Ich fühle mich innendrin noch genauso jung wie vor 20 oder 30 Jahren, vielleicht ein bißchen erfahrener, ja weiser und abgehobener, aber jung bin ich immer noch. Innendrin wenigstens, äußerlich kann ich diesen Anspruch leider nicht erfüllen.
So ganz genau weiß ich aber nicht, ob es eine Frage des Alters oder des Anstands ist, daß es Leute gibt, die meinen, sie müßten jeden den sie treffen duzen.
Am Freitagnachmittag war ein Kunde bei mir, etwa Ende dreißig, der betrat unser Haus um die Bestattung seiner werten Frau Mutter in Auftrag zu geben. Keine schlechte Idee, wie ich finde, denn erstens bringt uns das Geld in die Kasse und zweitens muß die Mutter ja auch irgendwie versorgt werden.
„Macht Ihr auch Feuerbestattungen?“ fragte er mich, ich nickte und er legte mir seine Hand auf die Schulter und er sagte: „Dann mach mal!“
Man stelle sich die Situation einmal vor: Ich bin so knapp Einsneunzig groß, an die zwei Zentner schwer, trage einen dunklen Anzug, Schlips und geputzte Schuhe, strahle mehr Würde und Abgehobenheit aus als die ganze päpstliche Kurie und dieser Typ, den ich konsequent mit „Herr“ und Nachnamen anrede, duzt mich permanent.
„Sach mal, gibt’s den Sarg auch heller? Kannste mir mal noch andere zeigen?“
Wie verhält man sich in einem solchen Fall?
Duzt man da einfach zurück? Warum? Ich mag den nicht duzen, ich duze nur Leute die ich kenne und mag.
Soll ich ihm sagen, daß ich von ihm nicht geduzt werden will? Dann wird er vielleicht sauer und geht weg.
Ich finde das einfach nur respektlos und unhöflich. Oder sehe ich da was falsch?
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: innendrin, jung, noch, wenigstens
Ich finde das mit diesem Duzen und Ihrzen (Kann ich Ihnen jetzt auch nicht sagen, wie das bei Euch aussieht) auch grausam. Ich sehe das zwar recht gelassen und Sieze im ggfs. penetrant zurück, finde aber, dass das Sie ruhig wieder an Bedeutung gewinnen könnte. Meine Mutter hat im Restaurant mal null Trinkgeld gegeben, weil die Kellnerin „ihrzte“.
Ne, siehste völlig richtig mein ich.
Im Zweifelsfall ist es doch bei größerem Altersunterschied der ältere der Gesprächspartner, der das „Du“ anbietet, oder? Und ansonsten ist er in deinem Bestattungshaus und als Hausherr hat man meiner meinung nach auch als einziger die Position, das „Du“ anzubieten.
Aber gerade in einer rein geschäftlichen Beziehung ist das völlig unangebracht.
Mich hat nach meiner Musterung ein Arzt zu dem ich noch geschickt wurde immer nur geduzt. Ich war zu dem Zeitpunkt 18, also hatte ich prinzipiell einen Anspruch, gesiezt zu werden. Mit seinem Duzen hatte er mir also das „Du“ angeboten und man merkte, wie es ihm nicht passte, zurückgeduzt zu werden. Aber in dem Fall war er das selber schuld meine ich.
Ärtze, die ich seit Kindertagen kenne duzen mich immernoch und ich sieze zurück, aber das ist in meinen Augen eine völlig andere Situation.
Ich sieze ja prinzipiell auch im Internet, aber da das Duzen auf deiner Seite anscheinend zum guten Ton gehört, hab ichs mir hier halt abgewöhnt.
Also, im Internet finde ich die Duzerei völlig normal, da wirkt Siezen immer befremdlich auf mich.
Aber in der Situation in deinem Geschäft, die du beschreibst, war meiner Meinung nach das Verhalten deines Kunden völlig daneben.
