Es ist jetzt eine Woche her, dass wir nach über einem Jahrzehnt eines schönen Zusammenlebens Abschied von unserem geliebten Labrador Buddy nehmen mussten.
Meine Frau hat ihn bis zum letzten Atemzug gestreichelt und ich konnte nur danebensitzen und gar nichts tun. Als er dann vom Tierbestatter abgeholt wurde, saßen die Allerliebste und ich fast eine Stunde heulend beisammen.
Die Allerliebste kann sich in Rage weinen, ich kann das irgendwie besser – oder sagen wir – anders verarbeiten. Aber wenn wir an Buddy denken oder wenn die Rede auf ihn kommt, heulen wir beide spontan los.
Obwohl ich jeden Tag seitdem geschrieben habe, ist es hier im Bestatterweblog.de etwas ruhiger geworden. War gar keine Absicht, hat sich so ergeben.
Dazu, und darüber, wie ich über den Tod von Buddy berichtet habe, hat Leserin Hannelore eine Meinung. Hannelore hat mir schon ein paarmal geschrieben und mir auch schon interessante Links zugesandt.
Sehr geehrte Frau B., liebe Hannelore,
haben Sie vielen Dank für Ihre Zuschrift und auch für die offenen Worte. Es ist mir bewusst, dass Trauer sehr individuell ist und dass nicht jeder Mensch gleich empfindet. Sie haben da Ihre Position, und ich respektiere diese.
Wenn ich den Tod eines Hundes öffentlich erwähne, dann tue ich das nicht, weil ich der Meinung bin, er sei „mehr wert“ als ein Mensch. Ich tue es, weil der Hund in meinem Leben eine Rolle gespielt hat und weil viele meiner Leserinnen und Leser Anteil daran nehmen möchten. Dass ich dabei vielleicht ausführlicher schreibe als über andere Verluste, liegt daran, dass es ein persönlicher Blog ist, kein Nachrichtenportal. Es ist mein Tagebuch, wenn Sie so wollen – und da geht es manchmal um Menschen, manchmal um Tiere, manchmal um Banalitäten.
Ihre Argumentation mit Fleischkonsum, Lederindustrie und Gelatine verstehe ich, sie ist aber hier nicht der Punkt. Man kann ein Tier essen, ein anderes halten und gleichzeitig um ein drittes trauern – das ist kein Widerspruch, sondern Ausdruck menschlicher Vielfalt.
Und was die „artgerechte Haltung“ betrifft: Unsere Hunde waren keine Gefangenen, sondern Familienmitglieder. Sie haben bei uns ein gutes Leben gehabt, mit Zuwendung, Freiheit und Zuneigung. Wenn Sie das „Belustigung und Befriedigung des Kindertriebs“ nennen, dann kann ich nur schmunzeln. Ich nenne es Liebe.
Außerdem darf man nicht vergessen: Haustiere sind eben keine Wildtiere, die wir brutal in Gefangenschaft halten. Den entsprechenden Vorwurf müsste man den Steinzeitmenschen machen, die irgendwann damit begannen, Wolfswelpen und Wildkatzen zu zähmen. Wobei die Forschung heute sogar eher davon ausgeht, dass sich die kleinen Wölfe freiwillig den Menschen angeschlossen haben – angelockt von Nahrung und Schutz. Aus dieser uralten Partnerschaft ist über Jahrtausende eine enge Bindung zwischen Mensch und Hund entstanden.
Unsere heutigen Haustiere wären ohne uns Menschen kaum in der Lage, ein eigenständiges Leben in Freiheit zu führen. Ein Labrador, wie ich ihn hatte, würde in der Wildnis nicht jagen gehen und sich auch nicht in ein Wolfsrudel einfügen. Er ist ein Begleiter des Menschen, ein domestiziertes Wesen, das Nähe, Fürsorge und Familie braucht.
Dass Sie den Tod meines Bruders anders gewichtet sehen als ich, nehme ich zur Kenntnis. Aber auch da gilt: Jeder Mensch trauert anders. Manche laut, manche still. Meine Stille bedeutet nicht Gleichgültigkeit.
