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Frag den Bestatter

Werden Toten die Knochen gebrochen?

Rechtschreibung geprüft

Als ich ein Teenager war ist meine Oma gestorben. Ich bin mit meinen Eltern zur Aufbahrungshalle gefahren. Dort fiel mir auf, dass die Ellenbogen der Oma merkwürdig aussahen. Meine Mutter erklärte, dass man wegen der Totenstarre beim Herrichten der Oma die Knochen gebrochen hätte. Kann sowas sein?

Ich kann Dich beruhigen. Kein Mensch bricht einem Toten die Knochen.
Um einen Verstorbenen ankleiden und ihm die Hände falten zu können, reicht es vollkommen aus, die betreffenden Gelenke zu massieren und sie langsam und vorsichtig mehrmals hin und her zu bewegen.

Man kann sich das entfernt so vorstellen, wie bei einem frischen Brathähnchen, dessen Gelenke in Keule und Flügel auch steif sind und sich durch vorsichtiges Bewegen in den Gelenken, dem natürlichen Bewegungsablauf folgend, wieder „gangbar machen“ lassen.
Der merkwürdig aussehende Ellenbogen mag viele Gründe gehabt haben, jedoch rührt er nicht davon her, daß jemand der Frau die Knochen gebrochen hat.

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Wenn die Blutzirkulation im menschlichen Körper zum Stillstand kommt, werden auch die Gelenke nicht mehr versorgt. Hinzu kommt die Leichenstarre. Das alles führt dazu, daß Verstorbene „gelenksteif“ sind.
Wie oben ausgeführt, müssen die Knochen aber nicht gebrochen werden. Das gehört in den Bereich der urbanen Legende.
In urbanen Legenden wird Halbwissen und Fehlwissen als Tatsache behauptet. Da den Empfängern dieser Botschaften die notwendigen Erkenntnisse und das Fachwissen, sowie oft die Fähigkeit zum Hinterfragen und Nachrecherchieren der erhaltenen Information fehlt, glauben Sie der urbanen Legende.
Die Fehlinformation dient ihnen dann als gängige Erklärung für bestimmte Abläufe und Phänomene, die sie sich anders nicht erklären können.
Oft ist es so, daß eine urbane Legende direkt den bewiesenen und korrekten Tatsachen gegenübersteht. Sie wird aber der Wahrheit gegenüber deshalb bevorzugt, weil sie sensationsheischende oder aus dem Bereich des Übersinnlichen stammende Elemente enthält, die die Angelegenheit spektakulärer erscheinen läßt.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 22. August 2017 | Peter Wilhelm 22. August 2017

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tyler
15 Jahre zuvor

Danke
Beim nächsten Brathähnchenverzehr werd ich jetzt also an Totenstarre denken

Ines
15 Jahre zuvor

„Der merkwürdig aussehende Ellenbogen mag viele Gründe gehabt haben, jedoch rührt er nicht davon her, daß jemand der Frau die Knochen gebrochen hat.“

Dass das absichtlich keiner macht, ist mir recht klar. Aber wie sieht es mit Versehen aus? Und welche sonstigen Gründe mag es geben?

Falkenhayn
15 Jahre zuvor

Ich muss Dir leider widersprechen, lieber Undertaker. Mein Nachbar, seit ein paar Jahren selbst ein Fall für den Bestatter und seit dem auch merkwürdig einsilbig, hat mir sehr glaubwürdig versichert, dass er selbst mehrfach Toten die Knochen brach.
Er musste nach dem Krieg einen Arbeitsplatz im damals von Frankreich besetzten Saarland nachweisen um aus der Kriegsgefangenschaft entlassen zu werden. So kam er für knapp 2 Jahre bei einem Bestatter als Helfer unter. Die seinerzeit zur Verfügung gestellten französischen Standardsärge waren oft zu kurz (vielleicht eine Repressalie, müsste mal in Feldstudien genauer eruiert werden)
Tatsache ist wohl, dass damals Leichen mit angewinkelten Knieen bestattet wurden und wo das nicht ausreichte…
Meine Nachbar machte später übrigens Karriere als Buchhalter. Das Bestattungsgewerbe scheint damals nicht so attraktiv (lukrativ?)gewesen zu sein wie heute 🙂

15 Jahre zuvor

Es gibt Kulturen in denen es üblich ist, die Verstorbenen in kleine Stücke zu hacken und den Geiern vorzuwerfen.