…Andererseits bin ich ja womöglich hoffnungslos altmodisch und den heutigen Gegebenheiten nicht mehr gewachsen, wer weiß das schon… 😛
@Tom: runterschlucken oder Kunden evtl. verlieren. :-/
Augen zu und durch … auch wenn es innerlich quietscht.
Er bringt Geld in die Kasse. Allerdings kann man sich immer seinen Teil dazu denken.
Na ja, die Frau Mutter kann ihrem Sprössling leider keine angemessenen Umgangsformen mehr beibringen. Dass die allgemeinen Umgangsformen (leider) immer mehr nachlassen finde ich persönlich recht schade. Woran das liegt? Darüber zu spekulieren ist müßig. Freuen kann sich der/die, die sie noch beherrschen.
Ich sehe das lockerer – denn es wird immer schwieriger, das Du vom Sie abzugrenzen. Das geht ja schon hier im Blog los: wir duzen uns hier. Sollten wir uns nun im Realen begegnen – Siezen wir uns dann plötzlich wieder? Das fände ich komisch. Also duzen wir uns dann auch – sei es, dass es „nur“ zu einer persönlichen Begegnung oder sogar zu einer geschäftlichen Beziehung kommt. Das fände ich nicht weiter schlimm. Ein Zwischenschritt: ich schreibe Tom eine E-Mail. Du oder Sie? Vielleicht Du wenn es um was Privates geht, Sie wenn es was Geschäftliches ist? Das ist doch wenig sinnvoll… Sicher galt/gilt die Regel, dass der Ältere das „Du“ anbietet. Aber auch da gibt es mitlerweile Situationen, wo sich das typische Verhalten verändert – auch das finde ich dann nicht schlimm. Insofern: ruhig das Du benutzen; wenn es mir jemand, ob nun jünger oder älter, an den Kopf wirft entsprechend mit Du antworten – und nur wenn man ein penetrant nerviges/etc. Gegenüber hat auf das Sie bestehen um die Distanz extra deutlich… Weiterlesen »
In dem Bestatter-Fall finde ich das Duzen unanbebracht. In manch anderem Fall – zum Beispiel #2 – ist es eher albern.
Hm… Ich würd nie in nen Laden gehen und jemanden von mir aus duzen.
Als Mitzwanzigerin werde ich auch penetrant fast überall gedutzt, obs im Zeitungsladen, bei Karstadt oder sonstwo ist. Generell frag ich dann nach, wann genau ich demjenigen das Du angeboten (nur weils mir jemand anbietet, muss ichs noch lang nicht annehmen) habe oder woher wir uns kennen. In Restaurants mach ich das auch. In Cafés und Kneipen kommts drauf an, wie der Mensch ist, der da mit mir redet. Wenns sympathisch ist, nehm ichs hin, wenn nicht, gleiche Frage wie oben.
Eine Freundin von mir war zufällig im gleichen Tennisverein wie eine unserer Lehrerinnen. Auch blöde, in der Freizeit (und den Pausen, wenn keiner in der Nähe war) haben sie sich geduzt, im Unterricht gesiezt. Kamen sich beide bei dumm vor, aber ging nicht anders.
Jetzt macht euch mal nicht alle ins Hemd.
Natürlich gibt es Leute, die das Wort „Sie“ vielleicht nicht kennen, oder die sich weigern es zu verwenden.
Wo ist das Problem bei der Sache? Es tut niemandem weh und es kostet kein Geld. Der arme Kerl ist durch den Tod seiner Mutter vielleicht so durch den Wind, dass er in Tom eine vertraute Du-Person sieht.
Ich befürworte das jetzt nicht unbedingt, aber sehe das doch locker.
Los, belehrt mich, ihr Besserwisse 😉
Am schlimmsten finde ich dann die Variante „Vorname + Sie“.
Ich finde, daß „Sie“ drückt einen gewissen Respekt und Distanz aus.
Grad im IT-Bereich wird viel geduzt (viele sagen, in Anlehnung an das englische „you“, was ja kein „Sie“ und „Du“ unterscheidet), aber irgendwo anders mag ich das auch nicht, gleich per Du zu sein.
