Internes

Betreff: Gender-Ignoranz

Sie weißer, alter Mann

Es gibt Leute, die halten es für wichtig, dass wir beim Schreiben oder Sprechen über das Geschriebene und Gesagte hinaus noch bestimmte Botschaften der Anerkennung, Inklusion und des Mitgemeintseins zum Ausdruck bringen. Sie möchten, dass wir gendern.

Ich habe in einer Erklärung zum Gendern meine Meinung zu diesem Thema dargelegt. Einen Link findet man am Ende der Seite und im Impressum.

Heute schreibt mir eine Frau namens Chris eine Mail dazu:

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Ich lese Ihre Webseite schon sehr lange. Ich bin schon dabei, als Sie noch Undertaker TOM hießen. Ihre Texte haben mich stets gut informiert und unterhalten. Aber mit einem Punkt komme ich nicht klar: Sie sind ein alter, weißer Mann!

Ich bin zutiefst erschüttert und vor allem zutiefst verletzt, dass auf Ihrer Webseite offensichtlich noch im dunklen Zeitalter der 1950er-Jahre kommuniziert wird. Dass Sie es tatsächlich wagen, Ihre Texte in einer solch ignoranten Weise ohne angemessene Gendergerechtigkeit zu formulieren, schlägt dem Fass den Boden aus!!!
Ich fühle mich dadurch PERSÖNLICH und kollektiv diskriminiert – und ich bin nicht allein! Millionen Menschen warten sehnsüchtig auf die angemessene Anerkennung ihrer vielfältigen Genderidentitäten. Da liegt noch ein langer Weg vor uns. Bitte anerkennen Sie doch endlich unsere Bemühungen und fangen Sie endlich an, korrekte Pronomen zu verwenden und der Diversität, wie auch den vielfältigen Genderidentitäten gerecht zu werden.
Doch Sie sitzen vermutlich in Ihrer finsteren Schreibstube, getränkt in patriarchale Ignoranz, und verweigern sich beharrlich der einzig wahren Form korrekter Kommunikation.

Wie schwer ist es denn bitte, die Sprache angemessen zu gendern? Sie müssten lediglich Ihre Texte minimal verändern, um niemanden auszuschließen. Statt Leser könnten Sie zum Beispiel ganz einfach „Leser:innen“ oder „Lesende“ schreiben. Sie würden sich keinen Zacken aus Ihrer diskriminierenden Krone brechen, wenn Sie statt Autoren zukünftig von „Autor:innen“ oder „Schreibenden Wesen“ sprechen würden. Selbstverständlich gilt dies auch für alltägliche Bezeichnungen wie Fußgänger, die angemessen zu „Fußgehenden“ umformuliert werden könnten.
Denken Sie doch bitte auch einmal an Ihre Vorbildfunktion als Autor!!!

Was Sie in Ihren Büchern machen, ist mir egal, Bücher liest heute so wieso keiner mehr. Aber hier im Netz lesen doch auch Kinder und Jugendliche mit!!!

Ist Ihnen eigentlich bewusst, wie verletzend Ihre sprachliche Ignoranz auf transdimensionale Individuen wirkt? Ihre Sprache hat das Potenzial, ganze Zivilisationen emotional zu ruinieren! Doch Sie halten weiterhin an Ihrer verbohrten Haltung fest, ignorieren sämtliche moralische Verpflichtungen zur sprachlichen Inklusion und scheinen regelrecht stolz auf Ihre diskriminierende Haltung zu sein!

Ich fordere Sie daher dringend und ultimativ auf, Ihre rückständige und exkludierende Ausdrucksweise unverzüglich zu überdenken. Sollten Sie meine Aufforderung weiterhin ignorieren, sehe ich mich gezwungen, eine Petition zu starten, um Ihre Webseite durch entsprechende Instanzen auf sprachliche Gerechtigkeit zu verklagen. In Ihrem Footer listen Sie ja Vereine, Verbände und Organisationen auf, denen Sie angehören. Ich könnte mir es vorstellen dort einmal die Info zu säen, dass Sie sich der Zeit verweigern.
Bedenken Sie aber vor allem: Mutter Universum sieht zu und urteilt streng!

Chris P.

