DIREKTKONTAKT

Geschichten

Ich habe da voll die Idee

Ich sitze abends in der Kneipe, genehmige mir gerade ein Tonic-Water und freue mich, daß die Bedienung einen in Stücke geschnittenen Flammkuchen einfach so hinstellt. „Damit ihr mir nicht verhungert!“
Die Allerliebste und ich freuen uns und greifen gerne zu.
Nun ist es aber ein ungeschriebenes Gesetz, tief in den doppelt verdrehten Strängen der Desoxyribonukleinsäure der Frauen verankert, daß Frauen einem Mann immer dann eine Frage stellen, und ganz ungeduldig ob der ausstehenden Antwort werden, wenn der Mann sich soeben einen etwas größeren Bissen in den Mund gesteckt hat.

Es ist aber nicht die Allerliebste, die das zwar auch gut kann, die mich anspricht, sondern eine Frau, die soeben zur Tür hereingekommen ist und direkt auf mich zusteuert. Wir kennen sie vom Sehen, haben uns schon mal mit ihr unterhalten, aber viel wissen wir nicht voneinander. Sie sagt: „Mensch! Da sehe ich dich hier alle zwei bis drei Wochen und wir haben uns doch auch schon unterhalten; warum hast du mir nicht gesagt, daß du Bücher schreibst? Das habe ich jetzt erst von jemandem gehört.“

„Mampf, kau, mümmel…“

„Was schreibst du denn für Bücher?“

Endlich habe ich das Stück Flammkuchen unten, mit etwas Tonic-Water nachgespült, und gebe Antwort. Ich erzähle ihr, die sich prompt neben mich an den Tisch gesetzt hat, daß ich Publizist bin, was ich für Weblogs schreibe und daß ich heitere bis besinnliche Bücher schreibe. Es ist ja immer etwas schwierig, dem Durchschnittsmenschen zu erklären, um was es in meinen Büchern so geht. Die Hürde ist das Wort „Bestatter“, da machen viele schon zerebral zu und verstehen den Rest nicht mehr, weil sie sich nicht vorstellen können, daß es zu diesem Thema etwas Schönes zu lesen geben kann.

Doch diese Frau hört mir aufmerksam zu, nickt und sagt: „Das hört sich aber gut an. Aber weißt du was? Wenn du Bücher so über Bestatter und so schreibst, dann hab‘ ich da voll die Idee. Du solltest mal lustige und besinnliche Bücher schreiben, so wie dieser Peter Wilhelm macht. Diese Bücher sind voll der Knaller. Die habe ich alle. Erst vorgestern habe ich das neueste gekauft, das heißt ‚Das Gröbste‘. Echt gut, richtig klasse!“

Ich sage: „Ich bin dieser Peter Wilhelm“.

„Ja, nee, is‘ klar.“

„Doch. Und das Buch heißt ‚Wer zu uns kommt, hat das Gröbste hinter sich‘.“

„Du kennst die auch, diese Bücher?“

„Ich kenne sie nicht nur, ich habe sie geschrieben.“

„Das habe ich ja verstanden. Du kannst mir ja mal eins von deinen Büchern mitbringen, aber dieser Peter Wilhelm, der ist echt gut. Mußte unbedingt auch mal eins von lesen. So ähnlich könntest du doch auch schreiben.“

Vielleicht mache ich das ja irgendwann.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

Schlagwörter: , ,

Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 15. Dezember 2013 | Peter Wilhelm 15. Dezember 2013

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
21 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
10 Jahre zuvor

Wie stellt man das eigentlich an, dass man da nicht ganz die Hoffnung auf die Menschheit verliert?

Konni, kaffeesuchend

Reply to  Konni Scheller
10 Jahre zuvor

Konni, vergiss es. Du wirst enttäuscht werden!

Irgendwie finde ich keinen Draht zu dieser Art von Performance…

Reply to  Konni Scheller
10 Jahre zuvor

Moderne Kunst ist auch sehr schwer zu verstehen. Vielleicht auch aus Gründen.

Uzi
Reply to  Konni Scheller
10 Jahre zuvor

@Konni: Du hast noch Hoffnung? 😛

Schwarzmaler
10 Jahre zuvor

Also ich würd’s kaufen…

10 Jahre zuvor

Echt? Peter Wilhelm, TOM, den musst du uns mal vorstellen, vielleicht sind seine Bücher ja noch besser als deine… 😀 *duck und ganz schnell wech*

10 Jahre zuvor

Also ich finde, der Tipp war doch gut, oder? Und? Hat sie als Dank ein Stück Flammkuchen bekommen? 😉

Christians Ex
Reply to  DerSilberneLoeffel
10 Jahre zuvor

Nee, so toll ist der Tipp nicht wirklich. Wenn man so schreibt, wie ein anderer, nur weil der erfolgreich ist, verbiegt man sich, das kann gut ausgehen, muss nicht.

Reply to  Christians Ex
10 Jahre zuvor

Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, wieder „Achtung, Späßle“ dazu zu schreiben. Scheinbar reicht ein Smilie nicht aus. Naja, was solls, frohe Weihnachten. DAS war aber mein Ernst. (kein Smilie)

Frau Katze
Reply to  Christians Ex
10 Jahre zuvor

Sarkasmus. Kennste?
Sarkasmus: Die Fähigkeit, Idioten zu beleidigen, ohne dass sie es merken! (In diesem Falle die unbekannte Dame, die die Kneipe betrat und den Dialog mit „Tom“ gesucht hat).

