Die Antwort auf die obige Frage weiß die Expertin der „Zeit“.
Im wesentlichen entspricht das auch meiner Meinung.
Man sollte ein gewisses Gefühl dafür entwickeln, wie das Kind selbst zu der Frage steht.
Sicherlich spielt es auch eine Rolle, ob der Opa plötzlich aus dem Leben geschieden ist oder ob er sowieso schon lange wie tot gelegen hat.
Gerade in diesem Alter kann man nicht pauschal sagen, wie man es machen sollte. Die Kinder sind zu unterschiedlich entwickelt, als daß man hier einen einzigen richtigen Rat geben könnte.
Ich werde mit dieser Frage beinahe jede Woche konfrontiert und rate immer, zunächst einmal mit dem Kind darüber zu sprechen und ohne falsche Märchenerzählerei, aber unter Auslassung blutiger Details, die Vorgänge und das Geschehene zu beschreiben.
Auch was auf das Kind zukommen würde, sollte man beschreiben, aber ohne dem Kind Angst zu machen, aber auch ohne die Situation schön zu reden.
Dann wird man sehen, wie das Kind reagiert.
Wie auch immer man sich entscheidet, es darf ruhig etwas Druck dabei sein, wenn man den Eindruck hat, dieses letzte Abschiednehmen könne für das Kind eine Art Therapie sein. Keinesfalls aber sollte man Zwang ausüben! Es muß auch stets für das Kind die Möglichkeit bestehen, die Situation unverzüglich zu beenden und keinen Schritt weitergehen zu müssen.
Je offener und unbelasteter man selbst damit umgeht, umso natürlicher und selbstverständlicher wird auch das Kind eine solche Abschiednahme empfinden.
Manchmal kann die Situation für alle Beteiligten entkrampft werden, indem man eine Geschichte drum herum bastelt. Beispielsweise kann man sagen, daß die Kinder für den Opa noch ein Bild malen oder ein kleines Geschenk einpacken oder ein Blumensträußchen pflücken sollen, die man dann gemeinsam hin bringt.
Stets habe ich die Erfahrung gemacht, daß Kinder das staunend und traurig, aber stets unbeschadet überstanden haben, wenn die mitgehenden Erwachsenen sich nicht vor dem Sarg heulend auf den Boden werfen oder Tante Frieda aus der Aufbahrungszelle kommt und sofort sagt, wie schrecklich der Opa doch aussieht und daß das alles so grauenvoll sei.
Oft ist es besser einen separaten Termin ohne alle anderen Angehörigen zu wählen.
Aber wie und ob man das mit seinem Kind macht, ist eine ganz individuelle Entscheidung innerhalb jeder Familie. Eine immer geltende Richtlinie kann man da nicht aufstellen.
Das gilt auch für das Alter der Kinder. Oft werde ich gefragt, ab wann man Kinder da mitnehmen kann.
Ganz grob gesagt, würde ich Kinder, die noch nicht im Kindergarten sind, nicht mitnehmen. Sie sind oftmals nicht in der Lage, das Erlebte einzuordnen. Aber auch das ist nur eine vage Aussage und kann im individuellen Fall anders sein.
„Reif“ können Kinder etwa ab dem Eintritt in das Schulalter sein und keine Bedenken hätte ich so ab etwa 8 Jahren.
Es ist ja doch im Vorfeld einiges zu erklären und zu beschreiben und wenn das Kind das noch nicht richtig begreift, ist es vielleicht noch zu jung.
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Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es nicht um die Frage, ob man ein Kind mit zur Beerdigung mitnehmen sollte, sondern direkt um die Frage, ob es eine Leiche sehen sollte oder nicht.
Wer stellt denn solche Fragen? Die Eltern sollten schon ein Gespür dafür haben und haben ja meist auch eine Meinung. Ist es nicht eher so, dass mit den übrigen Familienangehörigen eine Diskussion entsteht, ob so ein Anblick für ein Kind in Ordnung sei oder nicht?
Es gibt Menschen, die gucken bei der Blutabnahme hin, einige schauen weg und einige brauchen eine Oberflächenänesthesie und Valium, Menschen sind unterschiedlich und so wird die Handhabe dort auch sein.