Als schreibendes Wesen mit individueller Wahrnehmung des Selbst habe ich einfach keine Lust auf das Gendern. Ich verbinde mit meiner Ablehnung noch nicht einmal eine großartige politische Auffassung; es ist mir vor allem einfach zu umständlich.
Ich möchte weiterhin Fußgänger schreiben und nicht „Personen mit Gehpotenzial“ oder „bipedale Fortbewegungspraktizierende“. Ich mag auch weiterhin von Katzen und Hunden schreiben können und nicht von „Katzen:innen“, „Hund*innen“ oder noch viel gerechter „Felltragenden Lebewesen ohne spezifische Zuordnung zu patriarchalen Rollenbildern“.
Und ich nenne auch weiterhin eine Eiche stur „Eiche“. Ich werde sie nicht „Eich*in“ oder „Sauerstoff-produzierende Wesenheit mit Baumidentität“ nennen.

Mir ist das gleichgültig, ob andere das machen. Wer sich dem hingeben mag, der soll das gerne tun. Ich gehe auf die 70 zu und habe keinen Bock, mich dieser Mode zu unterwerfen. Sie haben nämlich recht: Ich bin ein alter, weißer Mann. Ich werd‘ auch nix anderes mehr werden, keine junge, dunkelhäutige Frau und auch kein sich als Eichhörnchen identifizierender Eisbär.

Bildquellen:
  • weiss: KI


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. März 2025

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Christi@n
4 Tage zuvor

Bei aller Liebe zu allen Besonderheiten: aber hat die gute Frau vielleicht Lack gesoffen? Wenn Sie wirklich diesen Blog seit der ersten Stunde liest ergibt sich doch automatisch für einen denkenden Menschen, wie wenig verbohrt du bist. Du arbeitest selbst den größten Spleen mit einer Menschlichkeit heraus die absolut bewundernswert ist. Du nennst Dinge beim Namen, bringst Mitgefühl in deinen Geschichten wo andere schon längst kopfschüttelnd gegangen wären. Man merkt stets und überall, dass du eben kein alter weißer Mann bist wie er gerne als Monstranz gegen die Menschlichkeit gebetsmühlenartig vorgetragen wird. Natürlich bist du, von außen betrachtet, ein alter, weißer Mann. Aber eben genau das beschreibst du mit deinen Geschichten so treffend: das Buch nie nur nach dem Einband bewerten. Deine sprachliche Eloquenz benutzt du um eine Atmosphäre zu schaffen in der man Mitfühlen kann, in die Person eintauchen, sie verstehen kann. Und dann kommt nicht wirklich eine selbsternannte Genderpolizistin um dir zu drohen weil dir das von einer winzigen, dafür um so renitenteren, Gruppe ausgedachte Gendern komplett abgeht? Das erinnert sehr stark an… Weiterlesen »

Bowler58
Reply to  Christi@n
22 Stunden zuvor

Hallo Christian,
Ich bin heute erst auf den Ursprung der Debatte gestoßen. Ich wollte sofort kommentieren- und bin zum Glück auf deinen Text gestoßen. Ich kann also deine Gedanken nur wiederholen bzw. mit ein paar veränderten Worten und wendungen widergeben. Das spare ich mir- deinem Kommentar ist aus meiner Sicht nichts hinzufügen. Danke dafür ! der Bowler

Nobody
4 Tage zuvor

Danke!

P.s. Ich hoffe inständig das der Leserbrief von (der/die/das) Chris auch eher Satire als ernst gemeinte Kritik ist.

Alwin
3 Tage zuvor

Ich lese hier beispielsweise folgenden Satz:
„Statt Leser könnten Sie zum Beispiel ganz einfach „Leser“ oder „Lesende“ schreiben.“
Klingt seltsam und steht da so nicht? Mag sein. Aber ich habe da ein sehr feines Addon im Firefox: „Binnen-I be gone“. Einfach zusammenschreiben („binnenibegone“) und bei Google danach suchen. Gibt’s wohl auch für Chrome und Safari.
Was macht das Teil? Es entgendert Texte. Leider nur HTML, kein PDF oder so. Ist aber vielleicht ganz gut so, weil ich schon drei oder vier Bücher nicht gekauft habe, die ich zwar vom Thema her sehr interessant fand, aber die Leseprobe bei Amazon mich aufgrund des Gegenderes im Text abschreckte. 200 oder 300 Seiten davon, das halten meine alten Nerven nicht mehr aus.

Igge
2 Tage zuvor

Lieber Peter, mach so weiter wie Du immer geschrieben hast!!
Vom Gendern wird die Welt auch nicht besser!

Zu meiner Zeit lernten noch alle Geschlechter z.B. KaufMANN, Gärtner usw. Hat mich nie gestört, war normal.

„Diskriminierung“ ist für mich z.B. wenn ich mit Bekannten Essen gehe und alle das Handy auf dem Tisch haben und mit nicht am Tisch sitzenden kommunizieren….Das ist heute normal.

