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Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen -andere Gemeinschaften-

3. Bestattungsriten in religionsähnlichen Gemeinschaften:

3.1. Anthroposophen:

Die Anthroposophie ist im eigentlichen Sinne keine Religion. Ihre Mitglieder legen besonderen Wert auf eine dreitägige Aufbahrung im offenen Sarg unmittelbar nach dem Todeseintritt. Umrahmt von sieben echten Kerzen nehmen Freunde und Familie mit Gebeten Abschied. Erst nach dieser Zeit wird die Aussegnung vorgenommen. Zwar erlaubt die Christengemeinschaft die Feuerbestattung, allerdings nicht für Menschen, die durch Freitod starben. Es wird darauf geachtet, dass Trauerzeremonien für Menschen die nach langer, schwerer Krankheit verstarben, nicht durch den Schmerz der Angehörigen dominiert sind, sondern im Glauben an die Auferstehung des Leibes tatsächlich als Erlösung gefeiert werden.

3.2. Freimaurer:

Es gibt ein Zeremoniell für eine freimaurerische Trauerfeier, welches im Allgemeinen vor der kirchlichen Trauerfeier in der jeweiligen Friedhofskapelle stattfindet.
Manche Brüder Freimaurer möchten auch ohne kirchliche Aussegnung bestattet werden.
Der Meister vom Stuhl und seine beiden Aufseher sind im Dreieck um den mit den freimaurerischen Insignien geschmückten Sarg postiert und führen ein kurzes Wechselgespräch, in welchem mehr die Dankbarkeit als die Trauer um den verlorenen Bruder angesprochen wird.
Es folgt die eigentliche Trauerrede, also eine Würdigung des Verstorbenen, wobei seine positiven Eigenschaften ebenso Erwähnung finden sollen wie seine Fehler.
Zum Schluss der Trauerzeremonie folgt die traditionelle Kettenbildung aller Brüder um den Sarg und damit auch die Entlassung des Verstorbenen aus der irdischen Kette mit Niederlegung der drei Rosen rot – rosa -weiß.
Man sagt: Wir lösen die Kette der Hände, die Kette der Herzen aber bleibt.
Bei einer freimaurerischen Trauerzeremonie können auch Angehörige und Nichtfreimaurer anwesend sein, und man sagt, es sei ein besonders eindrucksvolles Erlebnis.
Es gilt aber auch hier: Erlebnisse kann man nicht schildern, man muss sie halt wirklich erleben und sollten Sie je Gelegenheit haben, an einer frm. Trauerfeier teilzunehmen, werden Sie meine Worte begreifen.

http://www.freimaurerei.de/index.php?id=28

Anhang:
Interview mit Freimaurer Jan Hendrik Taubert zu den Bestattungsriten der Freimaurer

Bevorzugt man die Erd- oder die Feuerbestattung?

Es gibt keine Vorgaben der Bruderschaft hinsichtlich der Art der Bestattung. Jeder Bruder entscheidet zu Lebzeiten, welche Art von Bestattung er sich wünscht.

Ebenso entscheidet jeder Bruder selbst, ob und wenn ja, welche Form der freimaurerischen Zeremonie im Falle seines Todes abgehalten werden soll. Hat ein Bruder dies nicht eindeutig festgelegt, entscheiden die Hinterbliebenen über diese Fragen.

Die Brüder werden jedoch während ihres freimaurerischen Lebens ermutigt, selbst zu bestimmen, welche Form der Trauerfeier sie sich wünschen: kirchlich mit einem Geistlichen und ohne freimaurerisches Brauchtum; kirchlich mit einem Geistlichen und mit Niederlegung der drei freimaurerischen Rosen und der Kettenbildung; oder eine Trauerfeier ausschließlich nach freimaurerischem Brauchtum.

Gibt es besondere Wünsche hinsichtlich der Kleidung, in der man bestattet wird?

Nein. Das ist jedem Bruder selbst überlassen.

Muß das Grab in besonderer Weise beschaffen sein?

Nein.

Wer spricht bei der Trauerfeier?

Das ist abhängig davon, was sich der Bruder zu Lebzeiten gewünscht hat. Ist eine freimaurerische Trauerfeier gewünscht, richtet der Meister vom Stuhl oder ein dem Verstorbenen besonders vertrauter Bruder eine kurze Trauerrede an die Anwesenden.

