Hallo Freunde,
heute mal in etwas privater Mission:
In absolut tollem Ambiente können Musikinteressierte (es gibt nicht nur Jazz) schöne Stunden und Kultur genießen. Das Jazzhaus steht in fast jedem ausländischen Reiseführer.
Das Problem: Das Jazzhaus hat keine (und hatte noch nie eine) Gaststättenkonzession.
Deshalb hat man als Konsens mit der Genehmigungsbehörde das Ganze als Privatclub geführt.
Selbstverständlich kann jeder hingehen, man wird halt ohne weitere Verpflichtungen Mitglied eines Clubs und Teil einer über 3.000 Leute großen Unterstützergruppe, die sich für coole Musik, tolles Ambiente und super nette Leute interessiert.
Nach über 1.500 Veranstaltungen droht diesem wertvollen Stück Kulturgut nun das Aus!
Neue Bürgermeister, neue Amtsleiter und jetzt soll das, was einmal gut und richtig war, auf einmal schlecht und falsch sein! Es dreht sich immer nur um die Konzession. Das Ordnungsamt steht dem Betreiber Wolfgang Graf seit Jahren auf den Füßen, bedrängt und ärgert ihn, aber ein cooler Jazzkeller geht eben nicht ohne Gäste, Klo und Getränke. Da ist so viel Geld, Zeit und vor allem Herzblut investiert worden, das darf jetzt einfach nicht zu Ende sein! Es gibt weder Beschwerden, noch fehlt es irgendwas, das Ding funktioniert einfach.
Mehr darüber und die ganzen Hintergründe stehen in einem Brief, der mich heute Nacht erreichte und den ich weiter unten wiedergebe.
Schaut Euch dieses Video „meiner“ Band Livin Desert an, da gibt es viele Eindrücke vom Jazzhaus!
http://youtu.be/L-C6Sa2jf6s
Viele Fotos auch hier: flickr
Wenn Ihr mithelfen wollt, daß diese schöne Location nicht wegfällt, dann könnt Ihr den Musikern, dem Club-Betreiber (der nix verdient, sondern wahrscheinlich bloß reinbuttert), dem Jazzhaus und mir sehr helfen, wenn Ihr diesen Aufruf weiterpostet und vor allem viele Leute und Euch selbst dazu bringt, eine Unterstützermail an jazzhaushd@t-online.de sendet.
Tretet los, was loszutreten geht, animiert auf Euren Seiten und Profilen auch andere dazu, mitzumachen! Postet es bei Zwitscher und Fratzbuch!
Eine Mail, z.B. „Ich unterstütze das Jazzhaus Heidelberg und möchte, daß dieses Stück Kulturgut auch weiterhin besteht“ oder ähnlich reicht schon! Name und Adresse nicht vergessen!
Bitte helft mit! Tut kurz vor Weihnachten mal was Gutes! Es wäre so schade, wenn das Jazzhaus schließen müßte.
Die Zeit drängt! STICHTAG 31.10.2013
Hier die original Nachricht von Wolfgang Graf:
Ordnungsamt schließt Jazzhaus Heidelberg
Das Ordnungsamt der Stadt Heidelberg hat verfügt, dass das Jazzhaus in der Heidelberger Altstadt zum 31. Oktober zu schließen ist. Und dies nach 14 Jahren, in denen das Jazzhaus mit seinem Betreiber Wolfgang Graf einen wichtigen Beitrag zum Heidelberger Kulturleben geleistet haben.
Die Gründung des Jazzhaus als Teil des Ensembles der Kulturbrauerei in der Leyergasse wurde von der damaligen Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber und ihrem Kulturbürgermeister Jürgen Beß initiiert. Es sollte in den Kellergewölben ein Jazzclub eingerichtet und damit nicht zuletzt auch der Kulturanspruch des Areals unterstrichen werden. Dass für den Keller keine Gaststättenkonzession erteilt werden konnte, war von Anfang an klar. Deshalb war Konsens mit der Stadt, dass das Jazzhaus als Privatclub geführt werden sollte. Der Club hat heute mehr als 3000 Mitglieder, darunter viele Fördermitglieder. Nach 14 Jahren wird nun vom Ordnungsamt derselben Stadt Heidelberg behauptet, dass das Jazzhaus als „öffentliche Gaststätte“ betrieben würde und dieses wird als Vorwand für seine Schließung genommen.
