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Praktikum beim Bestatter mit 15 Jahren II

orgel

Warum soll ein Praktikant mit 15 zu jung sein? Kommt auch auf das Bewerbungsgespräch an, in dem man erkennt, wes Geistes Kind er/sie ist. Schliesslich schleichen die Bestatterkinder, die noch viel jünger sind jeden Tag durchs Haus, oder sollen mal etwas helfen, ohne dass sie einen seelischen Schaden davon tragen.

Es geht doch nicht darum, ob der Praktikant seelischen Schaden davonträgt.
Was sollte diesen Schaden verursachen? Er/Sie hat in „The dark World of Evil Monster-Empire“ schon mehr Menschen getötet und Leichen gesehen, als ich es in meinem Leben jemals tun werde.

Es geht um praktische Dinge, die ich auch in einem Kommentar ausführte.
Ein 15jähriger (und hier ging es um eine 15jährige!) kann keinen 150 Kilo-Sarg schleppen, sie kann nicht Autofahren, ist bei den Behörden nicht unterschriftsberechtigt und wird definitiv von den Kunden nicht akzeptiert.

Ich schrieb ja übrigens nicht, daß die 15jährige kein Praktikum machen sollte, sondern daß sie in diesem Alter für den Beruf nicht geeignet ist.

Mal ein paar Wochen mitlaufen und überall zuschauen, das geht problemlos.
Aber dann? Was kommt dann?
Dann geht das Kind noch ein weiteres Jahr zu Schule und steht mit 16 wieder bei mir und will eine Ausbildung machen.

Die kann noch so motiviert sein, es ist letztlich so, daß ich sie in einen Ausbildungsgang schicken würde, der mich wenigstens 30.000 Euro kostet und bei dem ich keine Ahnung habe, ob ich die Auszubildende später werde einsetzen können.

Deshalb gilt als eiserne Regeln: Nicht ohne Führerschein!

Wer will, der kann direkt nach Unterzeichnung des Ausbildungsvertrags aber noch während der (verlängerten) Probezeit auf meine Kosten den „Lappen“ machen. Hat er ihn dann, kann er bleiben, ohne Lappen muß er wieder gehen.

75% unserer Tätigkeit findet anderenorts statt und da muß man hinfahren können, wir können nicht erwarten, daß uns die Kunden die Leichen in der Schubkarre vorbeibringen.

Selbst wenn ein Auszubildender die Prüfung versieben würde, was noch nie vorgekommen ist, könnte ich ihn im Rahmen seiner trotzdem vorhandenen Fähigkeiten einsetzen, hat er jedoch keinen Führerschein, wären seine Verwendungsmöglichkeiten so eingeschränkt, daß ein sinnvoller Einsatz zumindest in unserem Haus nicht möglich ist.

Ich spreche aus leidvoller Erfahrung.
Wir hatten den Sohn einer Bekannten, bei dem meine Frau auch noch Patin ist, bei uns zu einem Praktikum. Den Führerschein „sei er grad am machen“ und im übrigen stellte er sich während des Praktikums äußerst geschickt an. Angedacht war eine kaufmännische Ausbildung. Er hatte schon zwei Ausbildungen abgebrochen, war vom ‚Arbeitsamt‘ durch Dutzende sinnloser ‚Maßnahmen‘ geschickt worden und hatte überhaupt keine Perspektive.
Der ursprüngliche Plan war, ihm wenigstens eine Ausbildung zu ermöglichen, aber zum Bürokaufmann, weil von Anfang an nicht geplant war, ihn später zu übernehmen.

So, und dann geht der hin, packt von sich aus bei der Leichenversorgung mit an, lernt innerhalb kurzer Zeit, wie man Beratungen macht und ist bei den Trauerfeiern stets im dunklen Anzug präsent.
Kurzum, er entwickelte sich zu einem guten Bestattungshelfer. Doch das mit dem Führerschein klappt nie und das obwohl ich ihm die Fahrschule bezahlte, ihm während der Arbeitszeit Zeit zum Fragebogenüben einräumte und er auch in der bezahlten Zeit Fahrstunden nehmen konnte.

