Frag doch den Undertaker

Muss das alles sein? Fragen zur Feuerbestattung

Ich war kürzlich zum ersten Mal bei bei einem Sterbefallgespräch bei einem Bestatter dabei. Es ging dabei um die anonyme FeuerBestattung einer Freundin meiner Mutter. Sie hat keine Angehörigen und wir wollten sie nicht einfach dem Ordnungsamt überlassen. Ich war erstaunt, was „man“ alles so braucht bis ein Mensch im Sarg liegt. Matratze, Sargausschlag, Sterbehemd, Kissen und Decke, Griffe ( für einen Sarg der verbrannt wird?) und ein Namensschild damit es zu keinen Verwechslungen kommen kann. Ich habe mich gefragt, was die Grundlagen dafür sind. Ist das eine gewachsene Tradition oder gibt es dafür gesetzliche Bestimmungen? Ich hab mal im Berliner Bestattungsgesetz nachgelesen, aber gar nichts dazu gefunden. Dürfte man seine Omma einfach so in ne Kiste schmeißen?

Für alles gibt es in Deutschland Gesetze. Manchmal gibt es auch nur Verordnungen. Ab und zu sind es aber auch Gepflogenheiten und Traditionen, die zur Quasi-Vorschrift werden.
Und das ist in den verschiedenen Regionen Deutschlands auch noch völlig verschieden. Was in dem einen Ort als unverzichtbare Selbstverständlichkeit gilt, ist andernorts absolut unbekannt oder ungebräuchlich.

Für eine anonyme Feuerbestattung benötigt man einen Sarg. Es kann dies ein sehr einfacher Sarg sein, der in der Branche als Verbrennungssarg, Einäscherungssarg oder kurz „Verbrenner“ bezeichnet wird.
Solche Särge kosten zwischen 290 und 600 Euro.
Außer der Lieferung des Sarges fallen die amtlichen Kosten für Sterbeurkunden, Einäscherung, Grab und Nutzung von Trauerhalle und Kühleinrichtungen an.
Der Bestatter wird die Fahrten mit dem Bestattungswagen berechnen, seine Erledigungen in Rechnung stellen und diverse Personalkosten abrechnen.
Hinzu kommen Desinfektionen, das Einbetten/Einsargen und einige weitere Positionen.

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Unsere Bestattungskultur hat sich so entwickelt, daß wir die Verstorbenen in den Sarg legen, so als ob sie schliefen.
Deshalb stellen sich die Menschen eine Sargausstattung auch mit Decke und Kopfkissen vor.
Hinzu kommt ein Totenhemd oder eigene Kleidung, weil man die Verstorbenen nicht nackt bestatten möchte.

Jedoch: Notwendig sind weder die Totenbekleidung, noch Decke und Kissen. Hierauf kann, wenn man es unbedingt will, durchaus verzichtet werden.
An einen Einäscherungssarg müssen eigentlich auch keine Griffe montiert werden. Je nach Krematorium kann es sein, daß diese sowieso vor dem Einäschern wieder entfernt werden müssen (hängt auch vom Material der Griffe ab).
Ein Namensschild, vornehmlich ein graviertes oder laserbeschriftetes, muß meines Wissens auch nicht sein. Normalerweise genügt ein Zettel und eine Heftzwecke.
Eine Sargmatratze bzw. ein Sargausschlag müssen u.U. sein, weil die Vorschriften besagen, daß der Sarg mit einer saugfähigen Unterlage ausgestattet sein muß.

Das Beratungsgespräch beim Bestatter sollte so ablaufen, daß der Bestatter alles aufzählt, was machbar ist, was gewünscht werden könnte und was er empfiehlt.
Er kann die Wünsche der Kunden nicht kennen und muß deshalb alle möglichen Variationen nennen.
Jedoch sollte er deutlich dazu sagen, daß er das alles nur aufzählt, damit die Angehörigen hinterher nicht sagen: „Ach, wenn ich gewußte hätte, daß es das gibt, dann hätten wir das auch genommen.“
Keinesfalls sollte er den Eindruck erwecken, alles das sei Pflicht oder man tue etwa Schlimmes, wenn man auf bestimmte Dinge verzichtet.