Das Jazzhaus ist aus der Kulturlandschaft Heidelbergs und der Metropolregion nicht mehr wegzudenken. An keinem anderen Ort waren in den vergangenen Jahren Jazzkonzerte mit derartiger Regelmäßigkeit und hohem Qualitätsstandard zu erleben wie im Jazzhaus. Damit führte das Jazzhaus die große Tradition Heidelberger Jazz-Locations wie dem Cave 54 und dem Jazzclub im Haus Buhl fort.
Das Jazzhaus bietet regionalen wie überregionalen Musikern eine Bühne. Es entstanden musikalische Reihen wie Two Guitars mit Christian Eckert, Limbus Club, The Spot mit Marcus Armani, Orgelinferno mit Thomas Wind oder das Trio Variety mit Alan Blairman. Die wöchentlichen Donnerstags-Jam Sessions ermöglichen es vor allem den Studenten der Jazzabteilung der Musikhochschule Mannheim, sich vor fachkundigem Publikum zu erproben, nicht selten sogar mit musikalischer Unterstützung von Jazzprofessoren wie Thomas Stabenow oder Steffen Weber. All diesen Initiativen soll nun der kreative Boden entzogen werden.
Es heißt übrigens Jazzhaus Heidelberg und nicht einfach nur Jazz! Der Name Heidelberg wird damit in die Welt getragen. Nicht zuletzt mit dem Ergebnis, dass das Jazzhaus Heidelberg in einigen internationalen Reiseführern empfohlen wird.
Schon rein quantitativ ist der Beitrag des Jazzhaus zum hiesigen Kulturleben eindrucksvoll: In den zurückliegenden 14 Jahren fanden ca. 1500 Musikveranstaltungen in den Jazzhaus-Gewölben statt. Die Liste der aufgetretenen Musiker liest sich wie ein Who’s-who des deutschen und internationalen Jazz und nicht nur des Jazz: Matt Jorgensen, John Stowell, Rainer Böhm, Jürgen Seefelder, Dietmar Fuhr, Daniel Guggenheim, Thomas Siffling, Kosho, Wesley G, Lorenzo Petrocca, Gregor Hilden, Paulo Morello, Helena Paul, Jim Kahr, Ax Genrich, Zelia Fonsecca und viele mehr.
Im Moment scheint es so, als ob der starke Arm des Ordnungsamts, welches den vor 14 Jahren geschlossenen Konsens schlicht nicht akzeptieren will, ausreicht, um einer derart etablierten und renommierten Kultureinrichtung den Garaus zu machen. Eine Einrichtung übrigens, die seit jeher ohne einen Cent öffentlicher Gelder auskommt.
So ganz nebenbei stellt sich Frage, ob nach Schließung des Jazzhaus die Kulturbrauerei weiter ihren Namen tragen könnte. Oder geht es dann nur noch um Bier-Kultur?
Die Schließung des Jazzhaus Heidelberg wäre kulturpolitisch völlig kontraproduktiv und würde eine breite Schneise in der hiesigen Kulturlandschaft hinterlassen.
Deshalb sind alle von der Schließung betroffenen Mitglieder und Musiker und darüber hinaus alle Kulturinteressierten aufgerufen, sich mit dem Jazzhaus und seinem Betreiber Wolfgang Graf zu solidarisieren und öffentlich gegen die Schließung zu protestieren.
Wenn Sie uns unterstützen möchten und dadurch zum Erhalt des Jazzhaus beitragen dann senden Sie bitte diese email mit vollständigen Angaben zur Person zurück. Es wird eine Petitionsschrift verfasst die noch vor dem 31.10. u.a. dem Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg vorgelegt werden soll.
Wenn Sie die Entscheidung des Ordnungsamtes kommentieren möchten, dann wäre ich auch hierfür sehr dankbar,
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Graf
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Antonia, Büser, Sandy
Mail ist raus. Ich drücke die Daumen, dass es etwas nützt. Es ist jammerschade, wenn beliebte und bestehende Dinge an Bürokratie scheitern.
Viele Grüße,
Stjama
Ich habe eine kurze Mail geschickt und den Artikel auf Twitter verbreitet. Ich hoffe, das hilft.