Ich kann nur für mein Institut sprechen und für das, was ich von Kollegen weiß. Da bricht niemand irgendwem die Knochen.

Sascha
15 Jahre zuvor

„Danke
Beim nächsten Brathähnchenverzehr werd ich jetzt also an Totenstarre denken“

Ich werde auch nie wieder ohne Hintergedanken ein Hähnchen essen können, vor allem keine Flügel oder Schenkel… Jetzt ist mir zum ersten mal, seit dem ich den Blog mitlese, schlecht.

15 Jahre zuvor

dann bin ich wohl die einzige, die hier appetit bekommen hat..ich hab ehrlich gesagt noch nie was an einem brathähnchen bewegt. abgesehen davon, dass es ja wohl makaberer ist ein hähnchen zu töten, zu rösten und dann die ganzen sachen abzureißen und zu verspeisen…

15 Jahre zuvor

ich habe vor einiger Zeit mal ein Bild von einer Verstorbenen im Sarg zu Gesicht bekommen
deren Finger sehr deformiert waren.
Man hätte denken können, die Finger wären gebrochen worden, um das Falten der Hände zu erleichtern.
Ein Bekannter, vom Fach, erklärte mir dazu, daß die Verstorbene zu Lebzeiten eher an einer
fortgeschrittenen schweren Athrose oder Rheuma gelitten haben könnte. Dieses kann u.U. auch zur Deformation oder
Verformung der Finger und Fingergelenke führen.

Durchaus möglich, das die Ursache für das ungewöhnliche Aussehen der Ellbogen eine altersbedingte Krankheit oder ä.
gewesen ist.

Buchstabensalat
15 Jahre zuvor

@3: Und du glaubst im Ernst, daß die den zu langen Toten damals die Füße abgehackt haben und mit in den Sarg gelegt?
Denk doch mal logisch darüber nach: was sagt denn so ne Witwe oder ein Witwer, wenn der Ehepartner mit Gardemaß 1,80 m plötzlich in einen 1,60 m Sarg passen soll?
„Wie soll das denn gehen – machen Sie mal sofort den Deckel auf!“

Bestatterlatein, bestimmt.

Salat

Mac Kaber
15 Jahre zuvor

@ Sascha: Wären wir jetzt in Amerika, hättest Du ausgesorgt. Eine Millionenklage auf Schmerzensgeld und lebenslange kostenlose Psychtherapie inbegriffen. Nie wieder arbeiten.

Zweiflerin
15 Jahre zuvor

an 8:
Ich kann mir vorstellen, dass einem das in dieser Situation nicht so genau auffällt, wie lang der Sarg ist und der Mensch war.

le M.
15 Jahre zuvor

@marzipanbrot: mmmh, [i]jetzt[/i] hab ich auch hunger! 😉

Silvio
15 Jahre zuvor

Wäre das brechen der Knochen nicht Leichenschändung oder so? oO

Lichtbringer
15 Jahre zuvor

Ich gebe Tom recht so wie er es beschrieben hat löst man die Totenstarre (lat. Rigor Mortis)

Einen Toten / Lebenden Mensch die Knochen zu brechen ist wohl sehr ungewöhnlich und denke ich auch mal sehr schwer einfach so mit den Händen.

Ich denke das es nie diesen Fall gegeben hat, den wer an Verstorbenen hand anlegt wird sicherlich nicht rohe Gewalt anwenden.

Und aufgestellte Füße sind „eigentlich“ (Schwarze Schafe ) der Vergangenheit zuzuordnen den es gibt überlange Särge. Deswegen nicht wundern das im Lucky Luke der Bestatter immer mit dem Maßband rumgelaufen ist ^^

Grüße aus der Bereitschaft (wieder mal …)

Lichtbringer

MrkAniSteR
15 Jahre zuvor

Oft haben alte – sehr alte Menschen stärkste Kontrakturen (Versteifungen der Gelenke), die betreffenden Gliedmaßen können dabei gespreizt sowie auch angewinkelt sein. Unter diesen Bedingungen ist eine Unterbringung im Sarg eigentlich unmöglich. Durch Massieren wird man in diesen Fällen ebenfalls gar nichts erreichen können.

