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Die schier unglaubliche Rechnung

zocker

hammer-pixabay

Heute meldet sich ein Verbraucher in meiner Sprechstunde und legt eine Bestatterrechnung aus dem Rheinland vor.
Dabei sind mir beinahe vor Staunen die Augen aus dem Kopf gefallen.

Zunächst einmal mokierte sich der Kunde darüber, daß man nach den ersten Gesprächen grob von Gesamtkosten von immerhin stolzen 4.000 € ausgegangen ist, jetzt aber die Bestattung satte 5.033,- € kosten soll.
Der Sarg beispielsweise wurde im ersten Gespräch mit 450 € angeboten, schlägt dann aber auf der Rechnung mit 620 € zu Buche.
Da der Bestatter keine Urne zu einem adäquat günstigen Preis anbieten konnte, hatten sich die Leute sogar die Urne anderswo besorgt.

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Insgesamt begründet der Bestatter die Mehrkosten dadurch, daß die Trauerkapelle am Ort derzeit renoviert wird und die Trauerfeier deshalb etwa 9 km entfernt auf einem Ausweichfriedhof stattfinden mußte.
Die sagenhaften Entfernungen, die der Bestatter zur Bewältigung seines Auftrags zurücklegen mußte, habe ich mal aufgelistet:

  • Auftragsort – Rechtsmedizin 12 km
  • Auftragsort – Kapelle 9 km
  • Auftragsort – Beisetzungsort 7 km
  • Kapelle – Beisetzungsort 2 km

Rein für Personalleistungen berechnet der Bestatter 1.750,– €1

Für diesen Betrag wickeln zahlreiche Bestatter, die wir hier im Bestatterweblog in der Bestattersuche haben, die komplette Urnenbestattung inkl. Trauerfeier ab.

Vom Fragesteller habe ich die Erlaubnis, die Rechnungen anonymisiert hier zu veröffentlichen:

rechnung011015-01

rechnung011015-02

Natürlich wurde der Bestatter nach den hohen Mehrkosten befragt und legte diese Stundenabrechnungen vor:

rechnung011015-03

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Ich muß ehrlich sagen, so etwas ist mir in all den Jahren nicht untergekommen.
Selbst bei komplizierten Auslandsüberführungen habe ich es noch nicht fertiggebracht, 10 Arbeitsstunden zusammenzubekommen, geschweige denn für die bloße Organisation einer simplen Trauerfeier im Nachbarort.

Und daß derzeit die Trauerhalle renoviert wird, das ist weder die Schuld des Kunden, noch des Bestatters.
Das erfordert sicher zusätzlichen Klärungsbedarf, aber bitte doch nicht dadurch, daß man da hinfährt und das in stundenlangen Gesprächen vor Ort klärt. Da hätten auch Telefonate gereicht.
Und daß man für die Vorbereitung des Sechswochenamtes (einer im Rheinland sehr üblichen Messe nach sechs Wochen, abgekürzt SWA) nochmals dahin fährt und auch noch das Geld persönlich vorbeibringt, ist im Zeitalter von Telefon, E-Mail und bargeldlosem Zahlungsverkehr ein Hohn!

„Ich fahr da jetzt mal hin und zähle die Stühle in der Kapelle und gucke persönlich nach, ob und wie man da parken kann!“

Was soll das denn bitte sein? Der Ausdruck persönlicher Hilflosigkeit?

Es ist nur bedauerlich, daß dieser Bestatter nicht Mitglied eines Verbandes ist, dieser würde ihm als Mitgliedsunternehmen das Abrechnen von Bestatterselbstverständlichkeiten schlichtweg um die Ohren hauen.

Was meinen die Kollegen hier?

1 basierend z.T. auf anteiligen Schätzungen.

Branche / Kommune

Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 2. Oktober 2015 | Peter Wilhelm 2. Oktober 2015

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19 Kommentare
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Joyce Meyer
8 Jahre zuvor

Das ist noch gar nichts..