Sagt der Bestatter die Unwahrheit, indem er vorgaukelt, bestimmte Lieferungen und Leistungen seien verpflichtend, und es stellt sich dann heraus, daß das quasi nur „Wahlleistungen“ waren, würde ich mich beschweren.

Die Ansage: „Wir wollen die günstigste/billigste Feuerbestattung, die möglich ist“, ist auch für den Bestatter eine ganz klare Sache. Er sollte dann nichts Unnötiges zusätzlich verkaufen.

Die Gratwanderung zwischen „alles Machbare erklären“ und „unnötiges Zeug aufschwatzen“ ist oft sehr schwierig.
Meist sitzen mehrere Personen am Tisch des Bestatters, es werden unterschiedliche Wünsche geäußert und in der Trauer wird auch oft nicht verstanden, was nun Vorschlag und was ein Muß ist.

Wenn man eine Holzkiste herstellte, die in Abmaßen und Ausfertigung einem Sarg entspräche, könnte man auch diese verwenden.
Manchmal verlangen Krematorien Nachweise über die Beschaffenheit der Särge, insbesondere in Hinblick auf die Verbrennungseigenschaften (Lacke, Firnisse, Schrauben und Nägel) um einen reibungslosen Betrieb des Einäscherungsanlage zu gewährleisten.
Bei Fabriksärgen ist die Einhaltung dieser Normen gewährleistet, bei einem selbstgebauten Sarg könnte man in Erklärungsnöte kommen.


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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. Juni 2015

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Frau V
9 Jahre zuvor

Danke für diesen Artikel. Ich habe schon zu oft erlebt, wie Bekannten/Verwandten/Mir selbst „unnötiges Zeug aufgeschwatzt wurde“ (AKA der Versuch, einen einfachen Holzsarg für 2500Eur zu verkaufen, Bekleidung fǘr die Tote für 150 Eur, etc. etc.). Mich interessiert auch Ihre (aktualisierte) Meinung zu Sargpreisen, da ich mich in der letzten Zeit ein wenig ins Thema eingelesen habe. Es scheint, als ob durchschnittlich mehrere 100% aufgeschlagen werden, sodass auch hier die Trauernden gut ausgenommen werden. Ein Bestatter muss auch überleben, aber diese Aufschläge sind extrem. (Ebenso: Grabsteine. Ich war bereits auf der Stone+Tec Messe, und dort werden am letzten Tag Grabsteine ohne Gravur für 50Eur verscherbelt…ja…) Es wäre so einfach, wenn ein Bestatter sein Gespräch in der Form „A und B müssen sein, da vorgeschrieben, C, D und E sind zusätzlich mögliche Leistungen…“ führen würde. Das ist aber wahrscheinlich bei vielen Verkaufsgesprächen der Fall – und nicht nur bei einigen Bestattern. Leider wird in diesem Fall aber zusätzlich noch die emotionale Lage der Menschen ausgenutzt. Ich habe diesen Blog zum Thema gefunden, auf dem sich einige… Weiterlesen »

Lochkartenstanzer
Reply to  Frau V
9 Jahre zuvor

@Frau V:

Die Frage ist doch: Sind die Leistungen des Bestatters in die „Aufschläge“ eingepreist oder werden die gesondert abgerechnet. Je nachdem kann durchaus auch ein Aufschlag von 1000% gerechtfertigt sein oder ein Aufschlag von 5% überteuert.

Dave B
9 Jahre zuvor

Je nachdem wie knausrig die Kommunen sind, könnte man auch „wie fürs Sozialamt“ verlangen, das sollte dann auch das Allernötigste sein was die Haushalts-Töpfe gerade noch so hergeben.
Wenn so jedoch eine „Querfinanzierung“ stattfindet, kann man dann doch Pech haben mit Teak-Holz-Sarg, Platin-Griffen und Seidendeckchen zugeschustert zu werden.

