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Bestatter pleite – Geld weg – Alte Leute geprellt – Skandal !!!

Immer wieder liest man mal solche Meldungen in der Presse und auch die Zick, Zack, Blitz, Päng und Explosiv-Sendungen in den Privatsendern nehmen sich gerne dieses Themas an. Neulich habe ich in einem Kommentar schon einmal Stellung bezogen, möchte aber nicht, dass mein Standpunkt untergeht und schreibe es deshalb hier noch einmal etwas ausführlicher:

Es geht immer um Folgendes:

Da hat ein älterer Mensch an einen Bestatter Geld für seine dereinstige Bestattung bezahlt, der Bestatter hat Insolvenz angemeldet und der alte Mensch geht nun leer aus.

Das ist schon deshalb eine etwas sensationsheischende Meldung wert, weil es auf der einen Seite um Angehörige eines Berufsstandes geht, von dem man so gut wie nichts weiß (außer man liest mein Weblog!) und auf der anderen Seite um alte Leute geht, die oft beim Abschluss von Verträgen überfordert sind.

Wenn so etwas passiert ist das natürlich bitter für den alten Menschen, aber kurz gesagt: So etwas kann passieren. Tausende haben bereits Geld an Handwerker, Bauunternehmer, Autoverkäufer, Ladeneinrichter und was weiß ich bezahlt und bevor der irgendeinen Handschlag getan hat, ist das Unternehmen pleite gegangen. Das ist immer sehr ärgerlich, aber nunmal der Lauf der Dinge und in den heutigen Zeiten nichts Ungewöhnliches. Man weiß ja auch nie, was hinter einer solchen Unternehmenspleite steht, in den seltensten Fällen macht da einer gerne Pleite.

Ich gehe einmal davon aus, daß jeder Bestatter der Welt lieber seinen Job weitermachen möchte, seinen Betrieb behalten möchte und weiterhin einen guten Ruf genießen möchte, statt wegen einer solchen Geschichte gleich zwei Mal in der Zeitung zu stehen: Einmal als Alte-Leute-Preller und einmal unter „Konkurse“. Absichtlich macht sowas meiner Meinung nach keiner; und wenn doch, dann gehören dem die Ohren abgeschnitten.

Absichtlich bescheißen aber Tausende von Rheumadecken- und Topf-Set-Verkäufern alte Leute und auch so mancher Treppenlift ist bis heute nicht eingebaut, obwohl die Leute längst ihr Geld bezahlt haben. Da steckt Absicht dahinter, das ist eine ganz andere Hausnummer!

Dass es in diesem konkreten Fall einen Bestatter betrifft, ist natürlich aufgrund der Thematik “Tod und Trauer” etwas brisanter, aber dennoch eine Firmenpleite wie jede andere auch.

Richtig bemerkenswert und aufregenswert wäre das, wenn der Bestatter die alte Dame bewusst zum Abschluss eines solchen Vertrages gebracht hätte, um sich persönlich an ihrem Geld zu bereichern und dann absichtlich die “Flatter” gemacht hätte.

So ist es aber nur deshalb von Interesse, weil es eben ein Angehöriger einer Berufsgruppe ist, über die man landläufig nichts weiß. Hätte die alte Dame das Geld an einen Sanitärinstallateur verloren, würde wohl kaum darüber berichtet.

Aber dennoch: Der entscheidende Fehler liegt darin, dass das Geld nicht gegen solche Mißgeschicke gesichert war.
Der korrekte Weg ist, das Geld bei einem Bestatterverband, einer Friedhofsgärtnergenossenschaft usw. einzubezahlen.
Eine weitere, von uns bevorzugte, Methode ist es, das Geld auf ein gesperrtes Sparbuch einzuzahlen, sodass es nur gegen die Vorlage der betreffenden Sterbeurkunde ausgezahlt wird. Hier kommt niemand, auch im Falle einer Insolvenz vorzeitig an das Geld.

Solche Fälle, daß ein Bestatter pleite geht, sind eher selten, kommen aber vor. Es ist schließlich auch ein kaufmännischer Betrieb der sich gegen andere Betriebe, Behördenwillkür, Banken und nichtzahlende Kunden behaupten muss. Vor dem Hintergrund stark gesunkener Sterbezahlen haben auch die Bestatterpleiten zugenommen; man kann aber keinesfalls sagen, daß es insbesondere Bestatter trifft oder die Situation nun unsicherer geworden wäre. Es kann schlicht und ergreifend jeden treffen, alte wie junge Unternehmen, solche die einem Verband angehören und solche die keinem Verband angehören, solche die auf eigene Faust arbeiten und solche, die einer großen Kette angehören.

