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Auf dem 1. Rheinland-Pfälzischen Bestattertag in Kaiserslautern

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Da fährt man Samstagmorgen in aller Frühe nach Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz, also quasi in unser „Holland“, drüben auf der anderen Seite des Rheins, gerät nach 20 Kilometern in eine dieser absolut nutzlosen, 20 Kilometer langen Baustellen bei denen einfach nur rote Hütchen die Fahrbahnen sperren und man nicht sieht daß da gearbeitet wird und nach einer Stunde kommt man in Kaiserslautern an, wo man dringend als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion auf dem 1. Rheinland-Pfälzischen Bestattertag erwartet wird und dann sagt das Navi, dieses verfluchte Teufelsding, mitten in der Innenstadt: „Ich lade jetzt mal neue Karten für Deutschland und die Niederlande herunter und lege mich schlafen“ und man ist aufgeschmissen ohne Ende; aber man weiß sich ja zu helfen und fragt Leute nach dem Weg, doch die gucken einen an, als ob man ein Alien sei und sie um intergalaktischen Sex gebeten hätte, aber dann fragt man einen hilfsbereiten Taxifahrer nach dem Weg, doch der kann kein Wort Deutsch und es fällt einem schwer, die pakistanische Musik aus seinem Radio zu übertönen und dann findet man doch noch einen deutschsprachigen Taxifahrer, der einem dann erklärt: „Ja, wenn Sie nach dem Bildungs- und Technologiezentrum fragen, das kennt hier kein Schwein, bei uns ist das die ‚Schornsteinfegerschul‘ “ und dann kommt man doch noch rechtzeitig an, stellt aber fest, daß das Podium gar kein Podium ist und man keine Stühle für die Diskussionsteilnehmer aufgebaut hat, sondern daß man fast anderthalb Stunden im Stehen diskutieren muß, ohne ein Glas Wasser, genau dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man denkt: „Schön hier!“

Nee, ehrlich, es war sehr schön.
Dieses Bildungs- und Technologiezentrum, das viele ‚lauterer offenbar wirklich nur unter dem Namen der ebenfalls auf dem Gelände befindlichen Schornsteigfegerschule kennen, ist erst vier Jahre alt, sehr modern, sehr großzügig und hat vor allem Herrenklos, bei denen man am Urinal keine vollgemeierten Hebel drücken muß, sondern per Infrarotsensor abgetastet wird. Hoffentlich macht der Sensor sonst keine Messungen, Google soll ja überall sein. Jedenfalls lagen in den Pinkelbecken keine Duftgoogeln.

In der Vorhalle hatten verschiedene Anbieter ihre Produkte ausgestellt (z.B. Särge, Urnen, Bestattungswagen) oder boten ihre Dienstleistungen an (z.B. Versicherungen, Bestattungswaldanbieter) und es war dort ein Kaffeebuffet aufgebaut. Leider blieb mir keine Zeit, mir eine Tasse zu nehmen, denn als ich vom duftgooglefreien Raum wieder zurückkam, hörte man schon den Chefveranstalter Hermann Hubing (Geschäftsführer der rheinland-pfälzischen Tischler) seine Eröffnungsrede halten.
Die Gruß- und Eröffnungsworte verschiedener Damen und Herren, waren interessant und wurden mit bravem Beifall bedacht. Immerhin waren von den knapp 190 Bestattungsbetrieben im Kammerbezirk so etwa ein knappes Viertel im Plenum vertreten.
Beeindruckt hat mich Dr. Jürgen Faltin vom Gesundheitsministerium in Mainz (zuständig also auch für die Bestatter), der erkennen ließ, daß er durch seine Arbeit und gute Vorbereitung auf diesen Termin ein profunder Kenner der Sorgen und der Bedeutung der Bestatter ist. Er ist übrigens auch bis zum Ende meines Aufenthaltes dort geblieben und hat sich in der Fragerunde auch in die Diskussion eingebracht und sich das, was Bestatter und BestattungsExperten anmerkten notiert und so deutlich gezeigt, daß er am Thema ernsthaft interessiert ist.