Wir liegen seit bald 5 Jahren mit einem Bestatter aus NRW im Clinch. Und sa geht es um eine Summe von 8.000,- für EINE Person..

Reply to  Joyce Meyer
8 Jahre zuvor

@Joyce Meyer: Bestattungspreise sind meistens nur für eine Person. Zudem sind sie immer etwas sehr Individuelles. So kann man aus Deiner Aussage überhaupt nichts schließen.

Bremer Bestatter
8 Jahre zuvor

So eine Umsatz, und allein durch die unglaublich hohen Fahrt und Personalkosten hätten wir auch sehr gern. Die Rechnung ist in meinen Augen an dreistigkeit nicht zu überbieten, und der „“Kollege““ hat wohl vergessen das die Zeiten schon sehr lang vorbei sind an denen sich Kunden so abzocken lassen.
Leider hat er auch vergessen, dass er wahrscheinlich diesen Auftrag bezahlt bekommt, er wird dass wohl nicht das erste mal so Abgerechnet haben, die beste Werbung aber immer noch zufriedene Kunden sind, die im Bekanntenkreis erzählen wie toll alles mit Institut xyz.geklappt hat.
Diese Cance hat er verpasst, und solche Sachen sprechen sich sehr schnell rum.

Reply to  Bremer Bestatter
8 Jahre zuvor

@Bremer Bestatter: Ich befürchte, daß es sich um DAS Unternehmen am Platze handelt oder der Unternehmer das schon sehr lange oder immer so macht. Über Bestattungspreise redet man für gewöhnlich nicht, man will sich ja nicht lumpen lassen.

8 Jahre zuvor

Es ist wirklich unglaublich – mir fehlen echt die Worte.
Da fragt man sich, warum man sich überhaupt noch ausbilden und zertifizieren lässt – so ein „Kollege“ bringt mit dieser haarsträubenden Kalkulation und Abrechnung nun wieder die ganze Branche in Verruf.

Der Familie wünsche ich in dieser schweren Zeit dennoch gute Begleiter an der Seite.

8 Jahre zuvor

Wow, diese Auflistung verschlägt mir wirklich die Sprache.

Ich habe aber eine Frage zu 17 und 18, also Anzeige und „Trauerdrucksachen“ (Trauerkarten?). Das schlägt ja zusammen mit über 1000€ zu Buche. Ist das üblich?

Reply to  Nickel
8 Jahre zuvor
Mark
8 Jahre zuvor

Bei der Anzeige ist die Größe leider nicht ersichtlich. Eine Anzeige in üblicher Größe 138×100 mm, schwarz/weiß und in 2 Ausgaben der Zeitung (um alle Angehörigen zu erreichen) kommt bei uns auch auf knappe 400,- EUR. Farbig gleich noch mal einiges mehr. Die 210 Trauerkarten/Umschläge sind schon etwas teuer, 2,72 EUR/Stück. Aber im Laden kostet eine schöne Trauerkarte bestimmt auch 2,00 bis 2,50 EUR, und die muss man dann noch 210x beschriften… Bei der Menge und den noch zusätzlich gekauften anderen Drucksachen hätte der Bestatter aber schon einen deutlich besseren Preis machen können. Vorausgesetzt er hat die selbst gedruckt. Ich finde die Überführungen/Personalkosten extrem teuer (vor allem für die paar km) und der Sargpreis ist für den einfachsten Verbrenner (vermutlich ohne Griffe usw.) auch deutlich zu hoch. Und in der Rechnung ist noch nicht mal eine Schmuckurne enthalten… Für die 1750,- EUR Personalleistungen machen wir locker eine normale Feuerbestattung mit Trauerfeier und ordentlicher Ausstattung (ohne Fremdkosten wie Redner, Blumen, Krematoriums- und Friedhofskosten). Oben genanntes Ausbilden und Zertifizieren sind nie ein Garant für ordentliche Arbeit. Ich… Weiterlesen »

Chris
Reply to  Mark
8 Jahre zuvor

@Mark:

es gefällt vielen Bestattern zwar nicht – aber 2015 kann man Sterbebilder und Trauerkarten leicht am PC herstellen! Da kann man das feinste, teuerste Papier nehmen – mit der Druckerfarbe kommen da höchstens 10% des von Bestattern aufgerufenen Preises zustande.

