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Wie viel Totenasche fällt jährlich in Deutschland an?

wolkenhimmel

Für die Zeitschrift „Bestatter heute“, deren Chefredakteur ich bin, suche ich immer nach einer „Zahl der Woche“.
Hier werden dann zwei Zahlen zueinander in Relation gesetzt, am besten mit dem Ergebnis, daß der Leser staunt.

Ich weiß gar nicht, wer das gewesen ist. Irgendjemand hat mir als „Zahl der Woche“ vorgeschlagen:

185 LKW-Ladungen Totenasche gibt es jährlich in Deutschland.

Diese Zahl ist auch durch die Fachmedien geprügelt worden, doch ich habe ja auch irgendwann mal den Beruf des Kaufmanns erlernt und irgendwie ließ mir die Zahl keine Ruhe.
185 LKW-Ladungen sind nämlich eine ganz schöne Menge. Ich stellte mir vor, daß das 40-Tonnen pro 40-Tonner-LKW sind und dann wären das ja 7.400 Tonnen Asche. Wo sollen die denn herkommen.

Also rechnen wir doch einfach mal nach:

868.373 Sterbefälle im Jahr 2014

54,5 % Feuerbestattungen

ergibt 473.263 Feuerbestattungen x 3 Kilogramm Asche = 1.419.789 Kilogramm oder 1.420 Tonnen.

Die durchschnittliche Ladekapazität eines 40-Tonner-LKW liegt bei „nur“ 25-28 Tonnen (habe ich mir sagen lassen), also im Mittel bei, sagen wir, 26 Tonnen.

1.420 / 26 = 54,6 LKW-Ladungen.

Man kann also sagen, daß die Zahl „185 LKW-Ladungen“ durchaus plausibel ist, wenn man von kleineren LKW ausgeht. Verbindet man aber mit LKW die großen 40-Tonner, ist die Zahl zu hoch gegriffen.

Meine Mitarbeiterin Carina hat schnell ausgerechnet:

Um eine Vorstellung zu bekommen: Für die Anlage eines Tennisplatzes benötigt man zwischen drei und sieben Tonnen roter Ziegelasche.
Man könnte also mit der gesamten Totenasche eines Jahres rund 270 Tennisplätze belegen und drei mittlere Gemeinden den ganzen Winter über streuen.

Aber das wäre ja sehr makaber, also machen wir das nicht.
Totenasche ist im Übrigen steril und stellt auch beim Ausstreuen keine Gefährdung dar.

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Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 13. Januar 2017 | Peter Wilhelm 13. Januar 2017

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Sebastian
7 Jahre zuvor

Mhmm,

liegt das Problem vielleicht nicht unbedingt an der maximalen Zuladung des LKWs, sondern an dem Volumen?. Kann ja sein, dass ein LKW erst 10 Tonnen Asche geladen hat, aber trotzdem (volumenmäßig) bereits voll beladen ist.

Nur ein Erklärungsansatz. Ich bin gerade bei der Dichte von Totenasche überfragt 😉

Lochkartenstanzer
Reply to  Sebastian
7 Jahre zuvor

@Sebastian:

Mir ist auch sofort eingefallen, daß man da auch noch die Dichte berücksichtigen müßte. es ist ein Unterschied, ob man 40Tonnen Stahl oder 40 Tonnen Schlf/Bambus o.ä. lädt. Dann sieht es ggf so comment image) aus.

> Nur ein Erklärungsansatz. Ich bin gerade bei der Dichte von Totenasche überfragt 😉

Da müßte Peter eigentlich nur sagen, wieviel Liter in so eine Urne passen, dann könnte man mit den 3 kg Asche die Dichte berechnen.

