Wie ist das denn mit den Blumen? Wollen die meisten, dass Ihr das übernehmt? Oder gibt es auch einen großen Teil, der das selbst in die Hand nimmt? Denke, Ihr habt dann einen Stammladen, in dem Ihr kauft, oder?
Mir persönlich ist es am Liebsten, wenn die Leute sich die Blumen selbst aussuchen. Sonst sind die hinterher nicht pfirsichfarben genug oder das Pink ist doch eher ein Rosa gewesen und eigentlich wollten sie ja Lila und kein Violett…
Merkwürdig, wieviele Leute sich an dem Thema aufhängen können und da selbst die kleinste Kleinigkeit beanstanden.
Wir helfen uns damit aus der Klemme, indem wir den Kunden immer nahelegen, sich die Blumen entweder selbst beim Gärtner ihres Vertrauens auszusuchen oder die berühmte Sorte: „Blumen der Jahreszeit“ zu nehmen. Diese Gestecke und Kränze mit „Blumen der Jahreszeit“ haben den Vorteil, dass sie stets besonders günstig und wesentlich üppiger ausfallen, als konkret benannte Wunschblumen.
Oftmals sind ausgerechnet die Blumen, die die Kunden wünschen, nicht am Markt lieferbar, oder besonders teuer oder besonders mickrig.
Besser ist es, nur die Farben vorzugeben und zu sagen, welche Blumen es auf keinen Fall sein dürfen (meine Frau mochte keine Chrysanthemen). Das garantiert immer den üppigsten und günstigsten Blumenschmuck.
Aber ja, natürlich übernehmen wir das auf Wunsch komplett und wir haben drei Gärtner, bei denen wir bestellen. Einer davon sitzt direkt hier am Friedhof, ist aber auch der mit Abstand Teuerste. Die anderen sitzen abseits vom Friedhof und berechnen nur rund die Hälfte. Aber wenigstens einen Gärtner am Friedhof braucht man, wenn es mal schnell gehen soll oder irgendwas angebrannt ist.
Vor ein paar Wochen hatten wir das Problem, dass die Leute zunächst die Blumen bei uns bestellt hatten. Eine Stunde später riefen die an und sagten, sie wollen das alles bei „ihrem“ Gärtner machen. Das haben sie dann aber vergessen und die Folge war, dass unser Mitarbeiter eine halbe Stunde vor der Beerdigung feststellte, dass keine Kränze und kein Sarggesteck geliefert waren.
Was tun? Unser Gärtner direkt am Friedhof konnte helfen. In 20 Minuten hatte er die erforderlichen Sachen parat und geliefert, es sind nur ein paar Schritte für ihn. Die Kranzschleifen wurden noch an die außen abgelegten Kränze gemacht, während die Leute schon in der Trauerhalle saßen.
Wichtig ist aber auch, dass man einen sehr günstigen Gärtner hat. Viele Menschen haben gar kein Geld, um die hier üblichen hohen Preise von bis zu 500 Euro für sowas zu bezahlen. Ein junger Gärtnermeister liefert uns in solchen Fällen immer „DuB“ (Dick und Billig) für 120 Euro. Viele Blumen, üppig gesteckt, immer zur vollsten Zufriedenheit der Kunden.
Manche Trauergäste bringen auch die Kränze von außerhalb mit, weil das beispielsweise im Rheinland viel günstiger zu sein scheint.
Falls es jemanden interessiert: 10% beträgt die Provision, die der Bestatter erhält. Dafür hat er den ganzen Beratungsaufwand. Man muss wissen, dass eine Standardberatung eine gute Stunde in Anspruch nimmt. Etwa 20 Minuten brauchen die Leute um alle Angaben zu machen, den Sarg, das Grab usw. auszusuchen. Weitere 20 Minuten gehen alleine für die Traueranzeige drauf und nochmals 20 Minuten nur für die Blumen. Wir haben da Fotos in einem Katalog und die Leute suchen zuerst die Form aus und geben dann ihre speziellen Wünsche obendrein.
Noch ein interessanter Fakt: Viele Bestattungswagen sind extra deshalb so hoch, weil ein Sarg mit Deckelschmuck hineinpassen muss.
Bei uns weniger üblich, aber immer mal wieder nachgefragt und durchgeführt sind sogenannte Zeremonienfahrten. Dabei wird der Sarg mitsamt Blumenschmuck und Kränzen bei herausgenommenen Gardinen mit dem Bestattungswagen gefahren. Deshalb haben viele Bestattungswagen die großen Fensterscheiben.
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das Problem bei einer Beratung durch den Bestatter ist oft -nicht immer- dass der einfach absolut keine Ahnung von Verfügbarkeiten und Preisen hat und dann mit einer recht kruden Bestellung und Preisvorstellung zum Blumenhändler geht.
der schüttelt dann den Kopf, aber um den Auftrag nicht zu verlieren nimmt er ihn natürlich so an und kommt zu mir als Blumengrosshändler und ich darf mich dann drum kümmern …..
meistens klappt es, aber oft mit erheblichem Aufwand der nicht bezahlt wird. also tut mir und euch selbst einen Gefallen und geht sofort selbst zum Blumenhändler.
