten Werbung der Karstadtquelleversicherung kein Wort), und wundere mich nach jedem Besuch beim Allgemeinmediziner, dass der sich für so eine Entlohnung überhaupt die Mühe macht, Guten Tag zu sagen. Und das beim 2,3-Fachen Kassensatz.
Bei all den Mühen, die mit dem Arztberuf einhergehen, kann das wirklich nur Idealismus sein.
Fachärzte neigen allerdings häufig zum entgegengesetzten Extrem.

Hamburger Jung
14 Jahre zuvor

Daß Hausärzte durch das Abrechnungssystem gegenüber Fachärzten mit teurer Medizintechnik benachteiligt sind, ist leider nicht erst seit gestern so. Das Thema kommt auch alle paar Jahre mal wieder hoch. Wirklich ändern wird sich daran leider nichts.

T.
14 Jahre zuvor

@Knud: Na ja, es ist eine fürstliche Entlohnung gemessen daran, was er für die selbe Leistung bei einem Kassenpatienten bekommt.

Norbert
14 Jahre zuvor

> Fachärzte neigen allerdings häufig zum entgegengesetzten Extrem.

Finde ich nicht. Ein Zahnarzt nimmt für ein Röntgenbild 6 Euro. Davon muss er/sie die Kosten für den Apparat abstottern, das Filmmaterial und die Arbeitszeit bezahlen. Für eine örtliche Betäubung würde ich mit Kusshand 20 Euro zahlen, kostete beim letzten Mal aber immer noch nur 9 Euro und ein paar Cent.

Neurologen und Psychologen zählen zu den am schlechtesten bezahlten Ärzten, und selbst ein MRT, dass mehrere hundert Euro kostet, ist eigentlich preiswert, wenn man bedenkt, dass so ein Gerät mindestens 750 000 Euro kostet (3 Millionen können es auch werden).

Auch ein Facharzt muss kostenlos weiterarbeiten, wenn sein Budget verbraucht ist. Akustiker tun das nicht. Wenn das Reparaturbudget für ein Hörgerät verbraucht ist (das Budget beträgt rund 1/3 des realistischen Betrages), zahlt der Patient die Reparatur seiner Hörhilfe, auf die er angewiesen ist.

Klaus Brinkmann
14 Jahre zuvor

Hätte ich mal besser gar nichts geschrieben!Aber Tatsache:Es ist hierbei wie überall im richtigen Leben:Manche sind mit 10 Euro/Std schon drastisch überbezahlt,andere müßten 10xso viel verdienen für ihre Leistung,bekommen es aber leider nicht.Bei den Guten freut sich oft die Kaffeekasse und die Familie zahlt gerne für guten Service,andere machen einen riesigen Aufstand und benehmen sich nicht,wie im Uni-Seminar!So ist es leider in der Wirklichkeit.

14 Jahre zuvor

Ich weiß nicht mehr welcher, aber ein Kabarettist sagte mal, er hat mit einem Handwerker gesprochen. Auf die Frage hin, warum er Klempner geworden ist, antwortete der: „Ich war früher mal Anwalt. Als Klempner hat man den besseren Stundensatz“ 😀

MacKaber
14 Jahre zuvor

@Klaus Brinkmann: Das war schon recht. Genau diese Information hilft mir im Bedarfsfall weiter.
Was nervt sind nur diejenigen, die die Kosten sofort am Totenbett eintreiben, oder einen Teil der Dokumente nur wegen der Kostenträgerfrage als Geisel mit in die Praxis nehmen.
Ach ja, gegen die Begründung, man wolle morgen früh erst noch mit dem Hausarzt sprechen, um die Dokumente erst dann fertigmachen zu können, kann man warscheinlich nichts einwenden.

Gynäkologie
14 Jahre zuvor

Meist gibts bei der Leichenschau keine Probleme. Gelegentlich gibts Ärger, wenn man an so Verschwörungsdeppen gerät, die das Standartargument Nr. 1 der Leichenschauproblematisierung anführen: „Die letzten zehn Jahre hat der Arzt sich ne goldene Nase verdient, den Opa krank zu halten, und jetzt will er sogar noch fürs Sterben Geld, der sollte froh sein daß er nicht verklagt wird“

akbwl
14 Jahre zuvor

Tja, die Ärzte stehen schon für 50 Euro auf. So manche „Dame“ legt sich erst fürs doppelte hin…

ein anderer Stefan
14 Jahre zuvor

Man kann nur von Glück sagen, dass es noch Idealisten unter den Ärzten gibt. Mein Hausarzt ist auch so einer: Privatpatienten verirren sich wahrscheinlich kaum mal in seine Praxis (in der Gegend werden es eher mehrheitlich Hartz IV Empfänger sein), die Praxis ist immer voll, er arbeitet eigentlich immer länger als auf dem Praxisschild vorgesehen, macht sogar noch Hausbesuche. Trotzdem ist er immer freundlich und geduldig, nimmt sich Zeit für seine Patienten. Er nagt zweifellos nicht am Hungertuch (ich weiss zufällig, was für ein Haus er hat – schönes großes altes Fachwerkhaus), aber das hat er sich auch redlich verdient.

Kirsche
14 Jahre zuvor

naja die Ärztin die bei uns war hat den Verstorbenen gar nicht abgefasst und dann auch noch ausversehen den Totenschein auf die falsche Person ausgestellt *gg* sowas gibt es sicher auch öfters 😉

14 Jahre zuvor

der schlüsseldienst meines vertrauens kennt mich schon gut, die wollen nachts nur 40 euro und nach dem 15. mal gibts eine türöffnung gratis. 😀




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