Mit Königin Sirikit von Thailand ist am 12. Oktober 2025 eine der letzten großen Monarchinnen Asiens gestorben. Sie war mehr als sieben Jahrzehnte lang Symbolfigur des thailändischen Königshauses und galt als Inbegriff traditioneller Würde, Loyalität und Fürsorge. Ihr Tod markiert das Ende einer Ära – jener Generation, die Thailand aus dem Nachkriegsschatten in die Moderne führte.
Eine Kindheit zwischen Diplomatie und Exil
Sirikit Kitiyakara wurde am 12. August 1932 in Bangkok geboren. Ihr Vater, Prinz Nakkhatra Mangkala Kitiyakara, war Diplomat und später thailändischer Botschafter in Frankreich. So verbrachte Sirikit einen Teil ihrer Jugend in Europa, wo sie eine westlich geprägte Ausbildung erhielt. Sie galt als kultiviert, sprachbegabt und musikalisch – Eigenschaften, die sie später auch als Königin auszeichneten.
Während ihres Aufenthalts in Paris lernte sie den jungen König Bhumibol Adulyadej kennen, der zu jener Zeit in der Schweiz studierte. Die beiden verliebten sich, und am 28. April 1950, nur eine Woche vor seiner offiziellen Krönung, heirateten sie in Bangkok. Aus der Verbindung gingen vier Kinder hervor, darunter Thailands heutiger König Vajiralongkorn (Rama X.).
Die Königin an der Seite Bhumibols
Über mehr als sechs Jahrzehnte hinweg war Königin Sirikit die ständige Begleiterin ihres Mannes – nicht nur in repräsentativer Funktion, sondern als unermüdliche Unterstützerin seiner Projekte. Während König Bhumibol in der Bevölkerung fast gottgleiche Verehrung genoss, war Sirikit die mütterliche, volksnahe Komponente der Monarchie. Sie engagierte sich besonders für Frauen, Kunst und Bildung, gründete Stiftungen und initiierte handwerkliche Förderprogramme, um die Lebensbedingungen in den ländlichen Regionen Thailands zu verbessern.
Sie war bekannt für ihre Eleganz und ihr Gespür für Mode, oft in traditionellen thailändischen Gewändern, die sie zu einem Symbol nationaler Identität machte. Internationale Medien bezeichneten sie in den 1960er-Jahren häufig als die „Grace Kelly Asiens“. Doch hinter der königlichen Fassade stand eine Frau mit eiserner Disziplin und großem Verantwortungsbewusstsein.
Regentin in schwierigen Zeiten
Während einer längeren Abwesenheit ihres Mannes im Jahr 1956 übernahm Sirikit zeitweise die Aufgaben einer Regentin – eine ungewöhnliche Rolle für eine Frau im damaligen Thailand. In dieser Zeit bewies sie diplomatisches Geschick und Integrationsfähigkeit. Auch in späteren politischen Krisen blieb sie eine vermittelnde Figur zwischen Monarchie und Volk, wobei ihr Einfluss stets von stiller, aber spürbarer Autorität geprägt war.
Nach dem Tod König Bhumibols im Jahr 2016 zog sich Sirikit weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Gesundheitliche Probleme zwangen sie zunehmend in die Isolation, während ihr Sohn Vajiralongkorn den Thron bestieg. Das thailändische Volk aber behielt sie in liebevoller Erinnerung – als „Mae Khon Mueang“, die „Mutter der Nation“.
Ein Symbol weiblicher Stärke und nationaler Identität
Königin Sirikit war mehr als nur die Ehefrau eines verehrten Monarchen. Sie verkörperte jene Form weiblicher Stärke, die nicht durch Lautstärke, sondern durch Beständigkeit und Empathie wirkt. Ihr Engagement für Bildung, Kultur und soziale Gerechtigkeit trug entscheidend zur Stabilisierung der Monarchie bei – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen. Unter ihrer Schirmherrschaft entstand das „SUPPORT-Projekt“, das bis heute tausenden thailändischen Frauen Arbeit und Einkommen sichert.
Für viele Thais war sie eine moralische Instanz, eine Figur der Hoffnung und Beständigkeit – ein Ruhepol in einem Land, das in den letzten Jahrzehnten immer wieder von politischen Unruhen erschüttert wurde. Ihre sanfte, aber klare Art, Tradition und Moderne zu verbinden, machte sie zu einer der angesehensten Frauen Asiens.
Nachwirkung und Abschied
Mit dem Tod Königin Sirikits endet eine Ära, in der das thailändische Königshaus noch als moralisches Zentrum der Nation galt. In den Straßen Bangkoks und in unzähligen Dörfern werden Porträts von ihr hängen bleiben – geschmückt mit Blumen und Lichtern, Ausdruck einer tiefen Volksverbundenheit, die sie bis zuletzt bewahrte.
Sie wird in der Geschichte Thailands nicht nur als Gemahlin eines großen Königs, sondern als eigenständige Gestalterin in Erinnerung bleiben – als Frau, die ihr Land mit Würde, Wärme und Hingabe prägte.
Quellen: Bangkok Post, The Nation Thailand, Royal Household Bureau, BBC Asia, Süddeutsche Zeitung, Reuters Asia-Pacific Desk
Bildquellen:
- Bildschirmfoto-2025-10-25-um-20.16.26_800x500: Phil Stanziola, Library of Congress, Gemeinfrei, wikimedia.org
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