Pudelmützen mit Zopf

Eine Pudelmütze mit Bommel hat ja an sich schon etwas durchaus Niedliches, das man aber ohne Weiteres noch steigern kann, wenn man vorne seitlich links und rechts jeweils so einen Zopf daranklöppelt. Ganz ehrlich? Man sieht damit ziemlich bescheuert aus und so kalt kann es gar nicht werden, daß ich so etwas aufsetzen würde.
Ich sehe ja eigentlich mit Hut oder sonstiger Kopfbedeckung ganz gut aus, einen schönen Mann, so sagt man, kann ja nichts entstellen. Vor einiger Zeit habe ich mir mal eine so genannte Schiebermütze gekauft, die kleidet mich recht flott, bloß meine Kinder weigern sich mit mir aus dem Haus zu gehen, wenn ich die „Heinz Becker Kapp'“ aufhabe. Einmal im Jahr gehe ich zu einem Country- und Westernfestival und ziehe mich dann immer stilecht an, meine Frau tut das auch. So mit Cowboyhut, da gefalle ich meinen Kindern, aber ich kann ja nicht immer, nur wenn ein laues Lüftchen durch meine wallenden Haare weht, einen Cowboyhut aufsetzen.

Vor Jahren fragte mich mein Freund Jim Smedley aus Texas einmal, was er mir denn schicken dürfe. Ich hatte ihn mehrmals mit deutschem Kaffee, Schweizer Schokolade und anderen europäischen Leckereien versorgt. Bestimmte einfach Maggi-Tütchen sind drüben so sauteuer, daß die auch immer Bestandteil meine Carepakete waren. Nun, ich wünschte mir also von ihm einen Cowboyhut und kam doch ums Verrecken nicht auf das Wort „Stetson“ und mir viel auch kein anderes ein. Also schrieb ich „cowboy hat“ und war sicher, daß ich schon bald wie Papa Bonanza persönlich mit einem schönen texanischen Wollfilzhut durch die Gegend laufen könnte.

Jim hatte meine Nachricht bekommen und sich sogleich auf den Weg gemacht, mir das Gewünschte zu kaufen.
Schon drei Wochen später und nach einer umfangreichen Zollabfertigung hielt ich das Paket aus Texas in Händen.
Etwas klein war es, aber gut, man weiß ja, daß man gute Cowboyhüte ohne Probleme zusammenrollen, knicken und verdrehen kann, die richten sich immer wieder zur perfekten Passform auf.
Also riss ich den Karton auf und…
…fand eine billige 3-Dollar Baseball-Kappe irgendeiner amerikanischen Sportmannschaft „Cowboys“ vor.

Hinterher erfuhr ich, daß es solche ähnlichen Kappen in diesen Wochen auch bei McDo gegeben hätte.

Selbst Schuld, hätte ich mich doch nur deutlicher ausgedrückt.

Gut, aber warum erzähle ich das?
Ach ja, die Pudelmützen mit Zöpfen.

Solche Pudelmützen trugen gestern fast alle Anwesenden dieser esoterischen Trauerfeier. Das war wirklich eine merkwürdige Truppe und ich habe auch nach längeren Erklärungen ihres Predigers nicht verstanden, an was sie eigentlich glauben. In jedem Fall sind sie immer auf der Hut vor allen möglichen Strahlungen und da sollen angeblich Kopfbedeckungen jeder Art ganz besonders helfen. Ob nun ausgerechnet Pudelmützen mit Bommel und Obelix-Zöpfen da noch wirksamer sind, als andere Hüte, das hat mir der Prediger nicht verrraten.
Nachdem die Zopfmützen-Leute weg waren und sich das Theater um die Birnbaumer-Nüsselschweif gelegt hatte, ging ich in die Trauerhalle um den Sarg der „abgefeierten“ Frau in die Kühlung zu schieben. Doch mich traf fast der Schlag.

Die Leute hatten es doch tatsächlich fertiggebracht, den Sarg aufzuklappen und die Verstorbene etwas tiefer zu betten. Offensichtlich war ihnen das Kissen zu dick. Keine Ahnung, ob das einen religiösen Hintergrund hat, aber sie haben einfach die obere Naht des Kissens geöffnet und ein Pfund Holzwolle herausgezogen und achtlos auf den Boden fallen lassen.
Vierzig Füße haben das dann durch die ganze Trauerhalle verteilt.

Für gestern hatten wir alle genug, aber heute hieß es erst einmal: Staubsauger- und Beseneinsatz. Und man glaubt ja gar nicht, wie schwer dieses Zeug weggeht!

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