Nach knapp drei Jahren hatte der Bursche die IHK-Prüfung geschafft und stand nun ohne Führerschein da. Für das Büro habe ich genug Leute und wenn ich jemanden gebraucht hätte, wäre es ein Bestatter bzw. Bestattungshelfer gewesen. Aber ohne Führerschein?

Es reicht ja nicht, daß man jetzt sagt, dann soll der eben immer als Beifahrer mitfahren, nein, der muß ja auch irgendwie nachts, an Wochenenden und an Feiertagen von zu Hause zur Firma kommen.

Wir haben den Jungen, der inzwischen 22 Jahre alt war, noch drei Jahre mit durchgeschleppt, aber letztlich hat kein Unternehmen Geld, um nur aus Mitleid jemanden zu beschäftigen.
Irgendwann hat er sich dann mit einem kleinen Laden für PC-Zubehör und Handys selbständig gemacht, damals gab es noch Ich-AGs und das Amt zahlte für ausgesucht blöde Ideen 600 Euro im Monat an die Vollblöden, die direkt gegenüber vom Media-Markt einen PC- und Handy-Laden aufmachen…


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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14 Jahre zuvor

ich als Angehörige hätte echt mühe, wenn ein Kind vor mir stehen würde… möchte da schon ein Bestatter, mit der gewissen Reife, und der nötigen Erfahrung…

Karghan
14 Jahre zuvor

Tatsächlich eine ausgesprochen blöde Idee mit dem Handyladen ;D

Coffin Corner
14 Jahre zuvor

1. Blöd ist da wohl eher die ARGE, die solchen Unfug aus unser aller Beitrag und Steuergroschen finanziert. Tausendfach gab es das. (War wahrscheinlich auch ein Wahljahr und man hat dann gern die Zahlen klein).

Was ist dazu im Vergleich schon eine Leerfahrt des Ministerinnen-Chaufeurs nach Spanien ?

2. IHK Prüfung ok, Fahrprüfung unerreichbar ? Ok, aber solls geben.

klebezettel
14 Jahre zuvor

Hallo,
soooo doof ist doch die Idee gar nicht mit einem PC-Laden direkt gegenüber vom Media-Markt! Es gibt sicher eine ausreichende Anzahl von Leuten, welche direkt nach dem Kauf ihres neuen Elektronik-Fiddeldingsbumsens eine intensive weitere Betreuung und Ersatzteilversorgung nötig hätten, diesen müsste man /das Geld aus der Tasche ziehen/ ääh, Konsumanreize schaffen 😉

Skrenn
14 Jahre zuvor

Ich habe aus beruflichen Gründen sehr viel mit den so genannten Existenzgründungszuschußbeziehern (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Gründungszuschuß) zu tun gehabt. Der wurde im Rahmen der Hartz-Gesetzgebung eingeführt und hatte definitiv nichts mit der ARGE zu tun, sondern kam von der Agentur für Arbeit.

In den meisten Fällen stand da wirklich offenkundig der Gedanke hinter, die Betroffenen aus der statistischen Arbeitslosigkeit zu holen. Die Geschäftsmodelle hatten nicht mal ansatzweise Aussicht auf Erfolg. Es brauchte nur einen fachkundige Stelle, welche das Konzept gegen Gebühr als tragfähig anerkannte und schon ging es los. Man stelle sich vor (wirklich so erlebt): Eine Arbeitslose, die laut interner Aussage der Agentur für Arbeit aufgrund Ihres Erscheinungsbildes (m. E. zu Recht) als zur Zeit nicht vermittelbar eingestuft wurde, bekam den Zuschuß für die Geschäftsidee der Kinderbetreuung und des Einkaufsservices für Senioren. Es ist noch zu erwähnen, daß sie nicht über ein Telefon und schon gar nicht über Auto und Führerschein verügte.

