Frag doch den Undertaker

Verbrechen: Kleidung und Patrone im Krematorium verschwinden lassen?

Als Bestattungsexperte bekomme ich sehr häufig Anfragen von Autoren, die Teile eine Roman- oder Drehbuchhandlung auf dem Friedhof spielen lassen möchten. Hierzu stellen sie mir dann Fragen, damit die Handlung auch plausibel ist.
Heute erreicht mich über die Kommentarfunktion (nicht der beste Weg) eine solche Frage.

Hallo

Ich schreibe einen Roman, in welchem einer der Protagonisten den Ofen eines Krematoriums gerne dafür benutzen würde, Dinge wie Kleidung und auch eine Schusspatrone zu vernichten. Nun fehlt da ja der Sarg. Wenn alle Krematorien technisch so eingerichtet sind, dass ein Sarg zwingend vorhanden sein muss – kann ich dass dann überhaupt so schreiben?

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Zweite Frage: Wie schnell erhitzen die Öfen? Ist es authentisch, dass man einen kalten Ofen innerhalb kurzer Zeit (welche Zeitspanne genau, falls ja) heiß bekommt?

Danke für die Antwort.

Um einen Krematoriumsofen auf die richtige Temperatur zu bringen, benötigt man zwischen 30 Minuten und 1 Stunde.
Den Ofen lassen die Krema-Betreiber nicht komplett abkühlen, sodaß er am nächsten Betriebstag nur wieder „hochgefahren“ werden muss.
Die Verbrennung findet ja dadurch statt, daß der Ofen fast 1000 Grad heiß ist und der Sarg mit dem Leichnam hineingeschoben wird.
Ohne dass nun Feuer im Ofen vorhanden ist, beginnt der Sarg allein durch die Ofenhitze sofort zu brennen.

In Ihrem Roman können Sie den Handelnden also nicht einfach Kleidung und eine Patrone in einen kalten Ofen werfen lassen und sofort verbrennen.
Er könnte diese Gegenstände aber so entsorgen, indem er sie in einen der zahlreich vor dem Ofen wartenden Särge für den nächsten Tag legt. Diese Särge sind schon kontrolliert und sie werden dann nach dem Vorheizen des Ofens nacheinander verbrannt.

Hinsichtlich der Patrone ist zu berücksichtigen, daß eine neue Patrone im Ofen knallen würde. Das würden die Mitarbeiter des Krematorium hören.
Es ist auch noch zu klären, um was es sich handelt, wenn Sie von einer „Schusspatrone“ schreiben.
Handelt es sich um eine noch nicht abgeschossene Patrone?
Die würde dann, wie oben beschrieben, knallen.

Ist es nur das Geschoss? Dann wäre es wichtig, ob es ein Stahl- oder Bleigeschoss ist.
Oder ist es nur eine abgeschossene Patrone?

Ein Bleigeschoss und eine Messingpatrone könnten im Krematoriumsfeuer zu einem unerkennbaren Klumpen schmelzen. Stahl würde höchstwahrscheinlich nur verkohlt aber nicht stark deformiert sein.
Da die Asche mit Magneten und Harken auf Fremdkörper hin untersucht wird, würden diese Gegenstände auf jeden Fall auffallen.

Ein recht gutes Entsorgen ist aber bei einer Erdbestattung möglich. Hier könnte man alle möglichen Sachen in einen Sarg auf dem Friedhof legen. Die meisten Friedhöfe bieten leicht zugängliche Kammern an, in denen Verstorbene zur Abschiednahme aufgebahrt sind. Da könnte theoretisch jeder hingehen und ganz unten in den Sarg Gegenstände legen.

Da niemand weiß, in welchen Sarg die Sachen gelegt wurden, ist auch die Wahrscheinlichkeit äußerst gering, daß durch eine Exhumierung die Sachen gefunden werden. Wo sollten man suchen?

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