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Kosten der Überführung

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Überführungen mit dem Bestattungswagen sind immer eine recht kostenintensive Sache. Bestatter Stefan schreibt in einem Kommentar zu einer 600 km weiten Überführung mit einem Kostensatz von 1.500 Euro einiges, das ich hier weitergebe:

Handwerker haben Stundensätze von rund 50 Euro, Kfz-Werkstätten 90 bis 130 Euro, von Anwälten, Psychologen, Zahnärzten mal ganz zu schweigen. Ausserdem sind Stundensätze noch lange kein Gewinn.

Hier mal meine Rechnung:

600 km Überführung heisst für mich 1200 km (hin und zurück) gefahren. Stimmt das so?
Dann ist das mal gerade 1,25 Euro pro km.
Laut ADAC von 2007 (http://download.autobild.de/dl/326362/Autokosten.pdf) kostet ein Kilometer mit einem Mercedes E Klasse PKW Kombi (E 280 T Classic)schon 71,7 cent pro km. Der Kaufpreis des Fahrzeuges ist hier eingerechnet, aber Leichenwagen kosten locker das Doppelte. Das würde also den Kilometerpreis nochmal um ca. 20 Cent erhöhen.

Auch Transporter aller möglichen Fabrikate kosten zwischen 50 und 90 cent pro km.
Je nachdem wo genau das nun ist, wird man zwischen 12 und 18 Stunden unterwegs sein. Ich setze einfach mal 16 an.
Bei 16 Stunden wird entweder eine Übernachtung fällig oder ein zweiter Fahrer, denn auch für Bestatter gelten die gesetzlichen zeitregelungen – auch ohne Fahrtenschreiber, gehen wir dennoch davon aus, dass nur ein Fahrer die 16 Stunden unterwegs ist und die an einem Tag fährt.

Bei 1200 km und 65 cent Koten pro km bleiben also noch rund 60 cent fürs Personal, das macht 720 Euro durch 16 Stunden und dann sind das gerade nochmal 45 Euro pro Stunde. Mehrwertsteuer raus und schon sind es noch 37,80 Euro. Der Bestatter will davon 10 Euro als Firmengewinn abhaben (Wow satte 160 Euro von den 1500 – die aber auch noch versteuert werden müssen). Es bleiben 27,80 für den Fahrer (Brutto plus Arbeitgeberanteil) Der arme Fahrer bekommt also auch gerade mal 12 Euro pro Stunde ausgezahlt.

Das ist natürlich nur eine grobe Daumenpeilung, aber auch mit genauen Zahlen wird das sehr ähnlich aussehen.

Wo bleibt der Löwenanteil der 1500 Euro? Genau – über Steuern und Sozialversicherung (die auch in den Kilometerkosten des Autos einen großen Teil ausmachen) landet das Geld „beim Volk“, also euch allen.

Natürlich geht so eine reine Überführung günstiger – besonders wenn man da einen Sammeltransport organisieren kann oder billige Autos mit unterbezahlten Fahrern einsetzt aber solange wir hier in Deutschland leben und „unseren“ Lebensstandard einfordern – solange sind die Personalkosten beim Bestatter einer der größten Brocken und müssen bezahlt werden.

Dabei hat Stefan bewußt verschiedene weitere Faktoren noch gar nicht berücksichtigt. Das Fahrzeug muß nach dem Einsatz gereinigt und zusätzlich gewartet werden. Vor allem aber steht das kleinere Bestattungsunternehmen vor dem Problem, daß es die Fahrttermine sehr gut disponieren oder ein zweites Fahrzeug extra bereithalten muß.

Reine Überführungsunternehmen können da durchaus günstiger kalkulieren, da sie als Fachdienstleister oft genug Mehrfachtransporte durchführen können oder eine Rückfuhre haben. Überdies werden Ferntransporte solcher Firmen nicht mit dem teuren Bestattungskombi, sondern mit Bestattungsfahrzeugen in Lieferwagenform durchgeführt, die in Anschaffung und Unterhalt deutlich günstiger sind.
Nun darf man sich aber nicht vorstellen, daß Überführungsunternehmen so extrem billig arbeiten, daß sich ihre Einschaltung immer lohnt.