🙂
Das kann ich nachvollziehen, jedoch nicht für uns. Wir stehen in ständigem Kontakt zu den Gärtnern und unsere Mitarbeiter machen alle ein mehrtägiges Praktikum, um wenigstens die Grundzüge der Trauerfloristik kennenzulernen. Eine Beratung durch uns ist mindestens so gut, wie die Beratung im Blumengeschäft selbst.
Nur haben wir im Gegensatz zum Gärtner auch die Zeit uns bis zu eine Stunde hinzusetzen und den Blumenschmuck zu besprechen.
Nur am Rande – nicht jeder Bestatter in jeder Gegend nimmt / bekommt Provision – wir z. B. nicht. Dafür kostet in unserer Gegend auch das üppige Gesteck mit Wunschblumen meist nur 110 Euro.
NUR eine Stunde Beratung? Die dauert bei mir zwischen 2 und 3 Stunden – dann allerdings mit fertigem Trauerbrief (wenigstens als Muster) Kosenvoranschlag und sämtlichen ausgefüllten notwendigen Formularen für den Papierkrieg.
@Stefan: Das finde ich prima, dass Du das so machst. 2-3 Stunden Beratung kommt bei uns höchstens 3-4 Mal in der Woche vor, ansonsten dauert die Standardberatung etwas mehr als eine Stunde. Im Mittel liegen wir bei 80 Minuten.
Verlangen die Kunden Trauerbriefe, dauert es länger. Trauerbriefe gehören hier nicht unbedingt zum Standard. Das ist regional verschieden.
Das Ausfüllen der Formulare für den Papierkrieg erledigen unsere Mitarbeiter im Nachgang des Gespräches. Würden wir das auch noch mit den Leuten gemeinsam machen, würde sich das Beratungsgespräch endlos dehnen und das halten wir in Anbetracht der Situation für unangemessen.
Wie man hier im Weblog bereits lesen konnte, gibt es offenbar da draußen Bestatter die in 20 Minuten mit allem durch sind. DAS finde ich erstaunlich.
Der von Dir durch das Wort "dafür" implizierte Zusammenhang zwischen Provision und Gebindepreis entbehrt jeglicher Grundlage. Es ist in der Branche allgemein bekannt, dass es insbesondere in Bezug auf Blumengebinde regionale Unterschiede von 500% gibt.
In der Tat zahlen in einigen Regionen die Gärtner eine Provision an die Bestatter, allerdings bekräftigen die Gärtner (und wir sehen das tagtäglich an den ganzen Rechnungen) dass dem Kunden dadurch kein Nachteil entsteht. Statt die Beratungsleistung selbst zu erbringen und in den Gebindepreis einzurechnen, erledigen wir diese Beratung und erhalten stattdessen die Vergütung für die Beratung. Unterm Strich bleibt das für die Kunden gleich.
Im Übrigen sind wir derzeit dabei, dieses Provisionsmodell abzuändern. Bislang sind es die Gärtner gewohnt (und das ist seit jeher bei allen Gärtnern und Bestattern hier so) dass prozentual abgerechnet wird. Wir hingegen streben eine pauschale Vergütung von 20 Euro an (bei einem durchschnittlichen Auftragswert von 455 Euro pro Sterbefall). Das enthebt uns noch weiter dem möglichen Verdacht, extra teuer zu beraten, um eine höhere Provision zu erzielen; genau das wollen wir aber nicht.
Im Übrigen haben wir in unserer Stadt auch einen kleineren Bestatter, der bis zu 3 Stunden bei jedem Trauerfall berät. Allerdings macht der quasi seine gesamte Arbeit (zumindest was den Büroteil angeht) im Beisein der trauernden Hinterbliebenen, mit Gestaltung von Trauerdrucksachen, Entwurf kompletter Anzeigen, Ausfüllen aller Formulare usw. Das halten wir für unzumutbar und das hat mit unserer Einstellung zum Beruf, nämlich den Leuten alles abzunehmen, nichts zu tun.
"Wir hingegen streben eine pauschale Vergütung von 20 Euro an (bei einem durchschnittlichen Auftragswert von 455 Euro pro Sterbefall)."
Lieber undertaker,
würde das heißen, dass ihr 20 Euro nehmen wollt nur um den Auftrag an den ansässigen Gärtner weiterzuleiten? Würdet ihr gleichzeitig den Kunden informieren, dass er direkt zum Gärtner gehen kann, ohne das über euer Geschäft abzuwickeln? Ist nicht böse gemeint, nur wie du ja weißt interessiere ich mich ja fürs metier 😉
@ undertaker – wir sind auch ganz klein, machen die Beratung allerdings grundsätzlich zu zweit. Einer führt das Gespräch, der zweite sitzt im Nebenraum, hört mit einem Ohr zu und erledigt die Schreiberei,Terminabsprachen und die Organisation. Wenn ich ganz kritsich bin, kommt die reine "Arbeit" auf zwei Stunden für Beratung, die Zusatzstunde ist meist der persönliche Touch, da man ja doch jeden kennt und die Leute auch erzählen läßt.
