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Frag den Bestatter

Kind möchte eingeäschert werden

Ich halte es für wichtig, die Wünsche eines Menschen zur Bestattungsart zu erfüllen. Deshalb muss man logischerweise darüber sprechen.
Was meine Eltern und mein Mann wünschen, weiß ich, da wir schon darüber gesprochen haben.
Doch der Unglücksfall eines 13-jährigen Mädchens in unserem Ort war mir Anlaß, mit meiner ebenfalls 13-jährigen Tochter über die Gefahren von Handy/Kopfhörern im Straßenverkehr zu sprechen.
In dem Gespräch sagte meine Tochter dann ganz locker, dass sie, wenn sie mal sterben sollte, verbrannt werden will. Sie möchte nicht in einer Kiste in der Erde liegen und „vergammeln“.

Schon allein der Gedanke sein Kind zu überleben ist die reinste Hölle. Der schlimme Unfall hat uns allerdings nochmal vor Augen gehalten, dass dem Tod das alles egal ist.
Das hat mich ziemlich mitgenommen. Zum einen finde ich es gut das sie so realistisch ist, zum anderen möchte ich gar nicht an den schlimmsten Fall denken.

Könnte mir gar nicht vorstellen, mein Kind verbrennen zu lassen.
Es ist doch schon schlimm genug das eigene Fleisch und Blut zu verlieren, es dann in so eine Kiste in die kalte Erde zu legen, aber es dann noch zu verbrennen?!
Habe bis jetzt auch noch gar nicht gehört, das Eltern für ein Kind die Feuerbestattung gewählt haben. Wie oft kommt das vor?

In der Tat wird für Kinder sehr häufig die Erdbestattung gewählt. Das hat etwas damit zu tun, daß der Tod eines Kindes als besonders schlimm empfunden wird, was er auch ist, und man dem Körper dieses Kindes durch die Kremierung nicht noch weiteren „Schaden“ zufügen möchte. Mehr noch als bei Erwachsenen verbindet man mit verstorbenen Kindern das Bild einer „entschlafenen“ und nun friedlich ruhenden Person, von der man möglichst lange, wenn auch nur am Grab, Abschied nehmen können möchte.

Nichtsdestotrotz nimmt aber die Zahl der Feuerbestattungen insgesamt zu und auch die Zahl der feuerbestatteten Kinder und Jugendlichen steigt.
Wenn man mal einen Friedhof besucht, wird man sehen, daß es doch immer auch Kinderurnengräber oder Urnengräber mit Grabsteinen gibt, die von einer sehr kurzen Lebensdauer künden.

So ganz ungewöhnlich ist der Wunsch Ihrer Tochter nicht.
In Gesprächen mit Jugendlichen, etwa wenn ich vor Schulklassen spreche, wird mir immer wieder gesagt, daß man lieber eingeäschert werden möchte. Ganz oft wird eben dieser Grund genannt, den auch Ihre Tochter nannte. Man verbindet mit der Erdbestattung die Vorstellung an etwas Kühles, Dunkles, Feuchtes und daß Würmer und Maden einen auffressen könnten. Jugendliche denken da oft viel pragmatischer, weil sie ihren eigenen Tod eben auch noch sehr weit entfernt sehen.


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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 25. September 2014

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11 Kommentare
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Turtle
9 Jahre zuvor

Zum Glück müssen sich ja die wenigsten Kinder und Jugendlich über ihre Bestattung Gedanken machen. Meine Cousine musst das leider als 14 war, sie hatte sich auch für eine Feuerbestattung und die Beisetzung unter einem Baum (auf dem Friedhof) entschieden. Es ist ein schöner Ort sie zu besuchen.

Mona
9 Jahre zuvor

Aufgrund der Leukämieerkrankung meiner damals 1,5 jährigen Tochter mussten wir uns auch schon damit auseinander setzen. Und ich kann bestätigen, dass mir als Mutter der Gedanke furchtbar war, den Körper meiner Tochter derart zu zerstören.
Gott sei Dank waren es alles nur schwarze Gedanken, in zwei Wochen wird unser Schatz 6 Jahre alt.
Dennoch sind alle Pläne gemacht, im Kopf gespeichert, eingeprägt, ich werde sie nie mehr los…

