Hallo undertaker,
seit langer zeit lese ich immer mal wieder mit großem interesse in deinem blog. nun jedoch habe auch ich mal das bedürfnis, eine frage loszuwerden. kurz zur vorgeschichte: mein opa starb vor fast 5 jahren. das war damals eine schlimme zeit für uns alle, besonders aber eben für meine oma.
nun waren wir ja leider gezwungen, uns für erd-oder feuerbestattung zu entscheiden. damals (aus heutiger sicht bezeichne ich das als puren egoismus) entschieden wir uns für eine erdbestattung, weil wir so halt das gefühl hatten, er wäre „körperlich“ noch in unserer nähe wenn wir ihn auf dem friedhof besuchen. meine oma meinte immer, zu „so einer vase mit asche hat sie kein verhältnis mehr.“
schön und gut. aber um zum punkt zu kommen- aus heutiger sicht muss ich sagen das ich lieber für eine feuerbestattung gewesen wäre, denn zu einem haufen knochen, tief verscharrt in einer kiste, hat man ja auch keine bezug mehr. das ist ja schließlich auch nicht mehr mein opa, wie man ihn kannte. mich widert der gedanke eigentlich sogar an, dass wir ihn verbuddelt haben und er nun da vor sich hin zerfällt, und das über lange jahre.
nun wollte ich gern wissen, ob es anderen auch so geht. hast du schonmal von anderen auch gehört, dass sie in der trauerphase entscheidungen getroffen haben, die aus heutiger sicht blöd waren??liebe grüße
J.
Das ist kein seltenes Phänomen.
Ich habe es während meiner Beratungen anläßlich aktueller Sterbefälle immer wieder gemerkt, wie schnell den Angehörigen die Flut von Informationen zu viel wurde.
Als Bestatter muß man alle Optionen besprechen und nicht nur anbieten, abnicken lassen und abhaken, sondern für jede Variante das Für und Wider besprechen.
Und das Ganze muß man noch mehrmals wiederholen, einmal beim ersten Beratungsgespräch und dann sobald wie möglich in den nächsten Tagen.
Aber auch eine noch so gute Beratung schützt nicht vor Fehlentscheidungen.
Manchmal will man den Wunsch des Verstorbenen über die eigenen Wünsche setzen, was ja vom Ansatz her gut ist, aber manchmal auch Probleme bereiten kann.
Man darf nicht aus den Augen verlieren, daß der Verstorbene körperlich von der Art und Weise, wie er bestattet wird, nichts mehr mitbekommt und auch nichts mehr hat.
So ist es durchaus sinnvoll die eigenen Wünsche über die des Verstorbenen zu stellen, wenn das notwendig wird.
Es kann aber auch sein, daß man eine Entscheidung zum Zeitpunkt des Sterbefalls für richtig hält und sich nachher eines anderen besinnt und die ursprüngliche Entscheidung bereut.
Es können sich die örtlichen Verhältnisse ebenso ändern, wie die innere Einstellung zu der Sache.
In der Trauerphase selbst ist man kaum zu Entscheidungen fähig. Deshalb muß der Bestatter so intensiv beraten.
Gerne ist die Diskussion eröffnet. Wer hat auch mal so einen Entschluß bereut?
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Ich denke am Besten ist es dieses Thema schon zu Lebzeiten anzusprechen, so müssen sich die Hinterbliebenen nachher keine Vorwürfe machen und können damit abschließen.
Ich bin von einer Tante auch dazu verdonnert worden das es doch ja eine Erdbestattung wird und weiss jetzt schon das ich es mit mir selbst zu tun bekomme.
Es gibt ein Grab in welches ausschliesslich eine Urne noch reinpasst und wo Mutter, Vater und Schwester bereits drin liegen.
Sie müsste ca. 500Km. überführt werden.
Keiner der hinterbliebenen ist Friedhofsgänger ein zusätzliches Grab würde ca. einmal im Jahr besucht werden.
All dies spricht für die Feuer variante wenn nur dies blöde gewissen nicht währ.
Ich denke, da mans hinterher nicht mehr ändern kann ist es doch gut, wenn man sich zu Lebzeiten mal Gedanken macht.
