Hi undertaker,
mich würde generell mal interessieren, wie andere Menschen reagieren, wenn Du Deinen Beruf sagst. Es gibt ja genug Situationen, wo irgendwann die unvermeidliche Frage „Und was machen Sie beruflich“ kommt… Und dann? Sind die Leute für gewöhnlich eher pikiert, erschreckt, überrascht oder neugierig, wenn sie erfahren, dass Du Bestatter bist? Bekommst Du dann oft solche schlechten Witze zu hören? Oder gibt es sonst irgendwelche typischen Reaktionen?
Egal wo Du bist: Schneide das Thema Klo an und Du hast ein Gesprächsthema zu dem jeder etwas sagen kann. Willst Du aber allgemeines Stillschweigen und daß Dir alle zuhören, dann reicht es, wenn Du als Bestatter Deinen Beruf nennst.
Es ist doch so: Entweder hatten die Leute noch nie etwas damit zu tun und interessieren sich deshalb oder sie hatten schon einen Sterbefall und können/wollen deshalb mitreden.
Im Allgemeinen sind die Menschen sehr interessiert und haben Dutzende von Fragen, die sie sich aufmerksam beantworten lassen. Daß jemand angeekelt reagiert hat, habe ich erst zwei Mal erlebt. Diese Leute haben wohl gedacht, ich wühlte jeden Tag bis zu den Ellenbogen in ausgeweideten Leichen herum oder habe stets so ein, zwei Leichen in der Jackentasche dabei.
Also insgesamt durchweg positive und interessierte Reaktionen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: reaktionen
Jetzt musste ich mir grad vostellen, wie ein x-beliebiger Bestatter auf einem Stehempfang sagt "Klar, ich hab immer den einen oder anderen Verstorbenen dabei. Möchten Sie mal gucken?" *grusel*
Also, ich kenne keinen Bestatter persönlich, aber ich glaube kaum, dass ich damit ein Problem hätte… Warum auch, ist schliesslich auch "nur" ein Beruf.
LOL
"Darf ich ihnen die Hand geben?" – "Die können Sie auch behalten."
Wieso, hast du denn keine Leichen dabei? *erstaunt guck* Hihi, das erinnert mich jetzt an meine Kindheit. Mein Vater war Schreiner (jetzt isser Rentner). Als die Schreinerei, in der er gearbeitet hatte, Pleite machte, musste er sich eine neue Arbeitsstelle suchen. Die fand er ein paar Dörfer weiter in einer kleinen Schreinerei, die nebenbei auch Bestattungen machte. Er erzählte dann zu Hause, dass es zum Job gehörte, beim Abholen von Leichen mitzuhelfen. Ich war damals noch sehr klein und hatte eine Heidenangst vor Leichen. Ich konnte nicht fassen, dass mein Vater jetzt mit einem Leichenwagen durch die Gegend kutschiert und *GRUSEL* Tote transportiert. Ja, und dann hatte ich monatelang immer wieder den selben Alptraum: Mein Vater fährt abends mit dem Leichenwagen vor, weil er "Arbeit mit nach Hause" gebracht hat. Im Wagen liegt ein "besetzter" Sarg, den er gleich ganz früh am nächsten Morgen wegbringen muss. Natürlich kann man die Leiche nicht gut draußen im Wagen übernachten lassen, also bringt er die Kiste rein und lagert sie in dem kleinen Abstellraum neben meinem Kinderzimmer. Jetzt… Weiterlesen »
hehe. eine Kindheitsfreundin von mir ist Tochter eines Pathologen. als sie in der Volksschule gefragt wurde, was ihre Eltern denn arbeiten würden, meinte sie ganz lapidar: "mein Papa ist Arzt, der operiert Leute, die sind dann tot!" das Gesicht der Lehrerin ist mir heute noch in Erinnerung. 😀
Kennst Du das Problem vieler Ärzte, die auf Partys häufig gefragt werden, "ob Sie sich DAS hier mal ansehen könnten"?
