Hast Du Angst vor dem Tod? Hast Du Angst vor Leichen? Was geht Dir durch den Kopf, wenn Du ne Leiche siehst?
Das sind Fragen, die mir beinahe täglich so oder ähnlich per Mail gestellt werden.
Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod.
Ich weiß nicht wo ich vorher war, vor dieser Zeit auf dieser Erde. Falls ich irgendwo war, komme ich vielleicht wieder da hin. Jedenfalls habe ich keine schlechten Erinnerungen daran und hoffe zumindest mal darauf, daß man, falls man wohin kommt, es gut hat. Sollte nach dem Tod gar nichts mehr kommen, dann waren die Jahre hier auf der Erde ja auch ein Gewinn, denn dann habe ich ja nach dem Tod auch nicht mehr als ich vor dem Leben hier hatte.
Angst habe ich allenfalls vor dem Sterben. So ein langes Siechtum mit Schmerzen, nee das hätte ich lieber nicht.
Angst vor Leichen habe ich überhaupt nicht. Muß man auch nicht haben, es sei denn man trägt an deren Ableben die Schuld, dann könnten sie noch zum Problem werden.
Ansonsten tun einem Leichen überhaupt nichts. Viele Außenstehende machen sich immer Gedanken über den Geruch von Leichen. Ja, den gibt es, aber ich rieche tagtäglich Lebende, die mindestens genauso schlimm riechen.
Die Leichen sind harmlos, die lassen einen in Ruhe; lebende Angehörige sind da manchmal schlimmer.
Was mir durch den Kopf geht, wenn ich eine Leiche sehe?
Nun, das hängt, wie bei allen Bestattern, vom Einzelfall ab. Bei alten Menschen, die ihr Leben gelebt haben, denkt man nicht mehr viel über den Einzelnen nach. Man tut seine Arbeit und schaut, daß alles reibungslos vonstatten geht.
Kinder machen einem bekanntlich mehr zu schaffen und dabei spielt es keine Rolle ob man selbst Kinder hat oder nicht.
Insgesamt aber habe ich ganz oft folgende Gedankengänge:
Wenn man als Bestatter zu einem Verstorbenen kommt und der liegt da friedlich, unverletzt, recht gut ausschauend und ist dann noch warm…
Dann geht mir beinahe jedes mal der Gedanke durch den Kopf, wie nahe Tod und Leben doch beieinander liegen.
Gerade eben hat dieser Mensch noch geatmet, vielleicht gesprochen und gelacht und dann passiert irgendetwas in seinem Körper und er stirbt. Manchmal sterben Menschen einfach so – einfach so…
Wie kurz dieses Sterben manchmal ist, daß es nicht umkehrbar ist, daß man da nicht quasi den Schalter des Lebens nochmal umlegen kann.
Es mag sich blöd anhören, aber mein Gedanke ist in etwa: Von so’nem bißchen Sterben muß man jetzt für immer tot sein?
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Ich liebe Deinen Schreibstil.
In einem Satz mit Humor und kurz darauf nachdenklich-tiefsinnig..
Ich hoffe noch tausende Geschichten, Antworten, Infos von Dir zu lesen. Immer nur weiter so!!
Danke für den (oder das) tollen Blog.
Du hast irgendwo viel früher in deinem Blog eine Geschichte die mir schon seit Wochen nicht aus dem Kopf geht.
Es geht da um einen Unfall an dem ein Transporter und ein Lastwagenfahrer beteiligt sind und die beiden aus dem Transporter sofort tot sind. Der Lastwagenfahrer scherzt wohl noch mit den Rettungskräften und kurz danach werden deine Leute gebeten den Mann auch mitzunehmen.
Die Geschichte fand ich schon derbe heftig.
