Frag doch den Undertaker

Mein Mann war Atheist

orgel

In Wikipedia lesen wir:

Atheismus steht im weiteren Sinn für die Abwesenheit des Glaubens, dass es göttliche Wesen gibt, und im engeren Sinn für den Glauben, dass es keine göttlichen Wesen gibt.

Immer wieder haben wir es mit Fällen zu tun, daß der Verstorbene, sein Ehepartner oder beide Atheisten sind. Oft ist es so, dass die Witwe sagt: „Mein Mann war Atheist!“ Zunächst erkundige ich mich dann vorsichtig nach den Hintergründen, denn oftmals meinen die Leute etwas ganz anderes. Viele meinen: „Wir sind aus der Kirche ausgetreten, weil wir Ärger mit dem Pfarrer hatten“ oder „Wir sind wegen der Kirchensteuer ausgetreten“ oder „Wir sind aus den neuen Bundesländern und atheistisch erzogen.“

Werbung

Für mich ist es nun wichtig, herauszufinden, ob eine wirkliche innere Ablehnung des Religiösen besteht oder ob die Leute vielleicht nur ein gestörtes Verhältnis zu den kirchlichen Institutionen haben, aber in Wirklichkeit sehr wohl an Gott glauben.

Wenn es sich herausstellt, dass es wirklich überzeugte Atheisten sind, was im Übrigen nur ganz, ganz selten vorkommt, dann geht die Sache ihren (recht einfachen ) Gang. Die Friedhöfe sind ohnehin konfessionslos, statt eines Pfarrers bestellen wir Herrn Eberhardt unseren freien Prediger und dem Organisten sagen wir auch Bescheid, er spielt dann klassische Stücke ohne kirchlich-religiösen Bezug.
In der Traueranzeige und in den übrigen Drucksachen verzichten wir auf christliche Symbole und nehmen neutrale, wie etwa einen Baum oder ähnliches.

Ist es aber so, daß die Leute nur der Kirche fern sind, aber Gott nahe, dann müssen wir uns ein wenig strecken. Je nach der Gemeinde in de der Verstorbene gewohnt hat, kann es sein, dass der Pfarrer sagt, dass er nur seine eingeschriebenen Gemeindemitglieder beerdigt. Andere Pfarrer sagen, jeder der an meinen Gott glaubt, wird auch von mir beerdigt. Diese Pfarrer wissen dann auch, wie sie mit den Angehörigen umzugehen haben und wie sie die Zeremonie zu gestalten haben, um keine Verärgerung heraufzubeschwören.

Die Pfarrer, die ablehnen, machen uns etwas mehr Mühe. Entweder finden wir einen anderen Pfarrer oder aber unser Herr Eberhardt muss wieder ran. Er ist ein sehr erfahrener Trauerredner und beherrscht sowohl des religiöse, wie das atheistische Metier.

Bei rund 20% unserer Bestattungen kommt ein freier Trauerprediger zum Einsatz, in den meisten Fällen, weil die Leute den betreffenden Pfarrer nicht mögen. Wirkliche Atheisten machen den geringsten Anteil aus.

Angesichts des Todes und der Trauer besinnen sich auch viele Menschen wieder ihrer religiösen Wurzeln. Nach jahrelanger kirchlicher Absenz suchen sie nun wieder Halt und Trost im Glauben und finden in den Worten des Pfarrers Geborgenheit und Stärkung.

Wie gut das funktioniert, hängt von den Fähigkeiten des Pfarrers ab. Wie in allen Berufen kann nicht jeder alles. Manche Pfarrer können besser trauen und taufen als beerdigen. Andere wiederum sind wahre Beerdigungskünstler.
Mir persönlich ist es am liebsten, wenn Pfarrer xyz die Trauerfeiern macht. Wann immer ich kann, empfehle ich ihn. Er kann auch konfessionslose und ungewöhnliche Trauerfeiern sicher bewältigen und ich habe noch keinen Fall erlebt, in dem die Leute etwas Negatives gesagt hätten. Er hat es eben drauf. Manchmal bin ich schon fast froh, wenn die anderen Pfarrer nicht können und ich auf ihn ausweichen kann.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#atheist #mann #mein

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)