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Frag den Bestatter

Wir haben Knochen auf dem Friedhof gefunden

Ich pflege seit 16 Jahren das Grab meiner Mutter. Als ich nach dem ersten Winter den Grabhügel abgetragen habe, fand ich einiges: 2 Schulterblätter, Oberarmknochen, Ober- und unterarmknochen sowie große Stücke des Sarges vom vorhergehenden „Bewohner“ der Grabstelle. Ich habe mich damals bei der Friedhofsverwaltung beschwert. Eine Entschuldigung bekam ich nicht, mir wurde ledoglich gesagt, dass Knochen auf einem Friedhof normal seien und ich ja die Grabstelle hätte selbst ausheben können, wenn es mir nicht passe. Nun habe ich in den letzten 16 Jahren immer wieder diverse Knochenreste gefunden. Aber der Gipfel war, dass ich diese Woche einen Schädel gefunden habe. ICh habe etwas Erde zum Auffüllen des Grabes benötigt und den Friedhofsmeister danach gefragt, er zeigte mir eine Stelle, wo ich Erde holen kann und da lag der Schädel…
Nun meine Frage: Ist das Normalität, dass auf Friedhöfen die Knochen so achtlos herumliegen? Wenn nein, was kann ich dagegen unternehmen? Denn von der Friedhofsverwaltung bekam ich bisher keine Hilfe.
Mir geht es vor allem auch darum, dass das Grab meiner Mutter in 4 Jahren aufgelöst werden muss, da die Liegezeit bei uns nur 20 Jahre beträgt. Und ich würde gern vermeiden, dass ihre Knochen dann auch im Müll landen.

Das ist natürlich nicht schön. Aber der Friedhosmeister hat Recht: Es ist normal, daß sich auf einem Friedhof Knochen befinden.
Im Idealfall, und so wünschen es sich alle Beteiligten, sollten die Knochen tief in der Erde sein.
Aber es ist völlig normal, daß bei der Wiederbelegung eines Grabes Teile des Sarges und auch größere Knochen mit ans Tageslicht befördert werden.
Das ist stets mit Aufregungen bei denjenigen verbunden, die unvermittelt solche Dinge sehen.

Frischer Grabaushub sollte bei Beerdigungen in einem Container aufbewahrt werden und/oder mit Kunstgrasmatten so abgedeckt sein, daß eventuelle Fragmente nicht den Friedhofsbesuchern förmlich zur Schau gestellt werden. Alsdann hat es sich als hilfreich erwiesen, die ausgehobene Erde nicht einfach mit der Baggerschaufel seitlich wieder ins Grab zu schieben, sondern den Haufen von oben herab abzuarbeiten. So kann zumindest halbwegs sicher gestellt werden, daß das was zuletzt aus dem Grab herausgebaggert wurde und was am ehesten Knochen enthalten könnte, auch wieder als Erstes und an der tiefsten Stelle landet.
Nun kann es aber sein, daß die Erde so mit Knochenresten durchsetzt ist, daß alle Maßnahmen nichts helfen und der nächste Regen am frisch aufgeschütteten Grabhügel Knochen freispült.
Man kann dann den Friedhofsmeister bitten, diese zu entfernen.

Nicht immer kann alles Erde, die beim Grabaushub anfällt, auch wieder ins Grab gebaggert und für den Grabhügel verwendet werden. Diese Erde wird auf dem Friedhof zwischengelagert und dient oft dazu, daß Angehörige sich davon etwas nehmen und nachgesackte Gräber auffüllen können. Auch für diese Erde gilt, daß sie durchaus Knochen enthalten kann.

Daß man große Knochen, wie Schädel, Becken oder Oberschenkelknochen findet, ist aber eher die Ausnahme und zeugt davon, daß der Friedhofsmeister das Ganze etwas zu locker nimmt.
Vielleicht ist er im Beruf etwas abgestumpft und übersieht, daß etwas, das für ihn vollkommen normal und alltäglich ist, für andere befremdlich und abstoßend wirken kann.

Aber Knochen auf einem Friedhof, das ist normal


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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 25. Juni 2013

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14 Kommentare
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Winnie
10 Jahre zuvor

Zitat:
Aber Knochen auf einem Friedhof, das ist normal.

Ja sicher, womöglich liegen da auch noch ganze Leichen vergraben. Unverschämtheit. 😉

Jan van Hopsten
10 Jahre zuvor

Wenn ich auf dem Friedhof Knochen bzw. sogar den Schädel finde – darf ich das Zeug dann mit nach Hause nehmen und als Nippes herumstehen lassen? Oder mache ich mich dann der Störung der Totenruhe schuldig? Haben die Knochen (also der Tote) nicht einen Anspruch auf eine angemessene Bestattung, sodass die Friedhofsverwaltung automatisch im Zugzwang wäre? Wenn wir den Tod so wenig achten, dass es egal ist, wo so ein Schädel herumliegt, dann könnten wir unsere Toten auch gleich ohne Bestattung auf den Kompost werfen.

Reply to  Jan van Hopsten
10 Jahre zuvor

Das ist völlig richtig.
Ich würde es bevorzugen, wenn die Friedhofsarbeiter größere Knochen, die sie selbst entdecken, wieder in das (oder ein) Grab zurücklegen. Oft ist die Erde aber verklumpt und man sieht gar nicht, daß die Erde etwas enthalten könnte.
Wenn es dann die Friedhofsbesucher sind, die zuerst Knochen entdecken, ist die Aufregung groß.

Daß es auf dem Friedhof, auch in Resterde usw. Knochen geben kann, das ist normal und keine Aufregung wert.
Aufregen kann man sich dann, wenn die Arbeiter dort keinen Wert darauf legen, die zum Vorschein gekommenen Knochen anständig zu beseitigen.