@ Henning: Du meinst das Hamburger Sie (http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Sie), find ich ebenso wie Berliner Du irgendwie urig. In manchen Situationen (z.B. Lehrerkollegium vor Schülern) fand das bei uns immer Anwendung und ich fand es höchst amüsant ;D @Tom: Ich glaube das ist z.T. einfach eine Art Generationenmissverständnis. Vor garnicht allzuvielen Jahren war das Du im Grunde auf das engere private Umfeld beschränkt, die grundlegende Floskel, die das vorhandensein der geringsten Manier impliziert, war das Siezen. Eben diese Ansicht haben natürlich viele deiner Generation heutzutage ebenso. In einem Artikel über einen Bewerber schriebst du mal, dass er schon untendurch ist, wenn er im Wartezimmer nicht aufsteht, wenn du eintrittst. Persönlich finde ich das schon ziemlich hart. Das sind Etiketteansprüche, die man heutzutage garnichtmehr lernt. Ich würde es persönlich nicht als unhöflich betrachten, in so einer Situation nicht sofort aufzuspringen – zumindest solange, wie ich nicht weiss, dass mein „Prüfer“ nun vor mir steht. Auch umgekehrt sähe ich das alles nicht als schlimm an, aus Nebenjobs mit „Kundenservice“ ist es finde ich ein sehr löbliches Entgegenkommen, wenn man… Weiterlesen »
Also ich persönlich ziehe es sogar vor geduzt zu werden. Gerade wenn das Unterzwanzigjaehrige machen, dann denke ich immer, seh ich wirklich schon so alt und verbraucht aus, dass man mich siezen muss. Irgendwie ist das du der natürlichere Umgang für mich und deshalb duze ich gleichaltrige bzw. jüngere eigentlich normalerweise, während ich deutlich ältere Sieze. Ich weiss natürlich wie das mal ist, wenn ich dann ins fortgeschrittene Alter wie Tom und dem Kunden komme, ob ich das dann immernoch so sehe.
Meine persönliche Erfahrung ist diese: Es gibt eine bestimmte Sorte Leute, die alles duzt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die meinens auch gar nicht böse 😉 die können halt nicht anders. Ich bleibe da aber trotzdem immer konsequent beim Sie, beruflich kann ich mir das auch nicht anders erlauben und privat will ich nicht. Ich arbeite auch „in der Öffentlichkeit“ und da sieze ich jeden der offensichtlich über vierzehn ist (man kann sich da ja auch mal irren), nur Kinder duze ich. Natürlich ärgere ich mich auch über die Duz-Kunden, aber so ist das nun mal. Da lächle ich nur drüber weg, über die schlechten Manieren der anderen. Denn für mich sind das ganz einfach schlechte Manieren. Wenn ich in meinem Privatleben von irgendeiner Kellnerin oder sonstwem geduzt werde, ärgert es mich mehr. Ich bin Ende zwanzig und habe ein Anrecht, von jedem (egal welchen Alters) gesiezt zu werden. Irgendjemand hat mir mal die Anekdote erzählt, dass er bei solchen Gelegenheiten gerne folgende Antwort parat hatte: „Ich bitte um das Sie.“ Auch… Weiterlesen »
Ich kann ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen, wie man das seltsamste Verhalten seiner Kunden unter Berücksichtigung ihrer derzeitigen Situation und ihrer daraus resultierenden Verfassung entschuldigt oder ignoriert, sich aber bei einer solchen Lappalie fragt, wie damit am besten umzugehen sei. Offenbar braucht der Kunde gerade das Gefühl, mit einem Freund zu sprechen. Wo ist das Problem?