In solche Situationen kommt ein Bestatter wohl weniger häufig?! 😉
Wenn ich mal keine Lust hatte mir die unglaublichsten Verrenkungen meiner Mitmenschen zu betrachten, wenn sie mir auf einer Party ihre orthopädischen Probleme darstellen wollten, dann habe ich einfach behauptet ich sei Psychologin 😉
@mafdet: Schade, dass Dich Deine Eltern nie richtig mit dem Tod vertraut machen konnten. Ich glaub Dir den Traum. Es hätte nicht sein müssen.
Meinen ersten Toten sah ich als siebenjähriger Gaffer am Zaun einer Wiese 20m entfernt. Unser Nachbar war beim anfahren ungeschickt vom Heuwagen gefallen und sofort tot.
Niemand hat uns verjagt. Still nahmen wir anteil an der Trauer seiner Witwe, sahen wie friedlich und liebevoll sie ihm ein Kopfkissen aus Heu unterlegte. Wir blieben bis der Arzt und die Polizei kam, bis der Bestatter ihn abholte. Still gingen wir dann nach Hause und berichteten unseren Eltern. Sie fanden es tragisch, dass der Nachbar auf diese Art umkam, aber niemand machte ein großes Aufhebens, davon, dass wir alles so lange beobachtet hatten. Für mich war es traurig, weil ich ihn mochte, doch Schrecken war da nicht. Ich bin bis heute allen Beteiligten dankbar, dass sie uns einfach da nicht verjagt haben.
Daher habe ich meine Kinder von jung auf in Trauerfälle mit einbezogen, daher haben sie keine Berührungsängste, Verstorbenen zu begegnen.
Hallo undertaker,
danke, dass Du meine Frage beantwortet hast – dass das so schnell geht, damit hätte ich echt nicht gerechnet! 🙂
Dass die Leute alle so neugierig sind und viele Fragen haben, ist natürlich positiv. – Ich hätte jetzt eher damit gerechnet, dass Menschen, die unerwartet mit dem Thema "Tod"/ "Bestattungen"/… konfrontiert werden, erst mal perplex sind und nicht so recht wissen, was sie sagen sollen.
@turnonthelights:
Haha, das ist echt der Hammer. DAS Gesicht hätte ich zu gerne gesehen 🙂 …
@undertaker:
mich würde interessieren wie so die Rückmeldungen der Kinder sind, wie andere (Schule,..) auf den Beruf des Vaters regieren.
Ist bei Psychologen und besonders Psychotherapeuten nicht eine dieser beiden Reaktionen typisch:
– ein gedachtes "Hilfe" und recht verkrampftes Verhalten, weil befürchtet wird, manwerde gerade durch und durch analysiert?
– der Versuch in Partyumgebung mal eben auf die schnelle das ein oder andere Problem wegtherapiert haben wollen?
Habe kürzlich mal wieder "Der Tod steht ihr gut" gesehen, das wird Bruce Willis ja auch auf einer Party auf seine thanatopraktischen Tricks angesprochen. Nach der trockenen Antwort "Sprühfarbe" war die Gesprächspartnerin in Rekordzeit weg.
Fand ich drollig und passt gerade irgendwie…
@ Meidenfreak and Steffi
als Jurist habe ich die Ärzte bislang immer beneidet. Auch wir werden mal schnell auf einer Party um Rat gebeten. Im Gegensatz zu Ärzten können wir aber leider nicht sagen: "Gerne, machen Sie sich bitte mal frei."
@ isidor: "Aber gern, ich hab da schon mal was vorbereitet! Hier die Quittung für Vorkasse, Outdooraufschlag 50EUR, Nachtzuschlag 80EUR, zwei Fragen 150EUR, unterschreiben Sie hier! – Wie, was soll das heißen, Sie haben nich so viel Geld dabei?" 🙂