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Reparationszahlungen

Sandy hat enormen Ärger mit der Polizei. Es hat mich die Einschaltung aller meiner Beziehungen gekostet, um sie da wieder herauszupauken. Allein die Tatsache, daß einer der blauen Männer vom Ordnungsamt ein Bruder einer Freundin meiner Frau ist, hat Sandy den Hals gerettet. Sonst hätte sie jetzt eine dicke Anzeige am Hals und jede Menge weiteren Ärger.

Die freche Amerikanerin fährt momentan einen firmeneigenen Chrysler PT.

Ein ganz ähnliches Auto fährt Sandy

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Das Auto gefällt ihr, sie findet es standesgemäß und zum Beruf passend und bedauert nur, daß die Ladefläche so kurz ist, daß keine Särge reinpassen.

Jedenfalls war sie mit ihrem Auto in der Stadt bei einer Behörde unterwegs und hat wohl etwas abwegig geparkt. Als sie zum Fahrzeug zurückkam, waren zwei Bedienstete des Ordnungsamtes gerade dabei ihr Kennzeichen zu notieren und ihr ein Knöllchen zu verpassen. Das ärgerte sie besonders deshalb ganz besonders, weil in diesem Teil der Stadt zu keiner Tages- oder Nachtzeit ein Parkplatz zu bekommen ist. Eine Parknische vor dem Amt ist durch weiße Striche als Parkplatz gesperrt und dort wird stillschweigend das Kurzzeitparken der Bestatter und anderer Leute erlaubt, die nur mal eben, ganz kurz was zu erledigen haben. Manchmal will man ja nur was in den Behördenbriefkasten werfen und müßte dafür ein 1 km entferntes Parkhaus ansteuern.

Ihre Klappe kann Sandy auch nicht halten und großmäulig wie sie ist, dann noch barfuß unterwegs und mal wieder ganz in Schwarz mit silbernen Ringen an jedem Finger, hielten die Ordnungshüter sie für eine ‚Person mit zweifelhafter Absicht‘ und dann gab ein Wort das andere.

Sandy schilderte den Hergang ganz aus ihrer Sicht: „Die hatten mich schon aufgeschrieben und der eine hat gesagt: Junges Fräulein, jetzt aber zack-zack, sonst lass ich ihren Karren abschleppen!“
Der Ordnungshüter hat allerdings eine andere Sichtweise, die er seinen Kollegen zum Besten gegeben hat und die über besagten Bruder der Freundin meiner Frau zu mir gelangte: „…hatten wir die Fahrzeuglenkerin höflich ermahnt und angeboten, von einem Ordnungsgeld abzusehen, wenn sie ihr Auto unverzüglich entfernt.“

Ich weiß nicht, ob Sandy in Streitlaune war, halte es aber durchaus für möglich, schließlich ist sie weiblich und allein diese Tatsache bietet genügend Anhaltspunkte, davon ausgehen zu dürfen.

Etwa eine knappe Viertelstunde muß sie sich ein Wortgefecht mit den beiden Blauuniformierten geliefert haben, in dessen Verlauf der eine sie als ‚tollkühne Schlampe‘ und der andere ihr Auto als ‚Nuttenbomber‘ bezeichnet haben soll. Das mit der Schlampe sei ihr egal gewesen, sagte Sandy mir, aber das mit dem Nuttenbomber habe dann das Faß zum Überlaufen gebracht.
Sie hat die Annahme des Knöllchens dann verweigert und ihr Fahrzeug entfernt, allerdings nur etwa 300 Meter weit, einmal hinter den Block und dann schräg auf dem Gehweg hinter einer Litfaßsäule abgestellt.

Die Ordnungshüter führen nun an, es könne nur Sandy gewesen sein, die mit Wagenheber und Radkreuz bewaffnet das ordnungsgemäß abgestellte Fahrzeug der Stadtbediensteten während ihres Rundganges durch das Viertel heimgesucht und alle vier Räder abmontiert habe. Dafür spreche insbesondere die Tatsache, daß ein Bauarbeiter gesehen haben will, wie Sandy vier -normalerweise von Frauen gar nicht zu bewältigende- glasierte Muffenrohrendstücke von einer auf dem Bürgersteig abgestellten Baupalette weggenommen und als Stützen unter den Dienstwagen gelegt habe. Die vier Räder habe Sandy dann in das Wasserbecken vor der Karl-von-Glockenberg-Schule geworfen.

Es hat schon intensiverer Befragung bedurft, bis sich Sandy überhaupt zu der Sache geäußert hat. „Die können mich mal!“ lautete ihr Geständnis.
Nicht ganz klar ist, warum beide Ordnungshüter in das Wasserbecken steigen und die Räder bergen mußten, es hätte ja gereicht, wenn sich einer naß macht. Außerdem ist der Wagenheber des Dienstfahrzeugs nicht so hoch wie der von Sandy gewesen, sodaß erst noch ein Wagen vom Bauhof mit einem Unterfahrwagenheber kommen mußte, bis dann endlich das amtliche blau-silberne Fahrzeug aus krisengeschüttelter Produktion wieder fahrbereit war.

Drei, Zwei, Eins, meins, heißt es immer bei der Onlineauktion, in diesem Fall hieß es Zwei, Vier, Sechs…
Zwei Flaschen Wodka, vier Kinokarten und sechs Kisten Bier sind der momentane Tarif für schnell eintretende Amnesie bei Knöllchenschreibern.
Außerdem bestehen die Herren Jorguleit und Dragansky unter allen Umständen darauf, daß Sandy die Reparationszahlungen persönlich vorbeibringt, aber nicht in ihre Dienststelle, sondern raus zu den Kollegen vom Bauhof.

Mal sehen, wie ich Sandy dazu bringe, diese Verurteilung anzunehmen

Für alle Schraubenzähler: Abbildung symbolhaft

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