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Familienfest

Du hast schon mal geschrieben, dass eine Bestattung oft das grösste Familienfest ist. Ich seh das anderster. Eine Silberhochzeit odda ein Geburtztag sind Feste.

Aber klar doch!
Natürlich sind Hochzeiten, Taufen, Jubiläen und Geburtstage die schönere Feste und sicherlich auch sehr bedeutsam, wenn nicht gar bedeutsamer als eine Beerdigung.

Aber darüber habe ich ja auch nie etwas geschrieben. Ich schrieb nur etwas über die Größe der Veranstaltung und kann sicher mit Fug und Recht behaupten, daß ich Recht habe. Beerdigungen sind in sehr vielen Fällen die größten Veranstaltungen innerhalb einer Familie, die es gibt.

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Das bezieht sich sowohl auf die Teilnehmerzahl, als auch auf den Umfang der Vorbereitungen und das gebotene Programm und nicht zuletzt auch auf die Kosten.

Das liegt einfach daran, daß zu einer Beerdigung in der Regel weitaus mehr Menschen kommen, als zu anderen Familienfesten. Es finden sich oft Nachbarn, Freunde, Vereinskameraden und Schul- oder Studienkollenen, Arbeitskollegen und ganz weitläufige Bekannte ein, die man selbst zu einem großen Fest im familiären Kreis nicht einladen würde.

Ein anderer Aspekt ergibt sich aus der Tatsache, daß ja glücklicherweise vorwiegend ältere Menschen sterben und innerhalb der Familien ganz klar der Trend zu beobachten ist, daß angesichts des Todes eines Familienmitglieds vielen Angehörigen die eigene Vergänglichkeit deutlich vor Augen geführt wird. daraus ergibt sich ganz oft der Wunsch, an der Beerdigung teilzunehmen, um wenigstens die übrige Familie noch einmal lebend zu sehen.

Ich nehme ja nicht oft an dem anschließenden Beisammensein der Familien teil, aber hin und wieder kommt es vor und so kann ich, rückblickend auf die vielen Jahre, sagen, daß kaum jemand so oft auf Beerdigungsfeiern war, wie ich. Manchen Familien ist es einfach ein wichtiges Anliegen, daß der Pfarrer und der Bestatter dabei sind, sie möchten auf diese Weise ihre Dankbarkeit für die gelungene Inszenierung ausdrücken. Manchen kann man diesen Wunsch nicht abschlagen.

Der am häufigsten gesagte Satz auf Beerdigungen kommt aus dem Mund der Familienitglieder, die da sagen: „Schade, daß man sich nur auf Beerdigungen sieht.“ Ich schrieb es ja schon mal.

Außerdem muß man die Größe der Veranstaltung auch daran messen, daß viele andere Feste in der eigenen Wohnung gefeiert werden und man sehr viel Einfluß auf die Ausgaben nehmen kann. Bei einer Bestattung sieht das anders aus. Selbst wenn der Bestatter alles herschenken würde, bleiben in manchen Kommunen als niedrigste mögliche Kostengrenze über 2.000 Euro übrig und da hat man noch keinen Stein, keine einzige Blume, nichts.

Für welches Familienfest gibt man sonst schon 2.000 oder 4.000 oder gar 10.000 Euro aus?
Allenfalls noch bei Hochzeiten kommt es, Frank dem Weddingplaner sei Dank, zunehmen vor, daß man die Organisation des Ablaufs in die Hände eines Veranstaltungsprofis legt. Nichts anderes tut man letztendlich auch bei einer Bestattung.

Mir ist bewußt, daß manche Bestatter reine Handwerker sind. Sie packen den Toten in einen Sarg, stülpen ihm einen Talar über und bringen die Kiste zum Friedhof, während Frau Bestatter mit ein paar Telefonaten den Pfarrer und ein Gesteck aus Pissnelken zur Halle bestellt.

Ich sehe meine Aufgabe im Speziellen und die Aufgaben eines Bestatters im Allgemeinen aber vollkommen anders.
Der Bestatter führt ein kaufmännisches Dienstleistungsunternehmen mit handwerklicher Abteilung und verkauft Trauerveranstaltungen oder auf Neusprech: Trauerevents.

Es gibt Hunderte von Möglichkeiten, eine Trauerfeier individuell zu gestalten und exakt so zu gestalten, daß sie genau für diese Hinterbliebenen die einzig richtige Form der Abschiednahme und Trauer bietet. Genau diese richtige Form herauszufinden, das ist die Kunst!

Einfach ein 08/15-Paket aus dem Katalog einer Bestattungskette zu angeblichen 999 Euro zu verkaufen ist kein Hexenwerk, das kann jeder angelernte Depp. Aber auch Menschen mit einem schmaleren Geldbeutel, innerhalb des möglichen Rahmens, IHRE Trauerfeier zu gestalten, sich Gedanken zu machen, Ideen zu entwickeln und jeden Tag aufs Neue das Beste zu geben, daß ist gekonntes Dienen und Leisten, Dienstleistung eben.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 8. Februar 2008 | Revision: 28. Mai 2012

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5 Kommentare
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marc
16 Jahre zuvor

Musst du zwingend solch eine gruselige Rechtschreibung mit übernehmen?

Ma Rode
16 Jahre zuvor

anderster? odda? Geburtztag?

mir scheint, da tun sich noch mehr fragen auf.

t3chnology.de
16 Jahre zuvor

Schön gesagt ……

„… und so kann ich, rückblickend auf die vielen Jahre, sagen, daß kaum jemand so oft auf Beerdigungsfeiern war, wie ich.“

WTF???

http://www.bestatterweblog.de/familienfest/1258/

Axo….

Matze
16 Jahre zuvor

Ein Gesteck von Pissnelke?! *weglach*

Danke für den guten Start in den Tag 🙂

16 Jahre zuvor

Na klar sind Beerdigungen immer traurig. Allerdings ist in den Fällen, in denen ein älterer Mensch stirbt, die anschließende Feier eine schöne Sache. Ob als Kind oder Erwachsener: man trifft viele nahe und entfernte Verwandte, erfährt viel interessantes aus der Vergangenheit und bleibt sich als Familie sehr nahe. Ich kann diese Feiern geniessen. Das mag aber nicht jedermanns Sache sein.
Selten kommt es auch mal zum Streit. Das sind dann die unvergesslichen Beerdigungsfeiern. Hatte ich in 45 Jahren aber erst zweimal.




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