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Kupfersarg

Hallo Tom,
Mein Schwiegervater ist vor 20 Jahren auf einer Geschäftsreise in USA verstorben. Er wurde in einem Kupfersarg nach Deutschland transportiert und angeblich darin beerdigt. Wenn das in Deutschland nicht erlaubt ist, wurde der heimlich in einen Holzsarg umgebettet? Meine Schwiegermutter macht sich nämlich Gedanken, ob sie nach Ablauf des Grabes nochmal für die Beseitigung des Kupfersarges aufkommen muss.

Das kann man nicht so einfach beantworten.

Am einfachsten wäre es tatsächlich, wenn der Verstorbene umgebettet und in einem herkömmlichen Sarg beerdigt worden wäre. Dann gibt es jedenfalls jetzt keine Probleme mehr.

Wenn wir Verstorbene aus dem Ausland überführen, befinden sich diese oft in Särgen, die sich erheblich von unseren unterscheiden. Manchmal sind es auch Metallsärge oder sogar solche mit einer Kunststoffbeschichtung innen. In solchen Fällen müssen wir in einen Holzsarg umbetten, wenn ein normales Erdgrab gewünscht wird. Allerdings wird das nicht heimlich gemacht. Wie auch? Spätestens am Tag der Beerdigung sehen die Hinterbliebenen ja, in welchem Sarg beigesetzt wird. Und an eine nachträgliche Hebung des Sarges und dann durchgeführte Umbettung möchte ich nicht glauben.
Man darf also davon ausgehen, daß der Verstorbene in genau dem Sarg in der Erde liegt, den man bei der Beerdigung ins Grab hat sinken sehen.

Es ist aber nicht so, daß Metallsärge grundsätzlich verboten sind. Sie sind nur für normale Erdbestattungen nicht zugelassen. Es gibt ethnische Gruppen, die ausschließlich eine Bestattung in Metallsärgen verlangen. In solchen Fällen müssen die Familien dann eine Gruft erwerben. Diese unterirdischen Grabkammern sind ausgemauert und der Sarg verbleibt dort über einen wesentlich längeren Zeitraum, als in einem Erdkontaktgrab.

Möglicherweise ist das auch bei dem hier in Rede stehenden Grab so. Es müßte also mal geprüft werden, ob der Sarg direkt im Erdreich steht oder ob er in einer Ausmauerung steht.

Wie das allerdings ist, wenn die Ruhezeit abgelaufen ist, muß vor Ort bei der Verwaltung erfragt werden. Es kann sein, daß die Entsorgung der im Grab befindlichen Restbestände von der Verwaltung übernommen wird. Anders könnte das aussehen, wenn der Sarg ohne Genehmigung beigesetzt wurde und sich die metallene Beschaffenheit erst jetzt zeigt.

Bei einem ähnlich gelagerten Fall hier in der Region stellte die Verwaltung bei einer vorsichtig und allgemein gehaltenen Anfrage enorme Kosten in Aussicht. Ausgrabung des unerlaubt eingebrachten Metallsarges, umbetten des Verstorbenen in einen Holzsarg und erneute, behördlicherseits angeordnete Zwangsbestattung mit einer örtlichen Mindestlaufzeit von nochmals 15 Jahren, Entsorgung des Metallsarges usw. Die Kosten dafür wären (zu DM-Zeiten) auf weit über 5.000 DM gekommen.
Die betroffene Witwe sagte damals kurzerhand: „Dann verlängere ich einfach das bestehende Grab um 12 Jahre, das kostet nur knapp 2.000 und bis das dann abgelaufen ist, bin ich auch tot.“

Man kann aber die Beschaffenheit des Sarges prüfen lassen. Mir sind Fälle bekannt, in denen der Friedhofsmitarbeiter mit einer Metallstange prüfen kann, ob ein Sarg noch fest in der Erde steht. Auf diese Weise sollte sich auch feststellen lassen, ob es ein Metallsarg ist. Möglicherweise geht das auch mit guten Metallsuchgeräten, aber das weiß ich nicht genau.