Anders sieht das bei den vom Kollegen in seinem Kommentar angesprochenen Billiganbietern aus. Hier handelt es sich manchmal auch um Transporte im Bestatter-Lastwagen, durchgeführt vom 8-Euro-Fahrer. Für den 499-Euro-Komplettpreis inkl. Transport nach Tschechien kann man kaum einen individuellen Transport erwarten.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 10. Dezember 2014 | Peter Wilhelm 10. Dezember 2014

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14 Jahre zuvor

@hajo,
ich habe das so verstanden, daß „euch allen“ sich nicht auf das Volk an sich, sondern auf die interessierten Leser dieses blogs bezieht, damit sind dann auch die hier mitlesenden und kommentierenden Bestatter angesprochen.

Übervolk sind Undertaker sicherlich,
bezogen auf die Bestatteten,
bis sie jemand ebenfalls sixfeetunder bringt.;)

hajo
14 Jahre zuvor

gut, habe ich verstanden, aber dann bleibt wirklich nur die rationelle Form eines Sammeltransports oder der Überführung mit einer Fracht-Spedition (wäre das überhaupt zulässig?).
Einem möchte ich jedoch widersprechen: nicht „.. landet das Geld „beim Volk“, also euch allen.“, sondern „bei UNS allen“ (oder zählen Bestatter zu einem Über-Volk?

Hohui
14 Jahre zuvor

„[…]Bei 1200 km und 65 cent Koten pro km[…]“

So eine Sauerei 😉

Aber interessant, auch mal solche Sachen zu lesen!

14 Jahre zuvor

Verstorbene werden während einer Überführung versorgt?
Wie ist das zu verstehen?
Regelmäßige Zwischenstopps, um zu kontrollieren, ob alle noch bequem und ordentlich in den Särgen liegen?
Besteht denn bei Überführungsfahrten im Sammeltransport Anschnallpflicht für die Fahrgäste?

Trixi
14 Jahre zuvor

Mich würde mal interessieren wieso der Wagen danach gewartet werden muß. Nach 1600km? Und was heißt „reinigen“? Einmal in die Waschstraße oder muß alles desinfiziert werden? (Wobei das ja Quatsch wäre,da die Leiche ja nicht so einfach auf dem Rücksitz rumhängt,oder?)

Klaus Brinkmann
14 Jahre zuvor

Hinzu kommt, daß man in einigen Bundesländern streng nach dem Wortlaut des Gesetzes nur mit zwei Personen Personal überführen darf, ohne vermeidbare Umwege und Unterbrechungen. Hinzu treten die gen. BG-Vorschriften bzgl. Lenk- und Ruhezeiten. Die Strafen bei einer Kontrolle sind schon recht deftig und auch Bestattungswagen werden interessiert kontrolliert.
Mal ganz abgesehen davon, daß man für eine würdige selbst provisorische Einbettung zwei Mitarbeiter benötigt (und es ist die Frage, ob in einem Heim oder Krankenhaus jemand vernünftig hilft bzw. überhaupt helfen kann). Ich habe schon gesehen, wie ein Spezialbestatter das alleine gemacht hat – gut für ihn, daß sich der Verstorbene nicht gewehrt hat!
Nicht alle Leichenlastwagen sind auch abgenommene Sonder-Kfz Bestattungswagen. Es soll auch sensationelle Eigenbauten geben.
Fahrzeuge von Kurier-, Express-, Paket- und Speditionsunternehmen dürfen m.W. lt. BG-Vorschrift und auch durch einige BestG (z.B. Hessen) keine Verstorbenen transportieren – verständlich, da diese Fahrzeuge ungeeignet sind und das gesellschaftlich wohl nicht akzeptiert würde (z.B. BestG BW).
Und: Wie soll der 8 Euro-Fahrer (gibt es vielleicht sogar 4 Euro-Fahrer?) vernünftig einen Verstorbenen versorgen?

suz
14 Jahre zuvor

Sorry OT: Liegt’s an mir und meinen Browsereinstellungen, dass bei Links im Text es immer das Layout zerschießt, und der Fließtext erst dort weitergeht, wenn Spalte ganz rechts zu Ende ist? Das gleiche in Grün passiert übrigens, wenn Tom Videos einfügt.

Bitte nicht als Nörgeln verstehen, das beschäftigt mich schon lange :). Dem Lesespass tut’s natürlich keinen Abbruch.

