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Designklau

Vor geraumer Zeit war ich in der Republik unterwegs, um einen Verstorbenen auf einen mir völlig unbekannten Friedhof zu überführen. Das kommt ja immer mal wieder vor: Hier verstirbt jemand, soll aber auf dem Friedhof seiner Geburtsstadt, in der vielleicht noch weitere Angehörige leben, beigesetzt werden.

In solchen Fällen steuere ich immer ein Beerdigungsinstitut vor Ort an, besuche den Kollegen und frage ihn, auf was man in der betreffenden Ortschaft achten muß. Das ist immer ein bißchen anders und manchmal stößt man auf unglaubliche örtliche Verhältnisse.

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Mal ist der Schlüssel zur Leichenhalle beim Feuerwehrkommandanten aufbewahrt, den man erst im Wald bei seiner Hauptarbeit im Forst suchen muß, ein anderes Mal gibt es nur eine Gemeindebedienstete, die im Nebenberuf noch einen Blumenladen betreibt und alle notwendigen Stempel und Formulare in einem Karton unter der Ladentheke hat.

Damit man da nicht unnötig durch die Gegend fährt, fragt man am besten den Kollegen, der für diesen Ort zuständig ist.

In diesem speziellen Fall ging alles glatt und ich hatte noch Zeit, mich eine Weile mit dem Kollegen dort zu unterhalten. Stolz zeigte er mir seinen neuen Kühlraum und berichtete mir davon, daß er jetzt daran gehe, für alle Drucksachen und Werbungen ein einheitliches Logo und einen eigenen Schriftzug entwerfen zu lassen.

Daraufhin zeigte ich ihm aus meinem Aktenkoffer einige Entwürfe, die ich vor längerer Zeit mal für unser Unternehmen habe machen lassen. Wir haben uns seinerzeit für einen anderen Entwurf entschieden, aber vielleicht könnten unsere Entwürfe ihm ja als Anregung zur Findung eigener Ideen dienen.

Er war sehr froh und machte sich auch ein paar Kopien. Die wollte er seiner Werbefirma mal zeigen, denn bis dahin hatten die nur recht auffällige, für ein Bestattungsunternehmen fast schon zu bunte Entwürfe vorgelegt.

Das ist jetzt alles schon eine Weile her und ich hatte den Vorgang im Grunde schon längst wieder vergessen.

Vorgestern allerdings fahre ich hier am Zentralfriedhof vorbei und sehe ein Fahrzeug dieses Bestatters, der immerhin sechs Bestattungshäuser in seiner Gegend betreibt und stelle fest, daß er bis auf seinem Nachnamen exakt einen unserer Entwürfe für die Beschriftung seiner Fahrzeuge übernommen hat.

Immerhin habe ich für die Entwürfe bezahlt und er hätte mich doch fragen können, oder?

Ich habe ihn dann mal angerufen und er zeigte sich ganz erstaunt. Ja, wieso denn? Ich hätte den Entwurf ja nicht genommen und da sei er der Meinung, daß den dann jeder einfach nehmen kann.

Naja, so einfach geht’s ja dann doch nicht.

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