Ich find dieses Thema sehr interessant und will auch mal meinen Senf dazu geben;), vielleicht hilft es ja auch irgendwem… ich gehe weniger auf meine Vorrewdner oder des Problem von Tom ein, sondern möchte nur zu den Thema was sagen.. Vorweg, ich finde das Duzen in dieser Situation nicht angebracht und verstehe, dass es dir nicht gefällt, würde ich auch nie machen… Ich hab viel mit Amerikanern zu tun, da gibt es ja nu you, aber dann noch die Kombinationen, Vorname, Nachname, und beides mit spezieller Wortwahl um entweder den Du oder Sie Charakter zu unterstreichen.. Dass nur nebenbei, im Folgenden geh ich nur auf des deutsche ein.. Ich benutze das Du zu folgenden Gelegenheiten: – Freundschaftlichter, privater Umgang – Sympathie und gleicher Status – Um jemanden, der denkt, dass er mir „überlegen“ ist, zu zeigen, dass ich des anders sehe – um jemanden, der definitiv über mir steht zu zeigen, dass ich keinen Respekt vor seinem Können hab.. – um von vorne Herein eine gleiche „Struktur“ zu schaffen Sie benutze ich: – wenn jemand… Weiterlesen »
Diese Duzerei von Leuten, die meinen, dass sie es mit Dienstboten zu tun haben, die ihnen unterlegen sind, macht mich schon seit Ewigkeiten stocksauer!
Obwohl ja hier in Bayern das „Du“ schneller vorkommt als im Hohen Norden, so respektiere ich es, wenn mich jemand siezt und sieze genauso zurück.
Komischerweise sind es ausgerechnet die Nichtbayern, die dann meinen, sie können eine bayerische Bedienung, einen Koch oder Handwerker einfach duzen, weil das ja so jovial klingt – da könnt ich einfach k**zen!
In diesem Sinne, ein herzliches mitfühlendes „Griaß Eahna“ aus München schickt
die Quizzy
Ich mag es überhaupt nicht, gesiezt zu werden, liegt vermutlich daran, dass ich mich so gar nicht mit meinem Nachnamen identifizieren kann. Ein „Sie, Niina“ wäre mir schon einiges lieber. Ich berücksichtige zwar übliche Anredeformen in geschäftlichem Umgang, habe aber dann sicher nie was gegen ein angebotenes Du einzuwenden, oder biete es ähnlich ältrigen bei bestehendem Kontakt selber an.
@ mac
Ich hatte eigentlich mal gehört, dass das Umdenken hinsichtlich des Aufspringens zur Begrüßung sich insofern gewandelt hat, dass man inzwischen auch von Frauen erwarten darf, dass diese aufstehen, was früher durchaus unüblich war…
Ich muss sagen, dass ich dem Berliner Du kaum noch begegne… Und glücklicher Weise noch weniger (aber immernoch manchmal) dem Berliner Er… Eher dem Wir 😉
Als ich mit 19 Jahren San-Unteroffizier wurde, mußten mich die Kameraden von gestern auf einmal im Dienst siezen. Nach Feierabend duzten wir uns wieder und spielten Karten. Unter einem Vorwand wurde ich in die Uffz-Bar gerufen. Dort saßen drei Vorgsetzte, die mir klar machten: „Die Fraternisierung mit den Mannschaftsdienstgraden ist nicht erwünscht.“ Es wäre mir alles leichter gefallen, hätte man mich nach der Beförderung in eine fremde Einheit versetzt.
Wenn man mich ungefragt „duzt“, „duze“ ich zurück und zwar in einer penetranten Art, die dem Gegenüber lästig wird.
Besonders gut macht sich das bei Lkw – Kontrollen.
Bevor vielleicht irgendwelche Fragen kommen – ja, auch Polizisten oder BAG – Kontrolleure „duzen“ einen ungefragt.