Mitnehmen darf man die Knochen nicht, das wäre in der Tat eine Störung der Totenruhe.

Das Lagern von Graberde mit möglicherweise darin enthaltenen Knochen hat aber auch nichts mit „auf den Müll“ oder „auf den Kompost“ werfen zu tun.

Ana
10 Jahre zuvor

Nanu? Wie lange gilt die Totenruhe denn? Man sollte doch annehmen, dass spätestens wenn ein Grab neu belegt wird (20 Jahre wurde hier öfters genannt), also Leichenreste wie Knochen mit dem Bagger umgewälzt werden dürfen, auch die gesetzliche Totenruhe beendet ist.
Und rein vom Verständnis her könnte man sich dann sonen Knochen mitnehmen.

… bliebe noch Diebstahl 😀

Georg
10 Jahre zuvor

Also auf dem Platten Land vor ca.30 Jahren haben wir beim ausheben auch oft genug Knochen gefunden,diese kamen dann entweder mit ins Grab (ein,zwei Schaufeln tief gebuddelt,Knochen rein,Loch zu) oder sie kamen auf den Kompost.Schädel wurde meistens mit der Schaufel vorher Platt gehauen damit sie nicht mehr als solche erkannt werden.Der eigentliche Nebenerwerbstotengräber wollte nur das niemand etwas mitbekommt.

BlackBudgie
10 Jahre zuvor

Prompt muß ich da an einen Fall denken, der sich vor ca. 4…5 Jahren auf unserem Südfriedhof ereignet hat: ein Grab wurde nach 40 Jahren Ruhezeit ausgehoben, der Aushub kam in eine extra dafür vorgesehene Grube. Nun war es aber so, daß der Verstorbene in einem Grab mit hohem Lehmanteil in der Erde ruhte – und der Lehm ein paar Knochen umschloß. So, nun gab es Nachts ein heftiges Gewitter und der Starkregen spülte den Lehm von den Knochen. Am nächsten Tag entdeckten ein paar ältere Frauen die Knochen in der Grube – und prompt wurde die Polizei informiert. Das Ergebnis: die Knochen wurden untersucht, der Fall klärte sich auf und die Knochen wurden (laut Friedhofsamt) „noch einmal extra anonym beigesetzt“.

Dave B
10 Jahre zuvor

Schädel find ich ja schon ganz schön hart, den Rest kann man sich ja noch schönreden und sieht ja auch nicht nach „Das war mal Opa Willi“ aus.

Was, außer wieder verbuddeln, sollte man eigentlich damit machen? Im Krematorion gibts ja für die hartnäckigen Überbleibsel die ‚Knochenmühle“. Oder doch gleich ne Grube mit Löschkalk, oder was halt so in Krimis genommen wird, ausheben um das vergehen zu beschleunigen?

sakasiru
Reply to  Dave B
10 Jahre zuvor

Es gibt ja Beinhäuser, wo die Knochen dann gesammelt und gestapelt werden/ wurden. Ob man das heute noch macht weiß ich nicht. Allerdings frage ich mich was denn ein Friedhofsmitarbeiter macht, wenn ich mit zwei Beinknochen, einem Schädel und einem Schulterblatt angetrabt komme. Er kanns ja schlecht wieder in die Aushuberde untermischen, sonst findets dann der nächste…

Tobias
10 Jahre zuvor

Klingt doch wie der perfekte Mord: Leiche im Säurebad „sauber“ waschen, und dann mit dem Rest auf den Friedhof traben und sagen: „Hier, hab ich beim Umschichten von Omas Grab gefunden. Bitte wieder verbuddeln!“ 😀

Tinchen
10 Jahre zuvor

Also ganz ehrlich – wenn man das Zeug als Gruseldeko mitnimmt ist es Störung der Totenruhe, aber wenns derart schlampig behandelt wird soll das normal sein? Ich find ja schon, dass man von der Verwaltung erwarten kann auch mal selber mit offenen Augen über den Friedhof zu gehen und solche Teile (vor allem so große!) diskret aus dem Blickfeld zu nehmen.

Dino
Reply to  Tinchen
8 Jahre zuvor

@Tinchen:

Da gebe ich Dir vollkommen Recht! Totenruhe ist Totenruhe, und wenn ich hier Sachen lese Wie Schädel platthauen, da wird mir ganz anders, ich finde auch, man sollte IMMER respektvoll mit sterblichen Überresten umgehen!

Bernd
10 Jahre zuvor

Knochen auf dem Friedhof, kann passieren, aber die sollten doch dann bitte von den Mitarbeitern entsprechend ent-/versorgt werden.

Wenn das nicht klappt, ab in ein Karton und dem zuständigen Magistratsmitglied, Stodtrat, usw. zur fachgerechten versorgung übergeben.

Danach ist im Gartenamt die Hölle los.

Kirsche
10 Jahre zuvor

Ich hatte das leider auch nur das ich die Knochen von meinem Uropa in der Hand hatte und das jetzt nicht sooo komisch fand wie so einige hier anscheinend. Aber bei mir hat man sich entschuldigt und dafür gesorgt das die Knochen wieder zurück ins Grab kommen….es waren 2 Rippen, Oberschenkel und die Schädeldecke. Also auch nicht wirklich kleine teile.

Tiemann
7 Jahre zuvor

Na ja, habe 2011 auch Teile des menschlichen Kopfes und von Gliedmaßen auf einem Komposthaufen vor dem katholischen Friedhof in Jagstberg gefunden. Habe die Presse angerufen, die auch kam und einen tollen Bericht brachte. Der Pfarrer fand das gar nicht gut. Ich war daraufhin Thema seiner nächsten Predigt.




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