Aus meiner Erfahrung in der Seelsorge möchte ich noch folgenden Tip geben: eine Person zur Abschiednahme mitnehmen, zu der das Kind eine gute Beziehung hat und die nicht unbedingt zum engsten Kreis der Trauernden gehört. So ist eine einigermaßen stabile Person da, die das Kind adäquat begleiten kann, während die restliche Familie trauern kann!
Meine Söhne waren 10 und 14 als mein Opa starb. Ich habe sie gefragt ob sie ihn nochmal sehen wollten und sie sind dann mit uns zusammen zum Bestatter gefahren.Wir haben von unserem Bestatter einen eigenen Schlüssel bekommen, um zu jeder Zeit reinzukommen. Ich habe ihnen vorher gesagt,wie Opa aussieht,denn er lag 24 Stunden Tot auf dem Bauch und hatte Totenflecken im Gesicht, die vom Bestatter nicht weggeschminkt wurden.
Mein Opa lag in einem seperaten Raum, wie es heute üblich ist.Ich habe die Tür geöffnet und die Kinder erst von der Tür aus gucken lassen.Dann bin rein gegangen und habe gesagt,das sie auch draußen bleiben könnten. Wollten sie aber nicht.
Sie standen dann mit mir neben dem Sarg und mein kleiner Sohn sah sich Opa genau an.Der Große nicht so,der las lieber die Sprüche an der Wand.Ich denke mal das tat er um sich abzulenken.
Wir sind auch nicht lange geblieben und die Jungs waren beide froh das sie ihn nochmal sehen durften. Mein kleiner Sohn hat dann noch einen Brief geschrieben.Der war nicht an Opa gerichtet,sondern er hat einfach erzählt was passiert war und das er unseren Opa mal wiedersehen würde.Den Brief hab ich mir aufbewahrt.
Auf der Beerdigung waren die Kinder auch mit.Auch die von meiner restlichen Familie.
Ich finde es wichtig, vor allem wenn man ein sehr enges Verhältnis zu dem Verstorbenen hatte.
Als ich 7 war starb meine Oma.Ich durfte sie weder sehen noch durfte ich mit zur Beerdigung. Meine Oma war einfach weg und basta! Das fand ich sehr schlimm und bin heute noch wütend darüber das ich sie nicht nochmal sehen durfte.
2 Monate nach meinem Opa starb die Mutter meines Stiefvaters. Da habe ich meine Kinder nicht mit zur Beerdigung gelassen. Sie kannten diese Frau ja nicht und da finde ich persönlich, es ist besser Kinder nicht zu jeder Beerdigung mitzunemhen, nur weil man selber da hin muß.
Allerdings sollten die Kinder schon in einem Alter sein, in dem sie schon verstehen was tot ist. Einen 3-jährigen würde ich nicht mit nehmen zur Beerdigung.
Und 5 finde ich auch sehr jung, da muß man halt selber entscheiden ob das Kind damit klar kommt.Man selber kennt seine Kinder ja am besten.
Es ist doch auch für die Kinder wichtig, Abschied zu nehmen, zumal wenn es sich um eine geliebte Person handelt.
Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass Kinder in dem Alter (ca. 5 Jahre) schon echte soziale Beziehungen entwickelt haben und dass es ihnen sehr wohl auffällt, wenn plötzlich jemand aus der Familie fehlt.
Und war da nicht schon mal etwas, lieber Tom? Ich meine, mich an einen Bericht erinnern zu können, in dem der Enkel dem Opa ein Bild in den Sarg legte und darauf achtete, dass er auch seine Brille auf hat.
Eine Möglichkeit, der Situation den Schrecken zu nehmen, sind gute Fotos, die man sich später angucken kann, wenn man die Kraft dazu hat. Das gilt auch für Kinder.
Viel wichtiger ist doch die Frage: Darf ein 5jährgier seine Opa töten?
Von meiner Seite auf ein klares nein!