Im Falle eines Falles, so denn also tatsächlich die Entsorgungsfrage auf Euch zukommt, würde ich den Verstorbenen -sofern die Verwaltung auf dessen Bestattung beharrt- in einer sogenannten Gebeinekiste oder einem Einfachsarg einäschern lassen und den Metallsarg verschrotten lassen. Ist er wirklich, was früher häufig vorkam, überwiegend aus Kupfer, bekommt man sogar eine oft erstaunliche Summe für das Metall. Desinfektorische Bedenken lassen sich in einem Entsorgungsbetrieb schnell durch allseitiges Ausflammen mit einem Schneidbrenner beseitigen.

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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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Neuling
16 Jahre zuvor

Bloß niemanden verraten, wo das Grab ist. Kupferdiebe werden immer dreister …

16 Jahre zuvor

die dreistigkeit von menschen kennt keine grenzen. ich trau denen das ohne weiteres zu den sarg zu klauen, wenn die wissen wo der ist.

kupfer ist ja in den letzten jahren echt übel teuer geworden. das lohnt sich schon mal eben.

Mirella
16 Jahre zuvor

Naja, Kupferdiebe schrauben zwar hemmungslos Dachrinnen von Häusern, aber einen Sarg (…dummerweise auch noch mit Inhalt… entschuldigung 😉 )zu klauen geht dann ja wohl doch etwas zu weit. Ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen.

Katrin
16 Jahre zuvor

Eine Freundin von mir ist vor vier Wochen verstorben und in einem Zinksarg in die Ukraine überführt worden. Von außen war er mit Holz verkleidet, sah also ganz „normal“ aus. In diesem Sarg wurde sie auch beigesetzt. Ihre Mutter sagte, dass dort keiner wissen dürfe, dass innen Zink ist, denn sonst würden Metalldiebe sich daran zu schaffen machen. Ich war entsetzt, aber wenn es um Geld geht, schrecken manche wohl vor gar nichts zurück… 🙁

16 Jahre zuvor

allerdings ich hab vor ein paar Wochen in der Zeitung einen Artikel gelesen, über den organisierten Diebstahl von Grabschmuck. Da wurden auf mehreren nahbeieinanderliegenden Friedhöfen Blumengestecke o.ä. zeitnah, also frisch, von den Gräbern entfernt und auf Wochenmärkten veräußert.

Der Täter wurde allerdings geschnappt 😉

Auch hört man öfter davon, daß Grabmale welche aus Metall gefertigt sind von Friedhöfen verschwinden.

Solchen Menschen ist in der Tat nichts heilig.

16 Jahre zuvor

Ich stelle sie mit solchen auf eine Stufe, die sogar Wertgegenstände (Schmuck etc.) aus einem Sarg rauben.

16 Jahre zuvor

Die Entsorgung eines solchen Kupfersarges (ohne den Inhalt) stell ich mir nicht teuer vor. Heutzutage wird das Kupfer von den Baustellen geklaut, da wird man für einen Sarg doch einen guten Preis bekommen?

Wer da noch für die Entsorgung zahlt, ist wohl selbst schuld…

16 Jahre zuvor

Man kann schnell einen Pulsinduktionsdetektor über das Grab halten. Damit weiß man dann, ob der Sarg aus Metall ist.
Einfache Induktionsbalanzgeräte werden da angesichts der Tiefe wohl eher uneindeutige Ergebnisse liefern. Große Geräte mit getrennten Spulen könnten auch eine Aussage über die Art des Metalls treffen.

