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Pfffft

Pffft, pffft, pffft, pffft, witsch, witsch, witsch, witsch, witsch wischt… pffft, pffft…

So macht es ohne Unterlaß und immer wieder von vorne, seit wenigstens 30 Minuten und es ist jetzt genau 1 Uhr und 16 Minuten früh am Montag.
Herr Nachbar und Seniorenschrat Nasweis-Lästig hat seinen vollautomatischen Rasensprenger computergesteuert in Gang gesetzt und ist überhaupt nicht zu Hause.
Mit relativ großem Tamtam hatte er sich am vergangenen Mittwoch für einige Tage in die Fränkische Schweiz (Gruß an die Eidgenossen: Wir haben selber welche, also Schweizen meine ich).

„Mach was!“ bittet mich meine Frau liebevoll um die Einleitung irgendeiner effektvollen Maßnahme zur sofortigen Eindämmung des Geräuschpegels.

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„Brrrrr, hmmmm, knurrrr“, antworte ich und drehe mich in meinem stets zusammengeknubbelten Kopfkissen auf die andere Seite.

Sie wird Verständnis haben, denke ich mir im Halbschlaf, daß ich meine Nachtruhe dringend benötige, sonst kann ich nächstenstags meinen Geschäften nicht nachgehen und in der freien Zeit dazwischen keine Blogeinträge schreiben. So wird sie mein freundliches Grummeln gewiss richtig interpretieren und sich selbst um das kümmern, um was es sich da zu kümmern gilt. In den allermeisten Fällen in denen meine Frau mein sofortiges Einschreiten für notwendig erachtet, geht es sowieso immer nur um die Beseitigung achtbeinigen Getiers. Da wird aber seit einigen Jahren absolut spinnensichere Insektengitterkonstruktionen an allen Fenstern haben, ist es höchst unwahrscheinlich, daß irgendein Getüm oder gar Ungetüm sich im Moment anschickt, meine Frau zu fressen.

„Tom!!!!“

Ach, so manchmal wäre es gar nicht so schlecht, wenn da irgendein Getüm meine Frau…

„Tommmmmm!“

Ich grunze nur unverständlich, drehe mich weiter und tiefer in mein Zerknautschtes und wenigstens drei meiner Gehirnhälften sind sowieso ganz woanders…

Ein ganz, ganz liebevoller Tritt in den mittleren Lebendwirbelbereich, zweibeinig ausgeführt, sicher nicht ohne Eleganz und möglicherweise auch nicht völlig unerotisch, befördert mich mitsamt meinem Zerknautschten neben das Bett und während der Millisekunde des freien Falls ordnen sich sämtliche eben noch abwesenden Hirnhälften wenigstens soweit, daß ich beim Aufprall auf die Auslegeware einen heftigen ganzkörperverteilten Schmerz wahrnehme, der mich endgültig weckt.

„Was um alles in der Welt….“

„Tom, da macht was pffft!“

„Was?“

„Das macht irgendwas die ganze Zeit pffft und witsch!“

Da höre ich es auch und das Geräusch ist so typisch, daß ich sofort weiß um was es sich handelt: Nasweis-Lästigs Rasensprenger!

Der Alte muß die nagelneue Computerschaltuhr falsch programmiert haben, sodaß das Ding nicht nur wie vorgesehen täglich am späten Nachmittag losgeht, sondern auch in der Nacht von Sonntag auf Montag. Und meine Frau hat Recht: Das nervt ganz gehörig.
Nun wissen wir, daß Nasweis-Lästig weg ist und wenn ich nichts unternehme, wird der Apparat so lange pffft und witsch machen, bis alles Wasser dieser Erde durch den Schlauch gelaufen ist oder eben das Computerprogramm abschaltet und keiner weiß welche der beiden Varianten zuerst eintreffen wird.

Etwa sechs Minuten später stehe ich in Shorts und T-Shirt auf dem Hof und lege eine Leiter an den Zaun zum nasweisigen Grundstück. Gestählt und sportlich wie ich bin, benötige ich kaum länger als einen Wimpernschlag, also so an die 15 Minuten, um den Zaun zu überwinden und im schummrigen Licht einiger Solarlampen, die Nasweis-Lästig entlang des Weges aufgestellt hat, mache ich mich auf die Suche nach dem Pfft.
Allerdings findet mich das Pffft eher, als ich es finden kann und begrüßt mich mit einem doch recht unangenehm kühlen Wasserstrahl. Ich weiche triefnaß nach links aus, doch der Strahl folgt mir und wieder sind meine sportlichen Fähigkeiten gefragt. Ich habe nun die Wahl, schneller als das Wasser zu sein oder hoch genug zu springen und den Strahl quasi unter mir durchwitschen zu lassen.
In Anbetracht meiner Körperfülle entscheide ich mich gegen das Springen und beschleunige auf Überwassergeschwindigkeit (berechnet nach der Formel 2 x pffft + 1 x witsch).
Es hilft alles nix: Ich bin zwar schnell genug, um dem Strahl tatsächlich zu entgehen, doch ich muß bis zu Nasweis-Lästigs Haus vordringen, um zum Abstellhahn zu gelangen und während ich vor dem Strahl flüchte, hat der seine Endposition erreicht, schaltet um und das drehbare Spritzgerät geht mit einigen viel schnelleren witsch-witsch-witschs auf Anfang, schneidet mit dabei den Weg ab und spritzt mir in heimtückischer Weise beinahe die Shorts vom Leib.

Ich stolpere über irgendetwas, es scheppert und klirrt und wieder erwischt mich der Wasserstrahl. Es wird Zeit, daß ich den Absperrhahn erreiche. Der muß, wenn ich mich recht erinnere, in südsüdöstlicher Richtung neben der Veranda sein, ich trete auf was Weiches und irgendeine quaddelige Masse drückt sich zwischen meinen Zehen hindurch. Hat Nasweis-Lästig Kühe? …

Zweimal erwischt mich der Strahl noch, doch dann habe ich den Sperrhahn erreicht und mit zwei, drei männlich, kräftigen Umdrehungen habe ich das Pffft und Witsch abgestellt.
Endlich!

So naß wie ich bin, freue ich mich darauf, daß mein liebendes Weib mir jetzt eine heiße Tasse Tee bereitet und mich schön langsam trockenrubbelt.
Doch was macht das langbeinige, langhaarige Teil? Es schläft!

So, jetzt geh ich auch wieder ins Bett.

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(©si)