Müssen Kruzifixe in der Trauerhalle angehängt oder verdeckt werden?

Nein. Freimaurerei ist keine Religion. Es bleibt jedem Bruder selbst überlassen, ob und wenn ja, welcher Religion er sich anschließt. Damit ergeben sich auch die religiösen Symbole bei einer Trauerfeier nicht aus der Zugehörigkeit des Verstorbenen zur Weltbruderkette (so wird die weltumspannende Bruderschaft der Freimaurer auch genannt), sondern aus seiner – eventuellen – Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft.

Kann auch ein christlicher Pfarrer die Trauerfeier gestalten?

Ja, selbstverständlich. Es gilt der Wunsch des Verstorbenen bzw. seiner Angehörigen.

Gibt es besondere Fristen zu beachten?

Nein.

Gibt es sonst irgendwelche Anweisungen, die der Bestatter zu beachten hätte?

Es gibt keine Anweisungen i. S. von Vorgaben oder gar ‚Gesetzen‘.

Immer wieder wird mir berichtet, Freimaurer hätten besondere Anweisungen bezüglich ihrer Bestattung zu berücksichtigen, jedoch unterscheiden sich die geschilderten Fälle so erheblich voneinander, dass man glauben möchte, es gäbe gar keine besonderen Regeln, sondern jeder habe seine eigenen Ansichten, wie er auch in diesem Fall freimaurerisches Gedankengut am besten umsetzen kann.

Es gibt im Prinzip keine offiziellen freimaurerischen Trauerfeiern.

Das Ritualkollegium der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL A.F.u.A.M.v.D.) – http://www.freimaurerei.de/ – hat allerdings 1983 ein Zeremoniell für eine „Öffentliche Trauerfeier nach freimaurerischem Brauchtum“ herausgegeben, das als Anhaltspunkt für jene Logen gedacht ist, die in einer öffentlichen Trauerfeier eines verstorbenen Bruders gedenken wollen. Dieses Zeremoniell ist kein Ritual und deshalb auch nicht bindend; es kann entsprechend den örtlichen Gegebenheiten, dem Wunsch des Verstorbenen bzw. der Angehörigen etc. behutsam variiert werden.

Die Große National Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML 3WK) – http://www.3wk.org/ – hat ebenfalls eine Empfehlung für ihre Mitgliedslogen herausgegeben, die eine freimaurerische Trauerfeier für ihren verstorbenen Bruder gestalten wollen. Auch hier kommt es auf die Wünsche des Verstorbenen, der Angehörigen und der Gegebenheiten vor Ort an, welche der empfohlenen zeremoniellen Handlungen im Rahmen der Trauerfeier angebracht sind und vorgenommen werden sollen.

Im Einzelnen können freimaurerische Trauerfeiern aus folgenden Teilen bzw. Inhalten bestehen:

Freimaurerische Trauerfeier mit einer Zeremonie (d. h. feierliche Musik, Entzünden von Kerzen, Wechselgespräche zwischen den Brüdern, die die Zeremonie leiten; kurze Ansprache des Meisters vom Stuhl ); Niederlegung der drei freimaurerischen Rosen (rosa, rot und weiß) auf den Sarg bzw. am Grab des verstorbenen Bruders; Kettenbildung der Brüder, die zum Abschied erschienen sind (d. h. die Brüder fassen sich an den Händen und bilden eine Kette um den Sarg oder um das Grab des verstorbenen Bruders. Damit wird der Verstorbene symbolisch aus der Kette der Hände entlassen. Die Kette der Herzen aller Brüder begleitet ihn auch über seinen Tod hinaus.).

Die Brüder, die den Verstorbenen auf dieser Trauerfeier aus der Weltbruderkette entlassen, tragen zum schwarzen Anzug weiße Handschuhe, eine weiße Krawatte und, je nach Tradition der Loge des Verstorbenen, einen hohen Hut (schwarzen Zylinder).

Mit freundlichen Grüßen

Jan Hendrik Taubert
(Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigten Großlogen von Deutschland – Bruderschaft der Freimaurer.)


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