Solche Aufrufe sind mir immer wenig verständlich. Die Sachlage ist doch sehr einfach: entweder gibt es gute Gründe gegen eine Gaststättenkonzession – dann scheidet aber auch die offensichtliche Umgehungslösung eines angeblichen Privatclubs aus. Oder es gibt diese guten Gründe nicht, dann wäre eine Gaststättenkonzession zu erteilen. Ob die Institution nun lange besteht oder nicht, kulturell wertvoll ist oder nicht – durchaus subjektiv – ist dagegen nur von wenig Belang. Gemauschel der hier befürworteten Art benachteiligt andere Wirte und Betreiber, die auch die Anforderungen an eine Gaststättenkonzession erfüllen müssen, und schadet dem Rechtsstaat an sich, weil der Eindruck erweckt wird, es hänge von „Connections“ mit der früheren OBin und dem damaligen Kulturbürgermeister oder subjektiven Kriterien einer „kulturellen Wertigkeit“ ab, ob man eine solche Institution so betreiben kann oder nicht. Unser Staatswesen lebt vom gleichen Recht für alle. Entweder kann man dort eine Gaststätte betreiben, ggf. unter Auflagen, oder man kann es nicht. Demnach konzessioniert man sie oder nicht. Ein drittes sollte es nicht geben. Schlimm genug, dass das offenbar 14 Jahre lang der Fall war. Man… Weiterlesen »
Teilweise kann man dir Recht geben. Vor allem, was die Formalien angeht.
Alelrdings habeich die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Halboffiziellen und Selbstverwalteten Räume wesentlich mehr Potential für Menschen haben, etwas wirklich gutes auf die Beine zu stellen. Eben weil es weniger Einschränkungen durch Regeln gibt. Das darf natürlich nicht ausarten. Ist es meines Wissens bei solchen Projekten aber auch noch nie. Da funktioniert die gesellschaftliche Kontrolle.
Ein langjähriges Kulturprojekt mit internationalem Ruf an Formalien zu vernichten ist definitiv ein Zeichen kleinkarierten Standesdünkels. Oft genug schon selbst erlebt. Denn wenn man will, kann auch die Verwaltung eine Lösung finden.
Na ja, etwas differenzierter kann und muß man das schon sehen.
Da wird von einer Bürgermeisterin ein Kulturzentrum mit verschiedenen Angeboten geschaffen, u.a. mit einem Jazzkeller.
Damit das Konzept funktioniert und der kommunale Wunsch nach dieser Lokalität erfüllt wird, schafft man Rahmenbedingungen unter denen es 14 Jahre funktioniert.
Nun wechseln aber die Bürgermeister und Amtsleiter und einem ist das Ganze ein Dorn im Auge. Nun wird das, was man früher einmal zugesichert und geduldet hat, mit anderen Augen gesehen und mit anderen Maßstäben gemessen.
Es geht nicht um den Betrieb einer Gaststätte. Die Betreiber wollen gar keine solche betreiben. Es gibt dort keine Bedienung am Tisch, man könnte sich seine Getränke sogar selbst mitbringen.
Die Ordnungsbehörde ist es, die das Jazzhaus als Gaststätte einstufen möchte.
Dabei geht es weder um Gemauschel noch um Schaden am Rechtsstaat.
Moin,
na wenn das so ist, dann stellt man jeglichen Ausschank von Getränken ein und schon hat die Verwaltung keine Handhabe mehr. Ansonsten sehe ich da genauso wie -thh:
Entweder Gaststättenkonzession oder die Räumlichkeiten geben das aus irgendwelchen Gründen (Brandschutz?, Fluchtwege?, …?), dann kann man dort eine derartige ‚Institution‘ nicht betreiben.
Und die Tatsache, daß die zuständigen Behörden das so 13 Jahre geduldet haben schafft kein recht sondern bringt maximal die bis dato zuständigen in Erklärungsnot.
Im übrigen gibt es höchstrichterliche Urteile zum Thema öffentliche ‚Privat’clubs – wenn auch im Zusammenhang mit den sogenannten Raucherlounges – und danach droht dem Betreiber ggf. noch erheblich größeres Ungemach.
Da gibt es doch eine simple Lösung: keine Getränke mehr, nur noch Musik, fertig. Wer guten Jazz hören will wird doch mal 2-3 Stunden „trocken“ bleiben können, falls das nicht funktionieren sollte war der kulturelle Stellenwert dann wohl doch nicht so groß wie gehofft.
