„Schämst Du Dich gar nicht, dass Du alte Leute als Volldeppen da stellst?“ (SIEHE BUS!)
Ach herrje, da müssen Alte und leicht Verwirrte ja immer mal wieder für meine Geschichten und zur allgemeinen Belustigung herhalten. Man kann sich jetzt als dauerbemühter und immerbetrofener Gutmensch selbst geisseln und auch das ganz furchtbar finden, aber ich sehe das anders.
Als meine Großmutter in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts sich zum Sterben hinlegte und fast ein Jahr lang siechte, war das von einem zunehmendem Ausfall der geistigen Fähigkeiten begleitet. Als meine Mutter ihr eines Tages das schöne lange Haar erst zu einem Zopf flocht und dann zu einem Kränzchen legte, meinte die Großmutter im Brustton der Überzeugung: „So, Mädchen, das hast Du fein gemacht; und jetzt legste noch ’ne Scheibe Käse drauf, dann hält das besser.“
Noch heute ist dieser Satz ein geflügeltes Wort in unserer Familie und meine Kinder haben ihn so oft gehört, daß vermutlich noch meine Ururenkel den Käse-Satz der seligen Rosa verwenden werden, wenn wieder mal was gut festgemacht worden ist. Erst neulich mußte ich einen Dübel setzen und eine Schraube eindrehen, wobei mir mein Sohn half und am Ende der Arbeit sagte er wie selbstverständlich: „So, noch ’ne Scheibe Käse drauf, dann hält das besser.“
Das tut der Ehrerbietung und dem Respekt vor der Ahnin überhaupt keinen Abbruch, sondern zieht nur eine kleine Episode aus dem Leben heraus und zwar eine, über die zumindest wir immer wieder schmunzeln können.
So ist das auch hier im Weblog. Es liegt mir nicht, irgendwelche alten Leute runterzumachen oder als Volldeppen dastehen zu lassen. Aber die kleinen Schrullen des Alters und des Alltags, die stelle ich gerne mal dar, weil alles was vom täglichen Einerlei abweicht uns auch von diesem ablenkt und als Salz in der Suppe das Leben doch erst lebenswert machen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Sehr gut da gestellt.
Stabile Argumentation. Jetzt noch ne Scheibe Käse drauf, dann hält das besser.
Gruß
Joe
Nur wer vergessen wird ist wirklich tot.
*pruuuust*
Tom hat doch hie und da aus JEDER Altersklasse schon mal wen als Volldeppen dargestellt. Ich sach nur: Sechswochenklo meets Ed Hardy…
Und genauso erzählt er auch hübsche Geschichten über Menschen unterschiedlichen Alters.
Mhhh, ich glaub, ich muss mir auch mal was völlig Abstruses ausdenken und es Tom als Mail schicken. Sowas kann doch gar nicht ernst gemeint sein…
Es ist doch immer bemerkenswert, wie Tom aus sowas provokantem immer eine schöne Geschichte bzw. Anedote machen kann. 😀
Schrullig sind wir doch alle, bloß merken wir es (noch) nicht 😉
B. A.
Ich habe mir fest vorgenommen, wenn ich mal alt werden sollte, meine Schrullen ordentlich zu pflegen, denn
1. ist das vielleicht dann das einzige, was ich selber pflegen kann und
2. darf ich dann endlich richtig rumschrullen!
😛
@ Asz. Richtig.
Schrullen und Schnurren sollte man pflegen.
Wer kennt noch den Ausdruck „Schnurren“ für kleine humorige Geschichten? Ich werd`alt…
B. A.
Jup, die Schnurre kenn ich noch, allerdings hat meine Uroma mir das Wort nähergebracht. Aber ich mag es und verwende es auch weiter!
Tom, das hast du gut erklärt.
Aus deinen Geschichten spricht immer so viel Respekt, ich verstehe die Meckerer nicht.
Die Aufregung bei der Führerscheinprüfung, sofern die beim Autor schon war, dürfte groß gewesen sein. Da sind alte Leute ja auch immer die Opfer 😀
Einer meiner Opas war blind und er hat selbst noch jahrelang die Geschichte erzählt, wie er nach einer Kneipentour mit seinem ebenfalls blinden Freund nachts in eine Baugrube gefallen ist, weil beide besoffen waren.
Es gibt von meinen anderen Großeltern reichlich Sprüche, die in unserer Familie immer noch lebendig sind und sogar mein Mann benutzt sie. Ich weiß, dass die beiden sich darüber freuen würden.
Also, immer piano mit dem Gutmenschentum, oft wollen die, um die es geht, gar nicht „begutmenscht“ werden.
Ich wollte den [url=http://weblog.hundeiker.de/item-706.html]alten Herrn in diesem Beitrag[/url] auch nicht verhöhnen. Aber was komisch ist, muß es auch sein dürfen. Scheibe Käse drauf.
Unsere Familie ist extrem übersichtlich geworden, aber immer noch erinnert sich der harte, noch lebende Kern daran, wie sich Oma damals aus Versehen mit dem übrig gebliebenen Kleister vom Renovieren die Mumu gewaschen hat. Wir haben es nicht gesehen, aber sie hat es so schön erzählt. Ebenso hat sie auch davon erzählt wie ihre Tochter, also meine Tante, ihr Zäpfchen zu schlucken gab. Nein, das ist nicht des Witzes wegen (wo auch), sondern weil die gute Tante Alzheimer hatte. Anfangs recht ulkig, aber später dann ‚rollte‘ und krampfte sich der Körper immer mehr zusammen. Lediglich das Herz und die Lunge schien der freundliche Alzheimer abzuschalten vergessen zu haben. Künstliche Ernährung abschalten ist nicht. Kurz und gut, oder eben auch schlecht. Ihre Beerdigung war die Lustigste die ich je erlebt habe. Schon während der Trauerfeier (wir hatten viel Zeit, weil Kollege Pastor zu spät kam, bei wem auch immer) lachten meine Schwester und ich uns kringelig, ob der Geschichten aus besseren Zeiten. Die Beerdigung empfanden wir alle als Erlösung für die Tante. So wurde aus Trauer… Weiterlesen »
Vielleicht…
…war alles ja auch ganz anders…
Die rüstige Dame – durchaus im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte – hat ihre Lesebrille daheim vergessen und kann den Plan an der Haltestelle nicht lesen.
Also entert sie schlauerweise den nächsten Dienstleister mit der ihrer Ansicht nach höchsten Höflichkeits- und Service-„Quote“.
Da sie Angst hat evtl. den Bus zu verpassen und ihr (ganz alters- und generationsgerecht) der Gang zum Bestatter nicht wirklich behagt, erstickt sie jedes Gespräch im Keim und kommt sofort auf den Punkt.
Das ist nicht dement, das ist voll pfiffig!!!
Alter schützt vor Kritik nicht.
Ich finde es bescheuert zu sagen. „Sso ich hab die *Zahl einfügen* überschritten, nu kann ich mich benehmen, wie ich es selbst immer als unflätig betrachtet habe“. Ich lasse mich von einem 20-Jährigen genauso wenig gerne schnodderig von der Seite anmachen, wie von einer 80-Jährigen.