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Grausamer Fund: Tote Mutter hatte ein Kind geboren

sarggeburt

Willi K. ist Arbeiter bei der Friedhofsverwaltung einer großen Stadt in Rheinland-Pfalz.
Am Donnerstag, dem 9. Juni 2016 machte er auf dem Friedhof eine grausige Entdeckung.
Seine Beobachtung ließ ihn nicht zur Ruhe kommen und noch am selben Tag rief Willi K. bei mir an, um sich Klarheit zu verschaffen.

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Was hatte er entdeckt?

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Willi K. mußte am 9. Juni mehrere seit Jahrzehnten abgelaufene Gräber öffnen.
Die Gräber waren vor mehr als 100 Jahren angelegt worden. Wie das so auf unseren Friedhöfen üblich ist, werden die Plätze von Reihengräbern ja nach dem Ablauf der Ruhezeit wieder neu vergeben.
Beim Öffnen eines Grabes hatte man schon 1972 entdeckt, daß in diesem Gräberfeld vorwiegend Zinksärge mit Sichtfenster beigesetzt worden waren.
Die darin befindlichen Leichname waren noch nicht vergangen. Also verschloss man das Grab wieder und ließ das Feld weitere 45 Jahre ruhen.

Jetzt rückten die Friedhofsarbeiter mit ihrem Bagger an und entfernten die mittlerweile schief stehenden Grabsteine, Grabeinfassungen und verwuchterten Bepflanzungen.
Die Gräber wurden geöffnet und tatsächlich waren die meisten Leichname auch zerfallen. Die Zinksärge konnten entnommen und entsorgt werden. Das was sich noch in den Särgen befand, meist Reste von Textilien und Staub, wurde in einem der Gräber an tiefer Stelle für alle Zeiten endgelagert.

Doch ein Sarg verursachte bei den Friedhofsarbeitern ein Gefühl des Schreckens:

Es war der Sarg einer jungen Frau. Sie war 1871 beigesetzt worden. Ihr kurzes Leben hatte nur 21 Jahre gewährt.
Durch das Sichtfenster im oberen Teil des Sarges erkannten die Arbeiter das mumifizierte Gesicht und die noch weitgehend intakten Reste der Bekleidung.

Als sie den Sarg öffneten, machten sie eine grausame Entdeckung: Mit im Sarg befanden sich die Reste eines Babys.

Der Grabstein trug aber nur einen Namen, den der jung verstorbenen Helene P.

Nun sind die Deutschen ja sehr gründlich, was die Dokumentation anbetrifft.
In alten Unterlagen fand sich der Eintrag:

Tanzmagd Helene Z., 1. April 1850 - 23. Mai 1871, Jungfer zu W./Großherzogtum Hessen, Tochter des Rheinfischers Alois Z., daselbst.

Die Friedhofsarbeiter verfuhren mit dem Sarg, wie mit den anderen. Der Inhalt wurde zu den Resten aus den anderen Särgen gegeben und in einem der Gräber tief bestattet.
Offiziell sind die Leichen und deren Reste längst als „weg und vergangen“ zu betrachten.

Doch Willi K. ging die Geschichte nicht aus dem Kopf.
Er rief mich an und begann mit der harmlosen Frage, was denn meiner Meinung nach eine Tanzmagd gewesen sei.
So ganz deutlich sei das aber auch nicht zu lesen gewesen.
Nun, da konnte ich ihm keine verbindliche Auskunft geben. Ich kann nur vermuten, was eine Tanzmagd gewesen ist.

Doch dann kam die Frage: „Wo kommt den das Baby her?“

Ich kann auch hier nur vermuten.
Meiner Meinung nach war die bestattete Jungfer Helene Z. eben keine Jungfer mehr, sondern ist schwanger verstorben.
Stirbt eine Schwangere, so hat auch das in ihr wachsende Kind keine großen Chancen zu überleben.
Ab einer gewissen Entwicklungsstufe der Leibesfrucht würde man mit heutigen medizinischen Möglichkeiten eine Rettung des Ungeborenen versuchen. Vor fast 150 Jahren hatte man da aber keine Chance.

So ist die schwangere Verstorbene bestattet worden. Vielleicht ist der Umstand ihrer Schwangerschaft auch unentdeckt geblieben.

Und dann kam es im Grab zu einer sogenannten Sarggeburt.

Ja, das gibt es.

Von einer Sarggeburt spricht man, wenn der tote Körper der Mutter aufgrund der Fäulnis den Körper ihres ungeborenen Kindes auspresst.

Wikipedia schreibt dazu:

Eine Sarggeburt ist eine scheinbare Geburt, die nach dem Tod und bei beginnender Fäulnis einer schwangeren Frau und ihres ungeborenen Kindes auftreten kann. Der Begriff stammt aus der Rechtsmedizin vor dem 20. Jahrhundert.

Nach dem Tod tritt zunächst die Totenstarre ein, wobei es auch zu Muskelkontraktionen der Gebärmutter kommt. Im weiteren Verlauf beginnt im Sarg typischerweise aufgrund des Sauerstoffmangels keine Verwesung, sondern eine Fäule, wobei Faulgase produziert werden, welche die mütterliche Leiche aufdunsen lassen. Der Begriff wird aber auch bei anderen Auffindesituationen als im Sarg benutzt, die zu Fäulnis führen. Aufgrund des erheblichen Druckaufbaus im Inneren der Leiche kann der Fötus durch den Geburtskanal hinausgepresst werden. Wikipedia, Artikel: Sarggeburt

Man darf sich aber bitte nicht vorstellen, daß da unter der Erde im Sarg ein lebendes Baby geboren wird, das dann zugrunde gehen muss. Mutter und Kind sind da schon tot.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sarggeburt

Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 10. Juli 2016

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5 Kommentare
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D.
7 Jahre zuvor

Das erinnert mich an eine BBC-Dokumentation über History Cold Cases: In der verlinkten Folge wurde das Skelett einer Frau aus romanischer Zeit gefunden mit drei Baby-Skeletten im Grab. Laut den Recherchen muss es sich um Drillinge gehandelt haben. Sie brachte eins der Kinder zur Welt und starb vermutlich mit Kind II im Geburtskanal. Dieses Baby wurde auch durch eine Sarggeburt aus dem Körper gestoßen: https://www.youtube.com/watch?v=uNW2HWtXT_U (Erklärung zur „Sarggeburt“ ab min 44ff)

Georg
7 Jahre zuvor

Als Jungfer wurde Anno Tobak das junge Fräulein bezeichnet,hatte ursprünglich nix mit Jungfrau in den Sinne zu tun,hat sich dann wohl im Laufe der Zeit geändert so wie beim Weib ,ehemals üblicher Begriff für Frauen niederen Standes hat es sich zu einem Schimpfwort weiter entwickelt.

Chris
7 Jahre zuvor

Tanzmagd – tja, das älteste Gewerbe der Welt (könnte sich eigentlich mit Bestattern um den Titel prügeln…) hatte/hat viele Namen!

7 Jahre zuvor

So weit ich weiß, legte man damals auch tot geborene oder bei der Geburt verstorbene (und damit nicht getaufte) Kinder zu Anderen in den Sarg, um ihnen so auch eine Bestattung zukommen zu lassen. Das wäre auch eine Erklärung.

D.
7 Jahre zuvor

Für die Englischsprachigen unter uns: Die wunderbare amerikanische Bestatterin Caitlin Doughty hat sich des Themas in ihrem YouTube-Kanal „Ask a Mortician“ ebenfalls angenommen: https://www.youtube.com/watch?v=qe9l-xtBX0w




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