@ andreas – Die 20 Euro oder auch die Prozente, die es manchmal gibt sind durchaus berechtigt, denn der Bestatter steckt da einiges an zeit und Fachwissen rein – dafür bekommt der Gärtner dann einen schriftlichen Auftrag den er einfach abarbeiten kann. Wenn die Familie selbst beim Gärtner bestellt, dann fällt oft mitten in der Geschäftszeit eine Arbeitskraft für 30 oder 60 Minuten aus, bist das alles erledigt ist – ausserdem fehlt in vielen Gärtnereien einfach ein Extrazimmer oder wenigstens eine ruhige Ecke um in Ruhe etwas besprechen zu können. So hat jeder etwas davon.
@ beide: Ich habe mich da wohl mißverständlich ausgedrückt – woruf ich hinauswollte war, dass es eben nicht immer Provisionen gibt.
Es gibt zwei Arten von Provisionen – die eine ist durchaus gerechtfertigt, weil du als Bestatter dem Drittanbieter Arbeit abnimmst – am Endkundenpreis ändert das nichts. Also nicht dafür "NUR den Auftrag weiterzuleiten" sondern eben für eine echte Beratungsleistung – denn die Angehörigen kommen ja nicht mit dem fertigen Auftrag an, sondern der wird dort ja erst zusammengestellt.
Dann gibt es eine Sorte "Provision" die eingesetzt wird, weil jemand versucht Konkurenten zu verdrängen. Es passiert immer wieder mal, dass z.B. ein Gärtner von uns empfohlen werden möchte und dann dafür eine Provision -> lies Bestechungsgeld — anbietet. Die wird oft einfach obendraufgeschlagen und der Kunde zahlt wirklich drauf. DAGEGEN habe ich etwas.
Ich hoffe, damit sind nun alle Klarheiten wirklich beseitigt.
@Andreas: Bevor da ein falscher Eindruck entsteht, will ich das noch einmal etwas näher klarstellen:
Unsere Hauptfiliale befindet sich, wie sich das für ein Bestattungsunternehmen gehört, in Friedhofsnähe. In aller Regel fahren wir mit den Angehörigen nach dem Beratungsgespräch zum Friedhof, um mit ihnen gemeinsam ein passendes Grab auszusuchen. Bei dieser Gelegenheit gehen die Familien fast immer zum Gärtner und erledigen das Notwendige.
Muss/will eine Familie nicht direkt zum Friedhof, etwa weil sie ein Reihengrab nimmt, bei dem man nichts aussuchen muss/kann, sagen wir stets, dass es uns am Liebsten wäre, wenn sie a) die Blumen selbst aussuchen und b) zum Gärtner ihres Vertrauens gehen.
Das Geschäft mit den Blumen ist ein mühsames Geschäft und für uns weder einträglich, noch sonstwie interessant.
Ich habe eigentlich schon früher damit gerechnet, dass jemand sagt: Ha! Da bereichert sich der Bestatter auch noch! oder dass irgendwer auftaucht, der dieses oder jenes anders macht.
Wie Stefan oben ergänzenderweise schreibt, ist die Provision ja durchaus berechtigte Bezahlung für eine erbrachte Dienstleistung.
Ein Steinmetz zahlt uns auch Provision. Er hat die Wahl, dass die Familie bis zu 2 Stunden bei ihm sitzt, alle möglichen Varianten von Farben und Formgebungen und Schriften durchspielt oder ob er von uns einen Auftrag bekommt, den er einfach in seine Werkstatt gibt.
Nun haben die Steinmetze meistens jemanden da sitzen, der Zeit für so etwas hat. Anders sieht das bei den Gärtnern aus.
Da stehen dann die Trauernden zwischen Blumenkunden, müssen warten bis Zeit ist, dann an der Ladentheke aus einem Katalog etwas aussuchen. Zwischendurch kommen möglicherweise immer Kunden herein, die auch noch Beileid wünschen oder die jetzt erst erfahren dass jemand gestorben ist und die näheren Umstände wissen wollen usw.
Was wir bieten ist Komfort. Im geheizten, bequemen Zimmer bei Kaffee oder Wasser in aller Ruhe etwas aussuchen ohne Stress ohne Ansprache durch Dritte.
Dennoch ist es uns fast lieber, wenn die Leute selbst zum Gärtner gehen. Kaum etwas birgt soviel Potential für Unzufriedenheit wie eine unzulänglich ausgeführte Blumendekoration.