So und was nun?
Dieter ist der Mann der verstorbenen Rita und Helga ist Ritas Schwester.
Beide teilen sich die Kosten der Beerdigung und erscheinen bei mir, um alles zu besprechen.
Der Witwer Dieter sagt als Erstes: „Um es gleich vorweg zu sagen, wir wollen alles ganz klein und nur im engsten Kreis, ich ertrage es nicht, wenn da so ein Theater gemacht wird und mir tausend Leute die Hände schütteln. Ganz still und leise will ich Abschied nehmen.“
Helga, seine Schwägerin, winkt sofort ab: „Wollen wir nicht! Das wäre ja gar nicht im Sinn von Rita. Die war doch so lebenslustig und in Hunderten von Vereinen, da können wir die doch nicht einfach so verscharren, wie einen toten Hund. Da muß richtig was geboten sein auf der Beerdigung.“
Was soll ich da machen?
Ich erkläre Helga zunächst einmal, daß auch eine kleine und ruhige Trauerfeier keineswegs ein bloßes Verscharren bedeutet und dann wende ich mich dem Witwer zu und versuche herauszufinden, inwieweit er kompromissbereit ist.
Der Ansager ist eindeutig Helga, Dieter hat keine Kraft und keine Lust zum Diskutieren und zuckt nur mit den Schultern. Dann sagt er schicksalsergeben: „Ja, wenn es dann Ritas Wunsch war, machen wir eben was Großes.“
Ich merke aber, daß er das in Wirklichkeit nicht will und bin kein bißchen schlauer als vorher.
Wie haben wir dieses Dilemma gelöst?
Nun, wir haben eine ganz normale Trauerfeier (es ist eine Feuerbestattung) organisiert und Dieter mit seinen beiden fast erwachsenen Töchtern haben wir mit dem Wagen zu Hause abgeholt und direkt über die Zufahrt zur Leichenhalle in das Pfarrerzimmer gebracht. Dort haben sie, unbehelligt von allen Trauergästen, gewartet bis sie gemeinsam mit dem Pfarrer unmittelbar zu Beginn der Trauerfeier in die Halle gegangen sind.
Am Ende der Trauerfeier sind die Drei auch auf diesem Weg wieder gegangen.
Helga hingegen konnte ihre Vorstellung von einer großen Trauerfeier ausleben und allen Trauergästen, die das wünschten, auch etwas Großes bieten. Sie hatte schon eine Stunde vor Beginn Posten am Eingang der Halle bezogen und jeden Einzelnen herzlich begrüßt, sich ergriffen gezeigt und die Beileidswünsche entgegengenommen. Nach der Trauerfeier ist sie dann mit einer Auswahl von Trauergästen zu „Hugos Pilsstube“ gegangen und hat dort im Hinterzimmer Kaffee und Kuchen servieren lassen.
Der Tag der Urnenbeisetzung war dann ganz der Familie vorbehalten.
So wurde allen Wünschen Rechnung getragen und sowohl Dieter, als auch Helga haben hinterher gesagt, es sei absolut perfekt gewesen, genau so hätten sie es sich gewünscht.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: beileidsbekundungen, engsten, familienkreis
Ich kann mir gut vorstellen, dass es oft gar nicht so einfach ist, es allen recht zu machen und ich finde, du hast das echt gut gelöst 🙂
gut gemacht!
Durchaus gut gelöst, ich schließe mich den 2 Kommentatoren natürlich an 🙂
Ich kann mich meinen Vorredner nur anschließen, als ich die Situation gelesen habe war ich mir nicht sicher, wie ich das denn lösen würde, wenn ich in dieser Lage gewesen wäre. Das ist sicher nicht einfach. Ich muss aber sagen, auf diese Lösung wäre ich nicht gleich gekommen aber im Nachhinein erscheint es mir doch als die Beste. Ich bewundere Menschen, die in solchen Situationen so die Fassung bewahren und die Sache dann so klären können. Für mich wäre das kein Beruf.