Dirk-Boerge
2 Tage zuvor

Ich gendere und versuche, das auf wenig störende, inkludierende Art zu tun. Mit etwas Mühe geht es und es liest sich oft so flüssig, dass es nicht oder nicht als störend wahrgenommen wird. Ich freue mich, wenn andere das auch tun. Ich finde es schade, wenn geschlechtergerechte Sprache kategorisch abgelehnt oder es pasuchal lächerlich gemacht wird. Aber, lieber Peter Wilhelm, es ist Dein Blog. Mach es, wie Du es möchtest.

Ichtio
Reply to  Dirk-Boerge
16 Stunden zuvor

Ich bin prinzipiell auch dafür, dass jeder schreiben darf wie er will. Allerdings musste ich feststellen, dass gendern genauso diskriminierend ist wie nicht-gendern. Bei „Leser:Innen“ mag das ja noch gehen, aber bei „Kund:Innen“? Vor allem im gesprochenen Gebrauch wird der männliche Kunde einfach wegrationalisiert. Ich bin kein Kund und fühle mich somit auch nicht angesprochen. Wenn schon derart Wert auf Korrektheit gelegt wir, wie konnte dann das passieren?

Tia
1 Tag zuvor

Am langweiligen Thema „gendern“ arbeiten sich Viele ab, verstehe nur nie wozu! Weder pro noch contra, Jede/r kann und Niemand muss gendern, und Niemand weiß so wirklich ob das mal praktikabel wird oder nicht. Und mehr sollte darüber auch nicht gesagt werden müssen.. Es ist ein langweiliges Thema ohne Antwort… Die Menschen können es nutzen oder lassen. Ist ok und mehr muss darüber nicht bemerkt werden.

Dirk R. Schuchardt
13 Stunden zuvor

Chris P. lebt vermutlich mit einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – oder womit sonst begründet diese Person den übergriffigen Brief an Peter W.?! Dieser Mensch, der selbst Toleranz für sich und seine Schwestern und Brüder (sorry: „Schwester*innen“ und „Brüder*innen“) fordert, zeigt sich selbst intolerant, ja sogar aggressiv. Der Versuch, Befürworter des Gendersterns bzw. einer „geschlechtergerechten Sprache“ von ihrem Irrweg zu überzeugen, kann nur scheitern. Oft fehlt es einfach an einem gewissen Bildungsniveau. Üblicherweise können intelligente Menschen, die sich des generischen Maskulinums bedienen, auch ohne Störfeuer durch * hinreichend abstrahieren. Das gelingt – selbst mit Anstrengung – nicht Jedem. Es mag die „Sternchenkrieger“ verwundern, aber sofern ich mit meinem Gegenüber keinen sofortigen Geschlechtsverkehr wünsche, ist es mir vollkommen Latte, ob und was diese Person zwischen den Beinen baumeln hat, ob sie sich beim Pinkeln hinsetzt oder stehen bleibt oder sich nach Mitternacht für einen Werwolf hält. Rein rechtlich gibt es keine Verpflichtung, den ideologischen Unsinn mit dem Gendersternchen mitzumachen (Es gibt auch keine Empfehlungen vom Rat für deutsche Rechtschreibung oder dem DUDEN-Verlag). Ich kann Chris P. nur raten, sich… Weiterlesen »

Christi@n
Reply to  Peter Wilhelm
2 Stunden zuvor

Leider glauben diese Genderverfechter aber genau das: Wenn jeder gendert sind wir der Gleichberechtigung ein Stück näher. Meiner Meinung (und auch meinem Empfinden) nach passiert aber durch die Sprache entweder nichts oder sogar das Gegenteil. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht. Was bringt es mir, einen Teil der Bevölkerung auszuklammern mit einer immer schwerer verständlichen Kunstsprache? Das generische Maskulinum bietet schon eine komplette Inklusion ALLER dröflzig Geschlechter. Wenn ich das Maskulinum und das Femininum benutze schließe ich doch alle dazwischen liegende aus, oder nicht? Und so zu tun als wäre die „Verschluckpause“ bei zBsp Kund:innen der Bewahrer dieser übrigen Geschlechter macht es auch nicht einfacher oder realer. Und nur weil Peter in diesem Fall nicht zu den Personen gehört, die sich einem Trend beugen braucht sich auch niemand deswegen besser oder schlechter zu fühlen oder gar eine Moralkeule zu schwingen. Von ganz vielen Texten, die Peter dankenswerter Weise mit uns teilt, kann man sehen wie echte Empathie funktioniert, wie man im echten Leben ein guter Mensch sein kann. Da ist die Internetbubble, aus… Weiterlesen »




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