Aus meiner Sicht kommt in diesen, gar nicht mal seltenen Fällen nur das Brechen der entsprechenden Knochen infrage.
Ich lasse mich gern korrigieren.

Daniel
15 Jahre zuvor

Lustigerweise fragte meine Mutter mich damals, als ich das erste Mal den Wunsch äußerte, ich wolle Bestatter werde, ob ich denke, ich würde es können, einem Menschen die Knochen zu brechen, wenn dieser nicht in den Sarg passe.

Somit höre ich diese Geschichte nun mehr oder weniger zum zweiten Mal, was den möglichen Wahrheitsgehalt etwas untermauert.
Was ja noch lange nicht heißt, dass dem auch so ist. Meine Mutter behauptete auch, die Haare und Fingernägel würden über den Tod hinaus weiterwachsen. ^^

Aber ich kann mir eigentlich gut vorstellen, dass es solche Fälle gegeben hat. Aber dies wird sicherlich schon mehrere Jahre zurück liegen, wie bspw. kurz nach Kriegsende, wo man nicht mal eben einen neuen Sarg zusammentackern konnte und das benutzt wurde, was zu benutzen war.

Heutzutage sieht die Sache aber wohl wieder anders aus.

Würde mich aber sehr interessieren, ob wirklich solche „Taten“ dokumentiert sind.

Grüßle

Jonesens
15 Jahre zuvor

Zumindest von einem Bestatter weiss ich, dass er alten leuten mit versteiften Gelenken schon die Finger gebrochen hat, um sie zusammenlegen zu können…

Wolf Larsen
15 Jahre zuvor

Mein Ur-Opa, ich schätze so Jahrgang 1890, war von der Feldarbeit oder auch Krankheit so krumm, dass er bei seinem Tod nicht in den Sarg passte. Da ging einfach der Deckel nicht zu. In der Familie wurde dann behauptet, der Enkel hätte ihm die Knochen gebrochen, um ihn in den Sarg zu bekommen. Jahre später stellte sich heraus, dass der Ur-Opa lediglich an ein Brett „gefesselt“ wurde, um ihn etwas gerade zu bekommen 🙂 Für mich aber immer noch makaber. Früher, also zu Schillers Zeiten gab es angeblich oft nur Standard-Särge. Mit Pietät war da beim kleinen Mann kein Staat zu machen und Füße wurde eben mal nach hinten „geklappt“, damit der Kerl auch in die Kiste passte. Im heutigen Bestattungswesen gibt es natürlich nur anständige Menschen 🙂

TickleMeNot
11 Jahre zuvor

Danke schön, das war eine Frage die ich schon lange hatte. Hintergrund ist, das im Buch „Der Laden“ von Erwin Strittmatter, Strittmatter vom Tod seiner Mutter berichtet. Und unter anderem erzählt, das man ihr die Finger gebrochen hätte, damit die Hände „fromm“ zusammengelegt werden konnten.

Bei dem Kapitel hats mich immer geschüttelt vor Grausen.

Wanne
6 Jahre zuvor

Dem Vater meines Freundes wurden vor den Augen der ganzen Familie die Arme gebrochen (ohne Vorwarnung), da in der Wohnung verstorben war und bei der Abholung nicht in den Sarg passte. Wenn ihr sagt, dass Knochenbrechen keine angewandte Praxis ist, hat de Familie dann Ansprüche auf etwas wie Schmerzensgeld?

Judith
6 Jahre zuvor

Habe heute auch so etwas gehört.
Mir wurde erzählt,dass aufgrund von Gas schnüffeln eine aterie im Kopf geplatzt sei und derjenige so steif und „klebrig“ gewesen sein soll, dass sie ihm die Knochen brechen mussten und das selbst die Mutter deswegen nicht zu ihm durfte.
Kann so etwas wirklich stimmen ?
Liebe grüße Judith




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