Viele Kommentatoren verhalten sich meiner Meinung nach kindisch, wenn ihnen das „Sie“ lieber wäre. Wenn es einem so wichtig ist – einfach mit Rückgrat anmerken, dass man es vorzieht, gesiezt zu werden. Das ist die bei weitem stilvollste und vernünftigste Lösung.
ich selbst mach das, wie auch Tom schon sagte, nur bei Leuten die ich kenne und mag. allerdings ist mir vollkommen schnuppe ob mich jemand duzt, ob ich den kenne oder nicht.
wenn mir aber jemand Fremdes auf die Schulter packen will mache ich allerdings einen großen Schritt zurück, das mag ich ja gar nicht.
Für das deplazierte Du gibt es viele Gründe: 1) den allgemeinen, von links eifrig vorangetriebenen Verfall von Sitte und Benimm (Schüler beenden heute erfolgreich die gymnasiale Oberstufe und haben noch nie gehört, daß es grob unhöflich ist, in geschlossenen Gebäuden mit Kopfbedeckung und/oder Sonnenbrille herumzulaufen – wie es da um Du und Sie steht, kann man sich ausmalen) 2) soziokulturelle Gefälle (im ‚Pott‘ stoße ich viel häufiger auf das gar nicht als Despektierlichkeit gemeinte Du als z. B. in der Gegend um Hannover) 3) Kommunikative Fehlannahmen („Im Intanett wird sich geduzt“) 4) Fehleinschätzung des Gegenübers (ist in meinem Alter, findet deshalb „Sie“ blöd, weil ich es auch tu‘) 5) (…) Im persönlichen Gespräch ist recht schnell ersichtlich, ob duzt, weil er es nicht besser kann – oder aber, um despektierlich zu sein bzw. gar zu demonstrieren, der Überlegene zu sein. Abhängig davon tut’s ein freundliches „Wir kennen uns doch gar nicht – bitte bleiben Sie beim Sie!“ oder ein kühles „Sie dürfen mich siezen.“ Bei den Berufs-Antis mit zerlumpten Klamotten, Nasenpiercing und Palästinensertuch hilft manchmal… Weiterlesen »
das sind ja mal lustige Beiträge 🙂
Was mich aber wirklich interessiert, hier schreiben manche, dass sie ein Anspruch auf das Sie haben?
Könnt Ihr das belegen?
Ich kann mir zwar noch vorstellen, dass es bei der Polizei und ähnlichen Behörden in Dienstanweisungen steht, aber ansonsten?
Gruss
Klaus
@ jo und andere:
Duzen kann schon teuer werden. Setzt man das Duzen nämlich als Form der Herabsetzung ein (z.B. bei Personal) kann das Gericht darint die Verwriklichung des § 185 StGB (Beleidigung sehen)
Beleidigung, §185 StGB
Beleidigung im Sinne des §185 StGB ist die Kundgabe von Missachtung oder Nichtbeachtung einer Person. Dies ist nicht nur bei faktischen Beschimpfungen gegeben.
So genügen beispielsweise
symbolische Handlungen („Tippen an die Stirn“, so das Oberlandesgericht Düsseldorf 1959, 2 Ss 934/59)
Meinungsäußerungen oder Werturteile auch Dritten gegenüber (ein Rettungsdienstmitarbeiter sagt zum anderen in Gegenwart einer sehr adipösen Patientin: „Meinst Du, die kriegen wir ohne Radlader transportiert?“)
ehrkränkende Behandlung (Aufforderung zum „Maulhalten“, demonstratives Duzen zum Beweise des mangelnden Respektes)
Die Beleidigung ist ein Antragsdelikt. Ihr Strafrahmen sieht eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe vor.
Also: Duzen kann teuer werden.
Hmmm… gar nicht so einfach. Ich arbeite in einer Bibliothek und hasse es, wenn mich dort die Studenten duzen – auch wenn sie älter oder gleichaltrig sind. Einfach weil ich mir denke, dass die ja was von MIR wollen. „Würden Sie mir bitte das Buch XYZ vom Autor ZYX besorgen?“ klingt einfach respektvoller als „Hey, ich brauch von dir mal…“
Genauso wie ich grantig werde, wenn mich z.B. die Möbelverkäuferin in Ausbildung duzt. Mädchen, du bist um mindestens fünf Jahre jünger als ich und ich bin willens 1000 Euronen für ein Wohnzimmermöbel bei dir los zu werden. Dann darf ich auch ein bisserl Höflichkeit erwarten.