Die Mail ist raus, ich drücke die Daumen!
Bis jetzt kannte ich die Location noch gar nicht, aber dass wird sich (hoffentlich) bald ändern (können).
Außerdem: Danke für diesen superinteressanten Blog!
Man kann das alles aus bürokratischer gut deutscher Sicht sehen…
Für mich ist es aber immer wieder erschreckend, wie rigoros Behörden gegen wirklich gute Kulturstätten vorgehen.
Meine Unterstützermail ist raus. Kost mich ja nichts.
Mal nebenbei: Schönes Video!
In erster Linie finde ich es gut, dass TOM sich einsetzt.
Es ist ja nicht sein Club, sondern er möchte nur jemandem helfen.
Es geht auch nicht darum, irgendjemandem eine Sonderstellung zu verschaffen, sondern es wird um den Erhalt des Jazzhauses gebeten. Mehr nicht.
Alle Fragen bezügl. Konzession, Kneipe usw. sind doch gar nicht Bestandteil der Sache, sondern nur Nebeninfos für die Leser.
Ich sage auch: ICH WILL DASS DAS ERHALTEN BLEIBT!
Ich finde nicht, dass das nicht wichtig ist. Es wird ja wohl Gründe geben, warum dort keine Gaststättenkonzession vergeben werden kann. Das ganze de facto trotzdem als Kneipe zu betreiben untergräbt die Gründe, weswegen das nicht möglich ist. Ich kenne die genauen Hintergründe nicht, aber nimm z.B. mal an es liegt daran, dass zu wenig Fluchtwege vorhanden sind. Bricht da dann einmal ein Feuer aus an einem gut besuchten Jazzabend gibt es viele Tote. Willst du den Hinterbliebenen dann erzählen dass der Club doch aber ein kultureller Gewinn war? Die Bestimmungen haben Gründe, und wenn die jetzigen Verantwortlichen das so nicht verantworten können dann haben sie das Recht den Club dichtzumachen.
Ich hoffe, dass die Beteiligten eine gute Lösung finden. Es wäre sicher schade, den Club einfach zu schließen. Möglicherweise gibt es aber einen geeigneteren Ort, wo die Jazzabende in Zukunft stattfinden können, oder man findet eine Möglichkeit, die Lokalität umzubauen. ich drücke die Daumen.
Hi Tom,
ist es möglich, die damalige OBin zu kontakten?
Warum kann denn keine Gaststättenkonzession beantragt und erteilt werden? Wäre doch der einfachste Weg für den Erhalt…
Ich würde darauf tippen,dass ein Privatclub weniger Steuern einbringt als eine „Kneipe“. Wer weiß, wer auf diese Lokalität für welchen Zweck auch immer ein Auge geworfen hat.
Moinsen, im Privatleben betreibe ich in Hessen eine ähnliche Location, die anfänglich ähnliche Probleme mit dem OA hatte. habe eben eine Mail ans Jazzhaus gesendet, die vielleicht das Hauptproblem „Gastronomie“ lösen könnten…
„Der für das Ordnungsamt zuständige Bürgermeister Erichson hat heute Morgen entschieden, dass die Schließung des Jazzhauses Heidelberg zum 31.10.2013 nicht vollzogen wird.
Bürgermeister Erichson lässt sich von der Verwaltung noch einmal alle Akten zu diesem Vorgang vorlegen. Da sich diese Akten wegen der anstehenden Rechtsstreitigkeiten zwischen der Stadt und dem Jazzhaus zurzeit beim Regierungspräsidium Karlsruhe befinden, wird die Verwaltung die Presse in der nächsten Woche in geeigneter Form über ihr weiteres Vorgehen und die Hintergründe dieser Entscheidung informieren. Die mit Datum vom 19.07.2012 verfügte Schließung wird bis auf Weiteres nicht vollzogen.“
https://www.facebook.com/KulturundKreativwirtschaftHeidelberg/posts/561300443940705
Ohne Jazzhaus leidet die Kultur in HD! Und sogar im RN-Kreis!
Aber das rafft natürlich keiner in der Stadtverwaltung HD – die sind viel zu sehr mit Neckar-Tunneln beschäftigt …
Dernest