Hallo Tom,
ich bin eine begeisterte Leserin Deines Blogs. Herzlichen Dank für dieses großartige Werk!
Bei meiner Ausbildung zur Krankenschwester vor grob 10 Jahren, habe ich gelernt, dass das menschliche Gehör zuletzt sterben würde. Da man nicht wüsste, wann es soweit sei, sollten wir bei der Versorgung Verstorbener mit diesen reden, ihn also erklären, was man gerade tut.
Was weißt Du zu diesem Thema? Stimmt es, dass das Gehör als letztes stirbt?
Ich bin kein Mediziner und ich weiß auch nicht, in welcher Reihenfolge die Sinne ihren Dienst einstellen.
Man fragt sich natürlich, wie Ärzte so etwas feststellen wollen. Ich könnte mir vorstellen, daß man auf den entsprechenden Instrumenten sehen kann, welche Gehirnregionen bis zuletzt aktiv bleiben und dann eben die passenden Rückschlüsse zieht.
Außerdem gibt es ja auch eine ganze Reihe so genannter Nahtoderfahrungen, also die Berichte von Menschen die „ziemlich“ tot waren und ins Leben zurückgekehrt sind. Diese berichten sehr häufig, daß sie den Eindruck hatten, ihren Körper verlassen zu haben und das gesamte Geschehen rund um den toten Körper aus der Perspektive des Zuschauers und Zuhörers wahrgenommen haben.
Grundsätzlich gibt es also mehrere Anzeichen, die dafür sprechen, daß es durchaus so sein könnte, daß Menschen auch nach dem offiziellen Ableben noch in der Lage sind auf die eine oder andere Weise Sinneseindrücke wahrzunehmen.
Es kann aber, egal wie man sich das alles nach dem Tode vorstellt oder erhofft, durchaus in keinster Weise schaden, mit einem Sterbenden oder bereits Verstorbenen freundlich, beruhigend und respektvoll zu sprechen. Es kann somit unter Umständen nicht nur dem Sterbenden, sondern auch dem bereits Verstorbenen viel von der Angst vor dem Unbekannten genommen werden, könnte ich mir vorstellen.
Der Tod ist ja nicht das Umlegen eines Schalters und schlagartig sind alle Körperfunktionen auf AUS.
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Ich spreche, auch wenn ich der Überzeugung bin, nach dem Tod ist endgültig Schluß, mit den Verstorbenen. Auch wenn sie schon total steif sind. Aus Respekt.
Solange das EEG keine Nulllinien zeigt, kann man nicht sagen, was der Mensch / Verstorbene gegebenenfalls noch mitbekommen kann.
Die Frage ist, ob man sich darüber viel Gedanken machen will, oder einfach so handelt als höre er etwas oder als höre er nichts.
Zu beweisen ob ein Mensch in so einer Situation etwas „hört“ dürfte ziemlich unmöglich sein, allerdings öffnet dieses Thema den Pseudowissenschaftlern und Parapsychologen Tür und Tor.
Viele reden ja auch mit ihren Blumen oder Tieren – die hören einen zwar, verstehen einen aber sicher wohl eher nicht (sofern es nicht Befehle wie „Sitz!“ an den Hund sind).
Ich denke, egal, ob die Toten noch irgendwie irgendwas mitbekommen oder nicht, es könnte einem selber einfach ein wenig beruhigen, daß der Verstorbene nicht einfach nur ein Fleischklumpen ist, den man abfertig, sondern eine Person ist (war), die man freundlich behandelt.
Als letztes sterben wohl die Körperteile, die bei körperlicher Ruhe sowieso sehr schlecht durchblutet sind – und das sind die Arme, Beine, Hände und Füsse.
Wenn bei einem Unfall Gliedmassen abgetrennt worden sind, kann man sie je nach dem wieder am ursprünglichen Besitzer anschliessen, auch wenn mehrere Stunden verstrichen sind.
Nach einigen Praktika im Bestatterbereich und auch im neuen Betrieb wurde mir beigebracht mit den Verstorbenen zu reden. Irgendwie hat man dabei das Gefühl die hören noch zu.
Ich erzähle auch immer was ich mache, warum ich es mache…. keine Ahnung aber mich beruhigt es und evtl. auch den Verstorbenen.