Reply to  Mona
9 Jahre zuvor

Liebe Mona, es ist interessant, wie ähnlich und doch wie verschieden man in extremen Situationen denkt. Als wir bei unserer Tochter mit 11 Monaten die Diagnose Krebs mit Metastasierung im Knochenmark gekamen, hat sich mein Hirn neben der Frage nach gesunden Kindern fürs Töchterchen (was für Schwachsinn in der Situation!) auch mit der Frage der Beisetzung, wenns schief geht, befasst. Interessanterweise habe ich mir nie Gedanken um Sarg oder Urne gemacht, wohl aber über den Grabstein. Den hab ich nach wie vor im Kopf, auch wenn ich ihn heute – das Töchterchen ist nun fast 11 – nicht mehr in der Gestalt setzen lassen würde. Als Schwiegerpapa letztens mal verlauten ließ „Urne und grüne Wiese“ musste ich schon schlucken. Für mich ist das Thema so weit weg, auch wenn er jetzt in Rente ist. Für die Kinder ist das irgendwie kein Thema. Letztlich würde ich in dem Punkt aber immer dem Wunsch des Kindes folgen, so es diesen geäußert hat. Ansonsten muss man nach Situation entscheiden. Was mir hoffentlich im Bezug auf die Kinder erspart… Weiterlesen »

berit
9 Jahre zuvor

Eine ähnliche Konversation hatte ich mit meiner Mama zum Thema Organspende. Wenn es nach mir geht, kann alles verwertbare entnommen werden, für sie war das jedoch unvorstellbar.

janndh
9 Jahre zuvor

Asche zu asche, Staub zu Staub,
Das ist doch eines der Credo zur Beerdigung?

Ich für mich möchte auch eine feuerbestattung. Also jetzt als lebender. Wenns soweit ist, kann man davon ausgehn das es mir egal ist 🙂

Als Feuerwehrmann komm ich bei einer Feuerbestattung ja in die Hölle und muss da dann weiterlöschen 🙂

Was ich mir nicht vorstellen kann: im Grab als Wachsleiche zu liegen, und dann nach zig jahren von Archeologen ausgebuddelt zu werden.
Und wenn man pech hat landet man im museum.
Ne danke.
Da lieber verbrennen,
Meinen letzten Schlaf will ich genießen:-)

shivling
9 Jahre zuvor

So unterschiedlich sind die Ansichten… 🙂 Ich habe den Euphemismus der „letzten Ruhe“ beim Tod meines Vater als sehr tröstend empfunden – er „ruht“ dort unten, eben nicht in feuchter Erde, sondern geborgen im harten Holz des Sarges, zugedeckt mit einer weißen Decke in weißer Wäsche. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, das was von ihm übrig ist, weiter mutwillig zu zerstören. Der Sinn der Bestattung, das was vom Menschen übrig ist, würdig an einem besonderen Platz zu verwahren, wird m.M. durch die Einäscherung ad absurdum geführt – denn 95% des Menschen verschwindet durch den Kamin. Die übrig gebliebene Asche „ruht“ eben auch nicht mehr – sie liegt halt einfach in dem Pott 🙂 . Dass die Decke inzwischen nicht mehr weiß ist und die Sache jetzt etwas unappetitlicher sein dürfte, ist mir rational natürlich bewusst – in Erinnerung habe ich aber das letzte Bild wie er im Sarg lag. Und wer glaubt, dass eine Einäscherung appetitlicher ist, kann ja bei einer Krematoriumsführung mal durchs Guckloch schauen… Aber die Ansichten in dieser Sache sind… Weiterlesen »

Anja
9 Jahre zuvor

Shivling: wie unterschiedlich das sein kann… Ich lösche ganz bewusst alle Bilder nach dem Tod. Ich möchte den Menschen so in Erinnerung behalten, wie er war, als er noch lebte. Ich hab glaub ich im zarten Alter von neun meinen Eltern eröffnet, dass ich verbrannt werden will. Ich kann mich noch gut an die Gesichter erinnern. Ich hatte bei einer Freundin übernachtet und die fand das lustig mir Gruselgeschichten zu erzählen. Damals war ich noch viel anfälliger für sowas. Sie hat mir unter anderem von Kratzspuren im Sarg erzählt, die man angeblich bei irgendwem gefunden hat. Das hat mir solche Angst gemacht, dass ich so getan hab, als ob ich müde bin, damit sie nur schnell einschläft und als sie endlich schlief, hab ich mich die ganze Nacht im Bad verschanzt, weil ich dort unauffällig im Hellen war und hab die ganze Nacht nicht geschlafen. Als meine Mutter mich abgeholt hat, dachte sie ich wäre krank geworden. Ich war so froh da weg zu sein. Ich hab nie wieder bei dieser Freundin übernachtet. Mir macht… Weiterlesen »

