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Frag den Bestatter

Was ist denn schlimm am Leichensaft?

erde am grab

Überall liest man das „Särge festgefügt und so abgedichtet sein müssen, dass jedes Durchsickern von Leichenflüssigkeit vor Ihrer Bestattung ausgeschlossen ist.“
Es geht dan weiter mit: „Särge, Sargausstattungen und -beigaben, Sargabdichtungen, Urnen und Überurnen sowie Totenbekleidung müssen zur Vermeidung von Boden- und Umweltbelastungen aus Werkstoffen hergestellt sein, die im Zeitraum der festgelegten Ruhezeit leicht verrotten.
Sie dürfen keine PVC-, PE-, PCP-, formaldehydabspaltenden, nitrozellulosehaltigen oder sonstigen umweltgefährdenden Lacke oder Zusätze enthalten. Die Kleidung der Leiche soll nur aus Papierstoff und Naturtextilien bestehen.“

Dazu habe ich ein paar Fragen:
– Was ist schlimm dran das Leichenflüssigkeit bei einem Grab in dem Boden gelangt?
– Was hat es den für Umwelt folgen?
– Ich gehe davon aus das nach ein paar Jahren der ganze Sarg verrottet ist und dann noch alles in den boden gelangt oder nicht?
– Sind die stoffen die nach ein paar Jahren austreten nicht mehr schädlich?
– Was wird mit „in der Ruhezeit leicht verrotten“ gemeint und viele Jahre ist das?
– Und was für stoffen treten aus wenn der Sarg zu schnell verrottet?

Auch lese ich überall das Särge aus Spanplatten nicht zugelassen sind.
– Wieso?
– Was für Schadstoffe sind das denn die Spanplatten enthalten?

Ich würde mich sehr freuen wenn Sie mich weiter helfen könnten.

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Sie packen da zwei Themen in eine Frage.

Einmal haben wir es mit der flüssigkeitsdichten Aufbewahrung von Leichnamen zu tun.
Wie der Satz ja besagt, geht es um die „Leichenflüssigkeit vor ihrer Bestattung“.
Die Dichtigkeit des Sarges und die saugfähigen Materialien im Sarg dienen also der Hygiene.
Es soll wirkungsvoll verhindert werden, daß diese Flüssigkeit beim Transport und bei der Aufbahrung herauslaufen.

Im Grab spielt das dann keine Rolle mehr.
Die Flüssigkeit darf und soll in den Boden eindringen.
Das hat unter Umständen Folgen für die Umwelt, weil auf diese Weise auch im Körper angereicherte Schadstoffe und Schwermetalle ins Erdreich gelangen.
Jedoch sind Friedhofsflächen keine Wassergewinnungsflächen und werden ja über sehr lange Zeiträume ausschließlich für diesen Zweck genutzt.

Die von Ihnen genannten Stoffe, wie PVC usw., haben im Erdreich nichts verloren, weil sie nicht schnell genug oder gar nicht verrotten.
Man möchte, daß Sarg und Inhalt möglichst innerhalb der Mindestruhezeit vergehen können, damit bei einer Wiederbelegung des Grabes nichts mehr oder nicht mehr viel vorhanden ist.

Wie lang die Mindestruhezeit ist, hängt vom Friedhof ab. Hier hat jeder Friedhof eigene Zeiten. In der Regel liegen diese zwischen 10 Jahren am untersten Ende und 30 Jahren am oberen Ende der Skala.
Diese Werte beruhen auf Erfahrungen, die man vor Ort gemacht hat und auf Bodengutachten.
Dort wo der Boden gute Bedingungen boetet, ist die Zeit kürzer; dort wo der Zersetzungsprozess länger dauert, da ist die Ruhezeit länger.

Särge aus Spanplatten sind meistens nicht zugelassen, weil Spanplatten kein Vollholz sind.
Sie bestehen zwar aus Holzspänen, aber der Anteil von Klebstoffen ist doch sehr hoch.
Außerdem werden Spanplatten in erster Linie für Bau- und Möbelzwecke hergestellt und in vielen Fällen mit Schutzmitteln behandelt.
Das können feuerhemmende oder pilzhemmende Mittel sein.
Diese können eine Zersetzung ebenso verzögern, wie die Härte des Materials.
Das führt dazu, daß Spanplattensärge bei der Einäscherung in erhöhtem Maße Schadstoffe abgeben können und im Erdreich nicht zügig genug vergehen.
Das Merkmal „leicht verrottbar“ trifft also auf Spanplatten nicht zu.

Ihre Frage nach den zu schnell verrottenden Särgen verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht.
Särge werden dafür gemacht, stabil und dicht genug für die Zeit über der Erde zu sein und dann im Erdreich bald zu vergehen.
Allerdings achtet man bei Särgen für die Erdbestattung darauf, daß die Särge nicht zu schnell zusammenbrechen. Man möchte eigentlich, daß zunächst der Leichnam unter der Erde genügend Zeit hat, zu vergehen, bis Feuchtigkeit, Mikroben und Erddruck auch den Sarg in Mitleidenschaft ziehen.

Grundsätzlich sollen Särge aber in der Erde kaputtgehen und vergehen.

ich hoffe, ich konnte alle Ihre Fragen soweit beantworten.

Mit besten Grüßen

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 10. September 2016

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3 Kommentare
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Gabe
7 Jahre zuvor

Die Frage nach dem zu schnell verrottenden Sarg kommt wohl daher, daß dem oder der Fragende außer Schadstoffen kein Hemmnis eingefallen ist. Da hilft es dann vielleicht zu erklären, daß ein schnell vergehender Sarg, zum Beispiel aus Pappe, schnell den Leichnam ohne Sarg in der Erde sähe. Kein grundsätzliches Problem, aber wenn die umgebende Erde eher ungeeignet ist, den Zerfallsprozess zu unterstützen, kommt es im ungünstigsten Fall zur Wachsleiche, die nach 30 oder sogar nach 300 Jahren noch nicht ganz vergangen ist. Die Luft im Sarg dient eben auch dazu, wenigstens ein Minimum an sogenannter aerobischer, also Luft verwendender, mikrobieller Arbeit zu ermöglichen.

dr.klaus mauter
6 Jahre zuvor

gibt es im einzugsraum muenchen, krematorium ostfriedhof bedenken gegen einen aus massivholz selbst angefertigten verbrenner in kastenform ?

R.K.
4 Jahre zuvor

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