Nach den Grußworten kamen dann wir an die Reihe. Wir das waren Ronald de Schutter, Bestatter aus Kaiserslautern, Bestatter Peter Kriese und Christoph Keldenich von der Verbraucherinitiative LORDVOLDEMORT1 sowie meine massenmäßig nicht unerhebliche Wenigkeit.
Und wir waren zu einer Podiumsdiskussion geladen. Von den Tischlern. Von denen, die sich also mit Holz und Unterkonstruktionen bestens auskennen. Also von den Leuten, die Podeste und Podien (ist das der Plural von Podium?) bauen.
Nur gestern war da kein Podium und statt vier gemütlicher Stühle, jeweils mit einem Tischchen mit einem Glas Wasser und genügend Ansteckmikrophonen für jeden Diskussionsteilnehmer, gab es zwei Bistrotische an denen sich jeweils zwei Diskussionsteilnehmer und Obertischler Hubing in der Mitte plazierten. Das wäre der einzige Punkt, den ich zu bemängeln hätte, so fast anderthalb Stunden Stehen, das ist im Moment noch nicht so das Wahre für mich, aber das konnten die ja nicht wissen und so ist es aber auch gegangen.
Vielleicht noch: Schöner wäre es gewesen, wenn jeder ein eigenes Mikro gehabt hätte, dann hätte man sich auch mal gepflegt ins Wort fallen oder gleich den Faden aufnehmen können, so war es fast ein Abfragen durch den Moderator. Das bedeutet, daß man im Kopf eine Antwort bzw. eine Ergänzung zu dem entwickelt, was der Vorredner gesagt hat, dann aber etwas ganz anderes gefragt wird.
Da könnte man für den zweiten Bestattertag noch etwas dran arbeiten.

Die Fragerunde an sich war in Ordnung. Es wurden verschiedene Punkte der Bestattungskultur besprochen, das Thema war „Entsorgung“ oder „Ent-Sorgung” – Bestattungskultur im Fokus gesellschaftlicher Veränderungen.
Auch sehr beeindruckt haben mich die beiden Bestatter Kriese und de Schutter. Der sehr sympathische und aufgeweckte Herr Kriese möge es mir verzeihen, aber ich bin an diesem Tag fast ein Ronald de Schutter-Fan geworden. Sehr eloquent, seine Worte durch Körpersprache unterstreichend, ein Kenner der akuten Problematik und ein Mann vom Fach, der aber weiter denkt und Ideen und Perspektiven entwickelt.

Alles in allem eine sehr gelungen organisierte und thematisch sehr interessante Veranstaltung, zu der ich den Veranstaltern nur gratulieren kann. Allen Bestattern kann ich nur empfehlen, solche Veranstaltungen -auch in anderen Bundesländern- zu besuchen.
Bestatter reden viel zu wenig miteinander! Gemeinsam wären sie so stark, doch die Konkurrenz des Alltags verhindert oft einen wirkungsvollen Schulterschluß und nach meiner Ansicht sind die Verbände hier eher hinderlich als hilfreich.

Nach der „Podiums“-Diskussion mußte ich dann schon wieder abfahren, weil ich noch einen Anschlußtermin hatte.

1(den Namen dieser Organisation schreibe und verlinke ich hier mal nicht, sonst klickt wieder einer drauf und dann sind wir wieder Computersaboteure; die haben sich niemals richtig entschuldigt oder irgendein Zeichen der Wiedergutmachung gesetzt)


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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 7. Januar 2015 | Peter Wilhelm 7. Januar 2015

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5 Kommentare
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Roichi
11 Jahre zuvor

Hast du dir wenigstens noch etwas Stärkung vom Buffet angeln können?
Wenn es schon keine Duftgooglen gibt.
😉

Tinchen
11 Jahre zuvor

„Verbraucherinitiative LORDVOLDEMORT“ *ROFL*

Ich wette, wenn seiner Lordschaft zugetragen wird, dass sie im Gegensatz zu allen anderen nicht verlinkt sind und so ersatzbereichnet werden, kriegst Du Ärger weil die sich mit irgendeinem Teufelszeug und anderen dunklen Mächten verunglimpft sehen. Die stricken schon wieder ein abstruses Zeug zusammen, vielleicht so in der Richtung: Die böswillige Weglassung des Linkes ist ein Aufruf Entzug der ihnen zustehenden Klicks, damit machst Du Dich bestimmt schadenersatzpflichtig. Immerhin bist Du zur Meinungsfreiheit verpflichtet! Oder so.

Schade, dass ich keinen Blog habe, denen würde ich Meinungs-und Berichtartikel reindrücken, die sie sich in ihren dunkelsten Harry-Potter-Phantasien nicht ausmalen können.

11 Jahre zuvor

Du betreibst Blogsabotage, weil du sie nicht verlinkst, dass wird mit Beerdigungsverbot nicht unter 2 Särgen bestraft.

Coole Aktion. Verbraucherverband LordVoldemort. *g*

Astrid
11 Jahre zuvor

Harrharr…die unaussprechlichen 😀
Diskussion über einer Stunde im Stehen, na das war sicher nicht so das Wahre, aber da können die sich ja fürs nächste Mal bessern…haben da alle Anwesenden gestanden? Finde ich ungemütlich auf Dauer.

Reply to  Astrid
11 Jahre zuvor

Ah, das ging schon. Dadurch, daß das Publikum auf Stuhlreihen an Tischen saß, hätte man die Diskussionsteilnehmer ja nicht gesehen, wenn die auch gesessen hätten.
Es war toll wieviel die Organisatoren geleistet hatten. Nur so ein kleines Podium mit bequemen Sesseln, das wäre noch das Sahnehäubchen gewesen.




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