AnnaKG
Reply to  Anja
9 Jahre zuvor

Hallo Anja, kenn ich. Als Kind habe ich mal bei einer Freundin übernachtet, die mir davon erzählt hat, daß ein paar Häuser weiter vor einiger Zeit ein Kleinkind im Schlaf gestorben ist. Sogenannter plötzlicher Kindstot. Sie erwähnte noch sie hätte gehört, das könne aber auch noch älteren Kindern passieren, im Schlaf einfach sterben und nie mehr aufwachen. Ich hatte darauf nicht nur in dieser Nacht, sondern in vielen weitern Nächten panische Angst davor einzuschlafen und einfach weg zu sterben. Ich habe immer versucht, einfach wach zu bleiben, um diesem schrecklichen Schicksal zu entgehen. Natürlich war die Müdigkeit irgendwann doch stärker. Morgens bin ich immer aufgewacht, immer noch total müde, weil ich so wenig geschlafen hab aber jedesmal total froh, aufgewacht zu sein. Irgendwann gingen diese Ängste wieder weg, glücklicherweise. Meiner Freundin hatte ich das schnell verziehen, aber sie gebeten, wenn wir gemeinsam übernachteten, mir vor dem Einschlafen nicht wieder so schlimme Dinge zu erzählen. p.s. Ich war mir schon sehr früh, auch als Kind im Klaren, das es für mich später einmal eine Erdbestattung geben… Weiterlesen »

AnnaKG
9 Jahre zuvor

Ich denke, die letzten Wünsche eines jeden Menschen, dazu wie er am Ende gerne bestattet werden möchte, sollten grundsätzlich respektiert und im Rahmen des machbaren erfüllt werden. So sehr es den betroffenen Eltern widerstreben mag, dem Körper ihres verstorbenen Kindes „weiteren Schaden zu zufügen“, sollten sie jedoch bedenken, daß es sich um den letzten Gefallen handelt den sie ihrem Kind tun, wenn sie es nach seinen eigenen, zu Lebzeiten geäußerten Wünschen beisetzen. Das sollte meiner Meinung nach über allem stehen. Trotzdem kann auch der Wunsch der Eltern, am Ende von ihrem entschlafenen, friedlich ruhenden Kind angemessen Abschied zu nehmen erfüllt werden. Selbstverständlich kann das Kind bis zur Einäscherung im offenen Sarg aufgebahrt werden, liebevoll hergerichtet und in eigener Kleidung, das lieblings Freizeitoutfit oder in festlicher Sonntagskleidung, statt im vorgeschriebenen Kremationstalar. Und in der Regel darf das verstorbene Kind dann auch in der ausgewählten Kleidung eingeäschert werden. Kinder sind sind tatsächlich oft pragmatischer und offener, was den Umgang auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod betrifft. Das auch wenn ihnen bewusst ist, daß er sehr nahe… Weiterlesen »

buri
9 Jahre zuvor

Ich glaube kaum, dass sich ein Elternteil vorstellen kann, sein Kind zu überleben, denn dann müsste man ja pervers sein!
Warum ich das so schreibe?
Ich habe meine Tochter mit 8 Jahre, nach einem Unfall, selber in den Sarg gelegt, habe sie als letzter in den Armen gehabt und wenn mich einer fragen würde, ob er es auch so machen sollte, ich würde ihm keine Antwort geben!
Dieses Gefühl, dieser Anblick, diese Machtlosigkeit, wird man nie los und bei mir sind es nun schon 21 Jahre her.
Erdbestattung oder Verbrennen, wer kann dass schon im voraus entscheiden?
Meine Meinung, diese Entscheidung trifft man nach Gefühl, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.
So jedenfalls, bei einem Kinde, wo man in der Hoffnung lebt, diese Entscheidung nie treffen zu müssen!
Andres ist es bei älteren Personen, oder bei sich selbst.

Lily
9 Jahre zuvor

Im Mai diesen Jahres ist mein Enkelkind im „Alter“ von 14 Tagen verstorben. Mein Sohn hat sich eine Feuerbestattung gewünscht, seine Frau eine Erdbestattung (die wurde dann auch durchgeführt). Ich persönlich hätte die Feuerbestattung begrüßt, denn in diesem kleinen weißen Kasten das Kind zum Grab zu tragen wirkte auf mich wesentlich schlimmer als das eine Urnenbeisetzung hätte sein können- vielleicht hätte ich nicht das Gefühl gehabt, ein Neugeborenes für immer ins Dunkel zu schicken.
Außerdem wäre uns der Moment erspart geblieben, als der Sarg sich, mangels Gewicht, nicht gerade und problemlos absenken ließ. Um ein Haar wäre er in die Grube gefallen, und das wäre das Ende jeglicher Fassung gewesen, die wir noch hatten…




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