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Ein Skandal, der keiner ist

Bestatter haben die Aufgabe, die Trauerfeier auszugestalten. Sie dekorieren die Trauerhalle, plazieren Blumen und Kränze und organisieren den Ablauf der Feierlichkeiten.
Hierbei versuchen sie, die Wünsche der Angehörigen zu berücksichtigen und auf die individuellen Belange einzugehen. Oft genug jedoch werden sie in ihren Bemühungen um einen möglichst persönlichen Abschied durch Regelungen der Kommune oder der Kirchen gebremst und vielfach ist das in der Tat auch das Ergebnis einer übersteigerten Regelungswut und von überkommenen Regelungen der vergangenen Jahrhunderte.

Zwar öffnen sich vor allem kommunale Friedhofsträger immer mehr auch für außergewöhnliche Trauerfeiern, jedoch sind auch hier, vor allem durch den oft engen zeitlichen und räumlichen Rahmen Grenzen gesetzt. Besonders schwer haben es manche Kollegen, wenn die vorhandenen Trauerhallen der Kirche gehören. Dann kann es leicht dazu kommen, daß neben den ohnehin gegebenen Einschränkungen auch noch ein gewisser Interessenkonflikt zum Tragen kommt. Der jeweilige Pfarrer sieht sich als Hausherr und Herr des Verfahrens und möchte gerne die alleinige Oberhand behalten. Da kommt es dann schon einmal vor, daß Bestattern vor Beginn der Trauerfeier nur wenige Minuten für die Dekoration zugestanden werden.

Jetzt aber wir gerade ein Fall in den Medien behandelt, der auf den ersten Blick wie ein kleiner Skandal anmutet. Da verbietet die Kirche jetzt sogar das Aufstellen von Fotos der Verstorbenen.

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Kerzen, Tücher, Dekoration und Bilder vom Verstorbenen sind den Pfarrern ein Dorn im Auge und sie wollen auch nicht, daß vor dem Beginn der eigentlichen Trauerfeier leise Musik gespielt wird.
Das klingt zunächst einmal wie eine überzogene Reaktion. Jedoch ist es so, daß offensichtlich einige Kollegen hier den Bogen etwas überspannt haben.

In den kirchlichen Trauerhallen sind sie zu Gast und haben die Regeln und die Haushoheit der Gastgeber zu respektieren. Inbesondere eine Kollegin wird in der Presse zitiert, die anläßlich des Todes eines Drechslers im Altarraum sogar eine Drechselbank aufgebaut hatte. Hinzu kam noch ein doch recht großes Foto, das den Verstorbenen bei seiner Arbeit zeigte, sowie einige selbstgedrechselte Holzkugeln.

Das war dann dem Gemeindekirchenrat Neuenburg doch zuviel.
Jetzt wurden die Bestatter eindrücklich daran erinnert, daß es Regeln gibt und man sich bei der Ausgestaltung einerseits an diese zu halten habe und sich doch etwas bescheiden möge.
Selbstverständlich ist nach wie vor eine individuelle Ausgestaltung möglich und erwünscht, aber der Wildwuchs soll eingedämmt werden. Außerdem haben die Pfarrer eigene Vorstellungen:

Zitat:
„Nicht gut ist es etwa, wenn Kerzen, Tücher und Dekoration den freien Zugang zum Sarg verstellen“, nennt ] Scheuer als Beispiel. Auch gefallen ihm Bilder vom Verstorbenen am Sarg nicht. „Durch behutsame Worte der Prediger werden innere Bilder geweckt“, sagt er. Auch die Einspielung von Musik vor der Trauerfeier lehnt er ab, vielmehr solle sich die Gemeinde „in stiller Einkehr und Gebet auf den bevorstehenden Abschied einlassen“.

Den Bestattern passt das natürlich nicht, andererseits ist aber tatsächlich so, daß sie in den kirchlichen Räumlichkeiten nur Gäste sind und sich somit an die dort geltenden Hausregeln halten müssen.
Ganz nach Herzenslust können sie walten und schalten, wenn sie neutrale Räumlichkeiten für die Trauerfeiern wählen oder über eine eigene Trauerhalle verfügen.

„Neuenburgs Pastor Christian Scheuer kritisiert, dass „einzelne Bestatter die äußere Gestaltung und Ausschmückung von Friedhofskapelle, Altarraum und Sarg immer weiter ausweiteten und die notwendigen Freiräume zur ordentlichen und würdigen Durchführung von Gottesdiensten und Trauerfeierlichkeiten zurückdrängten“. Generell verlaufe die Zusammenarbeit zwischen der Kirchengemeinde Neuenburg und den Bestattern vertrauensvoll, in manchen Fällen sei es aber zu unabgesprochenen Veränderungen gekommen.“

Zitate und Quelle

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#keiner? #skandal

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