Mein Bruder war 16 Jahre älter als ich, wir hatten verschiedene Väter, und sein Leben hat aufgrund des Altersunterschieds und seines Lebens im Ausland völlig abseits meines Lebens stattgefunden. Wenn wir aufeinandertrafen und Zeit miteinander verbrachten, bemerkte ich immer, dass er sich sehr um mich bemühte und mir gegenüber sehr großzügig war. Im Nachgang neigte er aber zum Nachtreten und vor allem dazu, mich und meine Lebensleistung herabzuwürdigen. Im Alter ließ er sich von mir unter großen, auch finanziellen Versprechungen eine Biographie schreiben und kündigte nach 700 Stunden Arbeit die Zusammenarbeit mit fadenscheinigen Begründungen auf, um die versprochene Entlohnung schuldig bleiben zu können. Aus der Bedingung, dass ich als Autor wenigstens als Co-Autor genannt werden würde, wurde dann die Zeile „Ich habe jede einzelne Zeile dieses Buches selbst geschrieben“.
Als ich von seinem Tod mit nur etwas über 70 Jahren erfahren habe, habe ich viel geweint, denn abgesehen von allem habe ich doch meinen großen Bruder verloren. Der Verlust ging mir wochen-, ja monatelang sehr nahe, und auch heute empfinde ich das immer noch als großen Verlust, denn mein Bruder war ein großartiger Mensch, der ein unglaubliches Lebenswerk geschaffen hat.
Aber ich habe mit jedem einzelnen Hund mehr Zeit zusammengelebt, als mit meinem Bruder. Zähle ich alles zusammen, habe ich meinen Bruder vielleicht drei oder vier Monate persönlich erlebt. Da habe ich mehr gemeinsame Erlebnisse mit meinem Hausarzt.
Ich freue mich, dass Sie mein „Gesamtwerk“, wie Sie schreiben, schätzen, und dass Sie meine Bücher lesen. Aber bitte gestatten Sie mir, dass ich über die Themen schreibe, die mich gerade bewegen – seien es Hunde, Brüder oder Bestattungen. Wer meine Blogs liest, bekommt mich eben ungeschminkt.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Wilhelm
Bildquellen:
- muelleimer: Peter Wilhelm
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Wann immer Leute finden, sie könnten die Gefühle/Trauer anderer Menschen bewerten und herabsetzen, wie es ihnen beliebt, sieht man genau so einen Fall geschrieben von Frau B.
Es geht Sie schlicht und ergreifend nichts an, Wer mehr oder weniger um einen Menschen oder Tier trauert, Ihr Schreiben ist somit übergriffig, greift Jemanden unnötig persönlich an und ist somit außerordentlich respektlos.
MfG
Ich finde es richtig und wichtig ,dass du uns hier über den schmerzlichen Verlust eures geliebten Hundes informierst .Es ist für jeden Menschen der auch nur das kleinste bisschen Herz besitzt normal ,dass er trauert ,wenn sein geliebtes Haustier ,ein Familienmitglied stirbt.Es wäre erschreckend,wenn es dir egal wäre.Wir haben auch 2 Hunde und hatten mehrere Meerschweinchen und Zwerghasen .De ahnde ans zum Glück noch quicklebendig,aber unsere Schweinchen und Hasen sind leider alle schon verstorben.Das war jedesmal schrecklich schmerzhaft.Wir haben lange und viel geweint.Davor graust es mir .Es ist schön ,dass ihr so ein großes Herz habt .Diese Frau B .hat wohl keins.Mein Herz chlägt auch für Nutztiere ,deshalb lebe ich auch vegetarisch.Ich kann einfach kein Fleisch essen,da ich weiß,dass dieses Tier leiden musste und auch nicht sterben wollte.
Mach weiter so und lass dich nicht für dein Herz für eure Haustiere und deine Trauer um sie verurteilen.Es ist gut dass du so bist wie du bist.
Lass dir nicht vorschreiben ob und wie du trauerst. Es geht schlichtweg niemanden was an.
Ich sitze auch nach fast 10 Jahren regelmäßig mit Tränen in den Augen da wenn ich an meine Kaninchen denke.
