Seit zwei Jahren biete ich zu ausgewählten Artikeln in Ergänzung auch eine Version in „Einfacher Sprache“ an. Das soll eine Hilfe für Menschen sein, die Schwierigkeiten mit dem Lesen oder Verstehen von Texten haben.
Ich gratuliere Ihnen herzlich zur humanistischen Schulbildung – und natürlich dazu, dass Sie einst mit Juliane Werding die Schulbank gedrückt haben. Das muss zweifellos prägend gewesen sein. Dennoch: Wer in Latein und Altgriechisch geglänzt hat, ist nicht automatisch Experte in moderner Inklusion oder barrierefreier Kommunikation.
Die Einfache Sprache ist nämlich keineswegs für „Dumme“ gedacht. Sie richtet sich an Menschen, die aus ganz verschiedenen Gründen Schwierigkeiten mit langen oder komplizierten Texten haben. Dazu gehören zum Beispiel:
- Menschen mit Lern- oder Leseschwächen,
- ältere Menschen, deren Konzentration nachlässt,
- Menschen mit geistigen oder neurologischen Einschränkungen,
- Menschen, die erst Deutsch lernen,
- oder Personen, die nach Krankheit oder Unfall wieder Lesen üben müssen.
Und ja – auch sie haben ein Recht auf Information, auf Wissen und auf Teilhabe. Ich finde, das ist kein Grund für Spott, sondern für Respekt.
Einfache Sprache ist übrigens eine anerkannte Kommunikationsform. Sie wird von Behörden, Nachrichtenportalen, Museen, Universitäten und sogar von der Bundesregierung verwendet. Damit können Menschen, die komplexe Texte schwer verstehen, trotzdem informiert bleiben. Das ist Inklusion – und keine Nachhilfe für Faulpelze.
Außerdem haben Sie doch die Möglichkeit, am Ende der Langversion mit dem Lesen aufzuhören und die Version in Einfacher Sprache zu ignorieren. Sie ignorieren doch auch die eingeprägte Beschriftung in Blindenschrift auf Ihren Medikamentenpackungen.
Wenn es nach mir ginge, würde ich jeden einzelnen Artikel in jedem meiner Weblogs mit einer Kurzzusammenfassung am Anfang und einer Version in Einfacher Sprache am Ende versehen. Dazu fehlt mir aber die Zeit, sodass ich mich immer auf ausgewählte Beiträge beschränken muss.
Die Reaktionen aus der Leserschaft zeigen mir aber, dass ich damit auf dem richtigen Weg bin. Ich hatte gedacht, dass ich damit vorwiegend Menschen mit Legasthenie oder so anspreche. Wie es sich aber in den Mails zeigt, sind es in erster Linie Leute, die Konzentrationsschwierigkeiten und Leseprobleme infolge von Krankheit, Unfall oder Alter haben, die für dieses Angebot dankbar sind. Einige Zuschriften habe ich auch von neuen Mitbürgern erhalten, die erst dabei sind, unsere Sprache zu lernen.
Wenn Sie also das nächste Mal eine Version in Einfacher Sprache sehen, denken Sie bitte daran: Sie ist kein Zugeständnis an „Dummheit“, sondern ein Angebot an Mitmenschen, die auf ihre Weise mitlesen möchten. Ich halte das für eine Frage des Anstands und der Menschlichkeit – und die sollten doch auch in einer humanistischen Bildung Platz haben.
Oder, um es mit Pippi Langstrumpf zu sagen (die Sie ja selbst ins Spiel gebracht haben):
„Sei frech, wild und wunderbar“ – aber bitte nicht überheblich.
P.S. Ich kenne Juliane Werding übrigens auch und bin mir sicher, dass sie sich für einige ihrer ehemaligen Mitschülerinnen schämt.
Bildquellen:
- einfache-sprache_800x500: Peter Wilhelm KI
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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:


















Wow, die Leserin flext damit, dass sie lesen kann. Ok Was kann die Dame denn sonst noch?
Weil wäre ja sonst irgendwie ganz schön dumm, nur flüssig lesen zu können und sonst nichts weiter.
Ich finde es dumm, eingeschränkten Menschen nicht die Möglichkeit zum Textverständnis zu gönnen!
Sie kann gerne mal Emphatie recherchieren und sich darüber ausufernd belesen, das kann sie ja.
Okay, ich sehe es ähnlich wie die Leserin und komme mir reichlich veralbert vor.
Wenn schon, dann vielleicht irgendwo in einer der Ecken ein buntes flackerndes Wackelbild aka *gif als Draufklickknopf anbringen, der auf eine einfache Version verweist.
Dann könne auch oben angeführte Menschen mit den genannten Schwierigkeiten sehr einfach navigieren und diese Version finden.
Ich denke, viele Normalleser werden es danken.
Ich verstehe das nicht. Wodurch kommst Du Dir veralbert vor?
