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Staub

Antonia steht vor mir im Büro und erzählt, wie ein Trauergast völlig unbekümmert und durch Antonias Anwesenheit völlig unbeeindruckt den an einer Kette befestigten Kugelschreiber vom Kondolenzpult abrupft und einsteckt.
Es sind dies Billigkugelschreiber, die die Friedhofsverwaltung seit einem Jahr an den Kondolenzpulten angekettet hat.
Sie untermauern damit ihr Verbot der „gewerbsmäßigen Werbung“. Bestatter dürfen logischerweise auf dem Friedhof keine Reklame machen. Das heißt für mich, daß man dort keine Schilder aufstellt, Flugblätter verteilt oder Neonreklame anbringt.
Aber die Friedhofsverwaltung sieht hierzulande ja bekanntlich in den Bestattern den bitterbösen Feind, der dem städtischen Bestattungsinstitut die Aufträge wegnimmt.
Deshalb dürfen die Bestatter keinen Firmennamen und kein Logo ihrer Firma auf Hemden, Jacken oder Namensschildern zeigen und deshalb müssen sogar die Logos auf den Kondolenzmappen abgeklebt werden.

Aus anderen Städten kenne ich das anders, da legt der Bestatter noch eine Visitenkarte auf jeden Sitzplatz in der Trauerhalle.
Na ja, wir haben unsere Kondolenzpulte immer mit eigenen Kugelschreibern bestückt, natürlich mit Namensaufdruck, und durchaus nichts dagegen gehabt, wenn Trauergäste die mitgenommen haben; so kommen die Kulis unter die Leute und finden Verbreitung.
Aber nein, auch das ist verboten worden.
Dafür wirbt jetzt die Friedhofsverwaltung, also eine Behörde, die Gräber verwaltet, Termine für Trauerfeiern koordiniert und Gebührenbescheide erlässt, mit dem Kugelschreiber-Slogan: „Im Trauerfall alles aus einer Hand“.

Egal, jetzt hat also ein Trauergast so einen Kuli geklaut, was an und für sich pupsegal ist, um das mal so zu sagen, was Antonia aber nicht durchgehen lassen kann.
Sie bringt also ihre durchaus beträchtlichen Rundungen in Schwingung, woraus eine Art von Bewegung resultiert, die für den Bruchteil einer Sekunde die kontinuierliche Drehung der Erde um die Erdachse hemmt.
Mit einer weitausholenden Bewegung soll sie dann dem Kulidieb ihre Hand auf die Schulter „gelegt“ und dabei gerufen haben: „Her mit dem Kuli!“
Der Mann sagt, Olga Krachnikowa habe versucht, ihm durch die Schulter die Milz zu zertrümmern. Gut, es hat Zeugen gegeben, die bestätigen, daß Antonia tatsächlich einen Täter auf frischer Tat verfolgt und geschnappt hat.
Der Mann hat den Kuli auch sofort herausgerückt und durfte dann seines Weges gehen.

Alles gut und schön.
Eigentlich kommt es mir auf Antonias Aussage zu der Geschichte an, die ich wieder mal absolut köstlich finde:

„…und dann bin ich dem wutentstaubt hinterher!“


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Hier erzähle ich Geschichten aus meinem Bestattungshaus und insbesondere über meine fabelhaften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Namen sind verändert. Manchmal wurde auch mehrere Personen zu einer Erzählfigur zusammengefasst.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 31. August 2012

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3 Kommentare
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Kati
11 Jahre zuvor

“ wutentstaubt“ – herrliche Fortsetzung Deiner kürzlich erwähnten „Begrifflichkeiten“ im Zusammenhang mit Deinen Lieblingen, den Erdferkeln! Nebenbei gesagt, ich mag die auch…..Kaffee gefällig?
Schönes Wochenende 🙂

11 Jahre zuvor

Antonia muß in Wirklichkeit Helga O. aus H. sein – ich bin mir mittlerweile sicher, diese Frau zu kennen!

VivaMaria
11 Jahre zuvor

Das deutsche Staubarchiv und das Mineralogische Museum der Universität Bonn zeigen vom 13. November 2011 bis 4. November 2012 eine Sonderausstellung „Vom Stein zum Staub“. Dazu gibts auch eine Vortragsreihe.
http://www.steinmann.uni-bonn.de/museen/mineralogisches-museum/aktuelles/sonderausstellung-vom-stein-zum-staub




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