Ist man nicht so fit am PC, das selbst zu machen, gibt es im Net X-Druckservices, die das für kleines Geld erledigen….

Reply to  Chris
8 Jahre zuvor

@Chris: Das ist vom Grundsatz her richtig. Aber leider findet man nur wenige Dienste, die das innerhalb weniger Stunden erledigen. Man darf nicht vergessen, daß die Beerdigung oft schon 3 bis 5 Tage später sein wird und die Trauerdrucksachen somit noch am selben Tag zur Post müssen.

Der Selbstdruck ist möglich, wenn man jemanden hat, der weiß wie es geht oder wenn man keine Qualitätsansprüche hat. Ich habe immer wieder so schlechte Beispiele selbstgedruckter Karten gesehen, daß ich diese Variante nicht jedem empfehlen möchte.

Reply to  Mark
8 Jahre zuvor

@Mark:

Lieber Mark, da haben Sie völlig recht. Empathie und Einfühlungsvermögen lehrt bis heute kein Verband, aber auch keine Berufsschule. Hier lehrt das Leben und das Herz – leider ist aber nicht jeder mit solchen Talenten gesegnet. Ich glaube, dass es ein Balanceakt ist, zwischen Pietät, Großzügigkeit und betriebswirtschaftlichen Erfolg abzuwägen. Transparenz könnte hier ein probates Mittel sein.

Uzi
8 Jahre zuvor

Wie hoch ist der Preis für Pos. 15? Sind das über 200 Euro? Was soll(te) darin enthalten sein?

Oben steht was von rund 4000,- Euro im Gespräch, die Rechnung soll sich auf rund 5000,- Euro belaufen – hatten wir das Thema mit der ungenannten Mehrwertsteuer nicht schon mal?

Und auf den Abbildungen sehe ich unten als „Summe A“ ca. 4500,- Euro, wo ist der Rest?

Reply to  Uzi
8 Jahre zuvor

@Uzi: Pos. 15 ist auf dem eingesandten Dokument kaum lesbar, ich habe deshalb vor der Veröffentlichung an dieser Stelle den Kontrast sehr verstärkt, damit man überhaupt etwas erkennen kann. Mit viel Mühe lese ich 215 €.
Die Position der Ziffern zeigt eindeutig, daß es ein dreistelliger Euro-Betrag ist und die erste Ziffer ist als 2 zu erkennen.
Damit rechnet der Bestatter das Besorgen der Sterbeurkunden beim Standesamt ab.

Normalerweise ist diese Dienstleistung in der Pauschale „Erledigung der Formalitäten“ enthalten und eine Selbstverständlichkeit. Hierfür so viel extra zu verlangen, wäre allenfalls angebracht, wenn dafür ein Mitarbeiter in eine weit entfernte Stadt hätte fahren müssen.

Zu der Unterschiedlichkeit der Summen:
Die abgebildete Rechnung endet da, wo die Bestatterleistungen abgerechnet werden. Die Rede ist aber von den kompletten Kosten, die noch die durchlaufenden Posten für Urkunden, Küster, Orgel und Totengräber beinhalten. Gesamtrechnungsbetrag waren 5.033,71 €

Uzi
Reply to  Peter Wilhelm
8 Jahre zuvor

@Peter Wilhelm: Danke für die Infos. Ich hätte bei dem Preis für die Beurkundung eigentlich schon erwartet, das der Preis für die Urkunden schon enthalten wäre, aber offensichtlich ist dem nicht so.
An die Kosten für Küster, Orgel und Totengräber hab ich ehrlich gesagt schon nicht mehr gedacht, als ich am Ende der Rechnung ankam mit lesen…

