Ist ein Papst verstorben, wird mit einem Hammer auf seinen Schädel eingeschlagen. Stimmt das überhaupt?
Wird dem Papst nach dem Tod mit dem Hammer auf den Schädel geschlagen?
Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. vor einigen Monaten geisterte durch die (sozialen) Medien, nun würde hinter verschlossenen Türen dem Toten mit einem Hammer sozusagen auf den Schädel eingedroschen, damit er auch sicher tot ist.
Der katholischen Kirche ist ja seitens der Öffentlichkeit sowieso alles zuzutrauen. So fanden viele diese Geschichte auch plausibel und diskutierten ausführlich darüber.
Doch ist an dieser Geschichte überhaupt etwas dran?
Die eindeutige Antwort lautet Jein.
Seit Jahrhunderten gab es im Vatikan die Tradition, dass mit einem kleinen Hämmerchen aus Elfenbein drei Mal an die Stirn des Verstorbenen geklopft wurde. Das tat der Kardinal-Camerlengo, der Kardinalskämmerer.
Dabei stellte er auf Latein die Frage „Schläfst Du?“. In dieser ritualisierten Handlung sollte dargestellt werden, dass man einem nur tief Schlafenden die Gelegenheit gibt, aufzuwachen und den Fortgang der Bestattungszeremonien zu beenden.
Von Schlagen oder Hauen keine Spur, auch früher nicht.
Das Ritual ist längst abgeschafft
Papst Johannes Paul II. schaffte dieses Ritual vor Jahrzehnten ab.
Stattdessen Begräbnis-Regularien des Vatikans nun vor, dass der Camerlengo in Anwesenheit des Päpstlichen Zeremonienmeisters, der Prälaten und des Sekretärs der Apostolischen Kammer den Tod des Papstes offiziell feststellt.
Der Sekretär stellt dann die Todesurkunde aus. Bei einem Papst, der im Amt verstorben ist, versiegelt der Camerlengo anschließend das Arbeitszimmer sowie die Privatgemächer des Papstes, er zerstört den päpstlichen Fischerring und das Siegel des Papstes. Eine Autopsie des verstorbenen Kirchen- und Staatsoberhauptes ist nicht vorgesehen.
Der Dillinger Hammer
Im Vatikan finden allerdings noch ganz andere Hämmer Verwendung. Dies war beispielsweise der Dillinger Hammer, der auch hier in diesem Artikel auf beiden Fotos zu sehen ist.
Er diente aber im 16. Jahrhundert dazu, dass mit drei Hammerschlägen an die Heilige Pforte des Petersdoms ein Heiliges Jahr zu eröffnen. Seitdem gab es mehrere Hämmer, die diesem Zweck dienten. Im Zusammenhang mit dem Tod eines Papstes finden diese Zeremonialhämmer keine Verwendung.
Infos über Papst Johannes Paul II.
- Muenchen_Bayerisches_Nationalmuseum_Dillinger_Hammer_083: Von GFreihalter - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org crop
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Kleine Korrektur, der „Dillinger Hammer“ wurde 1499 zum „Einklopfen“ des Heiligen Jahres benutzt und befindet sich nun im Bayerischen Nationalmuseum. Für das nächste ordentliche Hlg. Jahr 2025 wird man wohl einen anderen benutzen (ich glaube, die neueren Modelle sind aus Gold).
Eine Autopsie des verstorbenen Kirchen- und Staatsoberhauptes ist nicht vorgesehen.
Deshalb wird man auch nie erfahren, wer den „33-Tage-Papst“ Johannes Paul I. wirklich umgebracht hat 😉
Der Artikel wurde angepasst und ich muss mich auch selbst noch einmal korrigieren. Der D.H. wurde Ende 1549 zum Klopfen benutzt, nicht 1499.
That reminds me – mit der Päpstin (die mit dem gleichnamigen Buch vor einigen Jahrzehnten „revival“ feierte) gab es doch auch die Legende von diesem Stuhl, der gewisse Stellen zugänglich machte, um zu prüfen, ob der Kandidat auch über Glocken und Seilzug verfügt.
Angesichts der Tatsache, dass sich heute jeder beliebig sein Geschlecht aussuchen darf, dürfte dieser Stuhl eventuell wieder an Bedeutung gewinnen.