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Frag den Bestatter

Wo war die Urne vier Wochen lang?

Vor längerer Zeit habe ich einen nahen Angehörigen verloren, seitdem beschäftigt mich eine Frage:
Zwischen Trauerfeier und eigentlicher Urnenbeisetzung lag ein Zeitraum von fast 4 Wochen, das fand ich lang, sehr lang sogar, weil es mir erst nach der Beisetzung möglich war, mit dem Themenpunkt „Beisetzung“ abschließen zu können. Woran kann es deiner Erfahrung nach liegen, dass das solange dauerte? Ich nehm nämlich nicht an, dass der Bestatter die Urne erstmal ins Regal stellte.

Bei einer Trauerfeier mit Sarg wird ja nach der Trauerfeier der Sarg erst zum Krematorium gebracht.
(Es gibt Gegenden, wo die amtliche Leichenschau bereits vorher stattgefunden hat, in Regelfall ist es aber so, wie ich es hier beschreibe). Dann muß im Krematorium noch die zweite Leichenschau, auch amtliche Leichenschau genannt, stattfinden. Hierbei schaut ein Amtsarzt oder Rechtsmediziner, ob dieser Mensch wirklich tot ist und ob nicht Umstände übersehen wurden, die eine andere Beurteilung der Todesursache zulassen.

Es wird dann nicht auch jeder Verstorbene sofort eingeäschert, sondern in vielen Krematorien wartet man, bis genügen Särge beisammen sind und feuert dann einige Tage pro Woche richtig an.
Es ist ja nicht immer gleich viel zu tun und so kann es sein, daß an machen Tagen fast rund um die Uhr eingeäschert wird und in anderen Wochen vielleicht nur an zwei Tagen.

Danach kommt die Asche in die Aschenkapsel, diese dann in die Überurne vom Bestatter und das muß dann noch zum Friedhof transportiert werden.

Hierfür sind 3-8 Tage insgesamt durchaus üblich, der Trend geht in manchen Regionen zu viel kürzeren Zeiten, in anderen Regionen sogar eher auf 14 Tage bis 3 Wochen hin.
Die von Dir geschilderten 4 Wochen sind schon ziemlich lang, aber durchaus nichts Seltsames.

Viele Angehörige schätzen gerade diesen zeitlichen Abstand besonders und wählen genau deshalb die Feuerbestattung. Bei einer Erdbestattung wird der Termin in Absprache mit den Angehörigen vom Amt binnen etwa einer Woche festgesetzt. Das ist immer zeitlich sehr knapp.
Bei einer Urnenbeisetzung hat man Zeit und kann der Termin planen fast wie man will.
Da haben dann auch weit entfernt lebende Verwandte die Möglichkeit, zu kommen.

Andere Familien hassen diesen zeitlichen Abstand, weil die Sache einfach nicht zum Abschluss kommen will und weil man zwei Mal auf den Friedhof muss.

Ich rate deshalb zur so genannten Urnentrauerfeier.
Hierbei wird der Sarg direkt zum Krematorium gebracht und eingeäschert. Nur mit der Urne findet dann eine Trauerfeier in der Friedhofskapelle statt und anschließend gehen alle Trauergäste zum Grab und man setzt gemeinsam die Urne bei, so wie bei einer Erdbestattung den Sarg.

Auch hier kann man den Termin recht individuell planen.

Wie gesagt, eine gewisse zeitliche Distanz ergibt sich immer, vier Wochen sind recht lang, aber nichts wirklich Bemerkenswertes. In der Zwischenzeit dürfte die Urne entweder im Krematorium, bei Bestatter oder auf dem Friedhof mit anderen Urnen im Regal gestanden haben.

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 1. Juni 2012 | Peter Wilhelm 1. Juni 2012

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4 Kommentare
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Kremierer
12 Jahre zuvor

4Wochen? schon bissle lang, aber kommt auch immer darauf an was die Angehörigen (witwe/r, Kinder) mit dem Bestatter ausmachen und ob der Bestatter auch alle Papiere die zur Einäscherung benötigt werden vollzählig beim Krematorium abgab.
Ich kenn eine Gemeinde da wird nur an bestimmten Tagen Bestattet, hat personelle Gründe, und manchmal „denkt“ der Bestatter nicht an die Abholung…oder aber die Urne wird versendetund der Zusteller kommt nur zu bestimmten zeiten zur Abholung. kan also echt ne menge Gründe geben warum eine Urne „ewig“ braucht.

Anonym
12 Jahre zuvor

Ich trauere ebenfalls um einen sehr engen Verwanten… diese 4 Wochen muss ich jetzt auch abwarten, dann es gibt da gewisse Umwege…. Der Verstorbene wird in Holland verbrannt. nach 4 wochen ist die Urne dann “ Holländischr Grund“ und man darf sie zu sich nach Hause holen. in Deutschland ist dies nicht erlaubt….

tatja
Reply to  Anonym
8 Jahre zuvor

@Kremierer:
meine mama ist am 24.6.15 gestorben.sie liegt bei der rechtsmedezin.und da alles übers sozialamt mit läuft warte ich bis heute auf einen anruf von friedhof das die asche von ihr da ist.es ist furchtbar wie lange die sich zeit nehmen.ich höre jeden tag das telefon klingel.aber es klingelt gar nicht.wir als kinder können nicht abschliessen mit dem plötzlichen tot von unserer mutter.ich finde das herzlos.und verstehe das nicht wieso das so lange dauert.ich soll warten.toll.
@Anonymous:

S.L.Binder
12 Jahre zuvor

In Stuttgart hat’s ungefähr drei Wochen gedauert, bis die Urne auf dem Friedhof war und beigesetzt werden konnte. Deswegen haben wir übrigens _keine_ Urnentrauerfeier gemacht – der Abstand von drei Wochen zwischen dem Tod meiner Mutter und ihrer Beerdigung wäre uns zu lang erschienen. Irgendwie hatten wir in den Tagen, die dazwischen waren (sie ist an einem Samstag gestorben und Donnerstag war dann Trauerfeier) sowieso das Gefühl, irgendwie in der Schwebe zu hängen. Und speziell für meinen 92jährigen Vater, der im Rollstuhl sitzt und seine Frau daher nicht mehr im Krankenhaus hatte besuchen können, war’s wohl so, dass er erst auf der Beerdigung wirklich „begreifen“ konnte, dass sie tot ist. Das hätten wir nicht rausziehen dürfen.




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