Wenn ich davon ausgehe,
daß da ein Körper so ziemlich tot da liegt,
und der Mensch,
der diesem Körper ein Lebenlang innewohnte (um jetzt nicht unbedingt konfessionsgebundene Begriffe wie Seele oder Aura zu verwenden)
befindet sich in irgendeiner Weise noch im Raum,
dann ist es für diesen Menschen sicher leichter, „zu gehen“ wenn er erfährt,
das sein verstorbener Körper mit Respekt behandelt wird. Wohin sollte der Pfleger sich wenden, wenn nicht in Richtung des Körpers, wenn er dem Verstorbenen den letzen Dienst erweist?
Einfach so ins Leere oder in den Raum hinein, ist sicher nicht sinnvoll. Zum Körper hingewand, weiß der Verstorbene, daß er gemeint ist.
(wer davon überzeugt ist, das beim Tod NICHTS mehr übrigbleibt und ALLES vorbei ist, kann schriftlich festlegen, das er kein Gespräch nach seinem Tod wünscht.
Kann ihm aber genaugenommen auch egal sein, wenn der Pfleger sich besser fühlt, vielleicht irrt er ja.)
Guten Morgen
Ich möchte dazu sagen das es mir persönlich zu einer starken inneren Ruhe verhilft wenn ich mit den Verstorbenen beim Versorgen so umgehe als würden sie noch leben.
Sie mit ihrem Namen anzusprechen und ihnen die von mir zu erledigenden Schritte zu erklären ist für mich nicht nur eine Bezeugung von Respekt ihnen gegenüber sondern bringt in den Versorgungsraum eine absolute Ruhe. Ich komme so merkwürdig es sich auch anhören mag absolut entspannt aus der Versorgung heraus. Ausserdem ist die letzte Versorgung der letzte Dienst den ich dem Verstorbenen erweisen kann und daher tue ich dies mit dem angemessenen Respekt. Der Dirk
Meine Mutter, die als Altenpflegerin arbeitet, spricht auch mit Verstorbenen. Einmal war ich zufällig dabei. Und ich fand es richtig rührend, als sie zu der Verstorbenen sagte:
Mei Mare, jetzt hast Du es endlich geschafft, was ? Dein Alfons wird sich so freuen, wenn Du jetzt endlich zu ihm kommst.
Die Frau war seit Jahren bettlägerig und ihr Mann starb etwa 1,5 Jahre davor. Die beiden teilten sich ein Zimmer im Altenheim und Mare sprach immer wieder davon, dass sie ihn so sehr vermisst.
Lg
Dann bin ich ja froh dass ich nicht der einzigste bin der mit seinen Verstorbenen spricht 😉
Als Musiktherapeutin kann ich bestätigen, dass das Gehör der letzte Sinn ist, der geht (übrigens auch der erste, der im Mutterleib aktiv wird). Beim Umgang mit Sterbenden ist es daher sehr wichtig, nicht „über“, sondern „mit“ ihnen zu reden – auch dann, wenn keine messbaren Reaktionen mehr kommen. Manchmal gibt es winzige Veränderungen im Atemrhythmus, in der Körperspannung. Beruhigende, freundliche Worte tun zu jeder Zeit des Lebens gut, also auch im Sterben.
Für die Angehörigen kann dies übrigens sehr erleichternd sein, ich ermuntere immer dazu, dass sie mit ihren Lieben sprechen, wenn ihnen danach ist, und dass sie auch darauf vertrauen dürfen, gehört und verstanden zu werden. Auch wenn keine verbale Antwort mehr kommen kann.
Das Gehör ist auch das letzte Sinnesorgan, was vor dem Schlafen aktiv ist. Hatte ich gelesen und merke ich auch besonders, weil ich so gut wie keine Einschlafprobleme mehr habe seit ich mit mit Hörspielen und Hörbüchern zur Ruhe begebe.
Von daher kann ich mir sehr gut vorstellen das Geräusche oder Gespräche das Letzte sind, was man ein Sterbender erlebt.
Wenn’s denen nicht gefällt, was man tut, sollen die sich doch melden *fg*
Ich behaupte einfach mal, wenn eine Schwester anfängt, eine Leiche zu waschen, ist der Betreffende schon tot, mausetot sozusagen. Und hört ganz sicher nicht mehr, ob man etwas sagt. Ich könnte mir eher vorstellen, dass die Angestellten den Toten nicht als Ding sondern als Menschen betrachten und behandeln sollen und es darum sinnvoll ist, wenn sie mit ihm reden.