Frag doch den Undertaker

Sarg ausstatten – Wie lange dauert das?

Ich habe während meiner Ausbildung zur Bestattungsfachkraft beigebracht bekommen, wie man Särge ausstattet. Also Griffe, Verzierungen, Innenauslage, Schraubenabtackern und Lotband tackern.
Hierfür benötigten wir in Münnerstadt zu zweit immer rund eine Stunde.
Jetzt bin ich bei Bestattungen A. in K. angestellt und werde echt gestresst. Hier geht das Ausstatten der Särge in Windeseile. Die Kollegen lachen mich als Frau aus. Sie sind nicht gehässig, aber sie machen Witze, weil sie nur 10 Minuten brauchen.

Was ist denn die korrekte Zeit, um einen Sarg auszustatten?

Die richtige Zeit ist die Zeit, die benötigt wird, um einem Sarg ordnungsgemäß auszustatten.
Der eine benötigt hierfür eine Viertelstunde, der andere vielleicht etwas mehr oder weniger.

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Eine Stunde halte ich schon für ziemlich lang. Das kann in einem flott laufenden Bestattungsunternehmen nicht geleistet werden.
Die Särge werden ja weitestgehend fertig angeliefert. Oft müssen noch die Füße montiert werden, meist auch noch die Griff- und Rosettengarnituren.

Anschließend sorgt der Bestatter für eine Folien- oder Papiereinlage, eine Sargeinstreu oder eine Matratze. Eine Innenbespannung wird ebenfalls angebracht, die korrekterweise oben am Sargrand mit einer Lotband genannten Zierborte abgedeckt wird.

Ich habe Tage erlebt, an denen die Männer in der Werkstatt an einem Nachmittag eine ganze LKW-Ladung Särge (40-50 Stück) fertig gemacht haben. im Bestatterjargon wurde das immer „Särge kloppen“ genannt. Und ich weiß, dass die Särge ordentlich ausgestattet wurden.

Nun ist es Zweck einer Ausbildung, den Auszubildenden zu vermitteln, wie gewisse Arbeitsabläufe perfekt und absolut sachgerecht durchgeführt werden. Hierbei werden alle Vorschriften der DIN-Normem, Berufsgenossenschaft usw. peinlichst genau beachtet. Oft haben die Schulen auch noch eigene Vorstellungen, die sie den Auszubildenden mit auf den Weg geben. Manche dieser Ausbildungsinhalte dienen mitunter aber auch dazu, einen einfachen Sachverhalt auf ein „prüfungswürdiges Niveau“ zu heben.

Der fertig ausgebildete Berufsanfänger wird nun immer vor der Zwickmühle stehen, dass die altgedienten Kollegen manches anders, schneller und viel einfacher machen. Oft schere diese sich nicht um mittlerweile eingeführte Vorschriften und Standards.
Auf der anderen Seite haben die Altgedienten einen sehr gut funktionierenden „Workflow“ für sich gefunden, der ein reibungsloses Vorankommen im Tagesablauf ermöglicht.

Zwischen diesen beiden Polen gilt es nun einen goldenen Mittelweg zu finden. Einerseits sollte man ich als Starter nicht scheuen, sein neu erworbenes Wissen auch den altgedienten Kollegen näher zu bringen. Andererseits gilt die ewige Regel: Jung lernt von Alt.

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(©si)