Winnie
10 Jahre zuvor

Also ich finde die Idee gar nicht so schlecht. Nur kopiere diesen Peter Wilhelm nicht zu sehr,
sonst gibt es wieder Ärger mit den Abmahnanwälten. Dieser Tom schreibt übrigens auch sehr
gut, könntest Du Dir auch ne Scheibe von abschneiden. Irgenwann lernst Du es dann bestimmt und die Mädels reden so nett von Dir. 😉

turtle of doom
10 Jahre zuvor

Als ich ihn traf, hätte ich diesen Peter Wilhelm ja glatt fragen können, warum er es ständig abstreitet, als Undertaker TOM mit Spaten und Cape nachts auf den Friedhöfen herumzuschleichen…

Lotte
10 Jahre zuvor

Da war doch was, da war doch was? Genau, nimm es nicht so tragisch, denn: „Origins: As „Chaplinitis“ swept across Charlie Chaplin American around 1915, Charlie Chaplin look-alike contests became a popular form of entertainment. (Actually, the competitions were really contests to see who could imitate the „tramp“ character popularized by Chaplin, as few people would have recognized Chaplin himself without his familiar costume, moustache, and makeup.) A rising young actor/comedian named Bob Hope took first prize in one such contest in Cleveland. Legend has it that Chaplin himself once entered — and lost — one of these competitions. It is usually said the contest was held in Monte Carlo or Switzerland, and that he came in second or third. (Some versions claim that Chaplin’s brother Syd was judged the winner.) Chaplin did indeed fare poorly in a Chaplin look-alike contest, but the competition took place in a San Francisco theater. His final standing is not recorded, although it was noted that he „failed even to make the finals.“ Chaplin told a reporter at this… Weiterlesen »

Smilla
10 Jahre zuvor

Die Bekannte hatte bestimmt was anderes als Tonic Water. Wenn meine Nachbarin einen intus hat, dann bin ich die Sabine. Da gibt´s dann auch nix dran zu rütteln. Seltsamerweise riecht sie nie nach Alkohol, obwohl sie einen derben Pegel hat.

Deine Frau hat´s gut. Zwei Männer zum Streß von einem- ohne fremd zu gehen. Beneidenswert!

Kryptische
10 Jahre zuvor

Schmunzel. Da fühlt man sich als Autor doch richtig ernst genommen, aber immerhin war das mal eine ehrliche Kritik von jemandem, bei dem du dir sicher sein kannst, dass er dir nicht nur deshalb sagt, wie toll deine Bücher sind, weil er glaubt den Autoren zu sprechen, das ist doch erfreulich.
Mir wird auch häufiger angeraten, ich sollte mal Bücher schreiben, die so sind wie „diese HP“ und dann nennen sie den Namen meiner HP… und was soll ich sagen, ich habe schon acht Bücher geschrieben, die da auch verlinkt sind… aber die meisten Leute realisieren gar nicht, dass mein Name unter der HP steht und die Bücher die da verlinkt sind dann eben von der Person mit dem Namen geschrieben sind und vermutlich so sind, wie die HP… ich sage dann immer fröhlich, dass ich mir das zu Herzen nehme und verspreche irgendwann mal ein Buch zu schreiben 😉

Held in Ausbildung
10 Jahre zuvor

Das mit den Frauen, dem Mund voll mit Essen und dann einer Frage kommt mir irgendwie bekannt vor *hmmm* *nachdenk* Und wenn man dann noch mit den Augen rollt, kommt gleich: Was denn nun schon wieder mit dir los?!?

Ölfinger
10 Jahre zuvor

Eine besonders beliebte weibliche Masche ist auch, zu warten bis der Mann den Raum verlassen hat, um ihn dann zurückzurufen, damit er irgendeine (meist eher belanglose) Frage beantwortet.
Dieses Spiel wird dann bis zur maximalen Dehnung des männlichen Geduldsfadens wiederholt.
Wenn man dann knurrend fragt, ob das jetzt alle Fragen waren oder man noch 10 mal hin und herrennen soll, dann heißt es pikiert:“Ja warum rennst Du denn immer weg?“ 😀

Smilla
Reply to  Ölfinger
10 Jahre zuvor

Sei froh, dass sie noch zurückruft…..später wird´s ein pfeifen und noch später…

10 Jahre zuvor

Sehr beliebt ist auch auf einer langweiligen Autobahnfahrt bei Minimalverkehr herrscht stundenlange Stille.

Hat man die Autobahn verlassen, befindet sich mitten im dichtesten Vekehr in einer unbekannten Stadt und grübelt wie man innerhalb von 20m zwischen ungeduldigen Einheimischen hindurch noch über 3 Spuren von links außen auf die Rechtsabbiegerspur kommt und sich über den hupenden rechten Halbnebenhalbhintermann ärgert, der einen nicht reinlässt, DANN gibt es lebenswichtige Dinge zu besprechen und allerlei Fragen zu beantworten …

Smilla
Reply to  Karl
10 Jahre zuvor

🙂

Das ist die Nervosität, da quatsche ich meinen Mann auch in Grund und Boden. Abhilfe schafft nur eine gute Zeitschrift, Buch oder ein Ü-Ei. Aber erst geben, nachdem die langweilige Autobahnfahrt vorbei ist. 🙂 Mein Mann hat mich ja mal rausgeschmissen, das hilft nur bedingt und zieht längerfristige Konsquenzen nach sich…

Schön, dass Du da bist.




Rechtliches


21
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex
Skip to content