Mehr muß man dazu wohl nicht sagen.

simon
14 Jahre zuvor

oha, ich will ne ausbildung bei dir, brauche noch dringend motorradführerschein und den personenbeförderungsschein, wo soll ich mich bewerben ?

voo
14 Jahre zuvor

Also zumindest aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass „Was sollte diesen Schaden verursachen? Er/Sie hat in „The dark World of Evil Monster-Empire“ schon mehr Menschen getötet und Leichen gesehen, als ich es in meinem Leben jemals tun werde“ Quatsch ist, auch wenn Medien und vermeintliche „Experten“ es doch jedes Mal wieder behaupten. Es gibt eben doch nen gewaltigen Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Nur weil man öfter Shooter oder sonstwas spielt, oder sich Horrorfilme anschaut, ists trotzdem was ganz anderes wenn man ne echte Leiche sieht. Ich hab mehr als genug gespielt und auch genügend Horrorfilme gesehen, aber ich hatte trotzdem nen mulmiges Gefühl beim Besuch der Pathologie im Maturajahr. PS: Also wie nen halbwegs intelligenter Mensch sowas triviales wie die Führerscheinprüfung vermasseln kann, wenn er wenigstens etwas lernt, ist mir aber wirklichn Rätsel. Da fehlts wohl eher an der Motivation mal 2 Tage den Kram durchzugehen.. so jemanden würd ich doch nichtmal nen Tag lang „durchschleppen“, schließlich sollte man meinen, dass man sich besonders anstrengt in nem Fall wie Tom es schildert (wer… Weiterlesen »

MacKaber
14 Jahre zuvor

Ursprünglich ging es darum, ob eine 15jährige, die schon einen Praktikumsplatz bei einem Bestatter hat an einer Beerdigung teilnehmen kann/darf/soll, und was sie anziehen soll.
Dahinter kamen immer mehr Wenns und Abers hinzu, und dass sie zu jung sei und ohne Führerschein und überhaupt.
Das ist gerade so, wenn der Sohn die erste Freundin mitbringt, und die Mama hört schon die Hochzeitsglocken läuten.
Wer weiß, ob die in einem Jahr wieder da steht und einen Ausbildungsplatz will?
Falls ja, dann erst dann kommen die anderen angesprochenen Dinge zum tragen. In der Fragestellung war nie die Rede davon, dass sie den Beruf ergreifen will.
Antonia hat man auch mit Fotokopieren, Ablage sortieren, Briefmarkenkleben und sonstigen halbwichtigen Dingen beschäftigt.
Da kommt es auf das Alter nicht an.
Was mich bei der Fragestellerin allerdings wundert ist die Tatsache, dass sie genau diese Fragen stellt. Hat der Geschäftsführer nicht mit ihr darüber gesprochen, was von ihr erwartet wird?

Werner
14 Jahre zuvor

Zitat: „Er/Sie hat in „The dark World of Evil Monster-Empire“ schon mehr Menschen getötet, als ich es in meinem Leben jemals tun werde.“
Hm, interessante Aussage. Geht der Laden so schlecht, daß man zur Selbsthilfe greifen muß/mußte? 🙂 Ich dachte, gestorben wird immer, da wären solche Mittel nicht nötig.

PS: Dieses Weblog ist superb.

Althäea
14 Jahre zuvor

Also spiel auch Egoshooter und schau auch gerne Horrofilme. Aber auch ich finde ne echte Leiche ist sowas von was anderem.

Auserdem handelt es sich ja um eine Praktikantin und ich als Frau weiss wie viele Frauen echt gar keine Shooter spielen (vielleicht wäre es für die Super Zicken gar nicht mal das schlechteste). Ich Arbeite in einer Firma mit rund 200 Frauen und habe erst eine kennen gelernt die auch gerne mal Shootert.

Die Argumente von Tom kann ich aber grundsätzlich gut verstehen.