In meinem Nebenjob wird dagegen alles unter 60 geduzt. Kunden genauso wie Kollegen und irgendwie gehört das bei unserem kleinen Lädchen auch zur Atmosphäre. Und ein guter Verkäufer merkt es, wenn das einem Kunden nicht gefällt und schwenkt anstandslos auf „Sie“ um.
Also ich sehe das jetzt ehrlich gesagt anders. Wenn ich jemanden Sietze, dann halte ich die Person damit absichtlich auf Distanz. Je nach gegenüberstehender Person bestehe ich deshalb auf ein Dutzen. Von einem Finanzberater erwarte ich beispielsweise, dass ich ihm vertrauen kann und dass er mir keinen Schwachsinn verkauft. Ein Sietzen – also das Aufrechterhalten einer Distanz – halte ich hier für sinnvoll. Ein Berater, der da nicht mitmacht, kann gleich gehen.
Und wenn ich es mir so überlege, dann will ich auch zu einem Bestatter keine Distanz aufbauen, sondern ich möchte ihm ermöglichen, dass er wirklich nah an mich ran kann und mir in der Trauer helfen kann. Sietzen geht da deshalb für mich eigentlich auch nicht.
Ich würde also in diesem Fall auf jeden Fall zurück dutzen. Ich würde es so erwarten. Das Zurücksietzen würde mich stören.
„Ich bin so knapp Einsneunzig groß, an die zwei Zentner schwer, trage einen dunklen Anzug, Schlips und geputzte Schuhe, strahle mehr Würde und Abgehobenheit aus als die ganze päpstliche Kurie“ Ach wie niedlich Und das ist deine Definition von Würde? Also kleine Leute ohne Übergewicht mit normalen Alltagsklamotten dürfte man also eher Duzen als Dich? Ups: Als Sie? Ganz ehrlich: Gerade bei solchen Leuten, denen man schon ansehen kann, dass sie von ihrer ausgestrahlten Würde ganz fest überzeugt sind, duze ich ganz gerne mal, um sie auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen. Denn: Der Eindruck, dass so ein Auftritt auf jeden würdevoll wirkt, ist falsch Die reagieren dann nämlich meistens so schockiert wie Du es beschreibst Mal abgesehen davon: Es gibt IMHO respektloses Duzen und freundliches Duzen, so wie es distanzierendes Siezen und respektvolles Siezen gibt Und wenn die Kunden den Bestatter, mit dem sie gerade über so etwas doch Intimes wie die Beerdigung eines nahen Angehörigen besprochen hat, Duzen, so ist das sicherlich nicht besonders respektlos gemeint. Ausheulen schön und gut, aber Siezen ist… Weiterlesen »
@ Quizzy und Maik:
Genau das ist es, was auch mich so stört, da wird jemand wie ich von Fremden geduzt, nur weil er/sie auf einer vermeintlich niedrigen gesellschaftlichen Stufe steht, was ja schon am Beruf zu erkennen ist. Mit anderen Worten: Handwerker, Lastwagenfahrer, Putzfrauen, Zimmermädchen und Verkäuferinnen jeden Alters können ungestraft geduzt werden, weil sie halt nur „Fußvolk“ sind. Argh!
Dieses penetrante IKEA-Geduze geht mir auf den Senkel.
Ansonsten finde ich, es kommt auf die Situation an.
Obwohl ich mittlerweile 30 Jährchen alt geworden bin, kann ich mich nicht überwinden, Gleichaltrige zu siezen. Allerdings nur im Privatbereich. In allem, was öffentlich ist, würde ich immer siezen.
Ich erinnere mich an eine lustige Situation: ich habe meine Mutter mal in einen Esoterik-Laden mitgenommen. Sie konnte sich Ewigkeiten nicht beruhigen, weil sie geduzt worden ist
Ikea macht’s vor, die Menschen machen es nach.
