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Umbettung und letzte Reise

Eine Leserin hat, durch den letzten Artikel über Urnenumbettungen inspiriert, ihre Erlebnisse in Zusammenhang mit der Beisetzung ihres Vaters einmal aufgeschrieben. Ich gebe das mal anonymisiert und mit Einverständnis weiter:

Mein Vater starb kurz nach der Jahrtausendwende sehr unerwartet an den Folgen eines Unfalls. Da er allerdings zuvor schon eine Patientenverfügung gemacht hatte mit der eindeutigen Anweisung ihn einäschern zu lassen und anschließend anonym zu bestatten, war das Vorgehen eigentlich kein Problem.

Dachte ich damals …

Allerdings wurde es dann doch eins, denn er hat (bis auf wenige Jahre) sein ganzes Leben in zwei Städten am Rhein verbracht. Leider haben beide Städte Vorschriften, nach denen der Verstorbene mindestens 10 Jahre am Stück vor seinem Tod dort gelebt haben muss.

Das war allerdings nicht der Fall …
So habe ich dann in meinem Wohnort angefragt, ob er denn hier anonym bestattet werden könnte. Das war möglich, obwohl er hier nie gelebt hat!

Die nächste Schwierigkeit war dann, dass das zuständige Krematorium gerade wegen Erneuerung der Abgasfilter geschlossen und alle umgebenden völlig überlastet waren. So durfte mein Vater seine letzte Reise dann noch über eine mittlere Kreisstadt in der Region machen, nachdem er noch eine Obduktion „erleben“ durfte, um die genaue Todesursache fest zu stellen.
Da ich informiert war, dass er in der Nacht verstorben war, ich aber wohl nicht in der polizeilichen Akte stand, hatte meine Oma noch einen sehr schmerzhaften Anruf zu überstehen:
Sie wurde von einer Ärztin (als die am schnellsten zu findenden Verwandten) angerufen, ob sie die Augen meines Vaters spenden würde, da es für die übrigen Organe schon zu spät sei.
Zu dem Zeitpunkt wusste meine Oma nicht einmal, dass ihr Sohn tot war …da ich lieber zur ihr hin fahren und sie persönlich
informieren wollte.
Ich habe dann die diesen Anruf verursachende Person (eine übereifrige junge Polizistin) zur Schnecke machen lassen – was es zwar auch nicht rückgängig machte, aber vielleicht half, solche Erlebnisse anderen zu ersparen.

Also fand die Bestattung – weil seine Mutter (meine Oma) und ihre Schwester noch lebten – auf meine Veranlassung mit unserem Pfarrer und einer kleinen Trauerfeier hier im Dorf statt.
Denn so „anonym verscharrt“ wollte meine Oma ihren Sohn dann doch nicht haben. So dachte ich, wäre ich damit eben auch den Lebenden halbwegs entgegen gekommen.
Doch auch hier kam es anders: meine Oma fand einfach keine Ruhe, weil ihr Sohn kein „ordentliches“ Grab hatte. Ich fand die Wiese auf dem Friedhof sehr schön! Am Ende habe ich dann nach gegeben und bin mit meiner Oma zum Rathaus, um dort meine Einwilligung zur Umbettung in ein 4er-Urnengrab zu unterschreiben. Denn es gab nur einzelne oder eben 4er Gräber. Da meine Oma eine praktisch denkende Frau ist, hat sie sich für das größere entschieden, da sie und ihre Schwester ja nicht mehr die Jüngsten sind und ich dann noch die letzte lebende Verwandte der Familie wäre.
Tja – sie hat viel Geld in das Grab und den komplett abdeckenden Stein gesteckt, der (gegen den Wunsch meines Vaters) dann auch noch seine Daten bekam.
Und die beiden Damen leben immer noch 🙂 Ich fürchte, die werden noch die „Verlängerung“ der Grabstelle erleben und bezahlen müssen. Aber immerhin weiß ich so schon mal, wo ich meine letzte Ruhe finden werde 🙂
Und auch meine Kinder werden keine Arbeit mit dem Grab haben, außer alle Jubeljahre mal über den Stein zu wischen, so wie sie es jetzt schon tun, wenn Oma mal zu Besuch ist und zum Friedhof geht …


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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16 Kommentare
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Jo
15 Jahre zuvor

Ich hoffe du hast vor lauter Umbau nicht vergessen, die Geschichte von Martina weiterzuerzaehlen. Der cliffhanger haengt ja jetzt schon ziemlich lange. Oder hab ich da was verpasst? Bin tierisch neugierig wie’s weitergeht.

15 Jahre zuvor

*Offtopic*

Bitte, bitte lass dir für Zitate eine andere Textformatierung einfallen. Das doppelte „L“ gibt ja Augenkrebs!

Lesetypografisch ging dein Redesign in die Hose.

Perris
15 Jahre zuvor

Ja, auf die Fortsetzung von Martina warte ich auch noch….

Marion
15 Jahre zuvor

Ich fühle mich durch das Design auch in meinen Augen beleidigt. Die Schrift ist sherifenlos, das gefällt mir nicht, ist schwer lesbar und das Auge wird nicht geführt.
Das ganze Design ist stümperhaft, überladen und hoffnungslos 60er Jahre-Style. So ein veraltetes Design mit einer so altbackenen Schrift tut jeden weh, der sich mit Typografy auskennt.

Ich lese ja sonst hier gerne mit, aber jetzt: NEIN DANKE, ich bestell dich ab!

Mutterschiff
15 Jahre zuvor

Au weia. Da wird der Undertaker aber enttäuscht sein, einen treuen Leser weniger zu haben.