Martina, Du bist mutmaßlich nicht von Leseschwäche betroffen, das kann aber auch Dir mal passieren, schon ein mittlerer Schlaganfall zB reicht aus um eine bleibende Lese u Verständnisschwäche auszulösen!
Auch bei Dir wundert mich die Bereitschaft, Menschen mit genannten Schwächen, nicht die Teilhabe zu gönnen, auf diesem Blog einfache Texte nachlesen zu können. Da Du ja anscheinend ein kerngesundes Leseverständnis hast, wird es Dir ein Leichtes sein, einfache Texte zu überspringen!
Du hast vermutlich meinen Text nicht vollständig gelesen oder verstanden. Ist ja auch kein Problem, wenn auch du zu dieser Gruppe Menschen zählst.
Deshalb habe ich auch nicht nur kritisiert, sondern sogar einen Verbesserungsvorschlag gemacht.
Deine Beleidigung prallt an mir ab, und weiterhin darfst Du Dank deiner hohen Lesefähigkeit und Textverständnis, Texte überspringen welche unter deinem interlektuellen Niveau liegen.
Denn Du bist ja die komplett überlegene Person.
Es klappt für Dich im Alltag auch Niemand Rollstuhlrampen hoch, weil sie Dir nicht gefallen und Du diese nicht benötigst.
Es ist doch eine Beleidigung für jede Leserin mit Verstand, dass wir jetzt hier nur noch Texte vorgesetzt bekommen, die auf dem Niveau sind, wie die Sprache, die man den Bantunegern beigebracht hat.
Ein unwürdiges Gestammel auf Null-Bildungs-Niveau!
Früher waren hier mal edle und herausstechende Texte voller Empathie und Klugheit. Dieses Kiezdeutsch ist einSchlag ins Gesicht!
Ihr Kommentar ist nicht nur unverschämt, sondern auch zutiefst herablassend gegenüber Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten beim Lesen oder Verstehen haben. Das können ältere Menschen sein, Menschen mit geistigen Einschränkungen, Menschen mit wenig Bildung, Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist oder schlicht Menschen, die lieber einfache Texte lesen, weil sie sich konzentrieren müssen oder schneller Informationen aufnehmen möchten.
Wer solche Menschen mit kolonialrassistischen Ausdrücken wie „Bantuneger“ (!) beleidigt, disqualifiziert sich selbst vollständig. Schämen Sie sich! Das ist nicht bloß geschmacklos, das ist menschenverachtend.
Die Texte in Einfacher Sprache sind doch ein zusätzliches Angebot. Niemand nimmt Ihnen die „normalen“ Texte weg. Sie können weiterhin alles lesen, was Sie möchten – oder eben auch nicht. Aber anderen das Recht auf Verständlichkeit abzusprechen, nur weil Sie sich intellektuell überlegen wähnen, ist arrogant und kleingeistig.
Da sowohl der Langtext, als auch die vereinfachte Version angeboten werden, schreibt Herr Wilhelm doch für alle Menschen. Auch für die, die keine universitäre Ausbildung haben oder denen das Lesen schwerfällt. Und ganz sicher nicht für Leserinnen und Leser, die sich über andere erheben und in dieser Form abfällig äußern.
Wenn Sie künftig wieder „edle und herausstechende Texte voller Empathie und Klugheit“ lesen möchten – fangen Sie am besten bei sich selbst an. Empathie beginnt da, wo man aufhört, über andere herabzusehen.
Vermutlich wird man sich allgemein daran gewöhnen müssen.
Die Gruppen der Menschen mit oben genannten Schwierigkeiten wird wohl in absehbarer Zeit die Mehrheit darstellen.
Wieder mal typisch für den alten, weißen Mann: Sich an anderer Stelle künstlich über das Gendern aufregen und dann den ungebildeten Whatsapp-Kindern in den Arsch kriechen.
Bist Du zufällig eine alte, weiße Frau welche ungebildeter Weise keine Ahnung von Menschen mit Lese und Verständnisschwäche hat?
Und warum nutzt Du denn überhaupt eine App wie WhatsApp, nutz SMS dann musst Du dich auch weniger aufregen, so grundsätzlich.
Gähn.
Also ehrlich, wie kann man sich bitte über ein zusätzliches Angebot derart aufregen? Ich verstehe es wirklich nicht. Wenn hier jetzt nur noch in einfacher Sprache geschrieben würde – okay, dann könnte man ja mal darüber reden. Aber so? Das ist doch, als würde man sich darüber beschweren, dass auf einem Schild neben der englischen Übersetzung auch noch die deutsche steht. Oder dass die Nachrichten im Fernsehen zusätzlich von jemandem in Gebärdensprache begleitet werden.
Niemand wird gezwungen, die vereinfachte Version zu lesen. Wer das „nicht nötig hat“, scrollt einfach weiter. Fertig. Es ist wie mit Untertiteln im Fernsehen – wer sie braucht, freut sich, wer nicht, merkt’s kaum.
