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Frag den Bestatter

Stinker

Bei uns im Nachbarhaus ist eine Leiche abgeholt worden. Der alte Mann war schon am Freitag gestorben und ist gestern abend erst entdeckt worden. Die Leichenabholer wurden von einem Polizisten gefragt, ob das ein Stinker ist. Später sah ich einen Polizisten hinter eine Hecke göbeln. Ist das mit dem Geruch wirklich so schlimm? Jetzt im Winter?

Es ist tatsächlich unter Polizisten, Feuerwehrlern und Bestattern ein intern durchaus gebräuchlicher Ausdruck, eine Leiche mit erheblicher Geruchsbelästigung als „Stinker“ zu bezeichnen. Nur tut man das für gewöhnlich nur dann, wenn Außenstehende es nicht mitbekommen.

Ob nun ein Verstorbener kaum oder stark riecht, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Die Masse des Körperfetts, die Art der Vorerkankung, eingenommene Medikamente, die zu sich genommene Nahrung und natürlich die räumlichen und zeitlichen Umstände unter denen die Leiche gelegen hat, spielen hier eine ganz entscheidende Rolle.

Liegt sie kühl und trocken und ist für genügend Luftzug gesorgt, kann eine Leiche durchaus Wochen und Monate in einer Wohnung liegen, ohne daß man davon etwas mitbekommt. Andererseits kann ein Leichnam, der nur wenige Tage bei voll aufgedrehter Heizung liegt, so einen starken Geruch entwickeln, daß man es kaum aushalten kann.

Es hat auch nichts damit zu tun, ob nun die beteiligten Personen besonders berufserfahren, abgehärtet oder hartgesotten sind, ob es ihnen nun den Magen umdreht oder nicht. Man kann schon seit Jahrzehnten im Beruf sein und alles Mögliche gesehen und gerochen haben, es kann immer der Tag kommen, da reicht schon ein „leichtes Lüftchen“ und es überkommt einen.

Die Einsatzkräfte versuchen sich in solchen Fällen so gut es geht zu schützen. Im einfachsten Fall reicht kurzes Luftanhalten nach dem Motto „Nase zu und durch“, hilft das nichts, dann nimmt man etwas Mentholsalbe und reibt sich die unter die Nase. Auch Grippe- oder Staubschutzmasken mit etwas Mundwasser getränkt, sollen gut helfen.
In wirklich schlimmen Fällen reicht dann aber oft nur noch die Atemschutzmaske mit Aktivkohlefilter.

Bei Leichenfunden, bei denen neben der Geruchsbelästigung auch noch ein Befall mit Insekten(larven) hinzukommt, ist oft auch noch zusätzlich Schutzkleidung angesagt.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 20. Juli 2012 | Peter Wilhelm 20. Juli 2012

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13 Kommentare
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Salat
14 Jahre zuvor

Schutzkleidung? Nur wegen des „Krabbelfaktors“, oder vielleicht auch wegen Infektionsgefahren etc?

Salat

ich
14 Jahre zuvor

Mahlzeit, ich wollt grad was essen…

Ronald
14 Jahre zuvor

… und ein guter Magen. 🙂

Engywuck
14 Jahre zuvor

immer diese empfindlichen Leute mit zu guter Vorstellungskraft…

Bianca
14 Jahre zuvor

@4: ich halte solche Kommentare und solch Verhalten eh nur für Klischee. Mir ist noch keiner untergekommen, dem selbst beim Essen, kaum ein Thema zu ekelig ist. Man wird doch noch drüber reden können. Der Appetit ist mir beisowas noch nie vergangen. Mal abgesehen davon, dass manche beim Essen fernsehen und dort ganz andere Sachen gezeigt werden und die auch nicht vom Stuhl/ der Couch kippen bei sowas.

Andi
14 Jahre zuvor

Ich hatte auch schon einen Betreuungseinsatz beim KIT wo die Einsatzkräfte in der Wohnung unter umluftUNabhängigen Atemschutz, in der Bevölkerung umgangssprachlich „Sauerstoffflaschen“, vorgegangen sind.

Trixi
14 Jahre zuvor

Wir hatten im Keller mal einen alten Kühlschrank..Meine Mum hat da einen Schweinekopf reingepackt,der vom Spanferkel übrig war.Mein Opa machte daraus immer Sülze. Irgenwie wurde dieser Kopf aber vergessen und der Kühlschrank war auch kaputt,was aber keiner wußte.Mein Bruder und ich spielten damals im Keller und guckten auch in den Kühlschrank. Das war so ein Gestank,wir mußten die alten Gasmasken von meinem Vater aufsetzen und das Teil wegzuwerfen.Und wer sowas einmal gerochen hat,der weiß beim nächsten Mal sofort daß das Verwesung ist. Unser Hund hat mal ein verwestes Kaninchen vom Garten mit ins Wohnzimmer gebracht.Die Hütte hat danach gestunken,das war echt heftig. Viele kennen den Geruch aber nicht.Bei meiner Oma im Haus lag ein Mann im Hochsommer 3 Wochen tot in der Wohnung über ihr.Die Nachbarin nebenan beschwerte sich mal bei ihr,das der ja Türke sei und was der sich immer kocht.Den Geruch würde man nicht aushalten. Als der abgeholt wurde, kam sofort so ein Kammerjäger im Schutzanzug und machte die Wohnung sauber von den Fliegen. Ich denke mal,hätte die gewußt wie sowas riecht,dann hätte… Weiterlesen »

Frau Scherer
14 Jahre zuvor

Was ist göbeln? Das Verb von Göbbels?

Tichondrius
14 Jahre zuvor
LieberANo
14 Jahre zuvor

Als ich unsere Oma damals fand, hatte sie reichlich eingekotet und die vorher vorhandenen Wassereinlagerungen traten über das Gewebe aus. Sie war erst wenige Stunden tot, aber ich will nicht wissen, wie das nach 3 Tagen ausgesehen und gerochen hätte.

14 Jahre zuvor

[quote]Was so riecht kann man nicht essen!Das man überhaupt darauf kommen kann das es Essensgeruch ist….!Bah![/quote]
So eine Made hat da sicher eine ganz andere Meinung, Lecker!

Shamo
14 Jahre zuvor

@5 (Bianca):
Oh doch, meiner Freundin z.B. vergeht jeglicher Appetit (Essen sofort stehen lassen und ne einmalige Grimasse schneiden), sobald das Gespräch sich in etwas ekligeren Bereichen ansiedelt. Alles schon erlebt und dass diese Reaktion nicht bloß gespielt war, das musst du mir nun glauben… ^^

PS: Fernsehen tun wir beide kaum, könnte vielleicht daran liegen 😉

Josef
8 Jahre zuvor

Es ist schon nicht leicht, wenn man einen Verstorbenen abholt der lange unentdeckt geblieben ist!
In meiner langjährigen Tätigkeit hatte ich ein paar solcher Einsätze, gewöhnen kann man sich daran nie! Das sind Fälle wo man schon mehrere Bodybags braucht um den Gestank Einhalt zu gebieten, und dann kann man oft noch ein Tuch, mit Desinfektionsmittel getränkt über die ganzen Bags legen, was meistens gut hilft. Danach in der Pause was zu essen geht ganz gut, man muss den Schalter im Kopf haben, dann schmeckt es auch nach ekelhaften Einsätzen! Als wir den Polizeidienst nicht mehr machen mussten, immer mehr billige Anbieter kamen auf den Markt, war ich aber auch nicht böse drum!




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