Himmel noch mal, könnt ihr euch nicht einfach an den tollen Geschichten freuen, anstatt am Design rumzumeckern? Ist ja echt traurig das…

SmackThePony
15 Jahre zuvor

Bei so langen Zitaten dass Kursivie auch nicht glücklich. Der Balken auf der linken Seite oder mit leichen Grau hinterlegt mit einem übergroßen Anführungszeichen im Hintergund, dass würde angenehmer fürs Auge sein.

Alex II.
15 Jahre zuvor

Na ja, natürlich war dieser Anruf heftig — sieh es aber mal so: Wenn du eine Hornhaut brauchst, weil deine trüb wird, siehst du das vielleicht etwas anders. Zumal üblicherweise die Angehörigen ja schon informiert sind, und man das halt nicht beliebig rausschieben kann. Ich bekam auch diesen Anruf (aber OK, ich wußte natürlich, daß meine Mutter verstorben war) und der entsprechende Arzt war völlig überrascht, daß ich nur noch überrascht fragte, ob das auch bei Krebskranken noch ginge, und als er das bejahte, ich sofort zustimmte. Offensichtlich stellen sich da recht viele Leute an, auch solche, die nicht überrascht wurden. Aber meine Mutter hatte einen Organspendeausweis, war recht stinkig, als sie da mit 60 aus der Datenbank der Organspender geschmissen wurde, und hätte das auf jeden Fall gewollt. Und zwei Leute können jetzt wieder sehen. Jedenfalls überlegt man dann, wenn man hört, wie sich manche Menschen anstellen, doch wenigstens für einen Moment, ob, wenn solche Leute denn auch mal Organe brauchen, man sich vielleicht nicht mal genauso anstellen sollte. Und komisch, aber ich könnte… Weiterlesen »

Marie
15 Jahre zuvor

Das sehe ich anders. Eine Hornhaut ist kein lebensnotwendiges Organ, und wenn ich mir vorstelle, wie die arme Frau aus einem Nebensatz erfahren mußte daß ihr Sohn tot ist, wird mir ganz schlecht.

Robbi
15 Jahre zuvor

Ganz toll, daß immer wieder irgendwelche pseudotypographische Asse hier meinen, an der Gestaltung der Text hier herummosern zu müssen. Es mag vielleicht sein, daß höchstakademischen (wohl eher „akakomischen“) Studien zufolge die ein oder andere Schrift rein theoretisch oder irgendwelchen nicht aussagekräftgen Umfragen nach nicht ergonomisch fürs Auge sein soll, aber wie so immer wird wohl das Gemotze von den obligatorischen 5 Prozent Besserwissern und Nörglern auf dieser Welt ausgehen.

Tom, mein Vorschlag an dieser Stelle wäre, stelle doch einfach mal ein paar Schriftarten zur Auswahl und lasse darüber abstimmen. Dann werden wir ja sehen, was am besten ankommt. Wenn machbar, präsentiere einen Text in verschiedenen Schriftarten in einem Beitrag, damit man besser vergleichen kann.

Mir persönlich ist es ehrlich gesagt wurscht, ob Serifen oder nicht, selbst die Sütterlin-Schrift schreckt mich nicht ab. Aber leider wird unsere Welt ja immer mehr zur Einheitsgesellschaft und alles, was angeblich nicht ergonomisch ist oder in sonst irgendwelchen Rahmen paßt irgendwie abgelehnt.

SmackThePony
15 Jahre zuvor

@marion: und tschüss.

Hmmm beim layout umschalter ist doch tatsächlich die Serifen Variante verschwunden. Gibt nur noch fett und normale Schrift.

15 Jahre zuvor

„Dieses passt mir nicht und jenes will ich nicht….“ Haben die Meckerköppe ansonsten keine Sorgen. Der Undertaker schreibt sich hier nen Wolf und solche Schlaumeier meckern über Pillepalle… Typisch für diese Gesellschaft: Große Klappe zählt und Äußerlichkeiten. Mann eh, der Tom kann auf seinem Blog machen, was er will. Ich finds Klasse wegen der Inhalte. Und an der Form habe ich nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Den Meckerköppen schon zum Trotz.

Elvira
15 Jahre zuvor

Da muss auch nichts abgestimmt werden, Tom macht das so, wie er es am Besten findet und gut ist.

Sag ich nicht
15 Jahre zuvor

… dann verabschieden sie sich hochoffiziell aus der Leserschaft und lesen doch heimlich noch eine Zeitlang mit, um die Reaktionen zu sehen und sich daran aufzuge … äh zu ergötzen. Mal abgesehen, dass ja kaum kontrolliert werden kann, ob die wirklich nimmer mitlesen. Blankes Wichtigtun. Gut, das macht jeder von uns mal, aber selten so plump.

Mac Kaber
15 Jahre zuvor

Nehmt doch ein normales Grab, und lasst den Grabstein weg. Dann weiß niemand ausser Euch, wo er liegt. Man kann auch eine Traueranzeige aufgeben und die Stelle mit dem Namen leer lassen, Der Pfarrer hält seine Zeremonie und setzt in seinen vorgefertigten Predigttext nur das Wort „Mensch“ ein. So ist auch jedem geholfen.

Asz
15 Jahre zuvor

Ich bekam diesen Anruf auch. Da aber meine Schwester, so wie ich sie kannte, gerne alle ihre Sachen beieinander hatte, gab ich diese Einwilligung nicht. Wenn sie sich im Leben jemals anders mir gegenüber geäußert hätte, wäre auch meine Entscheidung anders ausgefallen.

Thomas
15 Jahre zuvor

Jaja „sherifenlose“ Schrift und „Typografy“ schreiben, aber ganz viel Ahnung von Schriftdesign haben…




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