Extra schöne Griffe und Namensgravur halte ich aber auch für Verschwendung.

Ich kann mir schon vorstellen, das in einigen Gegenden die Verklappungskiste aus Pressspan mit Schwamm drin nicht den Gepflogenheiten entspricht und dann halt ein ordentliches Mieder und handwerklich guter Sarg mit allem Popanz halt dazugehört inklusive Kirchengeläut wenn ins Fegefeuer eingefahren wird.

Meine Meinung ist ja, dass man sicher nicht immer die reinen Großhandelseinkaufspreise hernehmen kann. Irgendwo muss die Arbeit und das Handwerk ja auch entlohnt werden wenn kein direkt abrechenbarer Stundenlohn mit auf der Rechnung steht.

Arno Nühm
9 Jahre zuvor

Liebe Angehörige,

wenn Ihr wollt, dürft Ihr meinen Namen auch mit Edding auf die Peace-Box Pappschachtel schreiben. Mein alter Schlafanzug liegt im Wäscheschrank.

Gruß

Arno

Rita Eva Neeser
9 Jahre zuvor

Zürich ist eine der teuersten Städte der Welt… und doch:

In Zürich wird man gratis beerdigt
Verstorbene Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt werden gemäss Kantonaler Verordnung im einfachen Rahmen unentgeltlich bestattet. Zu der kostenlosen Dienstleistung gehören unter anderem ein einfacher Sarg, eine Überführung der Verstorbenen innerhalb der Stadt, die Einäscherung oder Erdbestattung sowie die Abgabe eines Reihengrabes, einer Urnen-Nische oder eines Platzes im Gemeinschaftsgrab.

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/10-Dinge-die-Sie-ueber-den-Tod-in-Zuerich-wissen-sollten/story/18105892

Und wer will, der kann die Urne auch mit nach Hause nehmen.

Natürlich, wer ein Premiere Classe – Pompes funèbres will der muss bezahlen, aber braucht es eigentlich mehr?

Viktoria Maisner
7 Jahre zuvor

Hallo zusammen,
vielen herzlichen Dank für den einfühlsamen Beitrag. Aus meiner Sicht ist die Art der Bestattung eine sehr persönliche Angelegenheit, die von der Familie des Verstorbenen zu entscheiden ist. Häufig haben Verstorbene vor ihrem Tod schon einen Wunsch geäußert, wie sie beigesetzt werden möchten. Meine Oma beispielsweise hat sich eine Feuerbestattung gewünscht, diesen letzten Wunsch haben wir ihr letztes Jahr nach ihrem Tod erfüllt.

Detlef Beyer
3 Jahre zuvor

Ich versuche schon seit mindestens 6 Wochen das Grab meiner Jugendliebe in Berlin zu finden. Sie ist zwar in Spandau verstorben doch dort soll ihr Grab auf keinem Friedhof sein. Wie finde ich nun das Grab von Ihr??? Ich habe zwar alle Daten aber kenne den Friedhof nicht. Bekomme auf meine Schreiben oft keine Antwort oder solche Suchfirmen bieten sich für eine menge Geld an. Was kann ich nun machen um das Grab zu finden um es wenn nötig auch zu pflegen

Fred Forster
3 Jahre zuvor

Meine Jugendliebe hat sich Anfang der 80er-Jahre umgebracht, nachdem sie von meinem Nachfolger zuerst geschwängert und dann fallen gelassen worden war. Ich war sogar noch auf der Beerdigung, wobei ich Getuschel anderer Trauergäste ertrug („ist das nicht…?“) –
Vor ein paar Jahren wollte ich ihr Grab noch einmal besuchen und es war weg, einfach eingeebnet. Da hätte auch keine Nachfrage mehr geholfen.




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