Ich Jüngling kann da nicht viel dazu sagen – als Student ist das „du“ quasi Standard und ich merke es auch gar nicht mehr so, wie ich angesprochen werde. Menschen älter als ich begegne ich aber noch immer mit dem „Sie“, das ist irgendwie fest drin.
Höflichkeitsformen sind nunmal seltsam und schlichtweg nicht immer verständlich. Es gibt sie, aber von allein kommt man auf einige Dinge nicht.
Im Internet und auch in Mailboxen kenne ich eigentlich nur das Du – Ausnahme: Geschäftliche Kommunikation. Wenn ich den Geschäftspartner nicht gut kenne wird hier gesiezt. Das sind dan in der Regel sowieso eMails und sie sind dann zu betrachten wie normaler Schriftverkehr.
Im RL „kommt es halt darauf an“. Wer mich dutzt wird in der Regel zurückgeduzt. Bei den Kollegen aus technischen Abteilungen und in etwa gleichaltrigen ist das übrigens sehr schnell der Fall. Alle Anderen werden gesiezt und fertig. Achso, Azubis und Praktikanten werden auch geduzt und haben strikte Anweisung mich auf keinen Fall zu siezen! Dafür bin ich nun wirklich noch nicht alt genug.
Das Thema Du/Sie wurde vor einiger Zeit mal beim Hostblogger angeschnitten als es um eine Stellenausschreibung ging – wie würde man eine Bewerbung an jemanden schreiben den man bislang geduzt hat, aber eigentlich nicht persönlich kennt. (Ja, ich weiß. Die Lösung ist „gar nicht“)
In deiner Situation würde ich wahrscheinlich einfach durchbeissen und nachher meinen Ärger rauslassen.
Ansonsten. Wenn mich jemand dutzt und es passt mir nicht reklamiere ich. Ist es mir egal wird gnadenlos zurückgeduzt. Fühlt sich der andere danach auf den Schlips getreten sage ich einfach: „Ach, ich dachte sie hätten mir das Du angeboten. Sollte Ihnen das so rausgerutscht sein können wir uns gerne gegenseitig wieder Sie-zen…“
Noch was zum IKEA duzen. Das kommt m.E. davon, dass in Schweden das Du die normale Anrede ist (ein weiterer Grund, Schweden so richtig zu mögen), da werden höchstens das Königshaus und ganz selten alte Leute gesiezt und sonst niemand. Da IKEA sowieso überrannt wird dürfen sie es sich in meinen Augen auch leisten, diesen Brauch ins Ausland zu portieren, wer das nicht mag muss ja nicht hingehen 😉
Seit IKEA seine Kunden duzt, haben sie mindestens einen weniger …
Hallo Tom, ha, normalerweise duze ich die Leute im Blog, aber da Sie ausdrücklich schreiben, dass Sie nur Leute duzen, die Sie kennen und mögen, sieze ich Sie jetzt 🙂
Mich regt das auch immer auf: ich arbeite in der Werbebranche, und da meinen die jungen Hopser auch
immer, man dürfe jeden duzen. Ich sieze die konsequent. Das kommt dann immer besonders gut, wenn ich
mit meinen über-40 konsequent beim Sie bleibe. Die meisten sind aber unbelehrbar.
Wenn es mich besonders nervt, sage ich schon auch mal: „Entschuldigen Sie bitte, aber ich würde lieber beim SIE bleiben“.
Ist denen dann immer super peinlich. Es wirkt aber besonders gut, da ich nicht unbedingt eine so gediegene
Erscheinung bin, da meint man wohl, die ist zwar 20 Jahre älter, aber die duz‘ ich trotzdem. Nee…
Sind wir „Deutschen“ da nicht ein wenig steif?
Der Engländer hat da kein Problem mit dem Du . . .
Das „Sie“ alleine machts noch nicht . . .