Man stelle sich mal vor man hört noch einen doofen Spruch, muss wohl auch, bei aller gebotenen Ernsthaftigkeit lächeln, und kurze Zeit später liegt der Mann bei einem erkaltend auf der Trage. Man sieht den Ehering am Finger, eventuell liegen noch die angebissenen Stullen auf dem Beifahrersitz.
Innerhalb von Sekunden sind all die Efahrungen, Erinnerungen, Freunden und Leiden für immer verloren.
Ich denke das ist das Erschreckenste und Tragischste am Tod.
Danke.
Das kann man einfach kopieren und weitergeben dorthin, wo es Trösten hilft.
Egal wann er kommt, er kommt immer im unpassensden Moment.
Man hatte ysich ja noch so viel vorgenommen. Was mich eher belasten würde, das wäre, dass ich in einer Situation wäre, in der das Ableben bevor stünde. Angehörige stehen um das Bett herum, haben rote Augen und wissen nicht was sie sagen oder wie sie sich verhalten sollen. Dann schon lieber gefunden werden, wenn es vorüber ist.
Also, ich würde schon gerne eine Vorwarnung haben – dann kann ich das Drumrum noch selber regeln und mich von allen verabschieden, die mir was bedeuten. Aber jahrelanges Siechtum ist auch nicht toll, das habe ich in der Verwandtschaft erlebt – Krebs kann da eine wirklich garstige Erkrankung sein, bei der man sich manchmal fragt, ob die Krankheit oder die Behandlung schlimmer ist. Die zwei Fälle, die ich da im Sinn habe, wurden dadurch nicht besser, dass beide Betroffene noch keine 50 waren – kein Alter zum Sterben. Wenn ich die Wahl hätte, hätte ich gerne noch 60 Jahre, dann bin ich 100, das ist ein Alter, in dem man wohl getrost sterben kann.
Hmm, ich habe eher Angst um meinen Verstand. Nachdem jemand im Bekanntenkreis vor Jahren sehr schnell und sehr gründlich an der aggressiven Form von Alzheimer verstarb, habe ich davor fast noch mehr Bammel als vor Krebs. Vom aktiven, lebensfrohen Menschen zum sabbernden Kleinkind innerhalb von nur 6 Monaten. Aber das Schlimmste daran waren die klaren Momente, in denen registriert wurde, was mit einem da passiert. Erschreckend, furchtbar. Da war der Tod eine Erlösung für alle, den Patienten und die Familieangehörigen, die vor Entsetzen wie gelähmt waren. Einfach tot umfallen ist gar nicht so übel. Da ich dem Tod schon mehrfach von der Schaufel gehüpft bin, ist bei mir immer alles geklärt und abgesichert. Ich lebe so, dass ich wirklich jederzeit abtreten könnte ohne meine Mitmenschen in ein organisatorisches Chaos zu stürzen. Die Trauer kann ich ihnen allerdings nicht ersparen.
Entdeckt. Wunderschoen dein Stil und vor allem … es macht nachdenklich, bestuerzt, schmunzelnd… und viele andere Zustaende auf einmal.
Gelungen!
Da triffts Du es wieder Tom und viele meiner Vorredner auch.
Mein Vater war noch warm, in der Mitte seines Körpers zumindest, als wir Abschied nahmen, vor gut 1 Jahr. Es war gut 20 Minuten her, als wir angerufen wurden – der Krebs hat ihn besiegt.
Noch 4 Wochen vorher stand er vor mir und sagte bestimmt: „Das wird nicht passieren, dieser letzte Schritt. Nein, das wird nicht passieren. Nicht mit mir!“ – Und nun lag er da…
Die letzten Gesten seiner Hände von ihm deuteten schmerzvoll nach oben, obwohl er Atheist war.
Das Bild krieg ich nicht mehr aus dem Kopf.
Weil du den Geruch erwähnst: neulich hinter mir an der Kassa eines bekannten Diskonters: ein ziemlich ungepflegter Mann, der nach einer Mischung aus nassem Hund, Schweiß und Pisse stank. Igitt!