Also, wir bekamen den Anruf meiner Mutter, das meine Oma im Sterben läge und wir doch bitte nochmal kommen sollten um uns zu verabschieden. Wir haben eine 1 1/2 Std. Autofahrt bis dorthin…und kamen 20 min. zu spät 🙁
Natürlich war der Schock und die Trauer groß und ich wollte erst einmal alleine meine Oma sehen und herzen und streicheln und drücken ! Als ich nun „gefasster“ war, habe ich meine 3 Kinder gefragt ob sie denn gerne die Oma verabschieden wollten…und Alle wollten nochmals „Ade“ sagen und die Oma sehen. sie lag ja auch sehr friedlich da – so als würde sie schlafen… ! Meinem Großen (8) wurde es aber unangenehm und es war völlig in Ordnung, das er wieder raus wollte ! Meine 3 Jährige Tochter hat die Oma gestreichelt und auch mein 6 Jähriger betrachtete die Oma liebevoll ! Unser Baby (der 4. im Bunde) hat die Oma auch nochmals zart am Haar gezupft 🙂
Keiner der Kinder war „komisch“ danach, und eher interessiert, wo die Oma nun sei ! Da ist man als Eltern gefragt, die Situation und das Sterben „kindgerecht“ zu erklären.
Leider mussten wir unlängst und werden wir in naher Zukunft noch von anderen Familienmitgliedern Abschied nehmen, jedoch kann man die Kinder schon behutsam darauf vorbereiten . Und mein Eindruck seither war, das Kinder das oftmals in ihrer Leichtigkeit und Naivität viel leichter verarbeiten als wir Erwachsene .
Andererseits muss ich auch sagen, es kommt auf den Zustand des Verstorbenen an – nicht jede verstorbene Person kann man einem Kind zumuten !
Ich habe in Amerika in einem Unternehmen gearbeitet, die Verstorbene abholt ( Altersheim, Unfälle, Tötungsdelikte usw.) und entweder dem Bestatter oder der Obduktionsabteilung der Polizei übergibt…und da stand teilweise die ganze Familie mit Kindern dabei ! Und bei Opfern die erschossen wurden z.B. DARF einfach kein Kind dabei sein ! Aber die Amerikaner halten das wohl ein wenig anders mit der kindlichen Seele die durchaus Schaden davon trägt 🙁
Ich war damals elf, als mein Opa starb und „durfte“ nicht mit zur Beerdigung. Er hat davor länger im Krankenhaus gelegen, so böse es klingt, aber für ihn war es wohl eine Erlösung. Ich war ganz froh, dass meine Eltern mir die Entscheidung abnahmen und von vornherein gesagt haben, dass es so besser ist; ich konnte ihn halbwegs fit in Erinnerung behalten.
Mir ist es so ergangen:
Opa ist nach längerer Krankheit gestorben. Oma hat Opa gesehn und hat entschieden: der deckel bleibt Drauf! Meine Oma hat gesagt niemand soll Opa so sehn. Wir sollen lieber dran denken wie er gemütlich im schrebergarten saß. Und so wars für UNS ALLE richtig. es war IGH mann. Oma hat mit ihm fast 70 jahre gelebt, auch wenn Opa Kater (die ganze familie nannte ihn nie Opa oder rief in bei namen sonder Opa war immer Kater^^ ) für alle immer einre Instition war. Eben genau deswegen war die entscheidung richtig.
Opa war immer lebend undf hat gelebt,gehandelt entschieden. Und so behalte ich meinen Großvater in erinnerung. immer im Leben, immer da für seine Sippe. und ganz besonders für seine Enkel.
nebenbei: Wenn ich grad daran denken muß: auch jetzt 11 jahre später, nochmals vielen dank für die wunderschöne Ausgestaltung an die trauerfeier. wenns soweit ist hät ich auch gern meinen letzten platz auf dem Markusfriedhof in Dresden.
ach ja wenn wir schon mal bei dem Thema sind: beim Dresdner Markusfruiedhof gibt es eine Sache die ich so noch nie erlebt habe, ein Wohnhaus hinter Friedhofsmauern. ist das einzigartig? oder nur selten?
beste grüße aus dem südharz!
Ein Wohnhaus hinter Friedhofsmauern? Toll – nie wieder Ärger mit den Nachbarn!