Nur die Shootergemeinde wieder in so ein eckchen zu stellen finde ich immer ein bisschen traurig. Also ich könne keiner Fliege was tun und bin gegenüber echten Leichen (wenn mir mal ein Zombie begenet bestimmt auch)nicht Gefühlloser oder unempfindlicher als andere Leute.

Wobei eine Leiche generel nix schlimmes ist. Gehört ja zum Leben dazu.

14 Jahre zuvor

Ich bin ja hier ein stiller Leser, aber nun sehe ich mich doch mal genötigt, die Klappe aufzureisen 😉

Dieser Spielevergleich ist ja mal etwas daneben, oder? Ich spiele ja selber mal gern und habe diesbezüglich auch schon virtuell so einiges „auf dem Kerbholz“.

Danach schaltet man die Kiste aus und gut ist. Da denke ich keine Minute länger drüber nach. Meine Zivizeit in einem Altenheim bleibt unvergessen: dort sah ich eine von „meinen“ Omis sterben… sah wie ihre Lippen blau wurden und hörte wie sie ihr Leben aushauchte.

Ich würde mal sagen, Dein Vergleich hinkt nicht nur, der braucht nen Rollstuhl. *koppschüddel*

14 Jahre zuvor

Gegen den blöden Spielerkommentar muss ich leider auch aufmucken. Das ist nicht nett udn vor allem ein Saublöder Vergleich bei dem man merkt das du keine Ahnung davon hast und auch ein „Medienopfer“ bist.
Ich könnt ja auch Klischees ohne Ende raushauen, aber ich lass es. Und so sollten andere das auch halten.

Es ist ein Unterschied ob man einem kleinen Pixelmännchen das Leben aushaucht der nach 5 min. wieder „respawnt“ (sprich: aufersteht) oder ob man einen echten Menschen sterben sieht, egal ob gewaltsam oder durch Altersschwäche. Ich spiele auch Onlinespiele (und oh Gott.. ich bin ein Mädchen!) aber als mein Opa starb bin ich nicht hin und hab mir seine aufgebahrte Leiche angeguckt, das hät ich nicht verkraftet. Und ich denke so gehts den meisten andern Menschen auch.

P.s.
Ich wusste gar nicht das ein Bestatter Menschen umbringt?!
(Zitat: „…schon mehr Menschen getötet …, als ich es in meinem Leben jemals tun werde.“)

Fräulein Rottenmeier aus K
1 Jahr zuvor

Meine Tochter (jetzt fast 17) hat mit 14 Jahren ihr erstes Praktikum beim Bestatter gemacht, war dort ausschließlich im Büro und hat einfache Arbeiten erledigt (Urnen auspacken, Ordner beschriften, Totenzettelchen falten etc.) und viel im kaufmännischen Bereich beobachtet. Sie durfte eine eigene Anzeige mit dem entsprechenden Programm gestalten. Im Praktikum der Klasse 10 war sie dann 15 Jahre alt und in allen Bereichen eingesetzt: Hilfe bei der Versorgung zweier Verstorbener (das liegt ihr bis heute besonders am Herzen), Mithilfe bei zwei Beerdigungen auf dem Friedhof, kurzer Telefondienst, bei Trauergesprächen anwesend sein und Zuarbeit im Büro. Nun liegt vom Berufskolleg aus das letzte Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb an, von dem Sie sich auch eine anschließende Ausbildung erhofft. Den Führerschein beginnt sie übrigens in 4 Wochen. Das zweite Praktikum hat sie persönlich sehr viel weitergebracht und sie bekam eine positive Rückmeldung hinsichtlich ihrer generellen Belastbarkeit, da sie direkt die Arbeit gesehen hat, generell keine Berührungsängste bei ihrem ersten Kontakt mit einem Verstorbenen hatte und auch auf dem Friedhof mit angefasst hat. Für dieses letzte Praktikum liegt nun… Weiterlesen »




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