Lochkartenstanzer
Reply to  Lochkartenstanzer
7 Jahre zuvor

Nachtrag: Laut Wikipedia beträgt die Schüttdichte von Asche ca 0,3kg/l.

ein 40-Tonner hat eine Transportkapazität von ca. 25t und ca 90m³. Was zu einer Dichte von ca 0,27kg/l führen würde, wenn man den Hänger bis zum maximum an Volumen und Gewicht nutzen würde. Da die Asche dichter ist, kan man ncih tdas ganze Volumen ausnutzen und daher ist das Gewicht ausschlaggebend. Also ist zumindest von der reinen Aschmenge her Peter’s Rechnung korrekt. Jetzt ist natürlich die Frage, ob bei der berechnung die urne mitgerechnet wird und wieviel „Luft“ in der Urne noch ist. Wenn es da zugeht wie bei den Mogelpackungen (sieze z.B. da: http://dreibeinblog.de/mogelpackung-medikamente/) kommt man durchaus auf die vierfache Menge an LKWs.

sarc
7 Jahre zuvor

Das kann man ja zumindest abschätzen… Hier findet man Maße für die Aschenkapsel: http://bestatterweblog.de/urne-selbst-gestalten-mase-material/

Das wäre also ein Volumen von ungefähr 5 Litern oder 0,005 m³. Laut Wiki bietet ein großer Standardcontainer 67,7 m³. Mit den Zahlen von Tom kommt man damit auf etwa 35 Container (und entsprechend viele LKW). Nachdem die Aschekapsel wohl eher die Obergrenze des Volumens darstellt (hab zumindest noch nix von Doppelurnen für besonders aschehaltige Sterbefälle gehört), kann man also davon ausgehen, dass es nicht am Volumen scheitert… 😉

Lochkartenstanzer
Reply to  sarc
7 Jahre zuvor

@sarc:

Wenn, wie Peter sagt, es 3kg, Asche pro Verbrennung gibt, so reicht bei einer Dichte von 0,3kg/l eine 5l-Urne nicht aus.

Fazit: Solange der Urheber des Berichtes mit den zuvielen LKW-Ladungen nicht darlegt, wie er denn auf die Zahl kommt, bleibt das alles nur Spekulation. Villiecht hat der auch nur mit Großen lieferwagen als mit echten lastwagen gerechnet. 🙂

Held in Ausbildung
7 Jahre zuvor

Ich bitte noch um die Berechnung: Wie viele Fussballstadien kann man mit dieser Asche füllen.

Die Maßangabe „Fußballstadion“ ist in Deutschland ja eine anerkannte Größe und wird ja für alle möglichen Vergleiche hergezogen. Daher: Bitte um eine Angabe, wie viel Totenasche in DE anfällt in der Maßeinheit „Fußballstadion“.

Held in Ausbildung
Reply to  Peter Wilhelm
7 Jahre zuvor

@Peter Wilhelm: Ist das denn wissenschaftlich fundiert?

Wie lang sind die Linien (gern auch im Fussballstadion-Aneinander-reihen-Maßstab) dann insgesamt?

😀

Talinka
7 Jahre zuvor

Ich bin tatsächlich im Heute angekommen!
Viele Monate habe ich mit der Lektüre dieses Blogs verbracht und hatte immer etwas interessantes, witziges oder auch trauriges zu lesen.

Vielen, vielen Dank für die vielen Stunden Unterhaltung 🙂

Christians Ex
7 Jahre zuvor

Ich erinnere mich gerade daran, vor irgend einer Ewigkeiten mal so einen Spot gesehen zu haben:
„So viel Asche macht ein 23jähriger Raucher.“
Schütt.
„Einige lassen sich natürlich auch begraben.“

Da war der Haufen auf dem Tisch aber wohl etwas klein, wenn es 3 Kilo sein sollen.

Rumpel
7 Jahre zuvor
Diana
7 Jahre zuvor

Hm… 3kg Asche pro Verbrennung? Variiert das eigentlich? Und wenn ja, wodurch? Körpermasse des Toten? Und welchen Effekt hat der Fettgehalt eines Menschen (oder wie immer man das ausdrückt)?

Diana
Reply to  Peter Wilhelm
7 Jahre zuvor

@Peter Wilhelm: Danke, das ist sehr interessant! Wen sonst als Sie könnte man das so offen fragen!




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