Ich finde es eigentlich ziemlich großartig, dass hier Rücksicht genommen wird auf Menschen, die sich über leicht verständliche Texte freuen. Das ist kein Zeichen von Dummheit, sondern von Inklusion und Respekt.
Und wer das als „Gestammel“ bezeichnet, sollte vielleicht mal selbst darüber nachdenken, was wirkliche Bildung bedeutet – nämlich auch die Fähigkeit, andere mitzudenken.
Danke dass du das geschrieben hast TomW, genau die gleichen Gedanke hatte ich auch. Dem ist nichts hinzuzufügen!
@PeterWilhelm: Danke für dein Blog! Oft habe ich Mitleid mit dir, was für Zuschriften du bekommst 😉
Gähn.
Ich arbeite in einer Einrichtung, in der Menschen nach schweren Unfällen – etwa nach Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Traumata – wieder lernen müssen zu lesen, zu schreiben und zu sprechen. Viele von ihnen waren früher mitten im Berufsleben, hochgebildet, selbstbewusst und kommunikativ. Und dann bricht durch ein einziges Ereignis alles weg. Sprache, Verständnis, Ausdruck – das muss Schritt für Schritt neu aufgebaut werden.
Wir haben in unserer Arbeit zuerst auf der Seite Hörgeräte-Info.net die Texte von Herrn Wilhelm in Einfacher Sprache entdeckt. Sie waren für viele unserer Teilnehmer ein Glücksfall. Zum ersten Mal konnten sie wieder echte, lebendige Texte lesen – keine trockenen Übungsbeispiele, sondern Geschichten aus dem Leben, verständlich und respektvoll geschrieben.
Als wir dann gehört haben, dass es diese Texte jetzt auch im Bestatterweblog gibt, war die Freude riesig. Denn Tod, Trauer und Abschied sind Themen, die uns alle betreffen – und gerade Menschen mit Einschränkungen sind darauf angewiesen, dass sie solche Themen begreifen können, ohne an komplizierten Formulierungen zu scheitern.
Darum, Herr Wilhelm: Danke! Im Namen all derer, die täglich kämpfen, sich wieder in die Sprache zurückzukämpfen, möchte ich Ihnen meinen tiefsten Respekt aussprechen.
Sie leisten hier weit mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Sie bauen Brücken – aus Worten, über die viele Menschen endlich wieder gehen können.
Weitermachen! Das ist gut so. Mehr muss man nicht sagen.
Leute, hier geht es doch nicht darum ob oder ob nicht!
Das Angebot ansich mag okay sein und netzweit immer beliebter werden.
Ich sehe hier eher die Ausführung. Selbst bei Behörden etc findet sich ein Extra-Link oder/und Audio-Datei. Browser besitzen eine Zoomfunktion.
Der noch überwiegende Teil der Normalleser im Netz braucht es eben noch nicht und sofort und direkt aufs Auge gedrückt und penetrant nicht entfernbar.
Wie Rollstuhlrampen eben, sie sind da und werden für Dich nicht hochgeklappt, egal wie sehr diese Dich erzürnen könnten.
Das mit der Rollstuhlrampe ist ein gutes Beispiel. Nach einem Unfall musste ich eine Weile an Krücken gehen. Als ich etwas bei der Gemeindeverwaltung zu erledigen hatte, habe ich anstatt der Treppe zum Haupteingang die Rampe zum Seiteneingang benutzt, weil für mich erheblich angenehmer zu begehen.
Beim Lesen bin ich oft für kurze Zusammenfassungen dankbar, wenn mir gerade die Zeit oder Geduld fehlt, mich mit einem ausführlichen Text zu befassen. Das kann ich ja immer noch, wenn mich das Thema hinreichend interessiert.
Genau wie die Rampen und die Inhaltsangaben sehe ich die Versionen in einfacher Sprache als zusätzliches (und sehr lobenswertes!) Angebot, das ich nutzen kann, wenn ich es möchte oder darauf angewiesen bin, und ansonsten einfach ignoriere.
Alle reden von Inklusion. Aber wenn ich manche Kommentare hier so lese, die vor Überheblichkeit nur so triefen, dann fällt mir echt nichts mehr ein, was ich dazu sagen könnte oder möchte.
…..und wer keine Probleme hat der regt sich eben über sowas auf!!!
Es ist doch ganz einfach: jeder liest die Version die er mag/braucht.
Lieber Peter: Dein Blog ist klasse, mach so weiter wie DU es magst!
Lieber Peter,
Du machst es perfekt.
Wenn es nicht so sinnlos wäre, fände ich sogar eine Braille-Variante toll…
Achja, all die übergebildeten Leser hier: blendet einfach den DIV mit der Klasse „einfache-sprache“ aus, dann seht ihr es nicht mehr.
Ach, das könnt ihr nicht? Wie dumm kann man sein?
(JA, das war IRONISCH!)