Geschichten

Snoopy

Gieriger Hund

Als Bestatter hat man ja irgendwie immer Dienst. Menschen sterben halt nicht nur während der regulären Öffnungszeiten. Deshalb gehen Bestatter auch immer ans Telefon. Oft genug rufen aber auch abends um 22 Uhr noch Leute an, die nur mal eben so was fragen wollen.

Das Telefon: Klingelt

Bestatter: Meldet sich.

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Frau Schmidt: Ich bin die Frau Schmidt.

Bestatter: Ja?

Frau Schmidt: Sie werden mich nicht kennen.

Bestatter: Das weiß ich nicht, Schmidt ist ein häufiger Name.

Frau Schmidt: Ja, aber ich schreibe mich mit DT!

Bestatter: Das hört man am Telefon aber nicht.

Frau Schmidt: Ich bin eine geborene Berleburg.

Bestatter: Aha!

Frau Schmidt: Aber mit DT!

Bestatter: Berleburg mit DT?

Frau Schmidt: Nein, Schmidt.

Bestatter: Ist trotzdem ein häufiger Name. Was kann ich denn für Sie tun?

Frau Schmidt: Ich hab‘ da mal ne Frage. Äh… ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber was muss ich tun, wenn ich sterbe?

Bestatter: Keine Sorge, das ist eine durchaus übliche Frage. Sie müssen sich um nichts kümmern, wir übernehmen alles für Sie.

Frau Schmidt: Aber was genau muss ich denn machen? Gibt es irgendwas, das ich vorbereiten muss?

Bestatter: Tja, am besten wäre es, wenn Sie mal zu uns kommen und wir alles besprechen. Dann wird später alles so gemacht, wie wir es besprochen haben.

Frau Schmidt: Aber was passiert, wenn ich einfach so umkippe? Wer ruft dann den Bestatter an? Ich kann ja dann nicht mehr anrufen.

Bestatter: Das ist wohl wahr…

Frau Schmidt: Oder wenn ich nachts sterbe, muss ich dann jemanden wecken?

Bestatter: Wie sollte das gehen?

Frau Schmidt: Woher soll ich das wissen, Sie sind doch der Fachmann!

Bestatter: Irgendjemand wird Sie dann im Bett auffinden und einen Arzt verständigen, dann geht alles seinen Gang.

Frau Schmidt: Und was ist mit meinem Hund? Was passiert, wenn ich… na ja, Sie wissen schon?

Bestatter: Auch darüber können wir bei einem Gespräch alles festlegen. Entweder Sie benennen jemanden, der sich dann um das Tier kümmert oder wir verständigen dann den Eigenswalder Hof, die kümmern sich um solche Tiere.

Frau Schmidt: Das meine ich nicht. Ich meine, was ist, wenn ich nachts sterbe und davon gar nichts mitbekomme… …besteht dann nicht die Gefahr, dass der Hund mich frißt?

Bestatter: Wohl kaum.

Frau Schmidt: Haben Sie eine Ahnung, der hat immer Hunger und frißt alles! Am Ende ist dann am nächsten Morgen gar nichts mehr von mir übrig.

Bestatter: Was ist das denn für ein Hund?

Frau Schmidt: Ach, der ist eigentlich ganz lieb.

Bestatter: Nein, ich meine, was für eine Rasse das ist.

Frau Schmidt: Er ist ja wirklich nicht so groß, aber dass Sie Ratte sagen, finde ich dreist!

Bestatter: RASSSSSE, was für eine Rasse das ist.

Frau Schmidt: Ein Mischling.

Bestatter: Okay, aber so ein Mischling besteht ja aus verschiedenen Rassen und meist ähnelt er dann vom Aussehen und der Größe einer der Rassen, die da drinstecken.

Frau Schmidt: So wie der aus dem Fernsehen.

Bestatter: seufzt

Frau Schmidt: Kennen Sie nicht diese Zeichentrickserie, wo ein kleiner Hund immer auf seiner Hütte auf dem Rücken liegt?

Bestatter: Snoopy?

Frau Schmidt: genau!

Bestatter: Also eher so groß, wie ein Dackel?

Frau Schmidt: Viel größer!

Bestatter: So wie ein Cocker-Spaniel?

Frau Schmidt: Nein, kleiner.

Bestatter: Ja, wie groß ist der denn?

Frau Schmidt: So halb bis zur Wade von meinem Bein.

Bestatter: Aha, ich glaube nicht, dass da ernsthaft die Gefahr besteht, dass dieser Hund, der nur etwas größer ist als ein Dackel, einen ganzen Menschen verspeist.

Frau Schmidt: Haben Sie eine Ahnung! Manchmal guckt der so gierig. Da bekomme ich richtig Angst.

Bestatter: Aber ich glaube nicht, dass der Sie auffrißt.

Frau Schmidt: Ich habe auch noch eine Katze und ein Meerschweinchen.

Bestatter: Jetzt hören Sie aber mal! Ich helfe Ihnen ja gerne weiter, aber ich glaube, es wird das Beste sein, wenn wir uns mal zusammensetzen und alles in Ruhe besprechen.

Frau Schmidt: Das können wir machen. Aber was, wenn ich während meines Urlaubs auf den Malediven sterbe? Muss ich dann auf eigene Kosten zurück nach Deutschland fliegen?

Bestatter: Schließen Sie eine Reiseversicherung ab, die das beinhaltet.

Frau Schmidt: Da haben Sie recht! Und was ist mit meinem Mann?

Bestatter: Sie haben einen Mann? Dann kann der sich doch um alles kümmern.

Frau Schmidt: Der? Wenn ich den nicht geheiratet hätte, würde dieses lebensuntüchtige Stück Mensch heute noch im Kinderzimmer bei seiner Mutter wohnen!

Bestatter: Dann bringen Sie ihn doch einfach mit zu unserem Gespräch.

Frau Schmidt: Und den Hund, den bringe ich auch mit!

Bestatter: Aber die Katze und das Meerschweinchen, die bleiben zu Hause!

Bildquellen:
  • gierig: Peter Wilhelm ki


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Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 26. Juni 2024

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