A scheene Leich
8 Jahre zuvor

Irgendwie wirkt das auf mich wie willkürlich zusammengewürfelt und auch reichlich naiv!
Ein paar Mal wirds vielleicht funktionieren aber dann ist der Ruf dahin. Auf längere Sicht wird er seinem Betrieb keinen Gefallen tun!
Ich denke man sollte es darauf ankommen lassen, die Rechnung beeinspruchen und nicht bezahlen. Bin zwar kein Jurist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Forderung vor Gericht bestand hat…

Reply to  A scheene Leich
8 Jahre zuvor

@A scheene Leich: Das Unternehmen firmiert als Betrieb des holzverarbeitenden Handwerks und nicht ausdrücklich als Bestatter.
Man erkennt an der Rechnungsstellung Parallelen dazu, wie Handwerker abrechnen, mit Stundenzettel usw.

A scheene Leich
Reply to  Peter Wilhelm
8 Jahre zuvor

@Peter Wilhelm: Das muss so sein! Da fällt mir spontan ein alter Witz ein:
Ein Handwerksmeister ist 40 jährig verstorben, und wie er dann so an der Himmelstür vor Petrus steht beklagt er sich, warum er so früh hat sterben müssen.
Petrus antwortet darauf: Wir verwenden hier als Berechnungsgrundlage die Rechnungen die du an deine Kunden gestellt hast! Und nach den verrechneten Arbeitsstunden müsstest du weit über 80 sein, und da war es eben Zeit….

8 Jahre zuvor

Das Problem sind leider die Angehörigen, Sie lassen einfach kritiklos alles mit sich machen… Nehmen fast jeden Preis hin, empfinden Kontrolle und Nachfragen pietätlos und sind meist von der Trauer überwältigt. Deshalb sind inzwischen den Bestattern Tür und Tor geöffnet. Fehlende aber abgerechnete hyp. Versorgung ist schon weitverbreitet. Vieles wird berechnet und nicht erbracht usw.
Ich überlege ständig wie ich Angehörige dazu bring den Verstorbenen zu begleiten, Leistungen zu kontrollieren… Vorsorge zu treffen und einfach die Angst vor dem Abschied und Tod zu verlieren, aber das braucht seine Zeit und solange gibts noch Betrug und falsche Abrechnungen, leider…

Reply to  Kroeger. Hans. Günter
8 Jahre zuvor

@Kroeger. Hans. Günter: Meine wichtigsten Ratschläge an die Angehörigen sind diese:

1) Nehmen Sie jemanden mit zum Trauergespräch, der nicht direkt von der Trauer betroffen ist!
2) Fragen Sie nach, lassen Sie sich alles dreimal erklären!
3) Gehen Sie nicht ohne schriftliche Auftragsbestätigung aus dem Beerdigungsinstitut!

Die wichtigsten Ratschläge an die Bestatter sind analog diese:

1) Bitten Sie die Trauernden, jemanden mitzubringen, der nicht von Trauer übermannt ist!
2) Erklären Sie alles dreimal, wie für kleine Kinder, spielen Sie „Die Sendung mit der Maus“!
3) Beziffern Sie jeden einzelnen Schritt und geben Sie den Leuten die Kostenaufstellung mit!

Wenn im Trauergespräch alle ordnungsgemäß besprochen wurde und jeder einzelne Schritt des Ablaufs der nächsten Tage erklärt worden ist, und das bitte zweimal, dreimal, dann besprechen Sie die Preise, ob die Leute das wollen oder nicht! Nur was von Anfang an so genau besprochen wurde und was die Leute schwarz auf weiß mit nach Hause nehmen konnten, das hat hinterher, wenn die Rechnung kommt, auch Bestand.




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