Bei mir ist es umgekehrt, ich will lieber langsam zu Erde werden als innerhalb von Minuten zu Asche. Ich finde Knochen auch nicht widerlich, sondern in gewisser Weise faszinierend. Wir wüssten z.B. viel weniger von vergangenen Kulturen, wenn die alle Ihre Toten einfach verbrannt hätten. Statt dessen haben sie sie in Liebe in die Erde gegeben, und dort sind sie auf die ein oder andere Art noch immer. Ich finde diesen Gedanken tröstlich. Verbrennen hat für mich dagegen etwas von Beseitigung.
Ich weiß nicht, was meine Verwandten dereinst mit mir machen werden, und vermutlich ist es mir dann auch egal. Ich weiß, was ich wählen würde, wenn ich vor der Wahl stünde. Aber letztendlich kommt es weniger darauf an, in welchem Zustand der Körper irgendwann ist, sondern in welcher Erinnerung der Mensch von den Überlebenden behalten wird, denn das ist es, was man betrauert, nicht den vergänglichen Körper.
Welchen Sinn macht es, eine Entscheidung, die unwiederbringlich ausgeführt wurde, zu hinterfragen?
Peter schreibt: „Es kann aber auch sein, daß man eine Entscheidung zum Zeitpunkt des Sterbefalls für richtig hält …“
Ein Aspekt fehlt noch in der Aufzählung: der Körper wird von Würmern und Bakterien zerfressen.
Aber was soll’s? Wichtig ist doch (und das ist das einzige Kriterium), dass die Oma damit klar kommt, alles Andere hat hintenan zu stehen.
Ob jemand in einer Kiste vor sich hin rottet oder gleich zu Asche „verarbeitet“ wird, ändert doch absolut nichts: er/sie ist tot. Das Einzige, das zählt, ist doch der Verbleib „im Herzen“, oder?
@Hajo:
Zitat
Ob jemand in einer Kiste vor sich hin rottet oder gleich zu Asche „verarbeitet“ wird, ändert doch absolut nichts: er/sie ist tot. Das Einzige, das zählt, ist doch der Verbleib „im Herzen“, oder?
Zitatende
Und ob er dies komplett oder ohne seine Organe tut ändert auch nichts. Wozu eigentlich eine Patientenverfügung, eine Aussage für oder gegen eine Organspende? Wenn jemand wirklich tot ist, ist er tot. Ist es nicht eher Sache der Hinterbliebenen, ob sie mit einer Organspende beim Abschiednehmen klarkommen?
@Rumpel:
Wie kommst du jetzt auf Organspende?? O.o Davon hat Hajo doch übehaupt nichts geschrieben?!
@Frau Katze: Ich sehe das große Ganze;-)
Ich finde Toms Bemerkung, dass man seine eigenen Wünsche über die des Verstorbenen stelle dürfe, sehr erleichternd.
Meine Frau hat während ihrer langen Krankengeschichte mehrmals geäußert, dass sie verbrannt werden und ihre Asche ins Meer gestreut werden solle. Ich fand diesen Wunsch für mich unpassend, wollte uns aber in Anbetracht unserer traurigen Lage aber auch keine Diskussionen darüber zumuten. Ich habe sie später in einem Erdgrab beisetzen lassen und bin froh, diesen Ort für meine Trauer gehabt zu haben. Tom hat Recht: Die Überlebenden müssen mit der Situation klarkommen.
Hallo zusammen,
aus meiner Sicht ist es schwer, ein Urteil zu dieser persönlichen Thematik zu fällen. Ich selber hatte immer eine genaue Vorstellung, wie eine Bestattung ablaufen sollte, damit sie einer verstorbenen Person gerecht wird. Als allerdings meine Oma verstorben ist, haben wir die Bestattung ganz nach ihren Wünschen gestaltet. Sie wünschte sich immer eine Feuerbestattung.
Was, wenn ich als Verstorbener später im Himmel meine Entscheidung für Feuer- oder Erdbestattung bereue?
Dafür gibt’s ein Formular.