Die Fragende
16 Jahre zuvor

Habe nochmal extra nachgefragt. Der Sarg ist definitiv aus Kupfer und auch so (unter aller Augen) in die Erde gekommen. Das Grab ist mittlerweile abgelaufen, Forderungen kamen bisher keine. Nur…kann man nachträglich für etwas fordern, was man selbst so in die Erde gebracht hat?

jemand
16 Jahre zuvor

Braucht der Körper eigentlich Sauerstoffkontakt um zu verwesen? Weil wenn nicht könnte man sich ja in einem Metallsarg, der innen ein Vakuum hat, beisetzen lassen und sich so konservieren lassen. Be Moorleichen geht das ja auch einigermaßen.

16 Jahre zuvor

also wenn das grab nun wirklich abläuft und die wollen, dass man den sarg entsorgt, dann würde ich das an eurer stelle tun und auch gerne die kosten übernehmen.

die überreste des verstorbenen werden bei einem erneuten aushub eh entsorgt. dafür gibt es extra bereiche auf friedhöfen, wo dann wirklich die allerletzte ruhestätte für einem bereitet wird. (@tom: wenns falsch ist, bitte belehren 😉 )

und die kosten dafür werden sich mit dem kupferverkauf wieder amortisieren, wenn man nicht ganz sicher sogar gewinn dabei machen dürfte.

ist natürlich die frage, wie toll man sowas persönlich findet, den sarg des geliebten mannes zu veräußern.

andy
16 Jahre zuvor

@jemand: Das Vakuum würde den Körper aber ziemlich deformieren, sprich „aufblähen“ oder platzen lassen, da sich im Inneren ja noch Lufteinschlüsse etc. befinden. Unter einem „Schutzgas“ (100% Stickstoff oder ein Edelgas) könnte es funktionieren, oder?

anita
16 Jahre zuvor

also wenn ihr jemanden zum Kupfer verticken braucht… Ein Kollege nimmt immer den Kupferabfall aus der Firma mit nach hause, das lohnt sich bei dem richtig, der faehrt mit dem grossen Transporter jedes WE zu seinem local copper dealer. Kupfer ist schweineteuer.

Matthias
16 Jahre zuvor

@Vakuum/Schutzgas: Gibt ja noch den Pasteur-Effekt.
Völlig konservieren lässt sich da nicht viel, höchstens unansehnlich mumifizieren.

Rainer Petzolt
16 Jahre zuvor

Jetzt sehe ich schon im Geiste „Sondengänger“ nächstens über den Friedhof schleichen..

Könnte ja was unter der Erde liegen. Das war ein Bärendienst von Tom.

it's me
16 Jahre zuvor

Auch bei uns hatten wir mal einen fall, wo jemand in einem Zinksarg beigesetzt wurde, derjenige war damals bei einem Schiffunglück umgekommen. Der Sarg wurde nach ablauf des grabes im boden belassen, die grabstelle durfte nur nicht neu belegt werden. Nach ich glaube 40 jahren wollt dann ejmand um jeden Preis diese Grabstelle haben, um die familie zusammen liegen zu haben und hat da wohl ein wenig nachgeholfen beim kirchenvorstand. Der Platz wurde wieder freigegeben und in einer nacht und nebenalktion wurde das grab ausgehoben, der aushub inkl des auseinandergebrochenen Sarges (dummer Friedhofsgärtner) und der gebeine verschwand ganz unten in der Kränzekiste und nächsten Tag sollte dort bestattet werden. Ist hier durch die Zeitungen gegangen, da ‚leider‘ noch ein enkel des im zinksarg bestatteten hier lebt und regelmäßig nach dem rechten schaut. Der ist darüber gefallen., dass die stelle nciht hätte freigegeben werden dürfen und hat nach den überresten gefragt. Die überreste sind dann wohl, sofern noch auffindbar, an einem geheimen ort irgendwo unter den bäumen beigesetzt worden. Fand ich damals ganz schön heftig, der… Weiterlesen »

Wollemann
15 Jahre zuvor

@ Mirella
Denk an Milliardär Flick!!!
Der wurde auch geklaut, samt Sarg. Ob dieser nun mit Kupfer oder Zink ausgestattet ist weiß ich allerdings nicht.




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