Tiere sind etwas ganz besonderes, die haben sehr feine Antennen für Gemütslagen und Bedürfnisse… und wie heißt es so schön, der Hund ist einem im sturme treu, der Mensch nichtmals im Winde. Oder so ähnlich.
Ich verurteile niemanden für seine Haustiere oder seinen Fleisch Genuss, das darf jeder halten wie er will. Das gehört seit vielen tausend Jahren zum Mensch sein dazu. Ich esse Tiere, und ich tu es gerne… die Haltungsbedingungen dürfen gerne aber noch viel besser werden, die Preise noch viel höher.
Bei der haustierhaltung ist es ähnlich, jeder will nur das Beste für sein Haustier… Ich habe beschlossen das ich meinen hohen Ansprüchen nicht gerecht werden kann, deswegen lasse ich es. Freue mich aber immer über Kontakt mit Tieren… egal ob nun bei Freunden, oder auch nur auf dem Reiterhof.
Ähnlich ist es auch mit Zoos… klar ist das nicht schön das Tiere dort in Gefangenschaft leben, und man kann den Haltungsstandard gar nicht hoch genug ansetzen. Aber einfach die Zoos schließen/verbieten, alle Tiere aussetzen/töten, ist ja nun auch keine Lösung. Da braucht es lange Prozesse/umstrukturierungen/umdenken… und ja, ich gehe gerne in Zois und freue mich immer wieder wenn die Bedingungen sich etwas bessern.
Ich erkläre unseren Kindern auch immer schonungslos was Zoo/haustierhaltung bedeutet… einfach in der Hoffnung das sie bessere Menschen werden als ich einer bin.
Jetzt schwillt mir aber echt der Kamm. So etwas kann doch nur jemand verfassen, der keine Tierliebe kennt, keine Tiere hat bzw. nie eins verloren hat. Ich bin auf einem gr0ßen Bauernhof aufgewachsen und habe bereits mit Katzen geschmust, als ich noch nicht mal laufen konnte. Wir hatten viele Hunde, Katzen und besonders Hühner, die wir niemals geschlachtet hätten. Alle waren geliebte Familienmitglieder und haben uns so viele glückliche Momente beschert; meine Schwester und ich haben bei jedem Tier, das gegangen ist, lange und viel geweint. Einen Hund, mit dem wir lange Jahre lebten, ist in unseren Armen an Heiligabend gestorben – wir haben lange daran gezehrt.
Jeder hat andere Meinungen zu diesen und anderen Sachen, die du im Blog ansprichst. Aber die Menschen, die gegenteilige Gedanken hegen, sollten lieber schweigen und nicht solche Briefe schreiben. Im Übrigen, lieber Peter, hast du keinerlei Gründe, dich aufgrund solcher Kommentare rechtfertigen zu müssen!
Ich kann die Brille und Frisur dieser Dame beschreiben…..
Lieber Peter,
danke für deine Texte. Und dass du uns an deiner Trauer teilnehmen lässt kann man als sehr vertrauensvoll empfinden und mitfühlen. Oder wie Frau B. einfach als Aufhänger nutzen um seinen Frust über die Welt auf dich zu projizieren.
Lass dich davon bitte nicht runterzeihen. Man kann es eben nicht jedem auf der Welt Recht machen. Wie du so schön geschrieben hast bist du hier nicht der „Tanzbär“ und brauchst dich wohl auch nicht zu rechtfertigen. Chapeau dass du es trotzdem gemacht hast!
Zu der Ambivalenz in der Tierliebe können gerne Tierärzte, Metzger oder Jäger befragt werden. Wie man dann gemäß Frau B. alles über einen Kamm scheren kann gelingt wohl nur wenn man derart von der Natur entkoppelt ist dass man seine engstirnigen Gedanken mit einer Meinungsposaune dem anderen entgegenschleudern kann.
Aus deinem Text konnte man erkennen dass du sehr an dem Hund gehangen hast. Kann ich verstehen, bin in einer Familie mit Hunden groß geworden und habe selbst einen Hund. Und obwohl man weiß dass es einen Abschied geben wird ist dieser schwerste Tag dann doch immer bitter.