Allgemein

Beileidsbekundungen im engsten Familienkreis III

So und was nun?

Dieter ist der Mann der verstorbenen Rita und Helga ist Ritas Schwester.
Beide teilen sich die Kosten der Beerdigung und erscheinen bei mir, um alles zu besprechen.
Der Witwer Dieter sagt als Erstes: „Um es gleich vorweg zu sagen, wir wollen alles ganz klein und nur im engsten Kreis, ich ertrage es nicht, wenn da so ein Theater gemacht wird und mir tausend Leute die Hände schütteln. Ganz still und leise will ich Abschied nehmen.“

Helga, seine Schwägerin, winkt sofort ab: „Wollen wir nicht! Das wäre ja gar nicht im Sinn von Rita. Die war doch so lebenslustig und in Hunderten von Vereinen, da können wir die doch nicht einfach so verscharren, wie einen toten Hund. Da muß richtig was geboten sein auf der Beerdigung.“

Werbung

Was soll ich da machen?

Ich erkläre Helga zunächst einmal, daß auch eine kleine und ruhige Trauerfeier keineswegs ein bloßes Verscharren bedeutet und dann wende ich mich dem Witwer zu und versuche herauszufinden, inwieweit er kompromissbereit ist.

Der Ansager ist eindeutig Helga, Dieter hat keine Kraft und keine Lust zum Diskutieren und zuckt nur mit den Schultern. Dann sagt er schicksalsergeben: „Ja, wenn es dann Ritas Wunsch war, machen wir eben was Großes.“

Ich merke aber, daß er das in Wirklichkeit nicht will und bin kein bißchen schlauer als vorher.

Wie haben wir dieses Dilemma gelöst?
Nun, wir haben eine ganz normale Trauerfeier (es ist eine Feuerbestattung) organisiert und Dieter mit seinen beiden fast erwachsenen Töchtern haben wir mit dem Wagen zu Hause abgeholt und direkt über die Zufahrt zur Leichenhalle in das Pfarrerzimmer gebracht. Dort haben sie, unbehelligt von allen Trauergästen, gewartet bis sie gemeinsam mit dem Pfarrer unmittelbar zu Beginn der Trauerfeier in die Halle gegangen sind.
Am Ende der Trauerfeier sind die Drei auch auf diesem Weg wieder gegangen.

Helga hingegen konnte ihre Vorstellung von einer großen Trauerfeier ausleben und allen Trauergästen, die das wünschten, auch etwas Großes bieten. Sie hatte schon eine Stunde vor Beginn Posten am Eingang der Halle bezogen und jeden Einzelnen herzlich begrüßt, sich ergriffen gezeigt und die Beileidswünsche entgegengenommen. Nach der Trauerfeier ist sie dann mit einer Auswahl von Trauergästen zu „Hugos Pilsstube“ gegangen und hat dort im Hinterzimmer Kaffee und Kuchen servieren lassen.

Der Tag der Urnenbeisetzung war dann ganz der Familie vorbehalten.
So wurde allen Wünschen Rechnung getragen und sowohl Dieter, als auch Helga haben hinterher gesagt, es sei absolut perfekt gewesen, genau so hätten sie es sich gewünscht.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

Schlagwörter: , ,

Allgemein

Die Artikel in diesem Weblog sind in Rubriken / Kategorien einsortiert, um bestimmte Themenbereiche zusammenzufassen.

Da das Bestatterweblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.

Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 14. Februar 2009 | Revision: 28. Mai 2012

Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle journalistische Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bittet das Bestatterweblog um Ihre Hilfe. Es fehlen in diesem Jahr noch etwa € 8.500,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit einer Spende, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Arbeiten erfordert, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
4 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
patsy
15 Jahre zuvor

Ich kann mir gut vorstellen, dass es oft gar nicht so einfach ist, es allen recht zu machen und ich finde, du hast das echt gut gelöst 🙂

lena
15 Jahre zuvor

gut gemacht!

Lisa
15 Jahre zuvor

Durchaus gut gelöst, ich schließe mich den 2 Kommentatoren natürlich an 🙂

Rui
15 Jahre zuvor

Ich kann mich meinen Vorredner nur anschließen, als ich die Situation gelesen habe war ich mir nicht sicher, wie ich das denn lösen würde, wenn ich in dieser Lage gewesen wäre. Das ist sicher nicht einfach. Ich muss aber sagen, auf diese Lösung wäre ich nicht gleich gekommen aber im Nachhinein erscheint es mir doch als die Beste. Ich bewundere Menschen, die in solchen Situationen so die Fassung bewahren und die Sache dann so klären können. Für mich wäre das kein Beruf.




Rechtliches


4
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex