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Frag den Bestatter

Auslandstransporte, Überführungen, Überführungsunternehmen, Schweiz – was ist zu beachten?

„In einem Frageforum ist die Frage gestellt worden, was für Bestimmungen zu beachten sind, wenn man eine Leiche aus der Schweiz nach Deutschland überführen will. Offenbar kennt sich da niemand so ganz richtig aus. Ich bin jetzt an diese Frage hängen geblieben, weil ich eine Tante in der Schweiz habe und die ja auch irgend wann einmal stirbt. Wahr scheinlich wird sie in der Scheiz beerdigt, aber nehmen wir mal an die wollte ewentwell doch nach Deutschland? Fahren eigentlich alle Bestatter quer durch die ganze Welt?“

Wir bedienen uns bei Fernfahrten und internationalen Transporten eines professionellen Überführungsunternehmens. Nur in Ausnahmefällen fahren wir solche Touren selbst. Vom Finanziellen wäre es hochinteressant, diese Fahrten selbst abzuwickeln, da die gefahrenen Kilometer ordentlich zu Buche schlagen und sich so auch teure Bestattungsfahrzeuge dann doch recht schnell amortisieren.

Allerdings steht dem entgegen, daß uns dann hier vor Ort ein Bestattungswagen für mehrere Tage fehlt, ein bis zwei Fahrer weg sind und das Fahrzeug einem erhöhten Verschleiß ausgesetzt ist. Ein Kollege kam einmal aus Rumänien zurück und konnte sein Fahrzeug hinterher generalüberholen lassen.

Was die ausländischen Bestimmungen anbetrifft so habe ich schon sehr früh, gleich mit der ersten Auslandsbeisetzung, die in Griechenland stattfand, damit begonnen, einen Ordner anzulegen, in dem wir die jeweils gewonnenen Erkenntnisse abhefteten. So können wir heute einfach unter dem Ländernamen nachschlagen und haben gleich die entsprechenden Hinweise auf die jeweils geltenden Formalitäten.

Speziell in Bezug auf die Schweiz arbeiten wir im Rahmen der Kollegenhilfe mit einem Schweizer Bestattungsunternehmen und einem deutschen Kollegen am Bodensee zusammen. Im Rahmen des so genannten „kleinen Grenzverkehrs“ hat die Schweiz Erleichterungen für die Bestatter vorgesehen.
Notwendig waren bislang immer der Leichenpass, eine Vollmacht und die Schweizer Sterbeurkunde. Je nach Fall kann auch eine Freigabe der Staatsanwaltschaft notwendig sein, was aber normalerweise entfällt.
Weiteres kann man übrigens sehr leicht selbst in Netz finden, zum Beispiel hier.

Es ist dies eine der großen Herausforderungen für einen Bestatter, wie ich meine.
Viele stellen sich ja vor, daß eine Bestattung nur aus einer einfachen Transportfahrt, dem Sargverkauf und ein bisschen Totenhemd-Anziehen besteht.
Es gibt auch Bestatter, die nur das bieten und das auch noch manchmal zu einem vorgeblich niedrigen Festpreis.
Ein guter Bestatter ist aber eben ein kaufmännischer Dienstleister, ein VerwaltungsExperte, ein medizinischer Versorger, ein Hygienefachmann, ein Event-Manager, ein Dekorateur, ein Organisationsspezialist, ein Logistiker und dazu noch Seelsorger und psychologischer Berater.
Hinzu kommen noch die Fertigkeiten, die erforderlich sind, um sich einer ständig ändernden Sozialgesetzgebung, dem Arbeitsrecht, steuerlichen Belangen und allen sonstigen Erfordernissen einer Betriebsführung zu stellen.

Die internationalen Transporte nehmen hier eine ganz besondere Stellung ein. Einerseits sind sie für die Angehörigen stets recht kostspielig, andererseits bedeuten sie für den Bestatter einen erhöhten Aufwand.
In jeder Sekunde kann ein Anruf erfolgen, der den Bestatter mit beispielsweise einer Überführung aus dem tiefsten Afrika oder von einem entlegenen Pazifik-Atoll konfrontiert.

Bei uns ist das jedes Mal die gleiche betriebsinterne Überlegung, ob wir das nun selbst abwickeln, weil wir dann an der Wertschöpfung umfangreicher beteiligt sind, oder ob wir die Erledigung weitestgehend in die Hände von Spezialisten legen, die das hochprofessionell abwickeln, dafür aber auch deutliche Beträge kassieren.

Erstaunlicherweise hat es sich gezeigt, daß oftmals die häufiger anfallenden Auslandsfahrten, z.B. nach Italien, Skandinavien oder in den Ostblock für uns mehr Aufwand bedeuten würden und deshalb besser beim Überführungsspezialisten aufgehoben sind, als Überführungen aus den USA oder Australien usw.

Hat man sich einmal in die Methodik eines Landes eingearbeitet, dann kann man diese Erkenntnisse ja immer wieder anwenden. In den USA haben wir sehr gute Kontakte in mehreren Bundesstaaten und so ist die Erledigung vor Ort kein Problem. Und für den internationalen Transport haben wir hier in der Stadt einen sehr guten Fluglogistiker, der sich inzwischen auch in die Thematik der Leichenbeförderung gut eingearbeitet hat.

Letztendlich fällen wir meistens Vernunftsentscheidungen, die darauf hinauslaufen, lieber auf die erhöhte Gewinnmitnahme zu verzichten und dafür entspannter zu bleiben und alles auf dem für uns einfachsten Weg zu erledigen.

Irgendwie ist es in all den vielen Jahren immer so gewesen, daß ausgerechnet dann, wenn zwei Wagen unterwegs waren, gleich drei neue Sterbefälle hereinkommen. Das kennt doch jeder Bestatter: Da hast Du eine so genannte Nullwoche, in der absolut kein einziger Sterbefall hereinkommt und dann kommt der dicke Italienauftrag und man meint, man habe genügend Kapazitäten für alles und ausgerechnet dann sterben „sie wie die Fliegen“, so als ob im Krankenhaus Leichenausverkauf wäre…


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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 30. Mai 2012 | Peter Wilhelm 30. Mai 2012

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12 Jahre zuvor

„Leichenausverkauf“ ist gut.
Alles muss raus, wir brauchen Platz, ein neuer Chirurg hat angefangen …

Konni Scheller
12 Jahre zuvor

[quote]Ein guter Bestatter ist aber eben ein kaufmännischer Dienstleister, ein Verwaltungsexperte, ein medizinischer Versorger, ein Hygienefachmann, ein Event-Manager, ein Dekorateur, ein Organisationsspezialist, ein Logistiker und dazu noch Seelsorger und psychologischer Berater.
Hinzu kommen noch die Fertigkeiten, die erforderlich sind, um sich einer ständig ändernden Sozialgesetzgebung, dem Arbeitsrecht, steuerlichen Belangen und allen sonstigen Erfordernissen einer Betriebsführung zu stellen.
[/quote]

Ersetzte „Bestatter“ durch „Gastronom“ und „medizinischer“ durch „kulinarischer“ – dann stimmt alles. 🙂 🙂

Winnie
12 Jahre zuvor

Ich sags doch immer:
„Murphy schläft nie.“

andreas stecker
6 Jahre zuvor

Wunderbarer Artikel zu diesem Thema. Gut zu wissen was ich dabei beachten muss. Diese Information wird mir zum Nutzen kommen. VG

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