Ich hab meinen ersten Toten mit 20 Jahren gesehen und es sehr, sehr lange nicht verdauen können. Dazu hat die Art wie er aus dem Leben gerissen wurde viel beigetragen. Auch sah er gar nicht mehr wirklich wie der Mensch aus den ich ein Leben lang gekannt habe. Er wirkte irgendwie so plastisch. Ich wollte ihn zum Abschied berühren, aber traute mich nicht seine Hände zu nehmen. Bei uns ist es wohlgemerkt sehr üblich die Toten so richtig mit Abschiedskuss, Berührungen, Umarmungen zu verabschieden. Ich habe ihm unter aller größten Mühe einen Kuss auf die Stirn aufgedrückt, aber er war so eiskalt, dass es mich erschreckte. Und danach flossen die Tränen noch mehr, weil er doch frieren musste… Ich fand es fies angemeckert zu werden ob wir denn Angst hätten vor ihm? „Uns“ sind meine in etwa gleichaltrigen Verwandten, die angesichts eines Toten auch so geschockt waren. Ich finde trauernde Erwachsene, obwohl ich selbst volljährig zu dem Zeitpunkt war, haben nicht wirklich ein Händchen für das Empfinden anderer, die in so einer Situation nie drinsteckten. Die Erwachsenen haben im Laufe ihres Lebens meist viele Tote gesehen, für mich war es der erste und dann habe ich mir gedacht: Diese eiskalte Plastikpuppe soll mein Verwandter sein? Das war ein ungeahnter Schock! Aber gleichzeitig war es mir wichtig mich persönlich zu verabschieden. Ich wollte ihn um jeden Preis sehen und auf meine Art trauern, weshalb ich zum Beispiel einen Brief an ihn schrieb, der mit in den Sarg kam.
Die Art der Trauer sollte jedem selbst überlassen werden und niemand sollte von dem anderen das gleiche erwarten wie von einem selbst. Jeder ist bei solchen Sachen nun mal anders.
Der Bericht ist jetzt zwar schon sehr alt, aber ich würde gerne trotzdem meine Erfahrungen damit erzählen.
Als ich 2 oder 3 war, starb meine Oma – die Mutter meines Vaters. Ich habe nur ganz wenige wage Erinnerungen an sie weil ich noch so klein war. Da konnte ich das noch nicht verstehen und war auch nicht bei der Beerdigung. Für mich war Oma dann einfach weg. Was aber nicht so „schlimm“ war weil ich das ja alles noch nicht verstanden hab.
Als mein Opa (Vater meines Vaters) dann starb war ich 5. Ihn kannte ich gut. Er hat mich oft von dem Kindergarten abgeholt wenn meine Mutter arbeiten musst. Als er starb hat meine Mutter meinem Bruder und mir das erzählt. Sie sagte Opa wäre gestorben. Er wäre einfach morgens nicht mehr aufgewacht. Wir waren beide traurig und am weinen. Meine Mutter meinte dann, dass wir nicht weinen brauchen weil Opa es jetzt gut hat und das gar nicht schlimm wäre wenn man so alt dann stirbt.
Als mein Vater dann von der Arbeit kam wollte er noch mal zu seinem Vater und sich verabschieden.
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, aber ich muss wohl ganz dolle gedrängelt haben, dass ich Opa auch noch mal sehen möchte. Mein Vater hat mich dann mitgenommen. Meine Mutter und mein Bruder blieben Zuhause – die wolltn nicht mit.
Was ich noch ganz genau weiss ist dass mein Papa und ich vorm Schlafzimmer meines Opas standen und er seinen Bruder fragte, ob Opa schlimm aussieht und bis wohin er zugedeckt wäre. Dann hat er mich auf den Arm genommen und wir sind zu Opa rein.
Mein Opa lag in seinem Bett, die Augen zu als würde er schlafen. Und dazu – und ich glaube das ist das entscheidende – hat er gelächelt.
Dadurch habe ich für mich selbst als kleines Kind beschlossen, dass der Tod wirklich nichts schlimmes sein kann – weil Opa hat ja gelächelt.
Nach dieser Szene kann ich mich an nichts weiter erinnern (Beerdigung oder wie mein Vater Abschied nahm oder sowas).
Aber bei den nächsten Todesfällen – auch als mein Vater leider sehr früh starb – war ich zwar sehr traurig und am weinen, aber hatte tief in mir dieses Gefühl „es ist nicht schlimm – sonst hätte Opa damals nicht gelächelt“