Ich hab ein grosses Problem. Mein Onkel lebt seit 20 Jahren mit einem Mann zusammen der schwul ist. Ich muss dazu sagen das auch mein Onkel schwul ist, wir nehmen es zunindest in der Familie alle mal an. Die leben schon zusamnen seit ich auf der Welt bin. Es sind also zwei Onkels so zu sagen.
jetzt ist der Mann von meinen Onkel gestorben, die sind nämlich verpartnerheiratet, seit zwei Jahren. Zum mein Onkel habe ich immer Onkel Bernd gesagt und zu dem Mann von mein Onkel habe ich immer Kalle gesagt der hiess Karl-Heinz. Jetzt soll ich aber auf der Beerdigung vom Mann meines Onkels der vermutlich schwul war und jetzt gestorben ist ein paar Worte sagen. So hat sich Karl-Heinz, also dieser Kalle, das nämlich gewünscht. Wie nenne ich den jetzt? Ich krieg die Kurve nicht wie ich den nennen soll. Einfach Kalle oder Karl-Heinz finde ich unangebracht und wenn ich über ihm rede und nur Vornamen und Nachnamen sage, also Herr Karl-Heinz N., dann klingt das doch sehr un persönlich. Wie krieg ich da den Dreh? Und was sag ich?
Als ich auf die Welt kam, war mein Onkel Hermann, der Bruder meines Vaters, schon mit seiner Frau Caroline verheiratet und ich kannte die beiden nur als Onkel Hermann und Tante Caroline. Zugegeben, es ist noch etwas ungewöhnlich, aber aufgrund der steigenden Zahl gleichgeschlechtlicher Verbindungen wird man sich daran gewöhnen müssen, daß man in manchen Fällen eben nicht Onkel und Tante, sondern Onkel und Onkel hat, oder Tante und Tante… Warum sagst Du nicht Onkel Kalle?
Wenn Dir das nicht angemessen erscheint, nenne ihn so, wie Du es sonst immer getan hast, also Kalle oder Karl-Heinz. In einer kurzen Trauerrede soll man sich nicht verbiegen oder etwas Gekünsteltes von sich geben, sondern unter Wahrung der Pietät und in Würdigung des Verstorbenen sein Verhältnis zum Toten beschreiben und herausstellen, warum einem dieser Mensch etwas bedeutet hat. Zwei, drei gute Sätze bewirken da mehr als eine 20minütige Rede vom Blatt.
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Also ich würde aus der Tatsache, daß der Onkel den „Onkel“ geheiratet hat, auch haarscharf folgern, daß er schwul ist. 😉
Na und? Zwei Onkels (mit denen man sich gut versteht) zu haben ist doch besser als nur einen!!!
Ich würde ihn auch so nennen, wie ich ihn zu seinen Lebzeiten nannte und einpaar nette Worte über ihn sagen, was man an ihm mochte und evtl. einpaar Beispiele zum Schmunzeln, zumindest glaube ich eine Gewisse Sympathie für den Kalle aus den Worten des Schreibers heraus zu lesen.
Aber das „Verbiegen“ liegt dem Fragesteller wohl im Blut, wenn ich lese, dass zwei Männer, die seit 20 Jahren zusammen leben und seit zwei Jahren „verpartnerheiratet“ sind VERMUTLICH schwul sind/waren ;o)
Hauptsache sie waren glücklich und hatten ein schönes Leben. Anscheinend mochte Kalle den Schreiber auch sehr, sonst wäre er nicht zu dieser Ehre gekommen. Also bleib dabei: für dich war er Kalle.
„Jetzt soll ich aber auf der Beerdigung vom Mann meines Onkels der vermutlich schwul war und jetzt gestorben ist ein paar Worte sagen.“
Hm, tragisch, tragisch. Hier klingt es glatt so, als sei der vermeintlich schwule Onkel auch verstorben.
flüchtend,
Salat
Eventuell wäre das der richtige Zeitpunkt für den Schreiber, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Dinge beim Namen zu nennen.
Zum Teufel mit irgendwelchem Amtsdeutsch, benutz einfach die Worte, die du benutzen würdest, wenn Kalle eine Frau und die Beziehung „normal“ gewesen wäre und nimm halt an den richtigen Stellen die männliche Form.
Warum fragt er nicht einfach, wie der Kalle genannt werden möchte? So schlimm ist das doch nicht.
„nicht einfach [Kalle], wie [er] genannt…“
Sorry. 🙁
@5/6 (jemand)
Weil ich haarscharf schlussfolgere, dass Kalle tot ist und eher nicht mehr befragt werden kann.
Ist aber schon irgendwie tragisch, da wohnen die seit Ewigkeiten zusammen und alle nehmen nur an, dass beide schwul sind.
Ich geh‘ mal davon aus, daß du ein sehr gutes Verhältniss zu deinen Onkels hast/hattest. Sonst würde man dich nicht bitten ein paar Worte zu sagen!
Nenn ihn so wie du ihn schon immer genannt hast. Wenn du wirklich kein Problem mit Homosexualität hast, könntset du auch den Zusatz Onkel bringen. Würde deinem „richtigen“ Onkel evtl. helfen, bzw. besser gesagt ein Zeichen sein.
Ich musste – leider – auch schon einige Nachrufe auf gute Freunde halten. Es war immer tragisch und immer schwierig, die richtigen Worte zu finden. Letztlich hat mir immer geholfen, dass ich eine Stunde an ihn gedacht habe. Mal die Situationen mit dem Menschen Revue passieren lassen und mir bewusst gemacht habe, was wir gemeinsam hatten. Und mir noch mal vor Augen geführt habe, was für ein Mensch er war. Und dabei wirst du vielleicht, genau wie ich auch, lernen, dass man das nicht tun sollte, wenn die Menschen tot sind. Sondern viel früher, nämlich dann, wenn sie es noch hören können. Aber mach dir keine Sorge, die Rede ist dann am besten, wenn sie vom Herzen kommt und aus deiner Beziehung heraus zu dem Mann deines Onkels. Mach dir keinen Kopf drum, was die anderen vielleicht denken, oder ob es hochgezogene Augenbrauen gibt. Idioten gibt es viele. Schnittbroterfinder (C by Tom *g*) auch. Es ist nicht deine Aufgabe, es den Trauernden recht zu machen, sondern deine Beziehung zum Toten zu thematisieren. Und das geht… Weiterlesen »
@Lucie
Oh stimmt. Da hab ich wohl was verwechselt. Dann eben den richtigen Onkel fragen.
Wenn die beiden 20 Jahre lang zusammen gelebt und geliebt haben, gehe ich davon aus, dass sie jetzt schon etwas „betagter“ sind. In dem Alter kommt auch homosexuellen Männern das Wort „schwul“ nicht so einfach über die Lippen, weil sie die tragischen Auswirkungen des Paragraphen 175 StGb noch voll miterleben mussten.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie (auch) deswegen nicht zu ihrer Partnerschaft gestanden haben und gesagt haben: „Horcht mal her, wir sind schwul“ (und das ist auch gut so [TM] 😉 ).
Schön dennoch, dass sie sich „verpartnern“ ließen 🙂
An den Fragesteller: Ich wünsche Dir, dass Du die richtigen Worte für Deinen verstorbenen Onkel findest – unabhängig davon, wie Du ihn bei Deiner Trauerrede dann nennst 🙂