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Der Geruch des Todes

Heute geht es um eine Frage, die mich erreichte. Jemand möchte wissen, wie es sich mit dem Geruch von Leichen verhält.

Immer wieder erreichen mich E-Mails, in denen Interessierte mir Fragen stellen. Oftmals trauen sie sich nicht, diese Fragen im Weblog zu stellen, weil sie befürchten, die Fragen könnten zu dumm oder zu pietätlos sein. Pfffft, traut Euch!

Es gibt ja Menschen, die in Ihrer Wohnung verstorben sind und dort wochenlang nicht entdeckt werden. Ich habe von einer Bekannten gehört, deren Vater Polizist ist, dass der Geruch der dann von der Leiche ausgeht nie wieder aus den Klamotten heraus geht. Auch nach mehrmaligem Waschen nicht. Stimmt das? oder hast du damit keine Erfahrung?

Der von einer Leiche ausgehende Geruch wird oft als süßlich bezeichnet. Er ist sehr aufdringlich und kann schnell auch einen Würgereiz auslösen. Werden wir zu Leichnamen gerufen, die schon geraume Zeit gelegen haben, helfen weiße Staubschutzmasken mit einigen Tropfen Minzöl oder Mundwasser. Manche Bestatter reiben sich auch etwas Mentholcreme für Erkältungskrankheiten unter die Nase. Ist der Geruch zu stark, helfen nur noch Atemmasken mit Filter.

Der Geruch ist tatsächlich langanhaftend, d.h. Gegenstände aus einer Wohnung in der jemand lange gelegen hat, riechen noch eine ganze Weile. In der Kleidung haftet der Geruch aber nicht wirklich sehr lange und wird von Dritten zumeist gar nicht wahrgenommen. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß dieser süßliche Geruch vor allem von den Menschen an ihrer Kleidung wahrgenommen wird, die selbst diesen Geruch am Ort des Geschehens wahrgenommen haben. Das passt zu den Schilderungen Deiner Bekannten. Ihr Vater wird als Polizist nicht jeden Tag und überhaupt nur selten mit solchen Fällen konfrontiert sein. Diese starke Geruch prägt sich sehr gut ein und man meint ihn ebenfalls sehr stark wahrzunehmen, selbst wenn man später nur ganz geringe Spuren wirklich wahrnehmen kann.

In der Tat ist der Geruch nicht unbedingt als ekelerregend oder unangenehm zu bezeichnen und hat nichts mit dem Geruch zu tun, der bei fauligem Fleisch entsteht. Das ist auch mit ein Grund dafür, daß manche Tote jahrelang in der Wohnung liegen und niemand etwas merkt. Ein paar Wochen riecht es „merkwürdig“. Mangels eines Vergleichs können die Nachbarn den seltsamen Geruch nicht einordnen, der dann auch wieder verschwindet.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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16 Jahre zuvor

vor etwa zwei monanten hatten wir (feuerwehr) auch eine ziemlich heftige leichenbergung. ein mann hatte sich erhangen und hing bei 25 grad drei wochen im erdgeschoß. sämtliche weichteile bereits von netten tierchen bevölkert. der geruch war noch zehn häuser weiter zu riechen. zum glück haben wir umluftunabhängigen atemschutz, aber der anblick war trotzdem kein feiner.

Kawuttke
16 Jahre zuvor

das ist dann der Moment, wo man die zusätzlichen Kilos auf dem Rücken sehr gerne mit sich herum trägt…

Numanoid
16 Jahre zuvor

Ich dachte bisher immer 4711 wäre der Geruch des Todes 😀

undertaker
16 Jahre zuvor

@Numanoid: LOL 🙂

Andy
16 Jahre zuvor

Ich hab mal irgendwo gelesen dass es in den USA eine besondere art Creme gibt welche man sich unter die Nase schmiert. Die Creme selbst ist fast Geruchlos, und soll so ziemlich jeden Gestank eleminieren bevor man ihn in die Nase bekommt. Angeblich dort bei Bestattern, Leichenschauern und Polizisten sehr beliebt. Aber keine Ahnung ob es das zeug wirklich gibt.

undertaker
16 Jahre zuvor

@Andy: Ich war ja selbst zur Ausbildung in den USA. Diese Cremes taugen keinen Schuss Pulver. Das ist nichts anderes als etwas Vaseline mit leichtem Mentholgeruch. Sauteuer und es reizt die Haut.

Sebi
16 Jahre zuvor

Ah. Lese den Beitrag und habe ihn in der Nase, diesen Geruch. Ein alleinstehender Mann war an Weihnachten verstorben (Brand durch Zigarette im Sessel, der Rauch hat ihn im Schlafzimmer erreicht und getötet (CO Vergiftung), der Brand ist dann von selbst wieder verloschen).

Vier Wochen später beschwerten sich Nachbarn über einen unbeschreiblichen Geruch. Mein Zugführer geht rein, kommt wieder aus dem Hausflur und schickt alle unter 25 nach Hause…

Das war das "erste Mal" für mich, und das verfolgt mich heute noch. Das Schlimmste ist aber für mich: Brandsicherung am Unfallort. Wenn du da mit deinem Strahlrohr oder Feuerlöscher stehst, und hast alle Zeit, das Gehirn des Fahrers auf dem Armaturenbrett zu bewundern, während der Typ hinter ihm wimmert und bettelt und dann stirbt, Sekunden, bevor wir ihn raus hatten. DANACH habe ich Hilfe in Anspruch genommen.

kir
16 Jahre zuvor

>> … daß manche Tote jahrelang in der Wohnung liegen und niemand etwas merkt. …

kir
16 Jahre zuvor

hmmm anscheinend kann der '

kir
16 Jahre zuvor

*grml* kannst den zweiten Kommentar von mir Löschen, wenn das geht …

@Zitat drüber:

hmmm anscheinend kann der '

kir
16 Jahre zuvor

ahhhh …

*oben anhäng*

Ich hätte nicht gedacht, das jemand JAHRELANG in einer Wohnung liegen kann ohne gefunden zu werden … auch nicht das der Geruch anscheinend vergleichsweise schnell wieder verschwindet …

Meine Eltern waren im Sommer für drei Wochen in Urlaub und ich habe mich die eine Woche um die Post gekümmert, ich fand dann eine verendete Ratte unter dem Küchentisch, das hat schon ganz schön gestunken…

Hast du als Bestatter eigentlich inzwischen eine Auge dafür, wie lange ein Toter vermutlich schon liegt (also etwa Tage genau)?

16 Jahre zuvor

also süsslich habe ich den geruch nicht in erinnerung… ich hatte vor einigen jahren mal eine patientin, deren linker arm und linkes bein am verwesen waren (mikroembolien) und die sich beides nicht amputieren lassen wollte…. dieser beissende geruch frass sich derart in das zimmer ein, so dass ich diesen geruch noch monatelang später wahrnahm, wenn ich das zimmer betrat (im übrigen konnte man wochenlang keinen patienten in das zimmer legen – wegen des beissenden geruchs – trotz intensiver reinigung) die patientin ertrug die qualen übrigens über 3 monate, bevor sie verstarb…




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