Indy
14 Jahre zuvor

„Verstorbene werden während einer Überführung versorgt?
Wie ist das zu verstehen?
Regelmäßige Zwischenstopps, um zu kontrollieren, ob alle noch bequem und ordentlich in den Särgen liegen?“

Na und stell Dir erstmal vor wie teuer das wird, wenn die Leichen anfangen zu betteln dass sie bei jedem Rastplatz mit eigenem McDonald’s ein Happy Meal wollen! 😀

Stefan
14 Jahre zuvor

Nun fühle ich mich aber geadelt – mein Kommentar wird zum Thema 😉 Kurze Sammelantwort: Das Geld landet bei UNS allen. Ich reiche ein „s“ nach. Nicht, dass es noch duftet. Fahrzeugwartung: Damit ist nicht die große Inspektion gemeint, aber schon waschen, reinigen und ggf. desinfizieren des Innenraumes, tanken, Reifen prüfen, Ölstand messen usw. Das kann auch schon mal eine Stunde dauern, wenn man das gründlich macht. Versorgen: Überführung heisst ja nun nicht, dass man mal eben ein Päckchen einlädt und dann losfährt. Der Ablauf sieht eher so aus: Fahrzeug vorbereiten, Sarg und Zubehör einladen, losfahren bis zum Ort des Verstorbenen, Sarg ausladen, bis zum Verstorben bringen, dort dann wenigstens provisorisch den Verstorbenen „versorgen“, das heisst waschen, einkleiden, einsargen und dann den Sarg wieder zum Auto schaffen und anschliessend dann Fahrt zum Zielort. Sarg vom Auto zum Verstorbenen schaffen und dann wieder zurück ins Auto – hört sich lächerlich einfach an, aber besonders in Privathäusern ist das relativ oft extrem problematisch und auch Altenheime oder Krankenhäuser sind teilweise so verbaut, dass man echte Schwierigkeiten hat.… Weiterlesen »

14 Jahre zuvor

Achso Stephan,
bisher hatte ich angenommen, bei der Überführung handelte es sich um den reinen Transport eines bereits eingebetteten versorgten Menschen. (Gegebenenfalls Mehrere.)
Also Abholung des Sarges beim einbettenden Unternehmen und Abliefern beim bestattenden Unternehmen, wozu dann „nur“ entsprechendes Hebezeug und Sarglafette nötig wären.
Das mit Überführung auch die Abholung der Verstorbenen aus Wohnungen etc. bezeichnet wird, war mir bisher nicht bekannt. Deswegen auch mein leicht irritierter Kommentar. Habe mich von Toms Hinweis auf reine Überführungsunternehmen leiten lassen. 😉

alex
14 Jahre zuvor

hallo, recht interessantes thema hier. Spiele schon lange mit dem gedanken mich als bestattungsfahrer selbständig zu machen.
Da ich Fahrer von beruf bin, bin ich lange strecken gewöhnt. Brauche ein paar infos oder links, wo und was ich da alles beachten muß.
Hab kein problem mit, verstorbene durch die gegend zu karren. Nur reines fahren. Abholen Fahren ausladen.

gruß alex

Michael
14 Jahre zuvor

Ich verstehe nicht warum es Fachunternehmen sein müssen.

Reicht da nicht Theoretisch ein Speditionsunternehmen?

Man könnten ja Kühllaster benutzen die Sonnst für Schweinehälften genutzt werden. Ein Laster sammelt z.B. die Leichen im Ruhrgebiet ein, ein Laster Berlin und Umgebung usw.
Dann werden die Leichen zu einem Sammellager gefahren auf die Bestimmungsortlaster umgeladen und wie Pakete ausgeliefert.

Man könnte die Leichen ja in Säcken hängend Lagern, das wäre dann max ein Palettenplatz für 200€ + vieleicht 100€ Kühlzuschlag.

Oder mann könnte die Leichen tiefkühlen, dann braucht mann sich keine Gedanken machen das etwas ausläuft, beim Bestatter werden die dann auch tiefgekühlt und so zur Trauerfeier gebracht. Dann wären die Leichen bis sie im Grab sind Gefroren.

Ich empfinde das als gute Geschäftsidee, fast so wie ein Schweinebaum.

Sandra Kaiser
6 Jahre zuvor

Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Heute kann man sich ja nicht unbedingt einen kostspielige Bestattung leisten. Diese Seite bietet dafür eine eine gute Übersicht und Informationen zu Überführungen.

Vera Oelmann
6 Jahre zuvor

Ich finde diese Kommentare zum großen Teil ziemlich pietätlos … Vera Oelmann




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