Insgesamt gesehen muss man aber sagen: Solange sich Menschen nicht selbst beerdigen können, wird es auch Bestatter geben und das Geschäft ist ein ziemlich krisensicheres.
Man weiß zu wenig über den konkret angesprochenen Fall, um wirklich etwas dazu sagen zu können. Möglicherweise haben ja andere Kunden, die einfach nicht bezahlt haben, den Kollegen in den Ruin getrieben. Ärgerlich ist sowas allemal.


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Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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7 Kommentare
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claas
16 Jahre zuvor

Hallo undertaker,

Wie kommt es denn zu "sinkenden Sterbezahlen"? Ich hätte die immer für irgendwie linear gehalten. Oder wird ab 2020 wieder mehr gestorben? Ernsthafte Frage.

Missy
Reply to  claas
3 Jahre zuvor

Claas, wenn man deine Frage heute liest kommt man schon ins Grübeln!

(PS: Wie lautet dein Tipp für die Lottozahlen nächste Woche?)

undertaker
16 Jahre zuvor

@claas: Wir haben 2007, rechne mal 60 Jahre zurück.

In den Jahren des Zweiten Weltkriegs sind Millionen Menschen getötet wurden, die normalerweise jetzt erst sterben würden. Das drückt sich ganz gewaltig in den Sterbezahlen aus. Ausserdem leben die Menschen länger. Der kriegsbedingte Knick wird erst ab 2012 bis 2015 vorbei sein.

omalise
16 Jahre zuvor

Ja das ist linear. Das ist eine Folge der Familienpolitik in Deutschland. Wenn weniger geboren wird, wird logischerweise auch weniger gestorben.

16 Jahre zuvor

@claas es gibt geburtenstärkere und -schwärchere jahrgänge, dann rechnet man die durchschnittliche lebenserwartung (kann mich erinnern mal was von 75 jahren gelesen zu haben) und kannst dir ausrechnen wie viele leute in etwa (das sind ja alles nur schätzungen, der tot lässt sich – noch nicht – berechnen) in einem bestimmten jahr sterben. jetzt sind in etwa die leute um 1930 "dran", ich weiß nicht wie die zahlen damals ausgesehn haben aber ich denk mal das in 15 jahren die zahlen dann wieder steigen werden (nachkriegs-baby-boom). ich hoff mal ich folge damit der argumentation vom undertaker

Eve
16 Jahre zuvor

Hallo Undertaker, habe da mal einen Frage zu Deinem auf den 13. terminierten und dann doch leider noch nicht geposteten Artikel "Der Geruch des Todes"…hihi, klingt echt ziemlich merkwürdig, aber ich interessiere mich für das Thema am meisten, da ich als Stadtkind noch nie dem "Geruch des Todes", nicht mal im Fall eines toten Tieres, begegnet bin. Habe da mal schon öfters Leute gefragt, die im medizinischen Bereich arbeiten, aber da höre ich dann "der schlimmste Geruch, den man sich vorstellen kann". Der schlimmste Geruch, den ich kenne, ist Gully-Gestank und Müll-Gestank…kann mir nicht vorstellen, dass es was schlimmeres gibt. Und trotzdem höre ich "mit nichts zu vergleichen"…ja, wie riecht denn nun Verwesung? Ich habe jetzt nicht unbedingt Lust, in ein Bestattungsinstitut zu laufen und zu fragen "darf ich mal eben bei Ihnen Verwesungsluft schnuppern?" Zumal "frische und gekühlte" Verstorbene ja eigentlich nicht riechen sollten 😉 Kannst Du es irgendwie so beschreiben, vergleichen etc., dass ich mir was drunter vorstellen kann? 🙂 Nein, ich stelle nicht immer so merkwürdige Fragen 😉

anita
16 Jahre zuvor

Tod stinkt suesslich.

Als mein Opa gestorben ist, hat ihn meine Oma noch ein paar Stunden im Bett liegen lassen (der Glueckliche ist morgends einfach nicht mehr aufgewacht), damit sich jeder verabschieden konnte. Es hat im Haus noch tagelang danach suesslich gerochen. Waere nicht so unangenehm gewesen, wenn wir nicht gewusst haetten, dass es der Geruch war, der von einem toten Menschen abgesondert wurde.




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